Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch] Vater u. s. w. sei, er ist in den Wurstkessel gefahren. (Frischbier, II, 2975.) *2 Der kennt sich aus beim Wurstkessel. (Böhmen.) Wurstland. * Wurstland - Durstland. Es ist damit Deutschland gemeint, und soll dadurch der bekannte grosse Durst der Deutschen erklärt werden. Sauerkraut und Wurst sind die Lieblingsspeise der Deutschen. Kein anderes Land vermag eine solche Fülle von Wurstarten aufzuweisen; nirgendwo werden, in der Hütte wie im Palast, so viel Würste verspeist, wie in Deutschland. Wurst macht Durst; darum trinken die Deutschen so viel, und darum heisst auch ihr Spassmacher, wie er bei den meisten Völkern nach deren Lieblingsspeise benannt wird, Hans Wurst (s. Hanswurst 2.) (Vgl. Hesekiel, Speise u. Trank.) Würstlein. *1 Deir war ich kä Werschtla brota. (Troppau.) - Peter, 447. *2 Man soll ihm ein extra Würstel braten. (Nordböhmen.) Wurstmachini. * Soaser Wurstmachini. - Sutermeister, 51. Wurstprophet. * Der Wurstprophet ist da. Diese Redensart ist in Leitmeritz entstanden, und auch wol nur dort bekannt. Wenn der Speisewirth des dortigen Seminars ein Schweineschlachten abhielt, pflegte sich am Vorabend die Tochter des Fleischers in der Küche einzufinden. Da dies so regelmässig geschah, dass man keine Ausnahme kannte, gab man ihr den bezeichnenden Namen Wurstprophet, der schon seit lange besteht und fortlebt. Wurstzehnt. * Er ist uf em Wurstzehnte. - Sutermeister, 81. Würtemberger. 1 Die Würtemberger haben die Himmel im Stalle und die Ingel im Hemmel. - Simrock, 11946; Eiselein, 653. Ein auf der Aussprache beruhender Volkswitz. *2 Ein Würtemberger ohne Wein, das kann kein Würtemberger sein. "Der Name >Würtemberg< kommt her vom >Wirth am Berg<; ein Würtemberger ohne Wein, könnt' der ein Würtemberger sein?" (Witzfunken, VIIb, 78.) Würzburg. 1 Würzburg ist durch Wallmauern, Bamberg durch einen Seidenfaden befestigt. - Diebolt, Historische Welt, Zürich 1715, S. 708. Als Kaiser Heinrich II. und die heilige Kunigunde das Bisthum Bamberg stifteten, war Papst Benedict III. keineswegs damit zufrieden, weil er dadurch einen Eintrag für das Nachbarbisthum Würzburg befürchtete. Doch der Kaiser besänftigte ihn und versprach ihm, jährlich 100 Mark Silbers abzuliefern. Benedict weihte hierauf das neue Bisthum selbst ein; die Kaiserin aber stellte die bamberger Bischöfe frei von aller höhern geistlichen Jurisdiction mittels einer besondern Urkunde, welche der heiligen Kunigunde Seidenfaden, sericum S. Cunegundis filum, genannt wurde; daraus entsprang obiges Sprichwort. (Vgl. Rochholz, Altdeutsches Bürgerleben, S. 208.) 2 Zu Würzburg an dem Stein, zu Klingenberg am Main und zu Ostheim im Weingartenthal, da wächst der beste Wein überall. - Deutsche Romanzeitung, III, 40, S. 314; Hesekiel, 9. Würzburger. Die Würzburger haben das schönste Glockengeläut im Reich. - Deutsche Romanzeitung, Berlin 1866, Nr. 41, S. 393; Hesekiel, 16. Würze. 1 Die hitzige Würtz vnd Wein zünden die Höll im Leib an, dass der Teuffel möcht drinnen verbrennen. - Lehmann, 780, 48. 2 Die Würze der Kürze kennt keine Schürze. 3 Je mehr man wurtz reibt, je mehr sie guten geruch gibt. - Lehmann, 711, 13. 4 Sawer heis Würtz, sawer heis Fürtz. - Gruter, III, 77; Lehmann, II, 572, 9. 5 Wie die Würze, so der Braten. Frz.: Tel pain, telle soupe. Wurzel. 1 Aus böser Wurzel kommt üble Frucht. - Eiselein, 653; Simrock, 11947. Dän.: Ond rod giver ikke gode aeble. (Prov. dan., 479.) Lat.: A radice mala nascuntur pessima mala. (Eiselein, 653.) [Spaltenumbruch] 2 Aus einer faulen Wurzel kommt kein guter Spross. Dän.: Ond af kom bliver sielden varig i dyd. (Prov. dan., 16.) 3 Böse Wurzel, schlechter Baum. Frz.: Telle racine, telle feuille. (Leroux, I, 56.) Schwed.: Ond rod, elack frucht. (Grubb, 415.) 4 Die Wurzel der Gelehrsamkeit ist bitter, aber die Früchte sind süss. Soll auf einem Ausspruch des Aristoteles beruhen. (Einfälle, 25.) 5 Ein Wurtzel in den Mund, so ist er gesund. - Fischart, Gesch. in Kloster, VIII, 355. 6 Ist die Wurzel heilig, so sind auch die Zweig heilig. - Petri, I, 62. 7 Je bitterer die Wurzel, je süsser die Frucht. 8 Jegliche Wurzel erbt nach ihrem Geschlecht. - Graf, 216, 227. Die Nachkommen erben nicht gleich, sondern nach der Gradesnähe ihrer Verwandtschaft mit den Verstorbenen. Die Enkelkinder erben zusammen nur den väterlichen oder mütterlichen Theil. (Vgl. die Glosse zum Sachsenspiegel, I, 32.) 9 Krumme Wurzel, schiefer Baum. - Altmann VI, 480. 10 Von Einer kranken Wurzel stirbt nicht stets der Baum. Böhm.: Zly bud' koren, ale ne moren. (Celakovsky, 357.) 11 Was an der Wurzel steht, bleibt bei dem Grunde. - Graf, 85, 132. In der Schweiz: Was an der wurtzen stünd, dy sölt mit dem Grund bleiben. (Kothing, 34, 35.) 12 Was nit tieff sein wurtzel setzt, das fellt leicht ab. - Gruter, I, 76. 13 Weme no de Wurzeln gräbt, begehrt om 's Chrut nit. - Schweiz, I, 215, 126. 14 Wenn d' Würze-n- im Hustage-n- alles wei füre drucke, wachst im Nohsummer nüt meh. (Solothurn.) - Schild, 102, 30. 15 Wenn die Wurzeln vertrocknen, so stirbt der Baum. Frz.: Seche racine, de l'arbre la ruyne. (Leroux, I, 56.) 16 Wenn man die Wurzel stehen lässt, so wird das Unkraut von neuem wachsen. (China.) Grund, um die Familie eines Bösewichts auszurotten. 17 Wenn man die Wurzel verdirbt, so stirbt der Baum. Die Chinesen: Nicht durch das Abbrechen seiner Aeste oder das Abstreifen seiner Blätter ist der schöne Baum ausgerottet worden, sondern weil man seine Wurzeln ausgerottet hat. (Hlawatsch, 101.) 18 Wer die wurtzel (im Hof) hat, dem folgt der Stamm. - Klingen, 173a, 2; Graf, 85, 129. Bei Bäumen, die an einer Grenze stehen, soll der Stamm dem Besitzer gehören, auf dessen Grunde sich die Wurzeln befinden. 19 Wer die Wurzel im Hofe hat, greift zum Zaun. - Graf, 85, 123. Bezieht sich hauptsächlich auf Hopfen u. dgl., der an einem auf der Grenze stehenden Zaun gezogen wird. Derjenige, in dessen Hofe er die Wurzeln hat, soll das Recht darauf haben. Mhd.: Wer den stog yn synem hofe had, der griffe an dem czune. (Rössler, I, 151.) 20 Wer in der Wurtzel böss ist vnnd kein gut Geblüt hat, der ist nicht zu bessern. - Lehmann, 100, 46. 21 Wer sich zur Wurzel macht, den fressen die Schweine. Holl.: Maakt ge u tot een' wortel, dan vreten u de varken. (Harrebomee, II, 483b.) 22 Wie die Wurzel, so der Ausschlag (Trieb, Schössling). Böhm.: Z dobreho korene dobre vetve. (Celakovsky, 404.) Wend.: Kajkiz koren, tajki wukoren. (Celakovsky, 404.) 23 Wie die Wurzel, so die Blätter (Frucht). - Winckler, XI, 71; Keller, 162a. 24 Wo die Wurzel nicht gut ist, da kann weder Stamm, noch gute Frucht folgen. - Körte, 7041. 25 Wo die Wurzel nichts taugt, ist auch die Frucht nichts werth. Frz.: La ronce ne porte jamais le raisin. (Masson, 76.) Lat.: E squilla non nascitur rosa. (Masson, 76.) Span.: De mala berengena nunca buena calabaza. (Masson, 76.)
[Spaltenumbruch] Vater u. s. w. sei, er ist in den Wurstkessel gefahren. (Frischbier, II, 2975.) *2 Der kennt sich aus beim Wurstkessel. (Böhmen.) Wurstland. * Wurstland – Durstland. Es ist damit Deutschland gemeint, und soll dadurch der bekannte grosse Durst der Deutschen erklärt werden. Sauerkraut und Wurst sind die Lieblingsspeise der Deutschen. Kein anderes Land vermag eine solche Fülle von Wurstarten aufzuweisen; nirgendwo werden, in der Hütte wie im Palast, so viel Würste verspeist, wie in Deutschland. Wurst macht Durst; darum trinken die Deutschen so viel, und darum heisst auch ihr Spassmacher, wie er bei den meisten Völkern nach deren Lieblingsspeise benannt wird, Hans Wurst (s. Hanswurst 2.) (Vgl. Hesekiel, Speise u. Trank.) Würstlein. *1 Dîr wâr ich kä Werschtla brôta. (Troppau.) – Peter, 447. *2 Man soll ihm ein extra Würstel braten. (Nordböhmen.) Wurstmachini. * Soaser Wurstmachini. – Sutermeister, 51. Wurstprophet. * Der Wurstprophet ist da. Diese Redensart ist in Leitmeritz entstanden, und auch wol nur dort bekannt. Wenn der Speisewirth des dortigen Seminars ein Schweineschlachten abhielt, pflegte sich am Vorabend die Tochter des Fleischers in der Küche einzufinden. Da dies so regelmässig geschah, dass man keine Ausnahme kannte, gab man ihr den bezeichnenden Namen Wurstprophet, der schon seit lange besteht und fortlebt. Wurstzehnt. * Er ist uf em Wurstzehnte. – Sutermeister, 81. Würtemberger. 1 Die Würtemberger haben die Himmel im Stalle und die Ingel im Hemmel. – Simrock, 11946; Eiselein, 653. Ein auf der Aussprache beruhender Volkswitz. *2 Ein Würtemberger ohne Wein, das kann kein Würtemberger sein. „Der Name ›Würtemberg‹ kommt her vom ›Wirth am Berg‹; ein Würtemberger ohne Wein, könnt' der ein Würtemberger sein?“ (Witzfunken, VIIb, 78.) Würzburg. 1 Würzburg ist durch Wallmauern, Bamberg durch einen Seidenfaden befestigt. – Diebolt, Historische Welt, Zürich 1715, S. 708. Als Kaiser Heinrich II. und die heilige Kunigunde das Bisthum Bamberg stifteten, war Papst Benedict III. keineswegs damit zufrieden, weil er dadurch einen Eintrag für das Nachbarbisthum Würzburg befürchtete. Doch der Kaiser besänftigte ihn und versprach ihm, jährlich 100 Mark Silbers abzuliefern. Benedict weihte hierauf das neue Bisthum selbst ein; die Kaiserin aber stellte die bamberger Bischöfe frei von aller höhern geistlichen Jurisdiction mittels einer besondern Urkunde, welche der heiligen Kunigunde Seidenfaden, sericum S. Cunegundis filum, genannt wurde; daraus entsprang obiges Sprichwort. (Vgl. Rochholz, Altdeutsches Bürgerleben, S. 208.) 2 Zu Würzburg an dem Stein, zu Klingenberg am Main und zu Ostheim im Weingartenthal, da wächst der beste Wein überall. – Deutsche Romanzeitung, III, 40, S. 314; Hesekiel, 9. Würzburger. Die Würzburger haben das schönste Glockengeläut im Reich. – Deutsche Romanzeitung, Berlin 1866, Nr. 41, S. 393; Hesekiel, 16. Würze. 1 Die hitzige Würtz vnd Wein zünden die Höll im Leib an, dass der Teuffel möcht drinnen verbrennen. – Lehmann, 780, 48. 2 Die Würze der Kürze kennt keine Schürze. 3 Je mehr man wurtz reibt, je mehr sie guten geruch gibt. – Lehmann, 711, 13. 4 Sawer heis Würtz, sawer heis Fürtz. – Gruter, III, 77; Lehmann, II, 572, 9. 5 Wie die Würze, so der Braten. Frz.: Tel pain, telle soupe. Wurzel. 1 Aus böser Wurzel kommt üble Frucht. – Eiselein, 653; Simrock, 11947. Dän.: Ond rod giver ikke gode æble. (Prov. dan., 479.) Lat.: A radice mala nascuntur pessima mala. (Eiselein, 653.) [Spaltenumbruch] 2 Aus einer faulen Wurzel kommt kein guter Spross. Dän.: Ond af kom bliver sielden varig i dyd. (Prov. dan., 16.) 3 Böse Wurzel, schlechter Baum. Frz.: Telle racine, telle feuille. (Leroux, I, 56.) Schwed.: Ond rod, elack frucht. (Grubb, 415.) 4 Die Wurzel der Gelehrsamkeit ist bitter, aber die Früchte sind süss. Soll auf einem Ausspruch des Aristoteles beruhen. 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Vater u. s. w. sei, er ist in den Wurstkessel gefahren. (Frischbier, II, 2975.)
*2 Der kennt sich aus beim Wurstkessel. (Böhmen.)
Wurstland.
* Wurstland – Durstland.
Es ist damit Deutschland gemeint, und soll dadurch der bekannte grosse Durst der Deutschen erklärt werden. Sauerkraut und Wurst sind die Lieblingsspeise der Deutschen. Kein anderes Land vermag eine solche Fülle von Wurstarten aufzuweisen; nirgendwo werden, in der Hütte wie im Palast, so viel Würste verspeist, wie in Deutschland. Wurst macht Durst; darum trinken die Deutschen so viel, und darum heisst auch ihr Spassmacher, wie er bei den meisten Völkern nach deren Lieblingsspeise benannt wird, Hans Wurst (s. Hanswurst 2.) (Vgl. Hesekiel, Speise u. Trank.)
Würstlein.
*1 Dîr wâr ich kä Werschtla brôta. (Troppau.) – Peter, 447.
*2 Man soll ihm ein extra Würstel braten. (Nordböhmen.)
Wurstmachini.
* Soaser Wurstmachini. – Sutermeister, 51.
Wurstprophet.
* Der Wurstprophet ist da.
Diese Redensart ist in Leitmeritz entstanden, und auch wol nur dort bekannt. Wenn der Speisewirth des dortigen Seminars ein Schweineschlachten abhielt, pflegte sich am Vorabend die Tochter des Fleischers in der Küche einzufinden. Da dies so regelmässig geschah, dass man keine Ausnahme kannte, gab man ihr den bezeichnenden Namen Wurstprophet, der schon seit lange besteht und fortlebt.
Wurstzehnt.
* Er ist uf em Wurstzehnte. – Sutermeister, 81.
Würtemberger.
1 Die Würtemberger haben die Himmel im Stalle und die Ingel im Hemmel. – Simrock, 11946; Eiselein, 653.
Ein auf der Aussprache beruhender Volkswitz.
*2 Ein Würtemberger ohne Wein, das kann kein Würtemberger sein.
„Der Name ›Würtemberg‹ kommt her vom ›Wirth am Berg‹; ein Würtemberger ohne Wein, könnt' der ein Würtemberger sein?“ (Witzfunken, VIIb, 78.)
Würzburg.
1 Würzburg ist durch Wallmauern, Bamberg durch einen Seidenfaden befestigt. – Diebolt, Historische Welt, Zürich 1715, S. 708.
Als Kaiser Heinrich II. und die heilige Kunigunde das Bisthum Bamberg stifteten, war Papst Benedict III. keineswegs damit zufrieden, weil er dadurch einen Eintrag für das Nachbarbisthum Würzburg befürchtete. Doch der Kaiser besänftigte ihn und versprach ihm, jährlich 100 Mark Silbers abzuliefern. Benedict weihte hierauf das neue Bisthum selbst ein; die Kaiserin aber stellte die bamberger Bischöfe frei von aller höhern geistlichen Jurisdiction mittels einer besondern Urkunde, welche der heiligen Kunigunde Seidenfaden, sericum S. Cunegundis filum, genannt wurde; daraus entsprang obiges Sprichwort. (Vgl. Rochholz, Altdeutsches Bürgerleben, S. 208.)
2 Zu Würzburg an dem Stein, zu Klingenberg am Main und zu Ostheim im Weingartenthal, da wächst der beste Wein überall. – Deutsche Romanzeitung, III, 40, S. 314; Hesekiel, 9.
Würzburger.
Die Würzburger haben das schönste Glockengeläut im Reich. – Deutsche Romanzeitung, Berlin 1866, Nr. 41, S. 393; Hesekiel, 16.
Würze.
1 Die hitzige Würtz vnd Wein zünden die Höll im Leib an, dass der Teuffel möcht drinnen verbrennen. – Lehmann, 780, 48.
2 Die Würze der Kürze kennt keine Schürze.
3 Je mehr man wurtz reibt, je mehr sie guten geruch gibt. – Lehmann, 711, 13.
4 Sawer heis Würtz, sawer heis Fürtz. – Gruter, III, 77; Lehmann, II, 572, 9.
5 Wie die Würze, so der Braten.
Frz.: Tel pain, telle soupe.
Wurzel.
1 Aus böser Wurzel kommt üble Frucht. – Eiselein, 653; Simrock, 11947.
Dän.: Ond rod giver ikke gode æble. (Prov. dan., 479.)
Lat.: A radice mala nascuntur pessima mala. (Eiselein, 653.)
2 Aus einer faulen Wurzel kommt kein guter Spross.
Dän.: Ond af kom bliver sielden varig i dyd. (Prov. dan., 16.)
3 Böse Wurzel, schlechter Baum.
Frz.: Telle racine, telle feuille. (Leroux, I, 56.)
Schwed.: Ond rod, elack frucht. (Grubb, 415.)
4 Die Wurzel der Gelehrsamkeit ist bitter, aber die Früchte sind süss.
Soll auf einem Ausspruch des Aristoteles beruhen. (Einfälle, 25.)
5 Ein Wurtzel in den Mund, so ist er gesund. – Fischart, Gesch. in Kloster, VIII, 355.
6 Ist die Wurzel heilig, so sind auch die Zweig heilig. – Petri, I, 62.
7 Je bitterer die Wurzel, je süsser die Frucht.
8 Jegliche Wurzel erbt nach ihrem Geschlecht. – Graf, 216, 227.
Die Nachkommen erben nicht gleich, sondern nach der Gradesnähe ihrer Verwandtschaft mit den Verstorbenen. Die Enkelkinder erben zusammen nur den väterlichen oder mütterlichen Theil. (Vgl. die Glosse zum Sachsenspiegel, I, 32.)
9 Krumme Wurzel, schiefer Baum. – Altmann VI, 480.
10 Von Einer kranken Wurzel stirbt nicht stets der Baum.
Böhm.: Zlý bud' kořen, ale ne mořen. (Čelakovsky, 357.)
11 Was an der Wurzel steht, bleibt bei dem Grunde. – Graf, 85, 132.
In der Schweiz: Was an der wurtzen stünd, dy sölt mit dem Grund bleiben. (Kothing, 34, 35.)
12 Was nit tieff sein wurtzel setzt, das fellt leicht ab. – Gruter, I, 76.
13 Weme no de Wurzeln gräbt, begehrt om 's Chrut nit. – Schweiz, I, 215, 126.
14 Wenn d' Würze-n- im Hustage-n- alles wei füre drucke, wachst im Nohsummer nüt meh. (Solothurn.) – Schild, 102, 30.
15 Wenn die Wurzeln vertrocknen, so stirbt der Baum.
Frz.: Seche racine, de l'arbre la ruyne. (Leroux, I, 56.)
16 Wenn man die Wurzel stehen lässt, so wird das Unkraut von neuem wachsen. (China.)
Grund, um die Familie eines Bösewichts auszurotten.
17 Wenn man die Wurzel verdirbt, so stirbt der Baum.
Die Chinesen: Nicht durch das Abbrechen seiner Aeste oder das Abstreifen seiner Blätter ist der schöne Baum ausgerottet worden, sondern weil man seine Wurzeln ausgerottet hat. (Hlawatsch, 101.)
18 Wer die wurtzel (im Hof) hat, dem folgt der Stamm. – Klingen, 173a, 2; Graf, 85, 129.
Bei Bäumen, die an einer Grenze stehen, soll der Stamm dem Besitzer gehören, auf dessen Grunde sich die Wurzeln befinden.
19 Wer die Wurzel im Hofe hat, greift zum Zaun. – Graf, 85, 123.
Bezieht sich hauptsächlich auf Hopfen u. dgl., der an einem auf der Grenze stehenden Zaun gezogen wird. Derjenige, in dessen Hofe er die Wurzeln hat, soll das Recht darauf haben.
Mhd.: Wer den stog yn synem hofe had, der griffe an dem czune. (Rössler, I, 151.)
20 Wer in der Wurtzel böss ist vnnd kein gut Geblüt hat, der ist nicht zu bessern. – Lehmann, 100, 46.
21 Wer sich zur Wurzel macht, den fressen die Schweine.
Holl.: Maakt ge u tot een' wortel, dan vreten u de varken. (Harrebomée, II, 483b.)
22 Wie die Wurzel, so der Ausschlag (Trieb, Schössling).
Böhm.: Z dobrého kořene dobré vĕtve. (Čelakovsky, 404.)
Wend.: Kajkiž koreň, tajki wukoreň. (Čelakovsky, 404.)
23 Wie die Wurzel, so die Blätter (Frucht). – Winckler, XI, 71; Keller, 162a.
24 Wo die Wurzel nicht gut ist, da kann weder Stamm, noch gute Frucht folgen. – Körte, 7041.
25 Wo die Wurzel nichts taugt, ist auch die Frucht nichts werth.
Frz.: La ronce ne porte jamais le raisin. (Masson, 76.)
Lat.: E squilla non nascitur rosa. (Masson, 76.)
Span.: De mala berengena nunca buena calabaza. (Masson, 76.)
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