Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch]
Wittenberg. 1 Komm zu Wittenberg ins Thor, so begegnet dir ein Schwein, Student oder Hor'. - Berckenmeyer, 296; Hesekiel, 23. Holl.: Is Lieshout zonder dieven, Beek zonder moordenaars en Aarle zonder hoeren, dan duurt de wereld niet lang meer. (Harrebomee, II, 102b.) 2 Wer von Wittenberg kommt mit gesundem Leib, von Leipzig (s. d.) und Tübingen ohne Weib, von Halle, Jena (s. d.) und Helmstedt ungeschlagen, der kann von grossem Glücke sagen. - Berckenmeyer, 296; Deutsche Romanzeitung, III, 43, 552; Hesekiel, 23. 3 Wittenberg hat die ersten Magister gemacht, wie Basel die ersten Doctoren. - Deutsche Romanzeitung, III, 43, 552; Hesekiel, 23. 4 Wittenberg hat einen hölzernen Steinweg. So heisst nämlich der Knüppeldamm, der von Wittenberg nach Kemburg führt. (Hesekiel, 23.) Wittern. 1 Ich wittere, wittere Menschenfleisch. Engl.: I smell the blood. Frz.: Je sens la chair fraeiche. 2 Wie's wittert am Medardustag, bleibt es sechs Wochen lang danach. - Bair. Hauskalender. Witterung. 1 Die Witterung auf St. Urban zeigt des Herbstes Wetter an. (Euskirchen.) - Böbel, 26. 2 Feuchte Witterung ist der Zunge lieber, als grosse Dürre. 3 Wie die Witterung sich vom Christtag bis heiligen drei Königstag verhält, so ist's das ganze Jahr bestellt. - Schmitz, I, 169, 11. *4 Er hat Witterung erhalten. Er ist einer Sache auf die Spur gekommen. *5 Er kennt die berliner Witterung. Er weiss, wie man sprechen muss, um seinen Zweck zu erreichen; er kennt den religiösen und politischen Wind und hängt den Mantel danach. *6 Witterung zutragen. Aus der Jägersprache. Wenn das Wild Kunde von der Annäherung des Jägers oder der Hunde bekommt. Wittgen. Wer Wittgen fängt, kann auf der dresdener Brücke jagen. Als einst Ritter Weigold III. von Bärenstein auf Schloss Lochau einen der allerverrufensten Raubritter, Namens Wittich oder Wittgen, dessen Schloss auf einem starken Felsen in der Nähe der jetzigen Bergstadt Glashütte in Sachsen lag und der jenen durch Hinterlist aus dem Wege räumen wollte, nach längerm Kampfe niedergeworfen und getödtet hatte, sollte er sich dafür eine Gnade beim Markgrafen ausbitten. Der tapfere Ritter begehrte aber blos, dass, wenn er auf seinem Grund und Boden einen Hirsch oder anderes Wild hetze, er demselben folgen, es fangen und wegführen dürfe, möge es selbst bis auf die steinerne Elbbrücke zu Dresden laufen. Das ward ihm auch gewährt. (Vgl. Peccenstein, Theatr. Sax. I, 97; Grässe, Sagenschatz, S. 96 u. Constitutionelle Zeitung, Dresden 1852, 17.-19. Juni.) Witthum. Kein Witthum mag sein, es sei denn stäte. - Graf, 154, 107. Das Leibgedinge (s. d. und Leibzucht) oder Witthum musste nicht blos richterlich bestellt, sondern auf wahres Eigen (s. d.) und Erbe, auf Grundbesitz eingetragen, nicht blos auf Fahrhabe (s. d.) angewiesen werden, damit es für die Witwe eine dauernde unentziehbare Quelle der Nahrung sei. Mhd.: Kein wideme mag gesin, ez ni si stete. (Kleines Kaiserrecht, II, 51.) Witwe. 1 Alle Witwen sind reich. Engl.: Widows are always rich. (Bohn I, 43.) 2 Alte Witwen sind die besten. - Petri, II, 12. 3 An Witwen und Jungfrauen, an Rüben und Schoten am Wege rupft jedermann. Böhm.: Usklubna semena, v poli hrach arepa, vlidech vdova a panna kazdemu jsou na rane. (Celakovsky, 89.) 4 An Witwen und Waisen will jedermann den Arsch wischen. Holl.: Aan weduwen en weezen wil elk trekken en plakken. (Harrebomee, II, 444a.) 5 Arme Witwen, magere Braten. - Frischbier, 4087. [Spaltenumbruch] 6 Bei den Witwen ist das Brot zwar fertig, aber es ist nicht jedem Magen gesund. Poln.: U wdowy chleb gotowy. (Lompa, 32.) 7 De Wedwe (auch: Wedefroen) Kled is lang, elk trett der up. - Kern, 252; Goldschmidt, 162. 8 Der Witwe Anzug erinnert an die Vergangenheit, ihre Augen (Thränen) an die Gegenwart, und ihr Herz sucht die Zukunft. 9 Der Witwe Schuhe sind leicht, in denen sie dem zweiten Mann entgegengeht. - Bertram, 71. 10 Der Witwen Thränen fliessen wol die Backe herab, sie schreyen aber vber sich wider den, der sie herauss dringet. - Petri, I, 22. 11 Die reiche Witwe weint nur mit einem Auge, mit dem andern ladet sie ein. (Span.) 12 Die Witwe hat bessern Vorrath, der Kastendeckel ist fester. (Esthn.) Eine Heirath mit ihr ist in wirthschaftlicher Hinsicht weit vortheilhafter. 13 Die Witwe steht für einen Mann. Poln.: Wdowy za maz gotowy. (Celakovsky, 395.) 14 Ein Wittib, die sich wieder Verheyrat vnnd Kinder hatt, die thut wie ein Hun, sie helt sich zum Hanen vnd vergist der Hünlein. - Lehmann, 142, 43. 15 Eine reiche Witwe ist keine Witwe. - Altmann VI, 401. 16 Eine Witwe bleibt in empfänglicher Hand sitzen. - Graf, 153, 85. Selbst in dem Falle, dass keine Verbindung der ehelichen Güter stattgefunden und die Witwe nach dem Tode ihres Ehemanns nichts mehr zu beanspruchen hatte, sollte der Erbe sie nicht sofort aus Haus und Hof des Erblassers verweisen. In der Regel waren ihr noch 30 Tage gewährt. Fürchtete der Erbe, er möge dadurch Schaden leiden an seinem Rechte, so "mag er", wie der Sachsenspiegel, I, 22 sagt, "wol einfahren in das Gut zu der Witwe vor dem dreissigsten, auf dass nichts verloren werde, was ihm gehört; anders soll er aber keine Gewalt haben auf dem Gute bis auf den dreissigsten." Mhd.: Ein wittib bleibt in entphenclicher hand sitzen. (Grimm, II, 478.) Schwed.: Den enkjan blijr falle gift. (Törning, 21.) 17 Eine Witwe hat nur noch ein halbes Herz. Böhm.: Vdovec ma jen polovici srdce. (Celakovsky, 396.) 18 Eine Witwe het enen langen Stert, darup ward immer treen. 19 Eine Witwe ist ein niedriger Zaun, über den alles springt. - Simrock, 11730b. 20 Eine Witwe ist wie ein dornstrauch, da die Rosen von sind. - Petri, II, 237; Henisch, 734, 57. 21 Eine Witwe macht ihre Kalender gern nach Mannheim. 22 Eine Witwe muss man nehmen, weil sie noch im Leidjahre, und eine Jungfrau, weil sie noch gelb um den Schnabel ist. 23 Eine Witwe nehmen, heisst: alte Hosen auf dem Trödelmarkt kaufen; wer weiss, wer darin gegangen. Poln.: Kto wdowe pojmuje, jakoby stare poczciwice na wendecie kupil: co wiedziec, kto w nich chodzil. (Celakovsky, 396.) 24 Eine Witwe ohne Kind ist ein ganz lecker Ding. Böhm.: Sij vdovo siroke rukavy, budes miti vec pomluvu klasti. (Celakovsky, 89.) Schwed.: Enkian är elendig, med henne finnas fa beständig. (Törning, 34.) 25 Einer jungen Witwe weiss jeder einen Klex anzuhängen. Sehr schön sagen daher die Russen: Eine Witwe mag weite Aermel tragen, um Raum für üble Nachrede zu haben. Böhm.: Sij vdovo siroke rukavy, budes miti vec pomluvu klasti. (Celakovsky, 89.) 26 Einer Witwe Andacht (Trauer) währt nicht länger, als bis sie einer aufnestelt. - Simrock, 11728; Körte, 6896; Körte2, 8637. Frz.: Une femme, qui enterre un mari ne s'en soucie pas d'en enterrer un autre.
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Wittenberg. 1 Komm zu Wittenberg ins Thor, so begegnet dir ein Schwein, Student oder Hor'. – Berckenmeyer, 296; Hesekiel, 23. Holl.: Is Lieshout zonder dieven, Beek zonder moordenaars en Aarle zonder hoeren, dan duurt de wereld niet lang meer. (Harrebomée, II, 102b.) 2 Wer von Wittenberg kommt mit gesundem Leib, von Leipzig (s. d.) und Tübingen ohne Weib, von Halle, Jena (s. d.) und Helmstedt ungeschlagen, der kann von grossem Glücke sagen. – Berckenmeyer, 296; Deutsche Romanzeitung, III, 43, 552; Hesekiel, 23. 3 Wittenberg hat die ersten Magister gemacht, wie Basel die ersten Doctoren. – Deutsche Romanzeitung, III, 43, 552; Hesekiel, 23. 4 Wittenberg hat einen hölzernen Steinweg. So heisst nämlich der Knüppeldamm, der von Wittenberg nach Kemburg führt. (Hesekiel, 23.) Wittern. 1 Ich wittere, wittere Menschenfleisch. Engl.: I smell the blood. Frz.: Je sens la chair fraîche. 2 Wie's wittert am Medardustag, bleibt es sechs Wochen lang danach. – Bair. Hauskalender. 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Holl.: Is Lieshout zonder dieven, Beek zonder moordenaars en Aarle zonder hoeren, dan duurt de wereld niet lang meer. (Harrebomée, II, 102b.)
2 Wer von Wittenberg kommt mit gesundem Leib, von Leipzig (s. d.) und Tübingen ohne Weib, von Halle, Jena (s. d.) und Helmstedt ungeschlagen, der kann von grossem Glücke sagen. – Berckenmeyer, 296; Deutsche Romanzeitung, III, 43, 552; Hesekiel, 23.
3 Wittenberg hat die ersten Magister gemacht, wie Basel die ersten Doctoren. – Deutsche Romanzeitung, III, 43, 552; Hesekiel, 23.
4 Wittenberg hat einen hölzernen Steinweg.
So heisst nämlich der Knüppeldamm, der von Wittenberg nach Kemburg führt. (Hesekiel, 23.)
Wittern.
1 Ich wittere, wittere Menschenfleisch.
Engl.: I smell the blood.
Frz.: Je sens la chair fraîche.
2 Wie's wittert am Medardustag, bleibt es sechs Wochen lang danach. – Bair. Hauskalender.
Witterung.
1 Die Witterung auf St. Urban zeigt des Herbstes Wetter an. (Euskirchen.) – Böbel, 26.
2 Feuchte Witterung ist der Zunge lieber, als grosse Dürre.
3 Wie die Witterung sich vom Christtag bis heiligen drei Königstag verhält, so ist's das ganze Jahr bestellt. – Schmitz, I, 169, 11.
*4 Er hat Witterung erhalten.
Er ist einer Sache auf die Spur gekommen.
*5 Er kennt die berliner Witterung.
Er weiss, wie man sprechen muss, um seinen Zweck zu erreichen; er kennt den religiösen und politischen Wind und hängt den Mantel danach.
*6 Witterung zutragen.
Aus der Jägersprache. Wenn das Wild Kunde von der Annäherung des Jägers oder der Hunde bekommt.
Wittgen.
Wer Wittgen fängt, kann auf der dresdener Brücke jagen.
Als einst Ritter Weigold III. von Bärenstein auf Schloss Lochau einen der allerverrufensten Raubritter, Namens Wittich oder Wittgen, dessen Schloss auf einem starken Felsen in der Nähe der jetzigen Bergstadt Glashütte in Sachsen lag und der jenen durch Hinterlist aus dem Wege räumen wollte, nach längerm Kampfe niedergeworfen und getödtet hatte, sollte er sich dafür eine Gnade beim Markgrafen ausbitten. Der tapfere Ritter begehrte aber blos, dass, wenn er auf seinem Grund und Boden einen Hirsch oder anderes Wild hetze, er demselben folgen, es fangen und wegführen dürfe, möge es selbst bis auf die steinerne Elbbrücke zu Dresden laufen. Das ward ihm auch gewährt. (Vgl. Peccenstein, Theatr. Sax. I, 97; Grässe, Sagenschatz, S. 96 u. Constitutionelle Zeitung, Dresden 1852, 17.-19. Juni.)
Witthum.
Kein Witthum mag sein, es sei denn stäte. – Graf, 154, 107.
Das Leibgedinge (s. d. und Leibzucht) oder Witthum musste nicht blos richterlich bestellt, sondern auf wahres Eigen (s. d.) und Erbe, auf Grundbesitz eingetragen, nicht blos auf Fahrhabe (s. d.) angewiesen werden, damit es für die Witwe eine dauernde unentziehbare Quelle der Nahrung sei.
Mhd.: Kein wideme mag gesin, ez ni si stete. (Kleines Kaiserrecht, II, 51.)
Witwe.
1 Alle Witwen sind reich.
Engl.: Widows are always rich. (Bohn I, 43.)
2 Alte Witwen sind die besten. – Petri, II, 12.
3 An Witwen und Jungfrauen, an Rüben und Schoten am Wege rupft jedermann.
Böhm.: Ušklubná semena, v poli hrách ařepa, vlidech vdova a panna každému jsou na ránĕ. (Čelakovsky, 89.)
4 An Witwen und Waisen will jedermann den Arsch wischen.
Holl.: Aan weduwen en weezen wil elk trekken en plakken. (Harrebomée, II, 444a.)
5 Arme Witwen, magere Braten. – Frischbier, 4087.
6 Bei den Witwen ist das Brot zwar fertig, aber es ist nicht jedem Magen gesund.
Poln.: U wdowy chléb gotowy. (Lompa, 32.)
7 De Wêdwe (auch: Wedefroen) Klêd is lang, elk trett der up. – Kern, 252; Goldschmidt, 162.
8 Der Witwe Anzug erinnert an die Vergangenheit, ihre Augen (Thränen) an die Gegenwart, und ihr Herz sucht die Zukunft.
9 Der Witwe Schuhe sind leicht, in denen sie dem zweiten Mann entgegengeht. – Bertram, 71.
10 Der Witwen Thränen fliessen wol die Backe herab, sie schreyen aber vber sich wider den, der sie herauss dringet. – Petri, I, 22.
11 Die reiche Witwe weint nur mit einem Auge, mit dem andern ladet sie ein. (Span.)
12 Die Witwe hat bessern Vorrath, der Kastendeckel ist fester. (Esthn.)
Eine Heirath mit ihr ist in wirthschaftlicher Hinsicht weit vortheilhafter.
13 Die Witwe steht für einen Mann.
Poln.: Wdowy za mąž gotowy. (Čelakovsky, 395.)
14 Ein Wittib, die sich wieder Verheyrat vnnd Kinder hatt, die thut wie ein Hun, sie helt sich zum Hanen vnd vergist der Hünlein. – Lehmann, 142, 43.
15 Eine reiche Witwe ist keine Witwe. – Altmann VI, 401.
16 Eine Witwe bleibt in empfänglicher Hand sitzen. – Graf, 153, 85.
Selbst in dem Falle, dass keine Verbindung der ehelichen Güter stattgefunden und die Witwe nach dem Tode ihres Ehemanns nichts mehr zu beanspruchen hatte, sollte der Erbe sie nicht sofort aus Haus und Hof des Erblassers verweisen. In der Regel waren ihr noch 30 Tage gewährt. Fürchtete der Erbe, er möge dadurch Schaden leiden an seinem Rechte, so „mag er“, wie der Sachsenspiegel, I, 22 sagt, „wol einfahren in das Gut zu der Witwe vor dem dreissigsten, auf dass nichts verloren werde, was ihm gehört; anders soll er aber keine Gewalt haben auf dem Gute bis auf den dreissigsten.“
Mhd.: Ein wittib bleibt in entphenclicher hand sitzen. (Grimm, II, 478.)
Schwed.: Den enkjan blijr falle gift. (Törning, 21.)
17 Eine Witwe hat nur noch ein halbes Herz.
Böhm.: Vdovec má jen polovici srdce. (Čelakovsky, 396.)
18 Eine Witwe het enen langen Stêrt, darup ward immer treen.
19 Eine Witwe ist ein niedriger Zaun, über den alles springt. – Simrock, 11730b.
20 Eine Witwe ist wie ein dornstrauch, da die Rosen von sind. – Petri, II, 237; Henisch, 734, 57.
21 Eine Witwe macht ihre Kalender gern nach Mannheim.
22 Eine Witwe muss man nehmen, weil sie noch im Leidjahre, und eine Jungfrau, weil sie noch gelb um den Schnabel ist.
23 Eine Witwe nehmen, heisst: alte Hosen auf dem Trödelmarkt kaufen; wer weiss, wer darin gegangen.
Poln.: Kto wdowę pojmuje, jakoby stare poczciwice na wendecie kupił: co wiedzieć, kto w nich chodził. (Čelakovsky, 396.)
24 Eine Witwe ohne Kind ist ein ganz lecker Ding.
Böhm.: Šij vdovo široké rukávy, budeš míti več pomluvu klásti. (Čelakovsky, 89.)
Schwed.: Enkian är elendig, med henne finnas få beständig. (Törning, 34.)
25 Einer jungen Witwe weiss jeder einen Klex anzuhängen.
Sehr schön sagen daher die Russen: Eine Witwe mag weite Aermel tragen, um Raum für üble Nachrede zu haben.
Böhm.: Šij vdovo široké rukávy, budeš míti več pomluvu klásti. (Čelakovsky, 89.)
26 Einer Witwe Andacht (Trauer) währt nicht länger, als bis sie einer aufnestelt. – Simrock, 11728; Körte, 6896; Körte2, 8637.
Frz.: Une femme, qui enterre un mari ne s'en soucie pas d'en enterrer un autre.
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