Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Waisengericht.

Was dem Waisengericht zu schlecht ist, ist gut genug fürs Armenhaus. (Surinam.)

Was er nicht mag, soll gut genug für mich sein?


Walach.

Auf Walachen und Kürbistöpfe ist kein Verlass.

Die Walachen sind in den Sprichwörtern der Russen, Serben u. s. w. nicht gut angeschrieben, namentlich wirft man ihnen Treulosigkeit vor. In Dalmatien empfiehlt man sogar, mit einem Walachen die Schüssel nur zur Hälfte auszuessen und ihm den Rest an den Kopf zu werfen.

Böhm.: Oho! snad Valach viru ma? (Celakovsky, 478.)

Dalm.: S Vlahom do po zdile, a od po njome u glavu. (Celakovsky, 473.)


Walachei.

Die Walachei ist der Kirchhof der Polen.

Die Wahrheit dieses Worts haben die Polen zu verschiedenenmalen erfahren; zuerst um das Jahr 1360, als ihr König Kasimir der Grosse dem von seinem Bruder vom Throne gestürzten Fürsten der Walachei, Peter, beistehen wollte. Die Polen wurden durch die Kriegslist eines Rückzugs seitens der Feinde in die walachischen Wälder und Sümpfe gelockt, wo dann die Walachen über sie herfielen, und ihnen eine furchtbare Niederlage beibrachten. (Wurzbach, 6.)

Lat.: Valachia tumulus polonorum.


Wald.

1 Auch im schönsten Walde fehlt es nicht an verkrüppeltem Holze.

2 Auch in den Wäldern der Hermeline merkt man den Thronwechsel. (Russ.)

3 Aus des Waldes eigener Mitte erhält die Axt den Stiel.

"Aus dem Walde kommt der Keil, der ihm bringt so viel Unheil." (Ehrmann, 98.)

4 Besser am Walde (wohnen) als im Walde.

Vorzüge der Freiheit.

Lat.: Quam concipilari melius nemus est comitari. (Reuterdahl, 828.)

5 Besser im Walde als im Bauer, sagte der Vogel.

Böhm.: Blaze hajdukovi po horach; tamte sprosten much i ovadu, ac mu druhdy byti o hladu. - Lepsi kleci les. (Celakovsky, 279.)

6 Dem reichen Walde wenig schadet, wenn sich ein Mann mit Holz beladet. - Simrock, 11166; Graf, 68, 30.

Man unterschied in der deutschen Gemeinde früher einen vollwerigen und halbwerigen von einem unwerigen (unbehoften) Manne. Wer an dem Gemeingut der Mark theilhaben wollte, musste im Gau "eigen Feuer und Bauch" haben, d. h. in der Gemeinde angesessen sein, ein Privatbesitzthum haben, dann war er werig; der unwerige Mann, der kein Haus und Hof hatte, sollte keinen Theil haben an den Nutzungen der Almende oder des Gemeindeguts. So wenig indess der Märker (s. d.) in dem Gemeingut nach Belieben schalten konnte, so wenig sollte der Ausmärker oder Unwerige aus Billigkeitsrücksichten von der Nutzung des Almendeguts völlig ausgeschlossen sein. Man gestattete ihm, im obigen Sprichwort der "arme Mann" genannt, sich Holz tragweise zu holen. (S. Baum 220.)

Mhd.: Dem richen walt lutzel schadet ob sich eyn man mit holze ladet. (Grimm, Vridank, V, 27.)

7 Der kommt nimmer in den Wald, so jeden Busch fürchtet. - Eiselein, 627; Simrock, 11167.

Lat.: Non venit ad silvam, qui cuncta rubeta veretur. (Eiselein, 627.)

8 Der muss nicht in den Wald gehen, der vor jedem Ast (Rauschen) erschrickt.

Lat.: Quid nemus intramus quos territat vndique ramus. (Reuterdahl, 816.)

Schwed.: Han thorff ey ga till skogx som raedhis hwar buskan. (Reuterdahl, 816.)

9 Der wald hat ohrn, das feld hat augen. - Franck, II, 20b; Lehmann, 69, 32; Eiselein, 627; Körte, 62429; Simrock, 11163; Braun, I, 4895; Birlinger, 519.

"De Wald hät Oahren, 't Feld hät O'n." - (Schlingmann, 1425.) Vorsicht in der Mittheilung von Geheimnissen. Ein rabbinischer Spruch sagt: Sprichst du des Nachts, so dämpfe deine Stimme; sprichst du des Tags, blicke zuvor um. (Dukes, Rabbinische Blumenlese.) Der Gedanke, dass nichts verborgen bleiben könne, wird in einem serbischen Volksliede so ausgedrückt: "Küssten sich zwei Liebste auf der Wiese, und sie glaubten, dass es niemand sähe. Doch es sah sie wol die grüne Wiese, diese that es kund der weissen Heerde, und die Heerde sagt es ihrem Hirten und der Hirt dem Wanderer auf der Strasse; dieser sagt es auf dem Meer dem Schiffer und der Schiffer sagt es seinem Schiff, das verkündet es dem Wasser, und das Wasser sagt's des Mädchens Mutter." Den nämlichen Gedanken spricht ein neugriechisches Volkslied aus: "Mein Mädchen, da[Spaltenumbruch] wir uns geküsst, da war es Nacht, wer sah uns? Die Nacht, der Morgen sahen uns; der Stern, der Mond auch sah es; und da der Stern nun niederging, da sagte er's dem Meere; dem Ruder hat's das Meer gesagt, das Ruder sagt's dem Schiffer, und der hat es gesungen vorm Fenster seiner Schönen." (Vgl. Th. Kind, Das serbische Volkslied im Deutschen Museum, Leipzig 1867, Nr. 35.) Die Russen: Die Luft hat die feinsten Ohren. (Altmann VI, 478.)

Dän.: Skov har örne, og marken öyne. (Prov. dan., 508.)

Engl.: Fieldlos have eyes and woods have ears. (Masson, 371.)

Frz.: Buisson des oreilles. - Les murs ont des oreilles. (Masson, 371.)

It.: Anche i boschi hanno orecchie. (Masson, 371.) - Le siepi non hanni occhi, ma orecchie. (Bohn I, 109.)

Lat.: Aures sunt nemoris oculi campestribus horis. - In saltus latebra silet ascultatio crebra. (Reuterdahl, 69 u. 433.) - Nullum sine teste putaveris locum. (Masson, 371.) - Saltibus auditus fit prope sepe situs. (Reuterdahl, 863.)

Schwed.: Opta aers huch (hwlt) hörande när. (Reuterdahl, 433 u. 863.) - Skogen har ögon och marken öron. (Grubb, 725.) - Skogh hawer ören mark hawer öghon. (Reuterdahl, 69.)

10 Der Wald ist armer Leute Nothhelfer.

Schwed.: Skogen är god fattigmans kapa. (Grubb, 725.)

11 Der Wald ist besser, als ein Baum. - Lehmann, 399, 24.

Ansicht derer, welche ihre Liebe gern auf viele Gegenstände ihrer Neigung ausdehnen.

12 Der Wald ist nur durch seine eigenen Bäume verbrannt.

"Jeder interessirte sich für seine kühnen Unternehmungen und begleitete ihn dabei mit besorgten Blicken, weil man die Unvorsichtigkeit seiner Verwegenheit kannte. Als ihm ein Freund durch Warnungen vor einer bevorstehenden Katastrophe Einhalt thun wollte, antwortete er mit liebenswürdigem Lächeln: >Der Wald ist nur durch seine eigenen Bäume verbrannt.< Er ahnte nicht, dass er damit eins der schönsten arabischen Sprichwörter citirte." (Jul. Verne, Von der Erde zum Mond, S. 122.)

13 Du fällst den Wald und pflanzest Erdfrüchte, und wenn sie reif sind, isst du sie nicht.

Die Neger in Surinam, um zu sagen: Der eine pflanzt, der andere erntet. Heute roth, morgen todt.

14 Einen Wald, der dir Schutz gewährt, nennst du nicht ein Gestrüpp. (Westafrika.)

15 Es ist selten ein Wald ohne Gimpel. - Parömiakon, 2020.

16 Es stehen nicht in jedem Walde Tannen.

Die Russen: Es ist nicht jeder Wald ein Birkicht. (Altmann V.)

17 Im Walde (geht) der Bär, im Hause die Stiefmutter (s. d.) her.

18 Im Walde regnets zweimal. (Haindorf bei Böhmisch-Friedland.)

Das andere mal regnet's nämlich von den Bäumen herab.

19 Im Walde richtet man Bäume ab, aber den Menschen kann man nicht abrichten.

Von einem, der sehr schwer Lehre und Bildung annimmt.

20 In einem wüsten Walde ist gut streiten.

Es ist leicht da, wo es an Sachkennern fehlt, mit seiner Kunst hervorzutreten.

Böhm.: Snadno v pustem lese hvizdati. (Celakovsky, 217.)

21 In fremdem Walde ist der Schall grösser.

22 Je stärker im Walde die Bäume knacken, je härter wird der Winter packen. - Payne, 37.

23 Je tiefer im Walde, je dichter (desto mehr) Holz.

Masur.: Im dalij wlas, tym wielej drew. (Frischbier2, 4321.)

Poln.: Czem dalej w las tem wiecej drzewa. (Lompa, 8.)

24 Je tiefer in den Wald, je mehr Bäume.

Oft wachsen die Schwierigkeiten, je weiter man in einer Arbeit, in einem Unternehmen, einer Untersuchung vorschreitet. Auch: Ein Fehler, eine Streitigkeit, ein Ungemach zieht andere nach sich.

Böhm.: Cim dale v les, tim vice drev. (Celakovsky, 316.)

Poln.: Jim dalej w las, tym wiecej drew. (Celakovsky, 316.)

25 Je tiefer in den Wald, je schlechter das Holz. - Frischbier2, 3967.

26 Jeder Wald hat seine Schlägel.

27 Man soll nicht den ganzen Wald verkiesen um eines Baumes willen. - Petri, III, 10.

Ill.: Ni gore posjeci, ni bez darvah doma dodji. (Celakovsky, 291.)

28 Nicht in jedem Walde hausen Bären.

[Spaltenumbruch]
Waisengericht.

Was dem Waisengericht zu schlecht ist, ist gut genug fürs Armenhaus. (Surinam.)

Was er nicht mag, soll gut genug für mich sein?


Walach.

Auf Walachen und Kürbistöpfe ist kein Verlass.

Die Walachen sind in den Sprichwörtern der Russen, Serben u. s. w. nicht gut angeschrieben, namentlich wirft man ihnen Treulosigkeit vor. In Dalmatien empfiehlt man sogar, mit einem Walachen die Schüssel nur zur Hälfte auszuessen und ihm den Rest an den Kopf zu werfen.

Böhm.: Oho! snad Valach víru ma? (Čelakovsky, 478.)

Dalm.: S Vlahom do pô zdile, a od pô njome u glavu. (Čelakovsky, 473.)


Walachei.

Die Walachei ist der Kirchhof der Polen.

Die Wahrheit dieses Worts haben die Polen zu verschiedenenmalen erfahren; zuerst um das Jahr 1360, als ihr König Kasimir der Grosse dem von seinem Bruder vom Throne gestürzten Fürsten der Walachei, Peter, beistehen wollte. Die Polen wurden durch die Kriegslist eines Rückzugs seitens der Feinde in die walachischen Wälder und Sümpfe gelockt, wo dann die Walachen über sie herfielen, und ihnen eine furchtbare Niederlage beibrachten. (Wurzbach, 6.)

Lat.: Valachia tumulus polonorum.


Wald.

1 Auch im schönsten Walde fehlt es nicht an verkrüppeltem Holze.

2 Auch in den Wäldern der Hermeline merkt man den Thronwechsel. (Russ.)

3 Aus des Waldes eigener Mitte erhält die Axt den Stiel.

„Aus dem Walde kommt der Keil, der ihm bringt so viel Unheil.“ (Ehrmann, 98.)

4 Besser am Walde (wohnen) als im Walde.

Vorzüge der Freiheit.

Lat.: Quam concipilari melius nemus est comitari. (Reuterdahl, 828.)

5 Besser im Walde als im Bauer, sagte der Vogel.

Böhm.: Blaze hajdukovi po horách; tamtĕ sproštĕn much i ovadu, ač mu druhdy býti o hladu. – Lepší kleci les. (Čelakovsky, 279.)

6 Dem reichen Walde wenig schadet, wenn sich ein Mann mit Holz beladet.Simrock, 11166; Graf, 68, 30.

Man unterschied in der deutschen Gemeinde früher einen vollwerigen und halbwerigen von einem unwerigen (unbehoften) Manne. Wer an dem Gemeingut der Mark theilhaben wollte, musste im Gau „eigen Feuer und Bauch“ haben, d. h. in der Gemeinde angesessen sein, ein Privatbesitzthum haben, dann war er werig; der unwerige Mann, der kein Haus und Hof hatte, sollte keinen Theil haben an den Nutzungen der Almende oder des Gemeindeguts. So wenig indess der Märker (s. d.) in dem Gemeingut nach Belieben schalten konnte, so wenig sollte der Ausmärker oder Unwerige aus Billigkeitsrücksichten von der Nutzung des Almendeguts völlig ausgeschlossen sein. Man gestattete ihm, im obigen Sprichwort der „arme Mann“ genannt, sich Holz tragweise zu holen. (S. Baum 220.)

Mhd.: Dem richen walt lutzel schadet ob sich eyn man mit holze ladet. (Grimm, Vridank, V, 27.)

7 Der kommt nimmer in den Wald, so jeden Busch fürchtet.Eiselein, 627; Simrock, 11167.

Lat.: Non venit ad silvam, qui cuncta rubeta veretur. (Eiselein, 627.)

8 Der muss nicht in den Wald gehen, der vor jedem Ast (Rauschen) erschrickt.

Lat.: Quid nemus intramus quos territat vndique ramus. (Reuterdahl, 816.)

Schwed.: Han thorff ey ga till skogx som raedhis hwar buskan. (Reuterdahl, 816.)

9 Der wald hat ohrn, das feld hat augen.Franck, II, 20b; Lehmann, 69, 32; Eiselein, 627; Körte, 62429; Simrock, 11163; Braun, I, 4895; Birlinger, 519.

„De Wald hät Oahren, 't Feld hät O'n.“ – (Schlingmann, 1425.) Vorsicht in der Mittheilung von Geheimnissen. Ein rabbinischer Spruch sagt: Sprichst du des Nachts, so dämpfe deine Stimme; sprichst du des Tags, blicke zuvor um. (Dukes, Rabbinische Blumenlese.) Der Gedanke, dass nichts verborgen bleiben könne, wird in einem serbischen Volksliede so ausgedrückt: „Küssten sich zwei Liebste auf der Wiese, und sie glaubten, dass es niemand sähe. Doch es sah sie wol die grüne Wiese, diese that es kund der weissen Heerde, und die Heerde sagt es ihrem Hirten und der Hirt dem Wanderer auf der Strasse; dieser sagt es auf dem Meer dem Schiffer und der Schiffer sagt es seinem Schiff, das verkündet es dem Wasser, und das Wasser sagt's des Mädchens Mutter.“ Den nämlichen Gedanken spricht ein neugriechisches Volkslied aus: „Mein Mädchen, da[Spaltenumbruch] wir uns geküsst, da war es Nacht, wer sah uns? Die Nacht, der Morgen sahen uns; der Stern, der Mond auch sah es; und da der Stern nun niederging, da sagte er's dem Meere; dem Ruder hat's das Meer gesagt, das Ruder sagt's dem Schiffer, und der hat es gesungen vorm Fenster seiner Schönen.“ (Vgl. Th. Kind, Das serbische Volkslied im Deutschen Museum, Leipzig 1867, Nr. 35.) Die Russen: Die Luft hat die feinsten Ohren. (Altmann VI, 478.)

Dän.: Skov har ørne, og marken øyne. (Prov. dan., 508.)

Engl.: Fieldlos have eyes and woods have ears. (Masson, 371.)

Frz.: Buisson des oreilles. – Les murs ont des oreilles. (Masson, 371.)

It.: Anche i boschi hanno orecchie. (Masson, 371.) – Le siepi non hanni occhi, ma orecchie. (Bohn I, 109.)

Lat.: Aures sunt nemoris oculi campestribus horis. – In saltus latebra silet ascultatio crebra. (Reuterdahl, 69 u. 433.) – Nullum sine teste putaveris locum. (Masson, 371.) – Saltibus auditus fit prope sepe situs. (Reuterdahl, 863.)

Schwed.: Opta aers huch (hwlt) hörande när. (Reuterdahl, 433 u. 863.) – Skogen har ögon och marken öron. (Grubb, 725.) – Skogh hawer ören mark hawer öghon. (Reuterdahl, 69.)

10 Der Wald ist armer Leute Nothhelfer.

Schwed.: Skogen är god fattigmans kåpa. (Grubb, 725.)

11 Der Wald ist besser, als ein Baum.Lehmann, 399, 24.

Ansicht derer, welche ihre Liebe gern auf viele Gegenstände ihrer Neigung ausdehnen.

12 Der Wald ist nur durch seine eigenen Bäume verbrannt.

„Jeder interessirte sich für seine kühnen Unternehmungen und begleitete ihn dabei mit besorgten Blicken, weil man die Unvorsichtigkeit seiner Verwegenheit kannte. Als ihm ein Freund durch Warnungen vor einer bevorstehenden Katastrophe Einhalt thun wollte, antwortete er mit liebenswürdigem Lächeln: ›Der Wald ist nur durch seine eigenen Bäume verbrannt.‹ Er ahnte nicht, dass er damit eins der schönsten arabischen Sprichwörter citirte.“ (Jul. Verne, Von der Erde zum Mond, S. 122.)

13 Du fällst den Wald und pflanzest Erdfrüchte, und wenn sie reif sind, isst du sie nicht.

Die Neger in Surinam, um zu sagen: Der eine pflanzt, der andere erntet. Heute roth, morgen todt.

14 Einen Wald, der dir Schutz gewährt, nennst du nicht ein Gestrüpp. (Westafrika.)

15 Es ist selten ein Wald ohne Gimpel.Parömiakon, 2020.

16 Es stehen nicht in jedem Walde Tannen.

Die Russen: Es ist nicht jeder Wald ein Birkicht. (Altmann V.)

17 Im Walde (geht) der Bär, im Hause die Stiefmutter (s. d.) her.

18 Im Walde regnets zweimal. (Haindorf bei Böhmisch-Friedland.)

Das andere mal regnet's nämlich von den Bäumen herab.

19 Im Walde richtet man Bäume ab, aber den Menschen kann man nicht abrichten.

Von einem, der sehr schwer Lehre und Bildung annimmt.

20 In einem wüsten Walde ist gut streiten.

Es ist leicht da, wo es an Sachkennern fehlt, mit seiner Kunst hervorzutreten.

Böhm.: Snadno v pustém lese hvízdati. (Čelakovsky, 217.)

21 In fremdem Walde ist der Schall grösser.

22 Je stärker im Walde die Bäume knacken, je härter wird der Winter packen.Payne, 37.

23 Je tiefer im Walde, je dichter (desto mehr) Holz.

Masur.: Im dalij wlas, tym więléj drew. (Frischbier2, 4321.)

Poln.: Czém dalej w las tem więcêj drzewa. (Lompa, 8.)

24 Je tiefer in den Wald, je mehr Bäume.

Oft wachsen die Schwierigkeiten, je weiter man in einer Arbeit, in einem Unternehmen, einer Untersuchung vorschreitet. Auch: Ein Fehler, eine Streitigkeit, ein Ungemach zieht andere nach sich.

Böhm.: Čim dále v les, tim vice dřev. (Čelakovsky, 316.)

Poln.: Jim daléj w las, tym więcèj drew. (Čelakovsky, 316.)

25 Je tiefer in den Wald, je schlechter das Holz.Frischbier2, 3967.

26 Jeder Wald hat seine Schlägel.

27 Man soll nicht den ganzen Wald verkiesen um eines Baumes willen.Petri, III, 10.

Ill.: Ni gore posjeci, ni bez dàrvah doma dodji. (Čelakovsky, 291.)

28 Nicht in jedem Walde hausen Bären.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <pb facs="#f0890" n="[884]"/>
          <cb n="1767"/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Waisengericht.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Was dem Waisengericht zu schlecht ist, ist gut genug fürs Armenhaus.</hi> (<hi rendition="#i">Surinam.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Was er nicht mag, soll gut genug für mich sein?</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Walach.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Auf Walachen und Kürbistöpfe ist kein Verlass.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Walachen sind in den Sprichwörtern der Russen, Serben u. s. w. nicht gut angeschrieben, namentlich wirft man ihnen Treulosigkeit vor. In Dalmatien empfiehlt man sogar, mit einem Walachen die Schüssel nur zur Hälfte auszuessen und ihm den Rest an den Kopf zu werfen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Oho! snad Valach víru ma? (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 478.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dalm.</hi>: S Vlahom do pô zdile, a od pô njome u glavu. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 473.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Walachei.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Die Walachei ist der Kirchhof der Polen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Wahrheit dieses Worts haben die Polen zu verschiedenenmalen erfahren; zuerst um das Jahr 1360, als ihr König Kasimir der Grosse dem von seinem Bruder vom Throne gestürzten Fürsten der Walachei, Peter, beistehen wollte. Die Polen wurden durch die Kriegslist eines Rückzugs seitens der Feinde in die walachischen Wälder und Sümpfe gelockt, wo dann die Walachen über sie herfielen, und ihnen eine furchtbare Niederlage beibrachten. (<hi rendition="#i">Wurzbach, 6.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Valachia tumulus polonorum.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wald.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Auch im schönsten Walde fehlt es nicht an verkrüppeltem Holze.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Auch in den Wäldern der Hermeline merkt man den Thronwechsel.</hi> (<hi rendition="#i">Russ.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Aus des Waldes eigener Mitte erhält die Axt den Stiel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Aus dem Walde kommt der Keil, der ihm bringt so viel Unheil.&#x201C; (<hi rendition="#i">Ehrmann, 98.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Besser am Walde (wohnen) als im Walde.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Vorzüge der Freiheit.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Quam concipilari melius nemus est comitari. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 828.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Besser im Walde als im Bauer, sagte der Vogel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Blaze hajdukovi po horách; tamt&#x0115; spro&#x0161;t&#x0115;n much i ovadu, a&#x010D; mu druhdy býti o hladu. &#x2013; Lep&#x0161;í kleci les. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 279.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Dem reichen Walde wenig schadet, wenn sich ein Mann mit Holz beladet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 11166; Graf, 68, 30.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Man unterschied in der deutschen Gemeinde früher einen vollwerigen und halbwerigen von einem unwerigen (unbehoften) Manne. Wer an dem Gemeingut der Mark theilhaben wollte, musste im Gau &#x201E;eigen Feuer und Bauch&#x201C; haben, d. h. in der Gemeinde angesessen sein, ein Privatbesitzthum haben, dann war er werig; der unwerige Mann, der kein Haus und Hof hatte, sollte keinen Theil haben an den Nutzungen der Almende oder des Gemeindeguts. So wenig indess der  Märker (s. d.) in dem Gemeingut nach Belieben schalten konnte, so wenig sollte der Ausmärker oder Unwerige aus Billigkeitsrücksichten von der Nutzung des Almendeguts völlig ausgeschlossen sein. Man gestattete ihm, im obigen Sprichwort der &#x201E;arme Mann&#x201C; genannt, sich Holz tragweise zu holen. (S.  Baum 220.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Dem richen walt lutzel schadet ob sich eyn man mit holze ladet. (<hi rendition="#i">Grimm, Vridank, V, 27.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Der kommt nimmer in den Wald, so jeden Busch fürchtet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 627; Simrock, 11167.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Non venit ad silvam, qui cuncta rubeta veretur. (<hi rendition="#i">Eiselein, 627.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Der muss nicht in den Wald gehen, der vor jedem Ast (Rauschen) erschrickt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Quid nemus intramus quos territat vndique ramus. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 816.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Han thorff ey ga till skogx som raedhis hwar buskan. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 816.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Der wald hat ohrn, das feld hat augen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 20<hi rendition="#sup">b;</hi> Lehmann, 69, 32; Eiselein, 627; Körte, 62429; Simrock, 11163; Braun, I, 4895; Birlinger, 519.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;De Wald hät Oahren, 't Feld hät O'n.&#x201C; &#x2013; (<hi rendition="#i">Schlingmann, 1425.</hi>) Vorsicht in der Mittheilung von Geheimnissen. Ein rabbinischer Spruch sagt: Sprichst du des Nachts, so dämpfe deine Stimme; sprichst du des Tags, blicke zuvor um. (<hi rendition="#i">Dukes, Rabbinische Blumenlese.</hi>) Der Gedanke, dass nichts verborgen bleiben könne, wird in einem serbischen Volksliede so ausgedrückt: &#x201E;Küssten sich zwei Liebste auf der Wiese, und sie glaubten, dass es niemand sähe. Doch es sah sie wol die grüne Wiese, diese that es kund der weissen Heerde, und die Heerde sagt es ihrem Hirten und der Hirt dem Wanderer auf der Strasse; dieser sagt es auf dem Meer dem Schiffer und der Schiffer sagt es seinem Schiff, das verkündet es dem Wasser, und das Wasser sagt's des Mädchens Mutter.&#x201C; Den nämlichen Gedanken spricht ein neugriechisches Volkslied aus: &#x201E;Mein Mädchen, da<cb n="1768"/>
wir uns geküsst, da war es Nacht, wer sah uns? Die Nacht, der Morgen sahen uns; der Stern, der Mond auch sah es; und da der Stern nun niederging, da sagte er's dem Meere; dem Ruder hat's das Meer gesagt, das Ruder sagt's dem Schiffer, und der hat es gesungen vorm Fenster seiner Schönen.&#x201C; (Vgl. <hi rendition="#i">Th. Kind, Das serbische Volkslied im Deutschen Museum, Leipzig 1867, Nr. 35.</hi>) Die Russen: Die Luft hat die feinsten Ohren. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 478.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Skov har ørne, og marken øyne. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 508.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Fieldlos have eyes and woods have ears. (<hi rendition="#i">Masson, 371.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Buisson des oreilles. &#x2013; Les murs ont des oreilles. (<hi rendition="#i">Masson, 371.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Anche i boschi hanno orecchie. (<hi rendition="#i">Masson, 371.</hi>) &#x2013; Le siepi non hanni occhi, ma orecchie. (<hi rendition="#i">Bohn I, 109.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Aures sunt nemoris oculi campestribus horis. &#x2013; In saltus latebra silet ascultatio crebra. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 69 u. 433.</hi>) &#x2013; Nullum sine teste putaveris locum. (<hi rendition="#i">Masson, 371.</hi>) &#x2013; Saltibus auditus fit prope sepe situs. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 863.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Opta aers huch (hwlt) hörande när. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 433 u. 863.</hi>) &#x2013; Skogen har ögon och marken öron. (<hi rendition="#i">Grubb, 725.</hi>) &#x2013; Skogh hawer ören mark hawer öghon. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 69.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Der Wald ist armer Leute Nothhelfer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Skogen är god fattigmans kåpa. (<hi rendition="#i">Grubb, 725.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Der Wald ist besser, als ein Baum.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 399, 24.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ansicht derer, welche ihre Liebe gern auf viele Gegenstände ihrer Neigung ausdehnen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Der Wald ist nur durch seine eigenen Bäume verbrannt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Jeder interessirte sich für seine kühnen Unternehmungen und begleitete ihn dabei mit besorgten Blicken, weil man die Unvorsichtigkeit seiner Verwegenheit kannte. Als ihm ein Freund durch Warnungen vor einer bevorstehenden Katastrophe Einhalt thun wollte, antwortete er mit liebenswürdigem Lächeln: &#x203A;Der Wald ist nur durch seine eigenen Bäume verbrannt.&#x2039; Er ahnte nicht, dass er damit eins der schönsten arabischen Sprichwörter citirte.&#x201C; (<hi rendition="#i">Jul. Verne, Von der Erde zum Mond, S. 122.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Du fällst den Wald und pflanzest Erdfrüchte, und wenn sie reif sind, isst du sie nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Neger in Surinam, um zu sagen: Der eine pflanzt, der andere erntet. Heute roth, morgen todt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Einen Wald, der dir Schutz gewährt, nennst du nicht ein Gestrüpp.</hi> (<hi rendition="#i">Westafrika.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Es ist selten ein Wald ohne Gimpel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2020.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Es stehen nicht in jedem Walde Tannen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Es ist nicht jeder Wald ein Birkicht. (<hi rendition="#i">Altmann V.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 Im Walde (geht) der Bär, im Hause die  Stiefmutter (s. d.) her.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Im Walde regnets zweimal.</hi> (<hi rendition="#i">Haindorf bei Böhmisch-Friedland.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Das andere mal regnet's nämlich von den Bäumen herab.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">19 Im Walde richtet man Bäume ab, aber den Menschen kann man nicht abrichten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem, der sehr schwer Lehre und Bildung annimmt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">20 In einem wüsten Walde ist gut streiten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist leicht da, wo es an Sachkennern fehlt, mit seiner Kunst hervorzutreten.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Snadno v pustém lese hvízdati. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 217.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">21 In fremdem Walde ist der Schall grösser.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Je stärker im Walde die Bäume knacken, je härter wird der Winter packen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Payne, 37.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">23 Je tiefer im Walde, je dichter (desto mehr) Holz.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Masur.</hi>: Im dalij wlas, tym wi&#x0119;léj drew. (<hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 4321.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Czém dalej w las tem wi&#x0119;cêj drzewa. (<hi rendition="#i">Lompa, 8.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">24 Je tiefer in den Wald, je mehr Bäume.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Oft wachsen die Schwierigkeiten, je weiter man in einer Arbeit, in einem Unternehmen, einer Untersuchung vorschreitet. Auch: Ein Fehler, eine Streitigkeit, ein Ungemach zieht andere nach sich.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: &#x010C;im dále v les, tim vice d&#x0159;ev. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 316.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Jim daléj w las, tym wi&#x0119;cèj drew. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 316.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">25 Je tiefer in den Wald, je schlechter das Holz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3967.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">26 Jeder Wald hat seine Schlägel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">27 Man soll nicht den ganzen Wald verkiesen um eines Baumes willen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, III, 10.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ill.</hi>: Ni gore posjeci, ni bez dàrvah doma dodji. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 291.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">28 Nicht in jedem Walde hausen Bären.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[884]/0890] Waisengericht. Was dem Waisengericht zu schlecht ist, ist gut genug fürs Armenhaus. (Surinam.) Was er nicht mag, soll gut genug für mich sein? Walach. Auf Walachen und Kürbistöpfe ist kein Verlass. Die Walachen sind in den Sprichwörtern der Russen, Serben u. s. w. nicht gut angeschrieben, namentlich wirft man ihnen Treulosigkeit vor. In Dalmatien empfiehlt man sogar, mit einem Walachen die Schüssel nur zur Hälfte auszuessen und ihm den Rest an den Kopf zu werfen. Böhm.: Oho! snad Valach víru ma? (Čelakovsky, 478.) Dalm.: S Vlahom do pô zdile, a od pô njome u glavu. (Čelakovsky, 473.) Walachei. Die Walachei ist der Kirchhof der Polen. Die Wahrheit dieses Worts haben die Polen zu verschiedenenmalen erfahren; zuerst um das Jahr 1360, als ihr König Kasimir der Grosse dem von seinem Bruder vom Throne gestürzten Fürsten der Walachei, Peter, beistehen wollte. Die Polen wurden durch die Kriegslist eines Rückzugs seitens der Feinde in die walachischen Wälder und Sümpfe gelockt, wo dann die Walachen über sie herfielen, und ihnen eine furchtbare Niederlage beibrachten. (Wurzbach, 6.) Lat.: Valachia tumulus polonorum. Wald. 1 Auch im schönsten Walde fehlt es nicht an verkrüppeltem Holze. 2 Auch in den Wäldern der Hermeline merkt man den Thronwechsel. (Russ.) 3 Aus des Waldes eigener Mitte erhält die Axt den Stiel. „Aus dem Walde kommt der Keil, der ihm bringt so viel Unheil.“ (Ehrmann, 98.) 4 Besser am Walde (wohnen) als im Walde. Vorzüge der Freiheit. Lat.: Quam concipilari melius nemus est comitari. (Reuterdahl, 828.) 5 Besser im Walde als im Bauer, sagte der Vogel. Böhm.: Blaze hajdukovi po horách; tamtĕ sproštĕn much i ovadu, ač mu druhdy býti o hladu. – Lepší kleci les. (Čelakovsky, 279.) 6 Dem reichen Walde wenig schadet, wenn sich ein Mann mit Holz beladet. – Simrock, 11166; Graf, 68, 30. Man unterschied in der deutschen Gemeinde früher einen vollwerigen und halbwerigen von einem unwerigen (unbehoften) Manne. Wer an dem Gemeingut der Mark theilhaben wollte, musste im Gau „eigen Feuer und Bauch“ haben, d. h. in der Gemeinde angesessen sein, ein Privatbesitzthum haben, dann war er werig; der unwerige Mann, der kein Haus und Hof hatte, sollte keinen Theil haben an den Nutzungen der Almende oder des Gemeindeguts. So wenig indess der Märker (s. d.) in dem Gemeingut nach Belieben schalten konnte, so wenig sollte der Ausmärker oder Unwerige aus Billigkeitsrücksichten von der Nutzung des Almendeguts völlig ausgeschlossen sein. Man gestattete ihm, im obigen Sprichwort der „arme Mann“ genannt, sich Holz tragweise zu holen. (S. Baum 220.) Mhd.: Dem richen walt lutzel schadet ob sich eyn man mit holze ladet. (Grimm, Vridank, V, 27.) 7 Der kommt nimmer in den Wald, so jeden Busch fürchtet. – Eiselein, 627; Simrock, 11167. Lat.: Non venit ad silvam, qui cuncta rubeta veretur. (Eiselein, 627.) 8 Der muss nicht in den Wald gehen, der vor jedem Ast (Rauschen) erschrickt. Lat.: Quid nemus intramus quos territat vndique ramus. (Reuterdahl, 816.) Schwed.: Han thorff ey ga till skogx som raedhis hwar buskan. (Reuterdahl, 816.) 9 Der wald hat ohrn, das feld hat augen. – Franck, II, 20b; Lehmann, 69, 32; Eiselein, 627; Körte, 62429; Simrock, 11163; Braun, I, 4895; Birlinger, 519. „De Wald hät Oahren, 't Feld hät O'n.“ – (Schlingmann, 1425.) Vorsicht in der Mittheilung von Geheimnissen. Ein rabbinischer Spruch sagt: Sprichst du des Nachts, so dämpfe deine Stimme; sprichst du des Tags, blicke zuvor um. (Dukes, Rabbinische Blumenlese.) Der Gedanke, dass nichts verborgen bleiben könne, wird in einem serbischen Volksliede so ausgedrückt: „Küssten sich zwei Liebste auf der Wiese, und sie glaubten, dass es niemand sähe. Doch es sah sie wol die grüne Wiese, diese that es kund der weissen Heerde, und die Heerde sagt es ihrem Hirten und der Hirt dem Wanderer auf der Strasse; dieser sagt es auf dem Meer dem Schiffer und der Schiffer sagt es seinem Schiff, das verkündet es dem Wasser, und das Wasser sagt's des Mädchens Mutter.“ Den nämlichen Gedanken spricht ein neugriechisches Volkslied aus: „Mein Mädchen, da wir uns geküsst, da war es Nacht, wer sah uns? Die Nacht, der Morgen sahen uns; der Stern, der Mond auch sah es; und da der Stern nun niederging, da sagte er's dem Meere; dem Ruder hat's das Meer gesagt, das Ruder sagt's dem Schiffer, und der hat es gesungen vorm Fenster seiner Schönen.“ (Vgl. Th. Kind, Das serbische Volkslied im Deutschen Museum, Leipzig 1867, Nr. 35.) Die Russen: Die Luft hat die feinsten Ohren. (Altmann VI, 478.) Dän.: Skov har ørne, og marken øyne. (Prov. dan., 508.) Engl.: Fieldlos have eyes and woods have ears. (Masson, 371.) Frz.: Buisson des oreilles. – Les murs ont des oreilles. (Masson, 371.) It.: Anche i boschi hanno orecchie. (Masson, 371.) – Le siepi non hanni occhi, ma orecchie. (Bohn I, 109.) Lat.: Aures sunt nemoris oculi campestribus horis. – In saltus latebra silet ascultatio crebra. (Reuterdahl, 69 u. 433.) – Nullum sine teste putaveris locum. (Masson, 371.) – Saltibus auditus fit prope sepe situs. (Reuterdahl, 863.) Schwed.: Opta aers huch (hwlt) hörande när. (Reuterdahl, 433 u. 863.) – Skogen har ögon och marken öron. (Grubb, 725.) – Skogh hawer ören mark hawer öghon. (Reuterdahl, 69.) 10 Der Wald ist armer Leute Nothhelfer. Schwed.: Skogen är god fattigmans kåpa. (Grubb, 725.) 11 Der Wald ist besser, als ein Baum. – Lehmann, 399, 24. Ansicht derer, welche ihre Liebe gern auf viele Gegenstände ihrer Neigung ausdehnen. 12 Der Wald ist nur durch seine eigenen Bäume verbrannt. „Jeder interessirte sich für seine kühnen Unternehmungen und begleitete ihn dabei mit besorgten Blicken, weil man die Unvorsichtigkeit seiner Verwegenheit kannte. Als ihm ein Freund durch Warnungen vor einer bevorstehenden Katastrophe Einhalt thun wollte, antwortete er mit liebenswürdigem Lächeln: ›Der Wald ist nur durch seine eigenen Bäume verbrannt.‹ Er ahnte nicht, dass er damit eins der schönsten arabischen Sprichwörter citirte.“ (Jul. Verne, Von der Erde zum Mond, S. 122.) 13 Du fällst den Wald und pflanzest Erdfrüchte, und wenn sie reif sind, isst du sie nicht. Die Neger in Surinam, um zu sagen: Der eine pflanzt, der andere erntet. Heute roth, morgen todt. 14 Einen Wald, der dir Schutz gewährt, nennst du nicht ein Gestrüpp. (Westafrika.) 15 Es ist selten ein Wald ohne Gimpel. – Parömiakon, 2020. 16 Es stehen nicht in jedem Walde Tannen. Die Russen: Es ist nicht jeder Wald ein Birkicht. (Altmann V.) 17 Im Walde (geht) der Bär, im Hause die Stiefmutter (s. d.) her. 18 Im Walde regnets zweimal. (Haindorf bei Böhmisch-Friedland.) Das andere mal regnet's nämlich von den Bäumen herab. 19 Im Walde richtet man Bäume ab, aber den Menschen kann man nicht abrichten. Von einem, der sehr schwer Lehre und Bildung annimmt. 20 In einem wüsten Walde ist gut streiten. Es ist leicht da, wo es an Sachkennern fehlt, mit seiner Kunst hervorzutreten. Böhm.: Snadno v pustém lese hvízdati. (Čelakovsky, 217.) 21 In fremdem Walde ist der Schall grösser. 22 Je stärker im Walde die Bäume knacken, je härter wird der Winter packen. – Payne, 37. 23 Je tiefer im Walde, je dichter (desto mehr) Holz. Masur.: Im dalij wlas, tym więléj drew. (Frischbier2, 4321.) Poln.: Czém dalej w las tem więcêj drzewa. (Lompa, 8.) 24 Je tiefer in den Wald, je mehr Bäume. Oft wachsen die Schwierigkeiten, je weiter man in einer Arbeit, in einem Unternehmen, einer Untersuchung vorschreitet. Auch: Ein Fehler, eine Streitigkeit, ein Ungemach zieht andere nach sich. Böhm.: Čim dále v les, tim vice dřev. (Čelakovsky, 316.) Poln.: Jim daléj w las, tym więcèj drew. (Čelakovsky, 316.) 25 Je tiefer in den Wald, je schlechter das Holz. – Frischbier2, 3967. 26 Jeder Wald hat seine Schlägel. 27 Man soll nicht den ganzen Wald verkiesen um eines Baumes willen. – Petri, III, 10. Ill.: Ni gore posjeci, ni bez dàrvah doma dodji. (Čelakovsky, 291.) 28 Nicht in jedem Walde hausen Bären.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/890
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [884]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/890>, abgerufen am 22.11.2024.