Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] 26 Zu vergessen, ist wohl gethan, was man nicht erlangen kann. Dän.: Best at glemme det man ei kand faae. (Prov. dan., 242.) *27 Er hat mehr vergessen, dann jhener kann. - Franck, II, 60a; Braun, I, 4736. *28 Er hat schon mehr vergessen, als wir alle wissen. - Mayer, II, 112. *29 Er hat sich vergessen. - Frischbier2, 3897. Unschicklich aufgeführt. *30 Er hat vergessen, dass er geheirathet hat, und geht wieder aufs Heu schlafen. Böhm.: Zapomnel, ze se ozenil, i lezl zase spat na seno. (Celakovsky, 502.) *31 Er vergisset den Löffel im Munde. - Mathesy, 204b. *32 Er vergisst den i-Punkt nicht. Er ist selbst in Kleinigkeiten pünktlich. Frz.: Il met les points sur les i. *33 Er vergisst, wie er heisst. Böhm.: Zapomnel na to jako na smrt'. (Celakovsky, 519.) Dän.: Al glemme hvad man heder. (Prov. dan., 242.) *34 Er wird noch vergessen, ob er einen Kopf hat. *35 Es ist vergessen und in Wind geschlagen. - Eiselein, 617. Lat.: Irrita dii superi ventis haec omnia tradant. (Eiselein, 617.) *36 He vergitt noch Büxen un Wamms. (Holst.) - Schütze, IV, 302. Alles, sogar das Naheliegende und Nöthigste. *37 Ich hoas zu Ste-Tude1 vergossen. - Gomolcke, 518. 1) Ich habe die Redensart weder je gehört, noch den Ausdruck irgend in einem alten schlesischen Schriftsteller gefunden, glaubte ihn aber doch nach Gomolcke hier mit aufführen zu müssen. In der Pfeiffer'schen Sammlung schlesischer Sprichwörter (Frommann, III) findet sich die Redensart nicht. *38 Was vergesse; i hätt bald g'seit g'schisse, oder verblinke: i hätt bald was g'seit. (Ulm.) Vergessenheit. 1 Vergessenheit hilft vor das Leid. - Simrock, 10852. Die Zeit mildert jedes Uebel, das uns betroffen. 2 Vergessenheit ist der Undankbarkeit Mutter. Dän.: Glemsomhed utaknemmeligheds moder. (Prov. dan., 242.) 3 Vergessenheit ist die beste Arznei wider Gewalt und Unrecht. Lat.: Irreparabilium felix est oblivio rerum. 4 Vergessenheit ist die Mutter des Irrthums. - Graf, 458, 534, 8. "Di vorgezzinheyt, di muter der errunge." (Lünig, I, 270.) *5 Etwas ins Buch der Vergessenheit schreiben. Dän.: Skrive i glemme-bogen. (Prov. dan., 242.) Vergesslicher. Der Vergessliche wird auf die Finger oder auf den Beutel geklopft. Lat.: Plectatur multa quem protrahit orbita stulta. (Reuterdahl, 753.) Schwed.: Fore glömsko gaeller man wite. (Reuterdahl, 753.) Vergesslichkeit. 1 Die Vergesslichkeit der Grossen ist die Fundgrube der Kleinen. 2 Vergesslichkeit und Faulheit sind Geschwisterkinder. - Simrock, 10853. Lat.: Oblivio signum negligentiae. (Seybold, 398.) Poln.: Zapamietanie corka niedbalstwa. (Celakovsky, 134.) Vergeuden. Wer das Seine vergeudet hat, der muss den Gisel essen. (S. Geisselmahl.) - Eiselein, 239. Vergissmeinnicht. *1 Es ist ein Vergissmeinnicht auf den Lebensweg. *2 Es sind bairische Vergissmeinnicht. So nennt der Oesterreicher scherzweise den Löwenzahn (Leontodon taraxacum L.) sein "Saublümel". Auch sauere Ruebe, bairisches Pulver, sowie er die Schweine "bairische Edelleute" nennt. Massmann (Kaiserchronik, III) sagt Mehreres, was diese Redensart erklären dürfte, auch ein Neckwitz aus L. Auerbach's Volksbüchlein: "Der Baier treibt bei Mindelheim Säue ins Reich und handelt dafür Hopfen von Memmingen ein." Vergleich. 1 Bei Vergleichen muss man die Berg in die Thäler ziehn. - Lehmann, 780, 2. Nicht alles zu genau nehmen, "nicht alles nach der Spitz ausmessen". [Spaltenumbruch] 2 Bei Vergleichen muss man ein gut Blatt zuletzt behalten. - Lehmann, 789, 23. 3 Beim Vergleich muss man Acht haben, dass der eine Theil nit das Schwert, der ander nur die Scheiden behalte. - Lehmann, 782, 28. Dän.: I forlig skal ogtes at den eene ikke faaer svaerdet den anden skeden. (Prov. dan., 179.) 4 Ein guter Vergleich erhält die Freundschaft. It.: Patto chiaro, amico caro. (Bohn I, 118.) 5 Ein magerer Vergleich ist besser als ein fetter Process. - Eiselein, 617; Mayer, II, 83; Bücking, 225; Eisenhart, 1, 9; Pistor., VI, 21; Hermann, III, 3; Simrock, 10854; Körte, 6239; Körte2, 7835; Müller, 33, 2; Sailer, 253; Siebenkees, 273; Steiger, 34; Bueren, 916; Graf, 424, 179; Ramann, Unterr., II, 12; Gaal, 1603; Schmitz, 186, 53; Braun, I, 4733; Lohrengel, I, 234; Dove, 232 u. 1192; Jo. Christ. Hartung, De redentione vexae vulgo: Ein magerer Vergleich ist besser als ein fetter Process. (Jena 1751). "En magern Ferglik is beter as en fetten Proces." (Marahrens, 97.) Es werden in diesem Sprichwort die Vortheile, die mit einem Vergleich verbunden sind, dargestellt, und es soll den streitenden Parteien zu einem Beweggrunde dienen, den vorgeschlagenen Vergleich anzunehmen. Der ungewisse Ausgang einer zweifelhaften Rechtssache, der Aufwand vergeblicher Kosten u. s. w. sind hinreichende Ursachen, einen geringen Vortheil, den man durch einen Vergleich erhalten kann, dem Verluste vorzuziehen, den man durch einen Process befürchten muss. Auch die Chinesen sagen: Es ist ein glückliches Unternehmen, Rechtshändel billig zu entscheiden, aber noch glücklicher ist man, wenn man sie völlig hintertreiben kann. (Hlawatsch, 69.) Böhm.: Kratke porovnani lepsi, nez dlouhe sporovani. (Celakovsky, 348.) Dän.: Temmelig forlig er bedre end den beste dom. (Prov. dan., 157.) Engl.: Agree, for the law is costly. (Gaal, 1603.) - An indifferent agreement is better than carrying a cause at law. (Marin, 6.) Frz.: Un mechant accommodement vaut mieux que le meilleur proces. (Gaal, 1603; Kritzinger, 5a.) Holl.: Beter een kwaad (mager) appeintement (vergelijk) dan een goed (vet) proces. (Harrebomee, II, 370b.) - Beter een mager akkoord dan eene vette sententie. (Harrebomee, I, 13a.) Isl.: Betri er mögr forlikun, enn feitr prosess. (Jonssyni, 52.) It.: E meglio un magro accordo, che una grassa sentenza. (Pazzaglia, 349, 2; Gaal, 1603; Masson, 353.) Lat.: Inter duo mala minus eligendum. (Sutor, 350.) - Litigium de gallina compone vel ovo. (Seybold, 237; Binder II, 1681.) - Servari enim justitia, nisi a forti viro, nisi a sapienti non potest. (Marin, 6.) Poln.: Lepsza chuda zgoda, niz tlusty proces. (Lompa, 19; Masson, 653.) - Lepsza slomiana zgoda nizeli zloty proces. (Celakovsky, 348.) Schwed.: Bättre en mager förlikning, än en fet process (rättegang). (Marin, 6; Wensell, 11.) Ung.: Jobb egy szep amica, mint a' leg szebb processus. (Gaal, 1603.) 6 Ein magerer Vergleich mit Freunden ist besser als ein fetter Process mit Feinden. Dän.: Mager forligelse med de gode er bedre end feed med de onde. (Prov. dan., 180.) 7 Ein Vergleich ist kein Beweis. 8 Enen schro'en Vergleik is better, as enen fetten Process. (Westf.) - Boebel, 144; für Aachen: Firmenich, I, 492, 51; für Düren: Firmenich, I, 484, 95; für Iserlohn: Woeste, 79, 345; für Ostfriesland: Hauskalender, I; für Waldeck: Curtze, 348, 424. 9 Es ist besser ein magerer Vergleich als ein feistes Urtheil. - Hassl., 93. 10 Jeder Vergleich hinkt. Lat.: Omne simile claudicat. (Binder II, 2377.) 11 Wer zum Vergleich trachtet, der stellt nach Frieden. Vergleichen. 1 Ich will mich schon vergleichen, sagte der Junker zum Bauer Christ, ich nehme die Kuh und lasse dir den Mist. Dän.: Mange vil vel forliges, og give veder parten en tiende, men beholde selv ni deele. (Prov. dan., 180.) 2 Vergleichen und Vertragen ist besser als Zanken und Klagen. - Simrock, 10855; Körte, 6238.
[Spaltenumbruch] 26 Zu vergessen, ist wohl gethan, was man nicht erlangen kann. Dän.: Best at glemme det man ei kand faae. (Prov. dan., 242.) *27 Er hat mehr vergessen, dann jhener kann. – Franck, II, 60a; Braun, I, 4736. *28 Er hat schon mehr vergessen, als wir alle wissen. – Mayer, II, 112. *29 Er hat sich vergessen. – Frischbier2, 3897. Unschicklich aufgeführt. *30 Er hat vergessen, dass er geheirathet hat, und geht wieder aufs Heu schlafen. Böhm.: Zapomnĕl, że se oženil, i lezl zase spat na seno. (Čelakovsky, 502.) *31 Er vergisset den Löffel im Munde. – Mathesy, 204b. *32 Er vergisst den i-Punkt nicht. Er ist selbst in Kleinigkeiten pünktlich. Frz.: Il met les points sur les i. *33 Er vergisst, wie er heisst. Böhm.: Zapomnĕl na to jako na smrt'. (Čelakovsky, 519.) Dän.: Al glemme hvad man heder. (Prov. dan., 242.) *34 Er wird noch vergessen, ob er einen Kopf hat. *35 Es ist vergessen und in Wind geschlagen. – Eiselein, 617. Lat.: Irrita dii superi ventis haec omnia tradant. 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Lat.: Irreparabilium felix est oblivio rerum. 4 Vergessenheit ist die Mutter des Irrthums. – Graf, 458, 534, 8. „Di vorgezzinheyt, di muter der errunge.“ (Lünig, I, 270.) *5 Etwas ins Buch der Vergessenheit schreiben. Dän.: Skrive i glemme-bogen. (Prov. dan., 242.) Vergesslicher. Der Vergessliche wird auf die Finger oder auf den Beutel geklopft. Lat.: Plectatur multa quem protrahit orbita stulta. (Reuterdahl, 753.) Schwed.: Fore glömsko gaeller man wite. (Reuterdahl, 753.) Vergesslichkeit. 1 Die Vergesslichkeit der Grossen ist die Fundgrube der Kleinen. 2 Vergesslichkeit und Faulheit sind Geschwisterkinder. – Simrock, 10853. Lat.: Oblivio signum negligentiae. (Seybold, 398.) Poln.: Zapamiętanie córka niedbalstwa. (Čelakovsky, 134.) Vergeuden. Wer das Seine vergeudet hat, der muss den Gisel essen. (S. Geisselmahl.) – Eiselein, 239. Vergissmeinnicht. *1 Es ist ein Vergissmeinnicht auf den Lebensweg. *2 Es sind bairische Vergissmeinnicht. So nennt der Oesterreicher scherzweise den Löwenzahn (Leontodon taraxacum L.) sein „Saublümel“. Auch sauere Ruebe, bairisches Pulver, sowie er die Schweine „bairische Edelleute“ nennt. Massmann (Kaiserchronik, III) sagt Mehreres, was diese Redensart erklären dürfte, auch ein Neckwitz aus L. Auerbach's Volksbüchlein: „Der Baier treibt bei Mindelheim Säue ins Reich und handelt dafür Hopfen von Memmingen ein.“ Vergleich. 1 Bei Vergleichen muss man die Berg in die Thäler ziehn. – Lehmann, 780, 2. Nicht alles zu genau nehmen, „nicht alles nach der Spitz ausmessen“. [Spaltenumbruch] 2 Bei Vergleichen muss man ein gut Blatt zuletzt behalten. – Lehmann, 789, 23. 3 Beim Vergleich muss man Acht haben, dass der eine Theil nit das Schwert, der ander nur die Scheiden behalte. – Lehmann, 782, 28. Dän.: I forlig skal ogtes at den eene ikke faaer sværdet den anden skeden. (Prov. dan., 179.) 4 Ein guter Vergleich erhält die Freundschaft. It.: Patto chiaro, amico caro. 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26 Zu vergessen, ist wohl gethan, was man nicht erlangen kann.
Dän.: Best at glemme det man ei kand faae. (Prov. dan., 242.)
*27 Er hat mehr vergessen, dann jhener kann. – Franck, II, 60a; Braun, I, 4736.
*28 Er hat schon mehr vergessen, als wir alle wissen. – Mayer, II, 112.
*29 Er hat sich vergessen. – Frischbier2, 3897.
Unschicklich aufgeführt.
*30 Er hat vergessen, dass er geheirathet hat, und geht wieder aufs Heu schlafen.
Böhm.: Zapomnĕl, że se oženil, i lezl zase spat na seno. (Čelakovsky, 502.)
*31 Er vergisset den Löffel im Munde. – Mathesy, 204b.
*32 Er vergisst den i-Punkt nicht.
Er ist selbst in Kleinigkeiten pünktlich.
Frz.: Il met les points sur les i.
*33 Er vergisst, wie er heisst.
Böhm.: Zapomnĕl na to jako na smrt'. (Čelakovsky, 519.)
Dän.: Al glemme hvad man heder. (Prov. dan., 242.)
*34 Er wird noch vergessen, ob er einen Kopf hat.
*35 Es ist vergessen und in Wind geschlagen. – Eiselein, 617.
Lat.: Irrita dii superi ventis haec omnia tradant. (Eiselein, 617.)
*36 He vergitt noch Büxen un Wamms. (Holst.) – Schütze, IV, 302.
Alles, sogar das Naheliegende und Nöthigste.
*37 Ich hoas zu Stê-Tude1 vergossen. – Gomolcke, 518.
1) Ich habe die Redensart weder je gehört, noch den Ausdruck irgend in einem alten schlesischen Schriftsteller gefunden, glaubte ihn aber doch nach Gomolcke hier mit aufführen zu müssen. In der Pfeiffer'schen Sammlung schlesischer Sprichwörter (Frommann, III) findet sich die Redensart nicht.
*38 Was vergesse; i hätt bald g'seit g'schisse, oder verblinke: i hätt bald was g'seit. (Ulm.)
Vergessenheit.
1 Vergessenheit hilft vor das Leid. – Simrock, 10852.
Die Zeit mildert jedes Uebel, das uns betroffen.
2 Vergessenheit ist der Undankbarkeit Mutter.
Dän.: Glemsomhed utaknemmeligheds moder. (Prov. dan., 242.)
3 Vergessenheit ist die beste Arznei wider Gewalt und Unrecht.
Lat.: Irreparabilium felix est oblivio rerum.
4 Vergessenheit ist die Mutter des Irrthums. – Graf, 458, 534, 8.
„Di vorgezzinheyt, di muter der errunge.“ (Lünig, I, 270.)
*5 Etwas ins Buch der Vergessenheit schreiben.
Dän.: Skrive i glemme-bogen. (Prov. dan., 242.)
Vergesslicher.
Der Vergessliche wird auf die Finger oder auf den Beutel geklopft.
Lat.: Plectatur multa quem protrahit orbita stulta. (Reuterdahl, 753.)
Schwed.: Fore glömsko gaeller man wite. (Reuterdahl, 753.)
Vergesslichkeit.
1 Die Vergesslichkeit der Grossen ist die Fundgrube der Kleinen.
2 Vergesslichkeit und Faulheit sind Geschwisterkinder. – Simrock, 10853.
Lat.: Oblivio signum negligentiae. (Seybold, 398.)
Poln.: Zapamiętanie córka niedbalstwa. (Čelakovsky, 134.)
Vergeuden.
Wer das Seine vergeudet hat, der muss den Gisel essen. (S. Geisselmahl.) – Eiselein, 239.
Vergissmeinnicht.
*1 Es ist ein Vergissmeinnicht auf den Lebensweg.
*2 Es sind bairische Vergissmeinnicht.
So nennt der Oesterreicher scherzweise den Löwenzahn (Leontodon taraxacum L.) sein „Saublümel“. Auch sauere Ruebe, bairisches Pulver, sowie er die Schweine „bairische Edelleute“ nennt. Massmann (Kaiserchronik, III) sagt Mehreres, was diese Redensart erklären dürfte, auch ein Neckwitz aus L. Auerbach's Volksbüchlein: „Der Baier treibt bei Mindelheim Säue ins Reich und handelt dafür Hopfen von Memmingen ein.“
Vergleich.
1 Bei Vergleichen muss man die Berg in die Thäler ziehn. – Lehmann, 780, 2.
Nicht alles zu genau nehmen, „nicht alles nach der Spitz ausmessen“.
2 Bei Vergleichen muss man ein gut Blatt zuletzt behalten. – Lehmann, 789, 23.
3 Beim Vergleich muss man Acht haben, dass der eine Theil nit das Schwert, der ander nur die Scheiden behalte. – Lehmann, 782, 28.
Dän.: I forlig skal ogtes at den eene ikke faaer sværdet den anden skeden. (Prov. dan., 179.)
4 Ein guter Vergleich erhält die Freundschaft.
It.: Patto chiaro, amico caro. (Bohn I, 118.)
5 Ein magerer Vergleich ist besser als ein fetter Process. – Eiselein, 617; Mayer, II, 83; Bücking, 225; Eisenhart, 1, 9; Pistor., VI, 21; Hermann, III, 3; Simrock, 10854; Körte, 6239; Körte2, 7835; Müller, 33, 2; Sailer, 253; Siebenkees, 273; Steiger, 34; Bueren, 916; Graf, 424, 179; Ramann, Unterr., II, 12; Gaal, 1603; Schmitz, 186, 53; Braun, I, 4733; Lohrengel, I, 234; Dove, 232 u. 1192; Jo. Christ. Hartung, De redentione vexae vulgo: Ein magerer Vergleich ist besser als ein fetter Process. (Jena 1751).
„En magern Ferglik is beter as en fetten Proces.“ (Marahrens, 97.) Es werden in diesem Sprichwort die Vortheile, die mit einem Vergleich verbunden sind, dargestellt, und es soll den streitenden Parteien zu einem Beweggrunde dienen, den vorgeschlagenen Vergleich anzunehmen. Der ungewisse Ausgang einer zweifelhaften Rechtssache, der Aufwand vergeblicher Kosten u. s. w. sind hinreichende Ursachen, einen geringen Vortheil, den man durch einen Vergleich erhalten kann, dem Verluste vorzuziehen, den man durch einen Process befürchten muss. Auch die Chinesen sagen: Es ist ein glückliches Unternehmen, Rechtshändel billig zu entscheiden, aber noch glücklicher ist man, wenn man sie völlig hintertreiben kann. (Hlawatsch, 69.)
Böhm.: Kratké porovnání lepší, než dlouhé sporováni. (Čelakovsky, 348.)
Dän.: Temmelig forlig er bedre end den beste dom. (Prov. dan., 157.)
Engl.: Agree, for the law is costly. (Gaal, 1603.) – An indifferent agreement is better than carrying a cause at law. (Marin, 6.)
Frz.: Un méchant accommodement vaut mieux que le meilleur procès. (Gaal, 1603; Kritzinger, 5a.)
Holl.: Beter een kwaad (mager) appeintement (vergelijk) dan een goed (vet) proces. (Harrebomée, II, 370b.) – Beter een mager akkoord dan eene vette sententie. (Harrebomée, I, 13a.)
Isl.: Betri er mögr forlikun, enn feitr prósess. (Jonssyni, 52.)
It.: E meglio un magro accordo, che una grassa sentenza. (Pazzaglia, 349, 2; Gaal, 1603; Masson, 353.)
Lat.: Inter duo mala minus eligendum. (Sutor, 350.) – Litigium de gallina compone vel ovo. (Seybold, 237; Binder II, 1681.) – Servari enim justitia, nisi a forti viro, nisi a sapienti non potest. (Marin, 6.)
Poln.: Lepsza chuda zgoda, niź tłusty proces. (Lompa, 19; Masson, 653.) – Lepsza słomiana zgoda niżeli złoty proces. (Čelakovsky, 348.)
Schwed.: Bättre en mager förlikning, än en fet process (rättegång). (Marin, 6; Wensell, 11.)
Ung.: Jobb egy szép amica, mint a' leg szebb processus. (Gaal, 1603.)
6 Ein magerer Vergleich mit Freunden ist besser als ein fetter Process mit Feinden.
Dän.: Mager forligelse med de gode er bedre end feed med de onde. (Prov. dan., 180.)
7 Ein Vergleich ist kein Beweis.
8 Enen schro'en Verglîk is better, as enen fetten Process. (Westf.) – Boebel, 144; für Aachen: Firmenich, I, 492, 51; für Düren: Firmenich, I, 484, 95; für Iserlohn: Woeste, 79, 345; für Ostfriesland: Hauskalender, I; für Waldeck: Curtze, 348, 424.
9 Es ist besser ein magerer Vergleich als ein feistes Urtheil. – Hassl., 93.
10 Jeder Vergleich hinkt.
Lat.: Omne simile claudicat. (Binder II, 2377.)
11 Wer zum Vergleich trachtet, der stellt nach Frieden.
Vergleichen.
1 Ich will mich schon vergleichen, sagte der Junker zum Bauer Christ, ich nehme die Kuh und lasse dir den Mist.
Dän.: Mange vil vel forliges, og give veder parten en tiende, men beholde selv ni deele. (Prov. dan., 180.)
2 Vergleichen und Vertragen ist besser als Zanken und Klagen. – Simrock, 10855; Körte, 6238.
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