Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *613 Ick hebbe dar al en Vagel vun sing'n hört. - Eichwald, 191.

Es ist mir wol davon schon etwas vor die Ohren gekommen. Ich habe davon schon munkeln hören. (S. Hund 1565.)

Dän.: Jeg har vel hord en fugl sjunge. (Prov. dan., 307.)

*614 Jiedermann eh Vuegel un Kasper 'n Baukfinke. (Westf.)

*615 Kälberne Vögel. - Gutzkow, Hohenschwangau, I, 14.

*616 Lieber heute einen Vogel, als morgen eine Gans.

*617 Män seht heraus dem Vogel. (Warschau.)

Jüdisch-deutsch, um zu sagen, man ist der Sache auf den Grund gekommen; es ist ans Tageslicht getreten. Die irdenen Bauernschüsseln pflegten gewöhnlich auf dem Boden einen gemalten Vogel zur Verzierung zu haben, den man aber erst bemerkte, wenn die Schüssel bis auf den Grund geleert ist.

*618 Man sprach von Vögeln, da pfiff die Fledermaus.

*619 Nu de Vägel ausgeflogen sein, weil a irschte kluk warden. - Gomolcke, 810; Frommann, III, 242, 21.

*620 Solche Vögel gehören auf kein andere Leimruthen, als wo die Raben sitzen. - Chaos, 312; Parömiakon, 188.

Die Galgenreife wird auch in folgender verwandten Form a. a. O. ausgedrückt: Solche Wäsche muss kein anderer aufhenken als der Meister Hämmerle, der Herr Knüpfauf. Solche Häls verdienen keinen andern Kragen, als die der Seiler spendirt.

*621 Solche Vögel habe ich schon mehr singen hören.

Holl.: Ik heb zulke vogeltjes wel meer hooren zingen. (Harrebomee, II, 401a.)

*622 Solchen Vögeln gehört ein solcher Käfig. - Parömiakon, 2370.

Zunächst von denen, die im Zuchthause ein Verbrechen abbüssen, in weiterer Bedeutung von allen, die für irgendein Vergehen eine Strafe abzubüssen haben.

*623 Vagels unnern Hot hebb'n. - Eichwald, 1977.

*624 Vogel öber Tach. - Tobler, 198.

Flugs, schnell, ohne langes Besinnen und Ueberlegen, in Bausch und Bogen, ohne nähern Anschlag den Handel abschliessen. Eigentlich in so schneller Zeit, als ein Vogel braucht, um über ein Dach zu fliegen. Vogel ober Tach schwätza = kopflos reden. Vogel öber Tach kaufen = flüchtig kaufen, ohne den Werth der Sache zu untersuchen, ohne irgendeine Sicherheit von seiten des Verkäufers. Einen Wechsel "Vogel ober Tach" kaufen = ohne dass für dessen Unterschrift gehaftet wird.

*625 Welcher Vogel erhebt nicht sein Gefieder. (Lit.)

*626 Wer solche Vögel heimführt, der hat solche Gäste.

*627 Wie der Vogel auf dem Dache. (Breslau.)

D. h. in jedem Augenblick in Beziehung auf Kleidung u. s. w. bereit sein zum Ausgehen, zum Angriff eines Geschäfts. Eine gute Hausfrau hält es für keinen Ruhm, wie der Vogel auf dem Dache zu sein, d. i. stets bereit in Gesellschaft oder spazieren zu gehen, denn sie trägt ein einfaches Hauskleid.

*628 Zwei Vögel in einem Neste fahen. - Eiselein, 493.


Vogelbeere.

Die rötheste Vogelbeere ist doch keine Himbeere. (Wend. Lausitz.)


Vögelchen.

1 Et flüget kein Vüegelken so hoge, et maut doch op de Aerde sine Narunge saüken. (Iserlohn.) - Firmenich, III, 187, 79; Woeste, 79, 374.

*2 Dat Vögelchen sengk: de Zeck, de kütt. (Bedburg.)

*3 Ich habe schon ein Vögelchen davon singen (pfeifen) hören.

*4 Sie hot noch Vögelech in Kopp. (Warschau.)

D. h. sie hegt kindische Gedanken, ihre Phantasie beschäftigt sich mit Luftgemälden, Einbildungen, Hirngespinsten.


Vogeldünger.

* Er mag noch viel Vogeldünger auflegen.

Man gab bartlosen Jünglingen den Rath, Vogeldünger aufzulegen, weil dieser den Bartwuchs befördern soll. Im grossen ist in neuerer Zeit seine befruchtende Kraft in der Landwirthschaft durch Anwendung des Guanos erprobt worden. (Vgl. Illustr. Zeitung vom 21. Juni 1866.)


Vogelfang.

1 Beter in den Vogelfang as in de Isenklang. - Bueren, 18; Eichwald, 1784; Frommann, II, 390, 66; Hauskalender, II.

[Spaltenumbruch] 2 Vogelfang gehört zum Wildbann. - Blum, 751; Eisenhart, 204; Pistor., IX, 85; Hillebrand, 65, 94; Eiselein, 622; Simrock, 11018.

Unter Wildbann versteht man bald das Oberaufsichtsrecht des Staats über die Jagd (Jagdhoheit), bald das Jagdregal im eigentlichen Sinne, d. i. die Befugniss, andere von der Jagd auszuschliessen. Das Sprichwort will also sagen, dass auch der Vogelfang zur Jagd gehöre. Der Rechtssatz des Sprichworts ist erst in späterer Zeit entstanden, als die allgemeine Jagdfreiheit schon sehr beschränkt war. Als man das Fangen des Wildes zu eigenem Gebrauch nur noch mit Hunden gestattete, war der Vogelfang immer noch frei. Zuletzt wurde auch er für einen Bestandtheil des Wildbanns erklärt und gewöhnlich nur dem Adel gestattet. (S. Vogel 469.) In unsern Tagen ist dies Sprichwort keine allgemeine Regel mehr, da der Vogelfang nicht überall mehr zum Wildbann gehört.

3 Wer auf den Vogelfang will gehen, muss aufs Pfeifen sich verstehen.


Vogelfänger.

1 Der Vogelfänger zeigt wol die Körner, aber nicht das Garn (Netz).

Dän.: Fuglefaengeren viser vel fröet, men skjuler derhos garnet. (Prov. dan., 207.)

2 Vogelfenger, Leddiggenger, darnach schlegt der Diebhenger. - Petri, II, 577.


Vögelflug.

Vögelflug macht nicht klug.

Lat.: A volatu vulturum ominor bellum.


Vogelfrei.

*1 Einen vogelfrei machen. - Schneider, Bibl. Lexikon, 101.

*2 Er ist vogelfrei erklärt. - Eiselein, 622; Braun, I, 4818.

Hat den Schutz des Gesetzes verwirkt, es kann ihn jeder auffangen und tödten.

Dän.: Fugl frie. (Prov. dan., 205.)

Holl.: Hij is vogelvrij verklaard. (Harrebomee, II, 401a.)


Vogelgarn.

* Das Vogelgarn offen spreiten. - Murner, Schelm., 37.

Verlegenheit bereiten. "Wilt etwas thun, so schweig, nit warn; du spreitest sunst das vogelgarn offenlich den vögeln dar, das jeder sein bald nimmet war; darumb so lug, dein rathen spar." (Kloster, I, 874.)


Vogelgesang.

1 Besser bei Vogelgesang als bei Harfenklang.

2 Besser im Vogelgesang als im Eisengeklang. (S. Reisen.) - Simrock, 11016.

Holl.: Lieber in der vogeln zang dan in der ijzeren klank. (Harrebomee, II, 401b.)


Vogelkenner.

*1 Er ist ein Vogelkenner, er hält die Sau für eine Lachtaube.

*2 Er ist ein Vogelkenner, er sieht ein Mutterschwein für eine Turteltaube an.

Von unwissenden Menschen voll Einbildung.

Holl.: Hij slacht Wiggert Wiggerts (of: Reiger Reigers) een' kenner van alle vogelen, hij zag eene zog (een' rog) voor eene tortelduif aan. (Harrebomee, II, 401a.)

*3 Er ist ein Vogelkenner, sein Vater war ein Kukuk (Spatz).

Holl.: Hij is een kenner van de vogeltjes, zijn vader is een kwikstaart geweest. (Harrebomee, II, 401a.)


Vogelkirsche.

Wenn die Vogelkirsche grün wird, ist dem Vollmond nicht zu trauen.


Vogelmilch.

*1 Es ist drinnen du von Vogelmilch. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Es ist alles darin, alles da.

*2 Vün Vogelmilch is dort zu bekümmen. (Warschau.)

D. h. man kann dort alles erhalten, was man nur verlangt. Auch der Pole sagt: I ptasie mleko mozna tam dostac.


Vogelmist.

Vogelmist lässt den Bart wie er ist.

Zweifel also an der Wirksamkeit des alten Recepts. (S. Vogeldünger.)


Vogeln.

Wie es vogelt, also legts eyr. - Franck, II, 107b; Gruter, I, 85; Egenolff, 103a; Eiselein, 622; Simrock, 11019; Braun, I, 4819; Grubb, 495.


Vögeln.

1 So genau vöggelt kein Edelmann, dat nich en Haar midde herin geit. (Wolfenbüttel.)

Spott über zu grosse Etikette.

2 Vögeln ist der armen Leute Braten. (Schles.)


[Spaltenumbruch] *613 Ick hebbe dar al en Vagel vun sing'n hört.Eichwald, 191.

Es ist mir wol davon schon etwas vor die Ohren gekommen. Ich habe davon schon munkeln hören. (S. Hund 1565.)

Dän.: Jeg har vel hord en fugl sjunge. (Prov. dan., 307.)

*614 Jiedermann eh Vuegel un Kasper 'n Baukfinke. (Westf.)

*615 Kälberne Vögel.Gutzkow, Hohenschwangau, I, 14.

*616 Lieber heute einen Vogel, als morgen eine Gans.

*617 Män seht heraus dem Vogel. (Warschau.)

Jüdisch-deutsch, um zu sagen, man ist der Sache auf den Grund gekommen; es ist ans Tageslicht getreten. Die irdenen Bauernschüsseln pflegten gewöhnlich auf dem Boden einen gemalten Vogel zur Verzierung zu haben, den man aber erst bemerkte, wenn die Schüssel bis auf den Grund geleert ist.

*618 Man sprach von Vögeln, da pfiff die Fledermaus.

*619 Nu de Vägel ausgeflogen sein, wîl a irschte kluk warden.Gomolcke, 810; Frommann, III, 242, 21.

*620 Solche Vögel gehören auf kein andere Leimruthen, als wo die Raben sitzen.Chaos, 312; Parömiakon, 188.

Die Galgenreife wird auch in folgender verwandten Form a. a. O. ausgedrückt: Solche Wäsche muss kein anderer aufhenken als der Meister Hämmerle, der Herr Knüpfauf. Solche Häls verdienen keinen andern Kragen, als die der Seiler spendirt.

*621 Solche Vögel habe ich schon mehr singen hören.

Holl.: Ik heb zulke vogeltjes wel meer hooren zingen. (Harrebomée, II, 401a.)

*622 Solchen Vögeln gehört ein solcher Käfig.Parömiakon, 2370.

Zunächst von denen, die im Zuchthause ein Verbrechen abbüssen, in weiterer Bedeutung von allen, die für irgendein Vergehen eine Strafe abzubüssen haben.

*623 Vagels unnern Hot hebb'n.Eichwald, 1977.

*624 Vogel öber Tach.Tobler, 198.

Flugs, schnell, ohne langes Besinnen und Ueberlegen, in Bausch und Bogen, ohne nähern Anschlag den Handel abschliessen. Eigentlich in so schneller Zeit, als ein Vogel braucht, um über ein Dach zu fliegen. Vogel ober Tach schwätza = kopflos reden. Vogel öber Tach kaufen = flüchtig kaufen, ohne den Werth der Sache zu untersuchen, ohne irgendeine Sicherheit von seiten des Verkäufers. Einen Wechsel „Vogel ober Tach“ kaufen = ohne dass für dessen Unterschrift gehaftet wird.

*625 Welcher Vogel erhebt nicht sein Gefieder. (Lit.)

*626 Wer solche Vögel heimführt, der hat solche Gäste.

*627 Wie der Vogel auf dem Dache. (Breslau.)

D. h. in jedem Augenblick in Beziehung auf Kleidung u. s. w. bereit sein zum Ausgehen, zum Angriff eines Geschäfts. Eine gute Hausfrau hält es für keinen Ruhm, wie der Vogel auf dem Dache zu sein, d. i. stets bereit in Gesellschaft oder spazieren zu gehen, denn sie trägt ein einfaches Hauskleid.

*628 Zwei Vögel in einem Neste fahen.Eiselein, 493.


Vogelbeere.

Die rötheste Vogelbeere ist doch keine Himbeere. (Wend. Lausitz.)


Vögelchen.

1 Et flüget kein Vüegelken so hoge, et maut doch op de Aerde sine Narunge saüken. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 187, 79; Woeste, 79, 374.

*2 Dat Vögelchen sengk: de Zeck, de kütt. (Bedburg.)

*3 Ich habe schon ein Vögelchen davon singen (pfeifen) hören.

*4 Sie hot noch Vögelech in Kopp. (Warschau.)

D. h. sie hegt kindische Gedanken, ihre Phantasie beschäftigt sich mit Luftgemälden, Einbildungen, Hirngespinsten.


Vogeldünger.

* Er mag noch viel Vogeldünger auflegen.

Man gab bartlosen Jünglingen den Rath, Vogeldünger aufzulegen, weil dieser den Bartwuchs befördern soll. Im grossen ist in neuerer Zeit seine befruchtende Kraft in der Landwirthschaft durch Anwendung des Guanos erprobt worden. (Vgl. Illustr. Zeitung vom 21. Juni 1866.)


Vogelfang.

1 Beter in den Vogelfang as in de Isenklang.Bueren, 18; Eichwald, 1784; Frommann, II, 390, 66; Hauskalender, II.

[Spaltenumbruch] 2 Vogelfang gehört zum Wildbann.Blum, 751; Eisenhart, 204; Pistor., IX, 85; Hillebrand, 65, 94; Eiselein, 622; Simrock, 11018.

Unter Wildbann versteht man bald das Oberaufsichtsrecht des Staats über die Jagd (Jagdhoheit), bald das Jagdregal im eigentlichen Sinne, d. i. die Befugniss, andere von der Jagd auszuschliessen. Das Sprichwort will also sagen, dass auch der Vogelfang zur Jagd gehöre. Der Rechtssatz des Sprichworts ist erst in späterer Zeit entstanden, als die allgemeine Jagdfreiheit schon sehr beschränkt war. Als man das Fangen des Wildes zu eigenem Gebrauch nur noch mit Hunden gestattete, war der Vogelfang immer noch frei. Zuletzt wurde auch er für einen Bestandtheil des Wildbanns erklärt und gewöhnlich nur dem Adel gestattet. (S. Vogel 469.) In unsern Tagen ist dies Sprichwort keine allgemeine Regel mehr, da der Vogelfang nicht überall mehr zum Wildbann gehört.

3 Wer auf den Vogelfang will gehen, muss aufs Pfeifen sich verstehen.


Vogelfänger.

1 Der Vogelfänger zeigt wol die Körner, aber nicht das Garn (Netz).

Dän.: Fuglefængeren viser vel frøet, men skjuler derhos garnet. (Prov. dan., 207.)

2 Vogelfenger, Leddiggenger, darnach schlegt der Diebhenger.Petri, II, 577.


Vögelflug.

Vögelflug macht nicht klug.

Lat.: A volatu vulturum ominor bellum.


Vogelfrei.

*1 Einen vogelfrei machen.Schneider, Bibl. Lexikon, 101.

*2 Er ist vogelfrei erklärt.Eiselein, 622; Braun, I, 4818.

Hat den Schutz des Gesetzes verwirkt, es kann ihn jeder auffangen und tödten.

Dän.: Fugl frie. (Prov. dan., 205.)

Holl.: Hij is vogelvrij verklaard. (Harrebomée, II, 401a.)


Vogelgarn.

* Das Vogelgarn offen spreiten.Murner, Schelm., 37.

Verlegenheit bereiten. „Wilt etwas thun, so schweig, nit warn; du spreitest sunst das vogelgarn offenlich den vögeln dar, das jeder sein bald nimmet war; darumb so lug, dein rathen spar.“ (Kloster, I, 874.)


Vogelgesang.

1 Besser bei Vogelgesang als bei Harfenklang.

2 Besser im Vogelgesang als im Eisengeklang. (S. Reisen.) – Simrock, 11016.

Holl.: Lieber in der vogeln zang dan in der ijzeren klank. (Harrebomée, II, 401b.)


Vogelkenner.

*1 Er ist ein Vogelkenner, er hält die Sau für eine Lachtaube.

*2 Er ist ein Vogelkenner, er sieht ein Mutterschwein für eine Turteltaube an.

Von unwissenden Menschen voll Einbildung.

Holl.: Hij slacht Wiggert Wiggerts (of: Reiger Reigers) een' kenner van alle vogelen, hij zag eene zog (een' rog) voor eene tortelduif aan. (Harrebomée, II, 401a.)

*3 Er ist ein Vogelkenner, sein Vater war ein Kukuk (Spatz).

Holl.: Hij is een kenner van de vogeltjes, zijn vader is een kwikstaart geweest. (Harrebomée, II, 401a.)


Vogelkirsche.

Wenn die Vogelkirsche grün wird, ist dem Vollmond nicht zu trauen.


Vogelmilch.

*1 Es ist drinnen du von Vogelmilch. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Es ist alles darin, alles da.

*2 Vün Vogelmilch is dort zu bekümmen. (Warschau.)

D. h. man kann dort alles erhalten, was man nur verlangt. Auch der Pole sagt: I ptaśie młeko možna tam dostać.


Vogelmist.

Vogelmist lässt den Bart wie er ist.

Zweifel also an der Wirksamkeit des alten Recepts. (S. Vogeldünger.)


Vogeln.

Wie es vogelt, also legts eyr.Franck, II, 107b; Gruter, I, 85; Egenolff, 103a; Eiselein, 622; Simrock, 11019; Braun, I, 4819; Grubb, 495.


Vögeln.

1 So genau vöggelt kein Edelmann, dat nich en Haar midde herin geit. (Wolfenbüttel.)

Spott über zu grosse Etikette.

2 Vögeln ist der armen Leute Braten. (Schles.)


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0842" n="[836]"/><cb n="1671"/>
*613 Ick hebbe dar al en Vagel vun sing'n hört.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 191.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist mir wol davon schon etwas vor die Ohren gekommen. Ich habe davon schon munkeln hören. (S.  Hund 1565.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Jeg har vel hord en fugl sjunge. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 307.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*614 Jiedermann eh Vuegel un Kasper 'n Baukfinke.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*615 Kälberne Vögel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gutzkow, Hohenschwangau, I, 14.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*616 Lieber heute einen Vogel, als morgen eine Gans.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*617 Män seht heraus dem Vogel.</hi> (<hi rendition="#i">Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Jüdisch-deutsch, um zu sagen, man ist der Sache auf den Grund gekommen; es ist ans Tageslicht getreten. Die irdenen Bauernschüsseln pflegten gewöhnlich auf dem Boden einen gemalten Vogel zur Verzierung zu haben, den man aber erst bemerkte, wenn die Schüssel bis auf den Grund geleert ist.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*618 Man sprach von Vögeln, da pfiff die Fledermaus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*619 Nu de Vägel ausgeflogen sein, wîl a irschte kluk warden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 810; Frommann, III, 242, 21.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*620 Solche Vögel gehören auf kein andere Leimruthen, als wo die Raben sitzen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Chaos, 312; Parömiakon, 188.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Galgenreife wird auch in folgender verwandten Form a. a. O. ausgedrückt: Solche Wäsche muss kein anderer aufhenken als der Meister Hämmerle, der Herr Knüpfauf. Solche Häls verdienen keinen andern Kragen, als die der Seiler spendirt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*621 Solche Vögel habe ich schon mehr singen hören.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Ik heb zulke vogeltjes wel meer hooren zingen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 401<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*622 Solchen Vögeln gehört ein solcher Käfig.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2370.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Zunächst von denen, die im Zuchthause ein Verbrechen abbüssen, in weiterer Bedeutung von allen, die für irgendein Vergehen eine Strafe abzubüssen haben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*623 Vagels unnern Hot hebb'n.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 1977.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*624 Vogel öber Tach.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tobler, 198.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Flugs, schnell, ohne langes Besinnen und Ueberlegen, in Bausch und Bogen, ohne nähern Anschlag den Handel abschliessen. Eigentlich in so schneller Zeit, als ein Vogel braucht, um über ein Dach zu fliegen. Vogel ober Tach schwätza = kopflos reden. Vogel öber Tach kaufen = flüchtig kaufen, ohne den Werth der Sache zu untersuchen, ohne irgendeine Sicherheit von seiten des Verkäufers. Einen Wechsel &#x201E;Vogel ober Tach&#x201C; kaufen = ohne dass für dessen Unterschrift gehaftet wird.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*625 Welcher Vogel erhebt nicht sein Gefieder.</hi> (<hi rendition="#i">Lit.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*626 Wer solche Vögel heimführt, der hat solche Gäste.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*627 Wie der Vogel auf dem Dache.</hi> (<hi rendition="#i">Breslau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. in jedem Augenblick in Beziehung auf Kleidung u. s. w. bereit sein zum Ausgehen, zum Angriff eines Geschäfts. Eine gute Hausfrau hält es für keinen Ruhm, wie der Vogel auf dem Dache zu sein, d. i. stets bereit in Gesellschaft oder spazieren zu gehen, denn sie trägt ein einfaches Hauskleid.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*628 Zwei Vögel in einem Neste fahen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 493.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vogelbeere.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Die rötheste Vogelbeere ist doch keine Himbeere.</hi> (<hi rendition="#i">Wend. Lausitz.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vögelchen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Et flüget kein Vüegelken so hoge, et maut doch op de Aerde sine Narunge saüken.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, III, 187, 79; Woeste, 79, 374.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Dat Vögelchen sengk: de Zeck, de kütt.</hi> (<hi rendition="#i">Bedburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Ich habe schon ein Vögelchen davon singen (pfeifen) hören.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Sie hot noch Vögelech in Kopp.</hi> (<hi rendition="#i">Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. sie hegt kindische Gedanken, ihre Phantasie beschäftigt sich mit Luftgemälden, Einbildungen, Hirngespinsten.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vogeldünger.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er mag noch viel Vogeldünger auflegen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Man gab bartlosen Jünglingen den Rath, Vogeldünger aufzulegen, weil dieser den Bartwuchs befördern soll. Im grossen ist in neuerer Zeit seine befruchtende Kraft in der Landwirthschaft durch Anwendung des Guanos erprobt worden. (Vgl. <hi rendition="#i">Illustr. Zeitung vom 21. Juni 1866.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vogelfang.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Beter in den Vogelfang as in de Isenklang.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 18; Eichwald, 1784; Frommann, II, 390, 66; Hauskalender, II.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1672"/>
2 Vogelfang gehört zum Wildbann.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Blum, 751; Eisenhart, 204; Pistor., IX, 85; Hillebrand, 65, 94; Eiselein, 622; Simrock, 11018.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Unter Wildbann versteht man bald das Oberaufsichtsrecht des Staats über die Jagd (Jagdhoheit), bald das Jagdregal im eigentlichen Sinne, d. i. die Befugniss, andere von der Jagd auszuschliessen. Das Sprichwort will also sagen, dass auch der Vogelfang zur Jagd gehöre. Der Rechtssatz des Sprichworts ist erst in späterer Zeit entstanden, als die allgemeine Jagdfreiheit schon sehr beschränkt war. Als man das Fangen des Wildes zu eigenem Gebrauch nur noch mit Hunden gestattete, war der Vogelfang immer noch frei. Zuletzt wurde auch er für einen Bestandtheil des Wildbanns erklärt und gewöhnlich nur dem Adel gestattet. (S.  Vogel 469.) In unsern Tagen ist dies Sprichwort keine allgemeine Regel mehr, da der Vogelfang nicht überall mehr zum Wildbann gehört.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Wer auf den Vogelfang will gehen, muss aufs Pfeifen sich verstehen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vogelfänger.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der Vogelfänger zeigt wol die Körner, aber nicht das Garn (Netz).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Fuglefængeren viser vel frøet, men skjuler derhos garnet. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 207.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Vogelfenger, Leddiggenger, darnach schlegt der Diebhenger.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 577.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vögelflug.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Vögelflug macht nicht klug.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: A volatu vulturum ominor bellum.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vogelfrei.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Einen vogelfrei machen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schneider, Bibl. Lexikon, 101.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Er ist vogelfrei erklärt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 622; Braun, I, 4818.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Hat den Schutz des Gesetzes verwirkt, es kann ihn jeder auffangen und tödten.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Fugl frie. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 205.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij is vogelvrij verklaard. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 401<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vogelgarn.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Das Vogelgarn offen spreiten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Murner, Schelm., 37.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Verlegenheit bereiten. &#x201E;Wilt etwas thun, so schweig, nit warn; du spreitest sunst das vogelgarn offenlich den vögeln dar, das jeder sein bald nimmet war; darumb so lug, dein rathen spar.&#x201C; (<hi rendition="#i">Kloster, I, 874.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vogelgesang.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Besser bei Vogelgesang als bei Harfenklang.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Besser im Vogelgesang als im Eisengeklang.</hi> (S.  Reisen.) &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 11016.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Lieber in der vogeln zang dan in der ijzeren klank. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 401<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vogelkenner.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Er ist ein Vogelkenner, er hält die Sau für eine Lachtaube.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er ist ein Vogelkenner, er sieht ein Mutterschwein für eine Turteltaube an.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von unwissenden Menschen voll Einbildung.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij slacht Wiggert Wiggerts (of: Reiger Reigers) een' kenner van alle vogelen, hij zag eene zog (een' rog) voor eene tortelduif aan. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 401<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Er ist ein Vogelkenner, sein Vater war ein Kukuk (Spatz).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij is een kenner van de vogeltjes, zijn vader is een kwikstaart geweest. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 401<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vogelkirsche.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wenn die Vogelkirsche grün wird, ist dem Vollmond nicht zu trauen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vogelmilch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Es ist drinnen du von Vogelmilch.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Brody.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist alles darin, alles da.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Vün Vogelmilch is dort zu bekümmen.</hi> (<hi rendition="#i">Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. man kann dort alles erhalten, was man nur verlangt. Auch der Pole sagt: I pta&#x015B;ie m&#x0142;eko mo&#x017E;na tam dosta&#x0107;.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vogelmist.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Vogelmist lässt den Bart wie er ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Zweifel also an der Wirksamkeit des alten Recepts. (S.  Vogeldünger.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vogeln.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wie es vogelt, also legts eyr.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 107<hi rendition="#sup">b;</hi> Gruter, I, 85; Egenolff, 103<hi rendition="#sup">a;</hi> Eiselein, 622; Simrock, 11019; Braun, I, 4819; Grubb, 495.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vögeln.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 So genau vöggelt kein Edelmann, dat nich en Haar midde herin geit.</hi> (<hi rendition="#i">Wolfenbüttel.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Spott über zu grosse Etikette.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Vögeln ist der armen Leute Braten.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[836]/0842] *613 Ick hebbe dar al en Vagel vun sing'n hört. – Eichwald, 191. Es ist mir wol davon schon etwas vor die Ohren gekommen. Ich habe davon schon munkeln hören. (S. Hund 1565.) Dän.: Jeg har vel hord en fugl sjunge. (Prov. dan., 307.) *614 Jiedermann eh Vuegel un Kasper 'n Baukfinke. (Westf.) *615 Kälberne Vögel. – Gutzkow, Hohenschwangau, I, 14. *616 Lieber heute einen Vogel, als morgen eine Gans. *617 Män seht heraus dem Vogel. (Warschau.) Jüdisch-deutsch, um zu sagen, man ist der Sache auf den Grund gekommen; es ist ans Tageslicht getreten. Die irdenen Bauernschüsseln pflegten gewöhnlich auf dem Boden einen gemalten Vogel zur Verzierung zu haben, den man aber erst bemerkte, wenn die Schüssel bis auf den Grund geleert ist. *618 Man sprach von Vögeln, da pfiff die Fledermaus. *619 Nu de Vägel ausgeflogen sein, wîl a irschte kluk warden. – Gomolcke, 810; Frommann, III, 242, 21. *620 Solche Vögel gehören auf kein andere Leimruthen, als wo die Raben sitzen. – Chaos, 312; Parömiakon, 188. Die Galgenreife wird auch in folgender verwandten Form a. a. O. ausgedrückt: Solche Wäsche muss kein anderer aufhenken als der Meister Hämmerle, der Herr Knüpfauf. Solche Häls verdienen keinen andern Kragen, als die der Seiler spendirt. *621 Solche Vögel habe ich schon mehr singen hören. Holl.: Ik heb zulke vogeltjes wel meer hooren zingen. (Harrebomée, II, 401a.) *622 Solchen Vögeln gehört ein solcher Käfig. – Parömiakon, 2370. Zunächst von denen, die im Zuchthause ein Verbrechen abbüssen, in weiterer Bedeutung von allen, die für irgendein Vergehen eine Strafe abzubüssen haben. *623 Vagels unnern Hot hebb'n. – Eichwald, 1977. *624 Vogel öber Tach. – Tobler, 198. Flugs, schnell, ohne langes Besinnen und Ueberlegen, in Bausch und Bogen, ohne nähern Anschlag den Handel abschliessen. Eigentlich in so schneller Zeit, als ein Vogel braucht, um über ein Dach zu fliegen. Vogel ober Tach schwätza = kopflos reden. Vogel öber Tach kaufen = flüchtig kaufen, ohne den Werth der Sache zu untersuchen, ohne irgendeine Sicherheit von seiten des Verkäufers. Einen Wechsel „Vogel ober Tach“ kaufen = ohne dass für dessen Unterschrift gehaftet wird. *625 Welcher Vogel erhebt nicht sein Gefieder. (Lit.) *626 Wer solche Vögel heimführt, der hat solche Gäste. *627 Wie der Vogel auf dem Dache. (Breslau.) D. h. in jedem Augenblick in Beziehung auf Kleidung u. s. w. bereit sein zum Ausgehen, zum Angriff eines Geschäfts. Eine gute Hausfrau hält es für keinen Ruhm, wie der Vogel auf dem Dache zu sein, d. i. stets bereit in Gesellschaft oder spazieren zu gehen, denn sie trägt ein einfaches Hauskleid. *628 Zwei Vögel in einem Neste fahen. – Eiselein, 493. Vogelbeere. Die rötheste Vogelbeere ist doch keine Himbeere. (Wend. Lausitz.) Vögelchen. 1 Et flüget kein Vüegelken so hoge, et maut doch op de Aerde sine Narunge saüken. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 187, 79; Woeste, 79, 374. *2 Dat Vögelchen sengk: de Zeck, de kütt. (Bedburg.) *3 Ich habe schon ein Vögelchen davon singen (pfeifen) hören. *4 Sie hot noch Vögelech in Kopp. (Warschau.) D. h. sie hegt kindische Gedanken, ihre Phantasie beschäftigt sich mit Luftgemälden, Einbildungen, Hirngespinsten. Vogeldünger. * Er mag noch viel Vogeldünger auflegen. Man gab bartlosen Jünglingen den Rath, Vogeldünger aufzulegen, weil dieser den Bartwuchs befördern soll. Im grossen ist in neuerer Zeit seine befruchtende Kraft in der Landwirthschaft durch Anwendung des Guanos erprobt worden. (Vgl. Illustr. Zeitung vom 21. Juni 1866.) Vogelfang. 1 Beter in den Vogelfang as in de Isenklang. – Bueren, 18; Eichwald, 1784; Frommann, II, 390, 66; Hauskalender, II. 2 Vogelfang gehört zum Wildbann. – Blum, 751; Eisenhart, 204; Pistor., IX, 85; Hillebrand, 65, 94; Eiselein, 622; Simrock, 11018. Unter Wildbann versteht man bald das Oberaufsichtsrecht des Staats über die Jagd (Jagdhoheit), bald das Jagdregal im eigentlichen Sinne, d. i. die Befugniss, andere von der Jagd auszuschliessen. Das Sprichwort will also sagen, dass auch der Vogelfang zur Jagd gehöre. Der Rechtssatz des Sprichworts ist erst in späterer Zeit entstanden, als die allgemeine Jagdfreiheit schon sehr beschränkt war. Als man das Fangen des Wildes zu eigenem Gebrauch nur noch mit Hunden gestattete, war der Vogelfang immer noch frei. Zuletzt wurde auch er für einen Bestandtheil des Wildbanns erklärt und gewöhnlich nur dem Adel gestattet. (S. Vogel 469.) In unsern Tagen ist dies Sprichwort keine allgemeine Regel mehr, da der Vogelfang nicht überall mehr zum Wildbann gehört. 3 Wer auf den Vogelfang will gehen, muss aufs Pfeifen sich verstehen. Vogelfänger. 1 Der Vogelfänger zeigt wol die Körner, aber nicht das Garn (Netz). Dän.: Fuglefængeren viser vel frøet, men skjuler derhos garnet. (Prov. dan., 207.) 2 Vogelfenger, Leddiggenger, darnach schlegt der Diebhenger. – Petri, II, 577. Vögelflug. Vögelflug macht nicht klug. Lat.: A volatu vulturum ominor bellum. Vogelfrei. *1 Einen vogelfrei machen. – Schneider, Bibl. Lexikon, 101. *2 Er ist vogelfrei erklärt. – Eiselein, 622; Braun, I, 4818. Hat den Schutz des Gesetzes verwirkt, es kann ihn jeder auffangen und tödten. Dän.: Fugl frie. (Prov. dan., 205.) Holl.: Hij is vogelvrij verklaard. (Harrebomée, II, 401a.) Vogelgarn. * Das Vogelgarn offen spreiten. – Murner, Schelm., 37. Verlegenheit bereiten. „Wilt etwas thun, so schweig, nit warn; du spreitest sunst das vogelgarn offenlich den vögeln dar, das jeder sein bald nimmet war; darumb so lug, dein rathen spar.“ (Kloster, I, 874.) Vogelgesang. 1 Besser bei Vogelgesang als bei Harfenklang. 2 Besser im Vogelgesang als im Eisengeklang. (S. Reisen.) – Simrock, 11016. Holl.: Lieber in der vogeln zang dan in der ijzeren klank. (Harrebomée, II, 401b.) Vogelkenner. *1 Er ist ein Vogelkenner, er hält die Sau für eine Lachtaube. *2 Er ist ein Vogelkenner, er sieht ein Mutterschwein für eine Turteltaube an. Von unwissenden Menschen voll Einbildung. Holl.: Hij slacht Wiggert Wiggerts (of: Reiger Reigers) een' kenner van alle vogelen, hij zag eene zog (een' rog) voor eene tortelduif aan. (Harrebomée, II, 401a.) *3 Er ist ein Vogelkenner, sein Vater war ein Kukuk (Spatz). Holl.: Hij is een kenner van de vogeltjes, zijn vader is een kwikstaart geweest. (Harrebomée, II, 401a.) Vogelkirsche. Wenn die Vogelkirsche grün wird, ist dem Vollmond nicht zu trauen. Vogelmilch. *1 Es ist drinnen du von Vogelmilch. (Jüd.-deutsch. Brody.) Es ist alles darin, alles da. *2 Vün Vogelmilch is dort zu bekümmen. (Warschau.) D. h. man kann dort alles erhalten, was man nur verlangt. Auch der Pole sagt: I ptaśie młeko možna tam dostać. Vogelmist. Vogelmist lässt den Bart wie er ist. Zweifel also an der Wirksamkeit des alten Recepts. (S. Vogeldünger.) Vogeln. Wie es vogelt, also legts eyr. – Franck, II, 107b; Gruter, I, 85; Egenolff, 103a; Eiselein, 622; Simrock, 11019; Braun, I, 4819; Grubb, 495. Vögeln. 1 So genau vöggelt kein Edelmann, dat nich en Haar midde herin geit. (Wolfenbüttel.) Spott über zu grosse Etikette. 2 Vögeln ist der armen Leute Braten. (Schles.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/842
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [836]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/842>, abgerufen am 23.11.2024.