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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] *5 Sie sihet so wild vnnd sawer, dass einem das Bier versawret im Keller. - Mathesy, 163a.

*6 Wild wie ein Holzbock.

"Bis gütig allzeit, schönes pild, vnd tu neit als ain Holtzpock wild." (Hätzlerin, Liederbuch.)

*7 Wilder als d' Obwaldner. - Sutermeister, 49.


Wildbad.

* Ins Wildbad fahren.

Mittelalterliche Redensart für: Eine Badecur machen, in dem Sinne, wie wir sagen: Ins Bad reisen; denn die Mineralquellen hiessen damals Wildbäder oder Heilbäder im Gegensatz zu den Badstuben. Das Baden war im 15. Jahrhundert eine allgemeine Gewohnheit und ein Hauptvergnügen. (Vgl. über das Badeleben im Mittelalter: Dr. G. L. Kriegk, Deutsches Bürgerthum im Mittelalter, 1870.)


Wilde.

1 Auch der Wilde wird durch Freundschaft milde.

Lat.: Nomen amicitiae barbara corda movet. (Ovid.) (Philippi, II, 31.)

*2 Wir Wilden sind doch bessre Menschen.

Aus Seume's Gedicht: Der Wilde sprichwörtlich geworden, um zu sagen, dass die äussere Politur des Menschen die unverdorbene Natur nicht ersetze.


Wilderich.

* Er ist en Wilderech. - Sutermeister, 76.

Ein zorniger streitsüchtiger Mensch. Auch: en Unbrüechete (ungebundener Mensch).


Wildes.

1 Auf das Wilde folgt das Milde. - Parömiakon, 2474.

2 'T is all in 't Will (im Wilden), de Welt drait sik üm. - Firmenich, III, 12, 4.

*3 Ins Wilde dahin fragen. - Waldis, IV, 95, 4.


Wildfahen.

1 Am Wildfahen ist kein Gewinn. - Petri, II, 14.

2 Beim Wildfahen und Spinnen ist nicht viel zu gewinnen; mancher geht dabei zu Grund, hätt' er auch den besten Hund.


Wildfang.

* Es ist ein Wildfang.

Holl.: Het is een wildvang, die het met de vuist houden wil. (Harrebomee, II, 468b.)


Wildispuch.

Wildispuch liegt mitten in der Welt.


Wildpret.

1 Ein seltsam Wildbrät wird geschätzt, der nit von Ruhmgier wird gehetzt.

Lat.: Est nimium rarus, qui laudis non sit avarus. (Chaos, 476.)

2 Wer schwartz Wiltpret geschossen, der hat lange daran zu essen. - Lehmann, 700, 31.

3 Wildbret im dunkeln essen, macht einen offt Gedanken vnd ist verdechtig. - Petri, II, 793.

4 Wildpret und Fisch gehören auf der Herren Tisch. (Oberbaiern.)

5 Willst du Wildpret bringen nach Haus, so schiesse nicht nach Spatzen die Ladung aus. - Körte, 6835.

6 Wo kein Wildpret oder Huhn, muss es Rind und Hammel thun.

Holl.: Hebt gij geen wildbrood of kapoen, zoo eet dan moes of ander groen. (Harrebomee, II, 468a.)

*7 Das ist kein Wildpret für ihn.

Das ist nichts für ihn, taugt nicht in seinen Kram, gehört nicht in sein Fach. Dazu hat er kein Geschick, das ist ihm zu hoch.

*8 Ein seltsames Wildpret.

Lat.: Lac gallinaceum. (Plinius.) (Binder I, 843; II, 1617.)

*9 Er hat auch von dem Wildpret gegessen.

*10 Er weiss auch zu fauligem Wildpret eine gute Sauce zu machen.

Böhm.: Umi on i na shnilou zverinu dobrou jisku udelati. (Celakovsky, 532.)

*11 Es ist eyn seltzam willprett. - Tappius, 52a.

Von etwas Ungewöhnlichem, worüber man sich nicht klar, das schwer zu bestimmen ist.

Holl.: Het is een zeldzaam wildbrood. (Harrebomee, II, 568a.)

Lat.: Lac gallinaceum. (Philippi, I, 219; Sutor, 145; Seybold, 271.) - Phoenice rarior. (Seybold, 440.)

*12 Es ist verlegen Wildbrät. - Eiselein, 383.

*13 Wildbret tragen.

"Die aber auff dem thron sitzen, müssen offt auch blut schwitzen vnd schlaffen gehen, als hetten sie wilbret getragen." (Mathesius, Sarepta, XCIIIb.)


[Spaltenumbruch]
Wildsau.

* Er federt keine Wildsau, derweil eine Bratwurst drei Heller gilt. - Eiselein, 91.


Wildschur.

Eine Wildschur trägt man nicht der Schönheit, sondern der Wärme wegen.

Böhm.: Cuba se nenosi pro krasu, ale pro teplo. (Celakovsky, 286.)


Wildschütz.

Wildschützen, Schatzgräber und Bergsüchtige (Goldsucher) kommen nie zu einem ganzen Rock. - Wagner, Hausschatz, 325.


Wildschwein.

1 Wildschwein und Eichhorn sind Gäste. - Graf, 131, 394.

Sie wurden nicht zu stehendem Wilde gerechnet, gehörten daher nicht zum Wildbann und konnten von jedermann verfolgt werden. Das Eisenachsche Rechtsbuch sagt: "Das wilde swyn und der eychorn sin geste." (Vgl. Ortloff, Sammlungen und Rechtsquellen, 751, 111.)

*2 Er fasst ein Wildschwein beim Ohr. - Eiselein, 642.

Engl.: You take a wrong sow by the ear.


Wildwerden.

* 'S ist dänn doch zum Wildiwerde. - Sutermeister, 16.

Ausruf der Verwunderung. (S. Menschenmöglich.)


Wilhelm.

1 Alles, was Wilhelm heisst, hat ein kümmerlich Ende. (Fries.)

2 Welhelmes von der Sauel, den Ellenbog dor den Mauen (durch die Aermel), de Hooren dör den Hut, dat düt Wilhelmes gut. (Meurs.) - Firmenich, I, 404, 252.

*3 Das sind sie nicht, die Wilhelmus blasen.

Wol aus der Zeit Wilhelm's von Oranien. Die gehören nicht zu unserer Partei.

*4 Wellem, träkk (ziehe) op, et Büttgen es voll. (Köln.) - Firmenich, I, 476, 238.

Wird gebraucht, um Kinder zur Reinigung der Nase zu ermahnen.

*5 Welm von Walbeck soll kommen. (Niederrhein.)

Um Brandstiftung anzudrohen.

*6 Willem, Kalch! (Pommern.)

Es scheint, als hiessen dort die Maurerhandlanger besonders Wilhelm.


Wilhelmsstrasse.

* Einem die Wilhelmsstrasse1 fegen.

1) Der beim Militär bartlos zu haltende Streifen Kinn.


Wille.

1 Aller wille ist, haben viel. - Lehmann, II, 26, 11; Franck, II, 63a; Simrock, 11609; Mayer, I, 207.

2 Alles will einen Willen haben. - Körte, 6847.

3 An dem Willen der Menschen und gespanntem Gewand (Tuch) geht viel ab. - Pistor., VIII, 6.

4 An gutem willen, Stoltz vnd Hochmuth fehlet es der Welt nicht. - Petri, II, 17.

5 An Willen und Worten ist kein Zwang. - Graf, 292, 74.

Im Allgemeinen sollen nicht blos die Gedanken, sondern auch die Worte, insofern in diesen nicht selbst schon, wie bei Ehrenkränkungen, das vollendete Unrecht liegt, von strafrechtlicher Ahndung verschont bleiben, da dadurch allein noch niemand Gewalt angethan wird.

Mhd.: An willen noch an worden i's nen gedvang. (Homeyer, Sächs. Lehnr., 39, 2.)

6 Bai sinen Willen siet (sagt), maut sinen Widerwillen hären. (Iserlohn.) - Firmenich, III, 187, 86; Woeste, 80, 367.

7 Beyder Will thun viel. - Lehmann, II, 47, 22.

8 Böser Wille spricht niemals gut von andern.

Engl.: Ill will never said well. (Bohn II, 107.)

9 Dass ist ein guter will, der ein Ding thut, so gut er kan, wenn er nicht thun kan, wie er will. - Lehmann, 899, 49.

10 De will hebben sinen Willen, de krigt wat vör sine Billen. - Schütze, I, 154.

Zu eigensinnigen Kindern. Bille, Billen = Lenden, Sitzbacken; s. Kind 581 und Billen (im Nachtrag).

11 Dem guten Willen mangelt Gelegenheit nicht.

12 Dem Willen des Kindes ist nicht zu trauen.

13 Den Willen erbt niemand. - Körte, 6841.

[Spaltenumbruch] *5 Sie sihet so wild vnnd sawer, dass einem das Bier versawret im Keller.Mathesy, 163a.

*6 Wild wie ein Holzbock.

„Bis gütig allzeit, schönes pild, vnd tu nît als ain Holtzpock wild.“ (Hätzlerin, Liederbuch.)

*7 Wilder als d' Obwaldner.Sutermeister, 49.


Wildbad.

* Ins Wildbad fahren.

Mittelalterliche Redensart für: Eine Badecur machen, in dem Sinne, wie wir sagen: Ins Bad reisen; denn die Mineralquellen hiessen damals Wildbäder oder Heilbäder im Gegensatz zu den Badstuben. Das Baden war im 15. Jahrhundert eine allgemeine Gewohnheit und ein Hauptvergnügen. (Vgl. über das Badeleben im Mittelalter: Dr. G. L. Kriegk, Deutsches Bürgerthum im Mittelalter, 1870.)


Wilde.

1 Auch der Wilde wird durch Freundschaft milde.

Lat.: Nomen amicitiae barbara corda movet. (Ovid.) (Philippi, II, 31.)

*2 Wir Wilden sind doch bessre Menschen.

Aus Seume's Gedicht: Der Wilde sprichwörtlich geworden, um zu sagen, dass die äussere Politur des Menschen die unverdorbene Natur nicht ersetze.


Wilderich.

* Er ist en Wilderech.Sutermeister, 76.

Ein zorniger streitsüchtiger Mensch. Auch: en Unbrüechete (ungebundener Mensch).


Wildes.

1 Auf das Wilde folgt das Milde.Parömiakon, 2474.

2 'T is all in 't Will (im Wilden), de Welt drait sik üm.Firmenich, III, 12, 4.

*3 Ins Wilde dahin fragen.Waldis, IV, 95, 4.


Wildfahen.

1 Am Wildfahen ist kein Gewinn.Petri, II, 14.

2 Beim Wildfahen und Spinnen ist nicht viel zu gewinnen; mancher geht dabei zu Grund, hätt' er auch den besten Hund.


Wildfang.

* Es ist ein Wildfang.

Holl.: Het is een wildvang, die het met de vuist houden wil. (Harrebomée, II, 468b.)


Wildispuch.

Wildispuch liegt mitten in der Welt.


Wildpret.

1 Ein seltsam Wildbrät wird geschätzt, der nit von Ruhmgier wird gehetzt.

Lat.: Est nimium rarus, qui laudis non sit avarus. (Chaos, 476.)

2 Wer schwartz Wiltpret geschossen, der hat lange daran zu essen.Lehmann, 700, 31.

3 Wildbret im dunkeln essen, macht einen offt Gedanken vnd ist verdechtig.Petri, II, 793.

4 Wildpret und Fisch gehören auf der Herren Tisch. (Oberbaiern.)

5 Willst du Wildpret bringen nach Haus, so schiesse nicht nach Spatzen die Ladung aus.Körte, 6835.

6 Wo kein Wildpret oder Huhn, muss es Rind und Hammel thun.

Holl.: Hebt gij geen wildbrood of kapoen, zoo eet dan moes of ander groen. (Harrebomée, II, 468a.)

*7 Das ist kein Wildpret für ihn.

Das ist nichts für ihn, taugt nicht in seinen Kram, gehört nicht in sein Fach. Dazu hat er kein Geschick, das ist ihm zu hoch.

*8 Ein seltsames Wildpret.

Lat.: Lac gallinaceum. (Plinius.) (Binder I, 843; II, 1617.)

*9 Er hat auch von dem Wildpret gegessen.

*10 Er weiss auch zu fauligem Wildpret eine gute Sauce zu machen.

Böhm.: Umí on i na shnilou zvĕřinu dobrou jíšku udĕlati. (Čelakovsky, 532.)

*11 Es ist eyn seltzam willprett.Tappius, 52a.

Von etwas Ungewöhnlichem, worüber man sich nicht klar, das schwer zu bestimmen ist.

Holl.: Het is een zeldzaam wildbrood. (Harrebomée, II, 568a.)

Lat.: Lac gallinaceum. (Philippi, I, 219; Sutor, 145; Seybold, 271.) – Phoenice rarior. (Seybold, 440.)

*12 Es ist verlegen Wildbrät.Eiselein, 383.

*13 Wildbret tragen.

„Die aber auff dem thron sitzen, müssen offt auch blut schwitzen vnd schlaffen gehen, als hetten sie wilbret getragen.“ (Mathesius, Sarepta, XCIIIb.)


[Spaltenumbruch]
Wildsau.

* Er federt keine Wildsau, derweil eine Bratwurst drei Heller gilt.Eiselein, 91.


Wildschur.

Eine Wildschur trägt man nicht der Schönheit, sondern der Wärme wegen.

Böhm.: Čuba se nenosí pro krásu, ale pro teplo. (Čelakovsky, 286.)


Wildschütz.

Wildschützen, Schatzgräber und Bergsüchtige (Goldsucher) kommen nie zu einem ganzen Rock.Wagner, Hausschatz, 325.


Wildschwein.

1 Wildschwein und Eichhorn sind Gäste.Graf, 131, 394.

Sie wurden nicht zu stehendem Wilde gerechnet, gehörten daher nicht zum Wildbann und konnten von jedermann verfolgt werden. Das Eisenachsche Rechtsbuch sagt: „Das wilde swyn und der eychorn sin geste.“ (Vgl. Ortloff, Sammlungen und Rechtsquellen, 751, 111.)

*2 Er fasst ein Wildschwein beim Ohr.Eiselein, 642.

Engl.: You take a wrong sow by the ear.


Wildwerden.

* 'S ist dänn doch zum Wildiwerde.Sutermeister, 16.

Ausruf der Verwunderung. (S. Menschenmöglich.)


Wilhelm.

1 Alles, was Wilhelm heisst, hat ein kümmerlich Ende. (Fries.)

2 Welhelmes von der Sauel, den Ellenbog dôr den Mauen (durch die Aermel), de Hooren dör den Hut, dat düt Wilhelmes gut. (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 252.

*3 Das sind sie nicht, die Wilhelmus blasen.

Wol aus der Zeit Wilhelm's von Oranien. Die gehören nicht zu unserer Partei.

*4 Wellem, träkk (ziehe) op, et Büttgen es voll. (Köln.) – Firmenich, I, 476, 238.

Wird gebraucht, um Kinder zur Reinigung der Nase zu ermahnen.

*5 Welm von Walbeck soll kommen. (Niederrhein.)

Um Brandstiftung anzudrohen.

*6 Willem, Kalch! (Pommern.)

Es scheint, als hiessen dort die Maurerhandlanger besonders Wilhelm.


Wilhelmsstrasse.

* Einem die Wilhelmsstrasse1 fegen.

1) Der beim Militär bartlos zu haltende Streifen Kinn.


Wille.

1 Aller wille ist, haben viel.Lehmann, II, 26, 11; Franck, II, 63a; Simrock, 11609; Mayer, I, 207.

2 Alles will einen Willen haben.Körte, 6847.

3 An dem Willen der Menschen und gespanntem Gewand (Tuch) geht viel ab.Pistor., VIII, 6.

4 An gutem willen, Stoltz vnd Hochmuth fehlet es der Welt nicht.Petri, II, 17.

5 An Willen und Worten ist kein Zwang.Graf, 292, 74.

Im Allgemeinen sollen nicht blos die Gedanken, sondern auch die Worte, insofern in diesen nicht selbst schon, wie bei Ehrenkränkungen, das vollendete Unrecht liegt, von strafrechtlicher Ahndung verschont bleiben, da dadurch allein noch niemand Gewalt angethan wird.

Mhd.: An willen noch an worden i's nen gedvang. (Homeyer, Sächs. Lehnr., 39, 2.)

6 Bai sinen Willen siet (sagt), maut sinen Widerwillen hären. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 187, 86; Woeste, 80, 367.

7 Beyder Will thun viel.Lehmann, II, 47, 22.

8 Böser Wille spricht niemals gut von andern.

Engl.: Ill will never said well. (Bohn II, 107.)

9 Dass ist ein guter will, der ein Ding thut, so gut er kan, wenn er nicht thun kan, wie er will.Lehmann, 899, 49.

10 De will hebben sinen Willen, de krigt wat vör sine Billen.Schütze, I, 154.

Zu eigensinnigen Kindern. Bille, Billen = Lenden, Sitzbacken; s. Kind 581 und Billen (im Nachtrag).

11 Dem guten Willen mangelt Gelegenheit nicht.

12 Dem Willen des Kindes ist nicht zu trauen.

13 Den Willen erbt niemand.Körte, 6841.

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[[118]/0130] *5 Sie sihet so wild vnnd sawer, dass einem das Bier versawret im Keller. – Mathesy, 163a. *6 Wild wie ein Holzbock. „Bis gütig allzeit, schönes pild, vnd tu nît als ain Holtzpock wild.“ (Hätzlerin, Liederbuch.) *7 Wilder als d' Obwaldner. – Sutermeister, 49. Wildbad. * Ins Wildbad fahren. Mittelalterliche Redensart für: Eine Badecur machen, in dem Sinne, wie wir sagen: Ins Bad reisen; denn die Mineralquellen hiessen damals Wildbäder oder Heilbäder im Gegensatz zu den Badstuben. Das Baden war im 15. Jahrhundert eine allgemeine Gewohnheit und ein Hauptvergnügen. (Vgl. über das Badeleben im Mittelalter: Dr. G. L. Kriegk, Deutsches Bürgerthum im Mittelalter, 1870.) Wilde. 1 Auch der Wilde wird durch Freundschaft milde. Lat.: Nomen amicitiae barbara corda movet. (Ovid.) (Philippi, II, 31.) *2 Wir Wilden sind doch bessre Menschen. Aus Seume's Gedicht: Der Wilde sprichwörtlich geworden, um zu sagen, dass die äussere Politur des Menschen die unverdorbene Natur nicht ersetze. Wilderich. * Er ist en Wilderech. – Sutermeister, 76. Ein zorniger streitsüchtiger Mensch. Auch: en Unbrüechete (ungebundener Mensch). Wildes. 1 Auf das Wilde folgt das Milde. – Parömiakon, 2474. 2 'T is all in 't Will (im Wilden), de Welt drait sik üm. – Firmenich, III, 12, 4. *3 Ins Wilde dahin fragen. – Waldis, IV, 95, 4. Wildfahen. 1 Am Wildfahen ist kein Gewinn. – Petri, II, 14. 2 Beim Wildfahen und Spinnen ist nicht viel zu gewinnen; mancher geht dabei zu Grund, hätt' er auch den besten Hund. Wildfang. * Es ist ein Wildfang. Holl.: Het is een wildvang, die het met de vuist houden wil. (Harrebomée, II, 468b.) Wildispuch. Wildispuch liegt mitten in der Welt. Wildpret. 1 Ein seltsam Wildbrät wird geschätzt, der nit von Ruhmgier wird gehetzt. Lat.: Est nimium rarus, qui laudis non sit avarus. (Chaos, 476.) 2 Wer schwartz Wiltpret geschossen, der hat lange daran zu essen. – Lehmann, 700, 31. 3 Wildbret im dunkeln essen, macht einen offt Gedanken vnd ist verdechtig. – Petri, II, 793. 4 Wildpret und Fisch gehören auf der Herren Tisch. (Oberbaiern.) 5 Willst du Wildpret bringen nach Haus, so schiesse nicht nach Spatzen die Ladung aus. – Körte, 6835. 6 Wo kein Wildpret oder Huhn, muss es Rind und Hammel thun. Holl.: Hebt gij geen wildbrood of kapoen, zoo eet dan moes of ander groen. (Harrebomée, II, 468a.) *7 Das ist kein Wildpret für ihn. Das ist nichts für ihn, taugt nicht in seinen Kram, gehört nicht in sein Fach. Dazu hat er kein Geschick, das ist ihm zu hoch. *8 Ein seltsames Wildpret. Lat.: Lac gallinaceum. (Plinius.) (Binder I, 843; II, 1617.) *9 Er hat auch von dem Wildpret gegessen. *10 Er weiss auch zu fauligem Wildpret eine gute Sauce zu machen. Böhm.: Umí on i na shnilou zvĕřinu dobrou jíšku udĕlati. (Čelakovsky, 532.) *11 Es ist eyn seltzam willprett. – Tappius, 52a. Von etwas Ungewöhnlichem, worüber man sich nicht klar, das schwer zu bestimmen ist. Holl.: Het is een zeldzaam wildbrood. (Harrebomée, II, 568a.) Lat.: Lac gallinaceum. (Philippi, I, 219; Sutor, 145; Seybold, 271.) – Phoenice rarior. (Seybold, 440.) *12 Es ist verlegen Wildbrät. – Eiselein, 383. *13 Wildbret tragen. „Die aber auff dem thron sitzen, müssen offt auch blut schwitzen vnd schlaffen gehen, als hetten sie wilbret getragen.“ (Mathesius, Sarepta, XCIIIb.) Wildsau. * Er federt keine Wildsau, derweil eine Bratwurst drei Heller gilt. – Eiselein, 91. Wildschur. Eine Wildschur trägt man nicht der Schönheit, sondern der Wärme wegen. Böhm.: Čuba se nenosí pro krásu, ale pro teplo. (Čelakovsky, 286.) Wildschütz. Wildschützen, Schatzgräber und Bergsüchtige (Goldsucher) kommen nie zu einem ganzen Rock. – Wagner, Hausschatz, 325. Wildschwein. 1 Wildschwein und Eichhorn sind Gäste. – Graf, 131, 394. Sie wurden nicht zu stehendem Wilde gerechnet, gehörten daher nicht zum Wildbann und konnten von jedermann verfolgt werden. Das Eisenachsche Rechtsbuch sagt: „Das wilde swyn und der eychorn sin geste.“ (Vgl. Ortloff, Sammlungen und Rechtsquellen, 751, 111.) *2 Er fasst ein Wildschwein beim Ohr. – Eiselein, 642. Engl.: You take a wrong sow by the ear. Wildwerden. * 'S ist dänn doch zum Wildiwerde. – Sutermeister, 16. Ausruf der Verwunderung. (S. Menschenmöglich.) Wilhelm. 1 Alles, was Wilhelm heisst, hat ein kümmerlich Ende. (Fries.) 2 Welhelmes von der Sauel, den Ellenbog dôr den Mauen (durch die Aermel), de Hooren dör den Hut, dat düt Wilhelmes gut. (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 252. *3 Das sind sie nicht, die Wilhelmus blasen. Wol aus der Zeit Wilhelm's von Oranien. Die gehören nicht zu unserer Partei. *4 Wellem, träkk (ziehe) op, et Büttgen es voll. (Köln.) – Firmenich, I, 476, 238. Wird gebraucht, um Kinder zur Reinigung der Nase zu ermahnen. *5 Welm von Walbeck soll kommen. (Niederrhein.) Um Brandstiftung anzudrohen. *6 Willem, Kalch! (Pommern.) Es scheint, als hiessen dort die Maurerhandlanger besonders Wilhelm. Wilhelmsstrasse. * Einem die Wilhelmsstrasse1 fegen. 1) Der beim Militär bartlos zu haltende Streifen Kinn. Wille. 1 Aller wille ist, haben viel. – Lehmann, II, 26, 11; Franck, II, 63a; Simrock, 11609; Mayer, I, 207. 2 Alles will einen Willen haben. – Körte, 6847. 3 An dem Willen der Menschen und gespanntem Gewand (Tuch) geht viel ab. – Pistor., VIII, 6. 4 An gutem willen, Stoltz vnd Hochmuth fehlet es der Welt nicht. – Petri, II, 17. 5 An Willen und Worten ist kein Zwang. – Graf, 292, 74. Im Allgemeinen sollen nicht blos die Gedanken, sondern auch die Worte, insofern in diesen nicht selbst schon, wie bei Ehrenkränkungen, das vollendete Unrecht liegt, von strafrechtlicher Ahndung verschont bleiben, da dadurch allein noch niemand Gewalt angethan wird. Mhd.: An willen noch an worden i's nen gedvang. (Homeyer, Sächs. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [118]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/130>, abgerufen am 24.11.2024.