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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] 233 Wer zwischen zwei Winde kommt, muss feststehen.

234 Westen Wind erfrewet manches Fischers Kind. - Petri, II, 785.

235 Wider Wind und Flut ist selten gut.

236 Wie der Wind am dritten, besonders aber am vierten und am fünften Tage nach dem Neumond, so den ganzen Monat. - Simrock, 7516.

Eine der ältesten, auf vielfache Erfahrung begründeten Witterungsregeln.

Lat.: Prima et secunda nihil; tertia aliquid, quarta, quinta qualis tota luna talis.

237 Wie der Wind ruft, so antwortet die Welle. - Altmann V, 78.

238 Wie der Wind, so die Segel.

Frz.: Selon le vent, la voile. (Cahier, 1771.)

239 Wie der Wind weht, so biegen sich die Bäume. - Henisch, 369, 58; Petri, II, 788; Gaal, 1134.

240 Wie der Wind weht, so wärmt die Sonne.

Es ist bei uns kühl oder kalt bei Nordwind, warm oder schwül bei Südwind.

Böhm.: Jak vitr veje, tak slunce.

241 Willst du wider den Wind speien, so zieh dein altes Wams an.

Aehnlich die Russen: Wer wider den Wind speien will, muss sich sein Wams anziehen. (Altmann V, 133.)

242 Wind aus Nord im Junius ist des Regens Weihekuss. - Payne, 28.

243 Wind aus Ost bringt den Kranken schlechten Trost. - Bair. Hauskalender.

244 Wind in der Nacht, am Tage Wasser macht.

Holl.: Wind in den nacht is water in de gracht. (Harrebomee, II, 472a.)

245 Wind ins Gesicht, macht kluge Leute.

246 Wind nährt die Flamme, Sturm tödtet sie. - Altmann VI, 455.

247 Wind ohne Regen kommt selten gelegen.

Holl.: Selden is gheleghen groot wint sonder reghen. (Tunnicius, 27, 23.)

Lat.: Raro cadit ventus nisi cum pluvia violentus. (Fallersleben, 786.)

248 Wind ums Maul ist ein schlechtes Frühstück.

249 Wind und Flut warten auf niemand.

250 Wind vom Niedergang ist Regens Aufgang; Wind vom Aufgang schönen Wetters Anfang. - Böbel, 101.

251 Wo der Wind am Quatember herkommt, steht er das ganze Quartal.

252 Wo der Wind am Schafsonntage (1. Sonntag in den Fasten) wird herwehen, so wird er den ganzen Vorsommer stehen. - Schweiz, I, 170, 23.

253 Wo der Wind jede Weichfasten (s. d.) hergehet, vom selben Orth wehet er das gantze folgende Quartal vber. - Henisch, 1015, 30.

254 Wo viel Wind ist, da ist selten Staub. - Simrock, 11656.

255 Zween widerwertige Wind bringen das Schiff in Gefahr. - Petri, II, 829.

256 A wird ihm noch manchen sauern Wind mössen lussen unter die Noase gihn. - Gomolcke, 266.

*257 All der Wind schüttelt keinen wurmstichigen Apfel.

Engl.: All this wind shakes no corn. (Bohn II, 182.)

*258 Als der grosse Wind ging (geschah, war etwas).

*259 Ar hat Wind kriagt. (Franken.) - Frommann, VI, 327, 425.

Er hat Kenntniss von der Sache durch geheime Nachricht erhalten.

*260 Ar hott Wend en de Uhren. (Nassau.)

Er ist ein Windbeutel, ein Narr. "Es schreibt Archelaus, dass die Ziegen nicht durch die Nasen oder den Mund Athem holen, sondern durch die Ohren." Ob damit das obige Sprichwort zusammenhängt?

*261 Behoalt dinen Wint un bloas' en in de Güörte, dann verbriens du di ock 'et Mul nitt. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 80, 371.

*262 Bei dar hoht der Wind an Schoben abgerissen. (Oberlausitz.)

Zur Bezeichnung der Schwangerschaft.

[Spaltenumbruch] *263 Bei Wind und Wetter drausse(n) sei. (Ulm.)

*264 Bläset der Wind von der Seite? - Willkomm. Der deutsche Bauer, S. 73.

*265 Da gehet der Wind aus einem andern Loche. - Herberger, I, 440.

*266 Dä het jetz der Wenk om Röcken. (Bedburg.)

Er hat jetzt den Wind im Rücken; seine Lage ist günstiger geworden. (S. Taube 106.)

*267 Da 's lutr Wind. - Eichwald, 2067; Dähnert, 552a.

Sind leere Versprechungen, ist nichts als lügenhafte Prahlerei.

*268 Dar is Wind vör de Hofdör (eitel Schein). (Ostfr.) - Eichwald, 2069; Frommann, II, 535, 106; Bueren, 252; Hauskalender II; für Köln: Weyden, III, 11; Firmenich, I, 477, 266.

*269 Dar kummt Wind, de Sweinen dragen mit Strospieren1. - Kern, 843; Schröder, 346; Eichwald, 1889; Frommann, II, 555, 100; Bueren, 403.

1) Strohhalmen. Spiere = Spitze, besonders eines Gras- oder Getreidehalms.

*270 Das ist in den Wind geblasen. - Parömiakon, 1543.

*271 Das ist, wie wenn der Wind unter die Federn kommt.

Es verfliegt leicht, es ist leichte Waare.

*272 Das ist Wind von einem todten Pferde.

Holl.: Het is wind von een dood paard. (Harrebomee, II, 472b.)

*273 Das nimmt der Wind mit fort.

Frz.: Autant en emporte le vent. (Leroux, I, 85.)

*274 Dat geit vör de Wind int Gasthus (Spital, Armenverpflegungsanstalt). - Eichwald, 603; Bueren, 266.

*275 Dat get mit fullem Wind. - Dähnert, 552a.

*276 De stan sick as Wind un Sandbarg. - Dähnert, 552a.

Sie leben in Feindschaft.

*277 De Wind blaset ut en kold Lok. (Holstein.) - Schütze, IV, 363.

Er weht wie aus einem kalten Loche.

*278 De Wind kumt her, wo use selge Mäuer her was. (Soest.)

*279 De Wind öss Noarde, kömmt von Kerspelle. (Alt-Pillau.) - Frischbier, II, 2916.

Der Wind ist dann West-Südwest. Kerspellen volksthümlich für Craxtepellen, ein Dorf im Kirchspiel Heiligenkreuz, Kr. Fischhausen.

*280 De Wint get all (bereits) üöwer de Stoppeln, un me härt de hültenen Klocken (Dreschflegel) goan. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 91, 219; Firmenich, III, 188, 109.

Um den Eintritt des Herbstes zu bezeichnen.

*281 Dem stosset kein sawrer Wind unter die Augen. - Herberger, I, 100.

Er hat gute Tage.

*282 Dem Winde blasen helfen.

*283 Dem Winde das Wehen verbieten wollen. - Waldis, II, 88, 37.

Vergebliche Arbeit.

*284 Dem Winde einen Sturm nachsenden. - Altmann VI, 521.

*285 Dem Winde folgen.

Holl.: Hij volgt den wind. (Harrebomee, II, 471b.)

*286 Den Wind auf Flaschen ziehen. - Eiselein, 643.

Lat.: Reti ventos venaris.

*287 Den Wind aus den Segeln nehmen.

"Eine Tunnel-Eisenbahn würde den Strassen- Eisenbahnen allen Wind aus den Segeln nehmen." (Wochenblatt des Newyorker Journals, 6. April 1867, S. 6.)

*288 Den Wind blasen. - Brant, Nsch., 45.

"Wer bett (bet't), vnd weiss nicht, was er bett, der blosst den Wind, vnd fleucht die schet." (Kloster, I, 468.)

*289 Den Wind im Gesicht haben.

Mit Hindernissen und Schwierigkeiten kämpfen müssen.

Lat.: Ventum a facie habere. (Bovill, I, 71.)

*290 Den Wind im Rücken haben.

Dän.: Al löbe for vind og vove. (Prov. dan., 394.)

Frz.: Avoir le dessus du vent. - Etre au-dessus du vent. (Lendroy, 1515-16.)

*291 Den Wind in die Segel fassen.

Frz.: Gagner le vent. - Monter (passer) au vent. (Kritzinger, 707a.)

[Spaltenumbruch] 233 Wer zwischen zwei Winde kommt, muss feststehen.

234 Westen Wind erfrewet manches Fischers Kind.Petri, II, 785.

235 Wider Wind und Flut ist selten gut.

236 Wie der Wind am dritten, besonders aber am vierten und am fünften Tage nach dem Neumond, so den ganzen Monat.Simrock, 7516.

Eine der ältesten, auf vielfache Erfahrung begründeten Witterungsregeln.

Lat.: Prima et secunda nihil; tertia aliquid, quarta, quinta qualis tota luna talis.

237 Wie der Wind ruft, so antwortet die Welle.Altmann V, 78.

238 Wie der Wind, so die Segel.

Frz.: Selon le vent, la voile. (Cahier, 1771.)

239 Wie der Wind weht, so biegen sich die Bäume.Henisch, 369, 58; Petri, II, 788; Gaal, 1134.

240 Wie der Wind weht, so wärmt die Sonne.

Es ist bei uns kühl oder kalt bei Nordwind, warm oder schwül bei Südwind.

Böhm.: Jak vitr vĕje, tak slunce.

241 Willst du wider den Wind speien, so zieh dein altes Wams an.

Aehnlich die Russen: Wer wider den Wind speien will, muss sich sein Wams anziehen. (Altmann V, 133.)

242 Wind aus Nord im Junius ist des Regens Weihekuss.Payne, 28.

243 Wind aus Ost bringt den Kranken schlechten Trost.Bair. Hauskalender.

244 Wind in der Nacht, am Tage Wasser macht.

Holl.: Wind in den nacht is water in de gracht. (Harrebomée, II, 472a.)

245 Wind ins Gesicht, macht kluge Leute.

246 Wind nährt die Flamme, Sturm tödtet sie.Altmann VI, 455.

247 Wind ohne Regen kommt selten gelegen.

Holl.: Selden is gheleghen groot wint sonder reghen. (Tunnicius, 27, 23.)

Lat.: Raro cadit ventus nisi cum pluvia violentus. (Fallersleben, 786.)

248 Wind ums Maul ist ein schlechtes Frühstück.

249 Wind und Flut warten auf niemand.

250 Wind vom Niedergang ist Regens Aufgang; Wind vom Aufgang schönen Wetters Anfang.Böbel, 101.

251 Wo der Wind am Quatember herkommt, steht er das ganze Quartal.

252 Wo der Wind am Schafsonntage (1. Sonntag in den Fasten) wird herwehen, so wird er den ganzen Vorsommer stehen.Schweiz, I, 170, 23.

253 Wo der Wind jede Weichfasten (s. d.) hergehet, vom selben Orth wehet er das gantze folgende Quartal vber.Henisch, 1015, 30.

254 Wo viel Wind ist, da ist selten Staub.Simrock, 11656.

255 Zween widerwertige Wind bringen das Schiff in Gefahr.Petri, II, 829.

256 A wird ihm noch manchen sauern Wind mössen lussen unter die Noase gihn.Gomolcke, 266.

*257 All der Wind schüttelt keinen wurmstichigen Apfel.

Engl.: All this wind shakes no corn. (Bohn II, 182.)

*258 Als der grosse Wind ging (geschah, war etwas).

*259 Ar hat Wind kriagt. (Franken.) – Frommann, VI, 327, 425.

Er hat Kenntniss von der Sache durch geheime Nachricht erhalten.

*260 Ar hott Wend en de Uhren. (Nassau.)

Er ist ein Windbeutel, ein Narr. „Es schreibt Archelaus, dass die Ziegen nicht durch die Nasen oder den Mund Athem holen, sondern durch die Ohren.“ Ob damit das obige Sprichwort zusammenhängt?

*261 Behoalt dinen Wint un bloas' en in de Güörte, dann verbriens du di ock 'et Mul nitt. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 80, 371.

*262 Bei dar hoht der Wind an Schoben abgerissen. (Oberlausitz.)

Zur Bezeichnung der Schwangerschaft.

[Spaltenumbruch] *263 Bei Wind und Wetter drausse(n) sei. (Ulm.)

*264 Bläset der Wind von der Seite?Willkomm. Der deutsche Bauer, S. 73.

*265 Da gehet der Wind aus einem andern Loche.Herberger, I, 440.

*266 Dä het jetz der Wenk om Röcken. (Bedburg.)

Er hat jetzt den Wind im Rücken; seine Lage ist günstiger geworden. (S. Taube 106.)

*267 Da 's lutr Wind.Eichwald, 2067; Dähnert, 552a.

Sind leere Versprechungen, ist nichts als lügenhafte Prahlerei.

*268 Dar is Wind vör de Hofdör (eitel Schein). (Ostfr.) – Eichwald, 2069; Frommann, II, 535, 106; Bueren, 252; Hauskalender II; für Köln: Weyden, III, 11; Firmenich, I, 477, 266.

*269 Dar kummt Wind, de Swînen dragen mit Strôspieren1.Kern, 843; Schröder, 346; Eichwald, 1889; Frommann, II, 555, 100; Bueren, 403.

1) Strohhalmen. Spiere = Spitze, besonders eines Gras- oder Getreidehalms.

*270 Das ist in den Wind geblasen.Parömiakon, 1543.

*271 Das ist, wie wenn der Wind unter die Federn kommt.

Es verfliegt leicht, es ist leichte Waare.

*272 Das ist Wind von einem todten Pferde.

Holl.: Het is wind von een dood paard. (Harrebomée, II, 472b.)

*273 Das nimmt der Wind mit fort.

Frz.: Autant en emporte le vent. (Leroux, I, 85.)

*274 Dat geit vör de Wind int Gasthus (Spital, Armenverpflegungsanstalt).Eichwald, 603; Bueren, 266.

*275 Dat gêt mit fullem Wind.Dähnert, 552a.

*276 De stân sick as Wind un Sandbarg.Dähnert, 552a.

Sie leben in Feindschaft.

*277 De Wind blâset ut en kôld Lok. (Holstein.) – Schütze, IV, 363.

Er weht wie aus einem kalten Loche.

*278 De Wind kumt her, wo use selge Mäuer her was. (Soest.)

*279 De Wind öss Noarde, kömmt von Kerspelle. (Alt-Pillau.) – Frischbier, II, 2916.

Der Wind ist dann West-Südwest. Kerspellen volksthümlich für Craxtepellen, ein Dorf im Kirchspiel Heiligenkreuz, Kr. Fischhausen.

*280 De Wint get all (bereits) üöwer de Stoppeln, un me härt de hültenen Klocken (Dreschflegel) goan. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 91, 219; Firmenich, III, 188, 109.

Um den Eintritt des Herbstes zu bezeichnen.

*281 Dem stosset kein sawrer Wind unter die Augen.Herberger, I, 100.

Er hat gute Tage.

*282 Dem Winde blasen helfen.

*283 Dem Winde das Wehen verbieten wollen.Waldis, II, 88, 37.

Vergebliche Arbeit.

*284 Dem Winde einen Sturm nachsenden.Altmann VI, 521.

*285 Dem Winde folgen.

Holl.: Hij volgt den wind. (Harrebomée, II, 471b.)

*286 Den Wind auf Flaschen ziehen.Eiselein, 643.

Lat.: Reti ventos venaris.

*287 Den Wind aus den Segeln nehmen.

„Eine Tunnel-Eisenbahn würde den Strassen- Eisenbahnen allen Wind aus den Segeln nehmen.“ (Wochenblatt des Newyorker Journals, 6. April 1867, S. 6.)

*288 Den Wind blasen.Brant, Nsch., 45.

„Wer bett (bet't), vnd weiss nicht, was er bett, der blosst den Wind, vnd fleucht die schet.“ (Kloster, I, 468.)

*289 Den Wind im Gesicht haben.

Mit Hindernissen und Schwierigkeiten kämpfen müssen.

Lat.: Ventum a facie habere. (Bovill, I, 71.)

*290 Den Wind im Rücken haben.

Dän.: Al löbe for vind og vove. (Prov. dan., 394.)

Frz.: Avoir le dessus du vent. – Être au-dessus du vent. (Lendroy, 1515-16.)

*291 Den Wind in die Segel fassen.

Frz.: Gagner le vent. – Monter (passer) au vent. (Kritzinger, 707a.)

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[[129]/0141] 233 Wer zwischen zwei Winde kommt, muss feststehen. 234 Westen Wind erfrewet manches Fischers Kind. – Petri, II, 785. 235 Wider Wind und Flut ist selten gut. 236 Wie der Wind am dritten, besonders aber am vierten und am fünften Tage nach dem Neumond, so den ganzen Monat. – Simrock, 7516. Eine der ältesten, auf vielfache Erfahrung begründeten Witterungsregeln. Lat.: Prima et secunda nihil; tertia aliquid, quarta, quinta qualis tota luna talis. 237 Wie der Wind ruft, so antwortet die Welle. – Altmann V, 78. 238 Wie der Wind, so die Segel. Frz.: Selon le vent, la voile. (Cahier, 1771.) 239 Wie der Wind weht, so biegen sich die Bäume. – Henisch, 369, 58; Petri, II, 788; Gaal, 1134. 240 Wie der Wind weht, so wärmt die Sonne. Es ist bei uns kühl oder kalt bei Nordwind, warm oder schwül bei Südwind. Böhm.: Jak vitr vĕje, tak slunce. 241 Willst du wider den Wind speien, so zieh dein altes Wams an. Aehnlich die Russen: Wer wider den Wind speien will, muss sich sein Wams anziehen. (Altmann V, 133.) 242 Wind aus Nord im Junius ist des Regens Weihekuss. – Payne, 28. 243 Wind aus Ost bringt den Kranken schlechten Trost. – Bair. Hauskalender. 244 Wind in der Nacht, am Tage Wasser macht. Holl.: Wind in den nacht is water in de gracht. (Harrebomée, II, 472a.) 245 Wind ins Gesicht, macht kluge Leute. 246 Wind nährt die Flamme, Sturm tödtet sie. – Altmann VI, 455. 247 Wind ohne Regen kommt selten gelegen. Holl.: Selden is gheleghen groot wint sonder reghen. (Tunnicius, 27, 23.) Lat.: Raro cadit ventus nisi cum pluvia violentus. (Fallersleben, 786.) 248 Wind ums Maul ist ein schlechtes Frühstück. 249 Wind und Flut warten auf niemand. 250 Wind vom Niedergang ist Regens Aufgang; Wind vom Aufgang schönen Wetters Anfang. – Böbel, 101. 251 Wo der Wind am Quatember herkommt, steht er das ganze Quartal. 252 Wo der Wind am Schafsonntage (1. Sonntag in den Fasten) wird herwehen, so wird er den ganzen Vorsommer stehen. – Schweiz, I, 170, 23. 253 Wo der Wind jede Weichfasten (s. d.) hergehet, vom selben Orth wehet er das gantze folgende Quartal vber. – Henisch, 1015, 30. 254 Wo viel Wind ist, da ist selten Staub. – Simrock, 11656. 255 Zween widerwertige Wind bringen das Schiff in Gefahr. – Petri, II, 829. 256 A wird ihm noch manchen sauern Wind mössen lussen unter die Noase gihn. – Gomolcke, 266. *257 All der Wind schüttelt keinen wurmstichigen Apfel. Engl.: All this wind shakes no corn. (Bohn II, 182.) *258 Als der grosse Wind ging (geschah, war etwas). *259 Ar hat Wind kriagt. (Franken.) – Frommann, VI, 327, 425. Er hat Kenntniss von der Sache durch geheime Nachricht erhalten. *260 Ar hott Wend en de Uhren. (Nassau.) Er ist ein Windbeutel, ein Narr. „Es schreibt Archelaus, dass die Ziegen nicht durch die Nasen oder den Mund Athem holen, sondern durch die Ohren.“ Ob damit das obige Sprichwort zusammenhängt? *261 Behoalt dinen Wint un bloas' en in de Güörte, dann verbriens du di ock 'et Mul nitt. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 80, 371. *262 Bei dar hoht der Wind an Schoben abgerissen. (Oberlausitz.) Zur Bezeichnung der Schwangerschaft. *263 Bei Wind und Wetter drausse(n) sei. (Ulm.) *264 Bläset der Wind von der Seite? – Willkomm. Der deutsche Bauer, S. 73. *265 Da gehet der Wind aus einem andern Loche. – Herberger, I, 440. *266 Dä het jetz der Wenk om Röcken. (Bedburg.) Er hat jetzt den Wind im Rücken; seine Lage ist günstiger geworden. (S. Taube 106.) *267 Da 's lutr Wind. – Eichwald, 2067; Dähnert, 552a. Sind leere Versprechungen, ist nichts als lügenhafte Prahlerei. *268 Dar is Wind vör de Hofdör (eitel Schein). (Ostfr.) – Eichwald, 2069; Frommann, II, 535, 106; Bueren, 252; Hauskalender II; für Köln: Weyden, III, 11; Firmenich, I, 477, 266. *269 Dar kummt Wind, de Swînen dragen mit Strôspieren1. – Kern, 843; Schröder, 346; Eichwald, 1889; Frommann, II, 555, 100; Bueren, 403. 1) Strohhalmen. Spiere = Spitze, besonders eines Gras- oder Getreidehalms. *270 Das ist in den Wind geblasen. – Parömiakon, 1543. *271 Das ist, wie wenn der Wind unter die Federn kommt. Es verfliegt leicht, es ist leichte Waare. *272 Das ist Wind von einem todten Pferde. Holl.: Het is wind von een dood paard. (Harrebomée, II, 472b.) *273 Das nimmt der Wind mit fort. Frz.: Autant en emporte le vent. (Leroux, I, 85.) *274 Dat geit vör de Wind int Gasthus (Spital, Armenverpflegungsanstalt). – Eichwald, 603; Bueren, 266. *275 Dat gêt mit fullem Wind. – Dähnert, 552a. *276 De stân sick as Wind un Sandbarg. – Dähnert, 552a. Sie leben in Feindschaft. *277 De Wind blâset ut en kôld Lok. (Holstein.) – Schütze, IV, 363. Er weht wie aus einem kalten Loche. *278 De Wind kumt her, wo use selge Mäuer her was. (Soest.) *279 De Wind öss Noarde, kömmt von Kerspelle. (Alt-Pillau.) – Frischbier, II, 2916. Der Wind ist dann West-Südwest. Kerspellen volksthümlich für Craxtepellen, ein Dorf im Kirchspiel Heiligenkreuz, Kr. Fischhausen. *280 De Wint get all (bereits) üöwer de Stoppeln, un me härt de hültenen Klocken (Dreschflegel) goan. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 91, 219; Firmenich, III, 188, 109. Um den Eintritt des Herbstes zu bezeichnen. *281 Dem stosset kein sawrer Wind unter die Augen. – Herberger, I, 100. Er hat gute Tage. *282 Dem Winde blasen helfen. *283 Dem Winde das Wehen verbieten wollen. – Waldis, II, 88, 37. Vergebliche Arbeit. *284 Dem Winde einen Sturm nachsenden. – Altmann VI, 521. *285 Dem Winde folgen. Holl.: Hij volgt den wind. (Harrebomée, II, 471b.) *286 Den Wind auf Flaschen ziehen. – Eiselein, 643. Lat.: Reti ventos venaris. *287 Den Wind aus den Segeln nehmen. „Eine Tunnel-Eisenbahn würde den Strassen- Eisenbahnen allen Wind aus den Segeln nehmen.“ (Wochenblatt des Newyorker Journals, 6. April 1867, S. 6.) *288 Den Wind blasen. – Brant, Nsch., 45. „Wer bett (bet't), vnd weiss nicht, was er bett, der blosst den Wind, vnd fleucht die schet.“ (Kloster, I, 468.) *289 Den Wind im Gesicht haben. Mit Hindernissen und Schwierigkeiten kämpfen müssen. Lat.: Ventum a facie habere. (Bovill, I, 71.) *290 Den Wind im Rücken haben. Dän.: Al löbe for vind og vove. (Prov. dan., 394.) Frz.: Avoir le dessus du vent. – Être au-dessus du vent. (Lendroy, 1515-16.) *291 Den Wind in die Segel fassen. Frz.: Gagner le vent. – Monter (passer) au vent. (Kritzinger, 707a.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [129]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/141>, abgerufen am 21.11.2024.