Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 4 Wenn die Zahl der Tische wächst, so wird es bekannt, dass sie aus den Nachbarhäusern sind. - Burckhardt, 14.

Wenn jemand einen zu prächtigen Schmaus gibt, so hat er sicherlich von andern geborgt, weil im Morgenlande die Nachbarn einander bei Festen den Mangel an Gefässen, Geräthen u. dgl. ergänzen.

5 Zahlen beweisen, sagt Benzenberg.

"Eigentlich", bemerkt Büchmann (10. Aufl., S. 83), "müsste es heissen: >Zahlen entscheiden<; denn dies ist der Ausdruck, der sich an vielen Stellen der Schriften des 1846 verstorbenen rheinischen Physikers und Schriftstellers Benzenberg wiederholt und dadurch volksthümlich geworden ist."

*6 Er hilfft nur die Zahl vermehren. - Eyering, II, 323.

*7 Wenn du nicht da böst, ös de Zal nich voll. (Wehlau.) - Frischbier, II, 2977.


Zählau.

*1 Auf die Zählau kommen. (S. Moos 6, Mutschel, Speicher 4.)

Die Zählau ist ein bei Friedland (Ostpreussen) gelegener grosser Bruch, den der dortige Volksglaube zu einem Aufenthaltsorte für alte, besonders ihres hoffärtigen Wesens wegen unverheirathete Jungfern bestimmt. Man ruft dort jungen Mädchen, welche wiederholt Freier zurückwiesen, warnend zu: Du wirst auf die Zählau kommen. (Frischbier, 4135; Illustrirte Zeitung, Nr. 1322, S. 299.)

*2 Goh op de Zählau Gansdreck spole, da kröggst keine Blase. (Friedland in Preussen.) - Frischbier, 1154.


Zahlaus.

*1 Er hat seinen Zahlaus gekriegt. - Klix, 124.

*2 Ich will ihm den Zahlaus geben.


Zahlbret.

Was soll ein Zahlbrett ohne gelt. - Henisch, 1475, 55.


Zahlen.

1 Am schlechtesten zahlen, die am meisten prahlen. - Devisenbuch, 73.

2 Erst zahlen, dann prahlen.

Besser: Erst bezahlen, womit man sich kleidet, und dann - nicht prahlen.

3 Es wil niemand gern für einen andern zahlen. - Petri, II, 304.

4 Für den, der zahlen soll, geht die Uhr allzeit zu früh.

5 Jeder zahle seine Zeche. - Lohrengel, II, 405.

6 Man muss zahlen, man nehm' es her, wo man wolle.

Lat.: Unde habeas quaerit nemo, sed oportet habere. (Sutor, 15.)

7 Man zahlt nach Billigkeit und Belieben.

8 Was zahlt, das gilt. - Simrock, 11959.

9 Wer für andere zahlen soll, muss selber nicht in Schulden stecken. - Mathesius, Sarepta, LXXIIb.

10 Wer gern zahlt, ist allzeit reich.

11 Wer gut zahlt, verdoppelt seinen Credit.

Frz.: Qui paie bien, deux fois emprunte. (Cahier, 1311.)

12 Wer gut zahlt, wird gut bedient.

Frz.: Qui paie bien, est bien servi. (Cahier, 1307.)

13 Wer nicht zahlen kann, dem schlägt man's vom Leibe herunter. (S. Kuh 434.) - Binder II, 2790.

Schwed.: Den som icke hafver fä, han böte med krop. (Törning, 16.)

14 Wer nicht zahlen kann, muss laufen.

Holl.: Die niet telden en can, moet wael draven. (Tunn., 12, 13.)

Lat.: Aptetur reliquo qui non est aptus in uno. - Debet trotare qui nescit molliter ire. (Fallersleben, 294.)

15 Wer nicht zahlen kann, muss sich das Peitschen gefallen lan.

Dies Sprichwort, wie das unter 15, drückt den alten Rechtsgrundsatz aus, dass wer keine Geldmittel besitzt, mit dem Leibe büssen müsse.

Frz.: N'est fouette qui veut. (Cahier, 773.)

16 Wer nicht zahlen will, bleib aus der Zech. - Petri, II, 745.

17 Wer nid gern zahlt, huset nid gut. (Luzern.)

18 Wer richtig zahlt, dem dient man auch hinter dem Rücken. - Sailer, 265.

[Spaltenumbruch] 19 Wer übel will zahlen, der soll nicht genaw rechnen. - Lehmann, 914, 1.

20 Wer zalt, der reicht. - Franck, I, 163a.

21 Zahle, ich will's baar sehen.

22 Zahle oder zapple! - Eiselein, 654.

Frz.: Quand on doit, il faut payer ou agreer.

23 Zahle, was du schuldig bist. - Eiselein, 654.

Lat.: Debita gratanter persolvas et properanter. (Eiselein, 654.)

24 Zahlen ist kein grosses Wort, reisst aber Ehr' und Tugend fort. (Laupheim.) - Birlinger, 559.

25 Zahlen macht Friede. - Graf, 236, 82; Birlinger, 557.

Der regelmässige Weg, Verbindlichkeiten aufzuheben, ist die Erfüllung derselben.

26 Zahlen macht ledig. - Graf, 236, 83.

27 Zahlen mit baar Geld, das zwingt die Welt. - Auerbach, Dorfgeschichten, IV, 22.

*28 De zahlt mit Rugeld1.

1) Alter Gulden zu 12 Batzen.

*29 Er zahlt gern aus andrer Lüte Sack (Seckel). - Sutermeister, 66.

Zur Schilderung eines Kargen, Geizigen, wo sich a. a. O. auch noch folgende Redensarten finden: Er leit 's guet Gäld zum Faule. Er wur im für e Krüzer d' Nase-n abschneide. Wenn er wüssti, das er en Krüzer im ene Chneu hetti, er schlüeg's von enandere. Er g'seht jedum Chrizer durch ni (9) Muurr nach. Do heisst's zum dürre-n Ast, helfi Gott dem Gast. Er chratzet eim 's Bluet under de Negle füre. Er gäb eim nid es Chiidli (Zweig). Er geit's wie er's gönnt. Er ist für schi Sack. Er schaffet in Pronobischrotte. Er wird ehnder rüdig gäb riich.

*30 Er zahlt gern, we me ne uf de Bode leit und em's Gäld us em Sack nimmt. - Sutermeister, 66.

Er zahlt gern, wenn man ihn auf den Boden legt, und ihm das Geld aus dem Sack nimmt.

*31 Er zahlt in Pech die lang geborgte Zech'.

*32 Er zahlt lieber mit dem Maule als mit der Hand.

*33 Er zahlt mit dem nasse Finger. - Sutermeister, 85.

Löscht die Schuldziffern aus.

*34 Es zahlet sich alles selber. - Mathesy, 291a.

*35 Ich will ihm zahlen mit kölnischem Gewicht. (S. Gewicht 15, Gebot 25, Kölner 1.)

"Gedroht: das wil dir zahlen mit kölnischem gewicht, wo ich bin bider." (Waldis, I, 27, 19.)

*36 "Zahl du, d'Grossmueter isch gäng di elteri." "De hinger Sattler zahlt's." - Sutermeister, 64.

So sagt, wer sich aus der Zeche stehlen will.


Zählen.

1 Als man zählte Eintausendsiebenhundertundzwei, gab man zwanzig Pfund Brot für ein Ei.

Denkwort an die Belagerung von Landau in der Pfalz 1702 durch Prinz Ludwig von Baden, als Melac, der "Pfalzverwüster", Gouverneur der Festung war. Ein ähnlicher Vers ist bekannt: "Als in der Belagerung von 1814 Landau umzingelt war von Kosaken, gab der Schmaucher gern 100 Pfund Brot für ein Päckchen Taback." (Becker, Pfalz, 387.)

2 Das ist leicht zu zählen wie die guten Christen in einer Kaserne. - Stöber, Mähren, S. 1.

3 Lasst euch zehlen, wann sie quelen.

Der Arzt (s. d.) hat drei Gesichter: eines Engels, wenn man ihn ruft; eines Gottes, wenn er hilft; eines Teufels, wenn er Bezahlung fordert. "Thue derentwegen die Medici nicht veracht, das sie in Zeiten jhre Bezahlung fordern nach dem Sprichwort: Accipe dum dolet: Lasst euch zehlen, wenn sie quelen." (Zinkgref, IV, 64.)

4 Richtig zählen, ehrlich messen, darf der Kaufmann nicht vergessen. - Graf, 253, 177.

Im Plattdeutschen: Richtig tellen, erlich meten, draf de kopman nich vergeten. (Schambach, II, 85, 217.)

5 'S Zöhle is in Geld sein Fuade (Futter). (Wien.)

6 Was gezählt, packt der Wolf auch.

7 Was soll das Zählen, wenn man das Letzte will wählen.

Holl.: Wat schaet hem schoon tale, als hi wil, hi laetse wale.

Lat.: Fictio quid fictum nocet ullum dicere dictum. (Fallersleben, 748.)

8 Wer das erste mal richtig gezählt hat, darf sich vorm zweiten mal nicht scheuen.

9 Wer zuerst zählen will, wie viel Teigblättchen im Kuchen sind, dem wird der Kuchen schimmelig. - Neue Freie Presse, 4571.

[Spaltenumbruch] 4 Wenn die Zahl der Tische wächst, so wird es bekannt, dass sie aus den Nachbarhäusern sind.Burckhardt, 14.

Wenn jemand einen zu prächtigen Schmaus gibt, so hat er sicherlich von andern geborgt, weil im Morgenlande die Nachbarn einander bei Festen den Mangel an Gefässen, Geräthen u. dgl. ergänzen.

5 Zahlen beweisen, sagt Benzenberg.

„Eigentlich“, bemerkt Büchmann (10. Aufl., S. 83), „müsste es heissen: ›Zahlen entscheiden‹; denn dies ist der Ausdruck, der sich an vielen Stellen der Schriften des 1846 verstorbenen rheinischen Physikers und Schriftstellers Benzenberg wiederholt und dadurch volksthümlich geworden ist.“

*6 Er hilfft nur die Zahl vermehren.Eyering, II, 323.

*7 Wenn du nicht da böst, ös de Zâl nich voll. (Wehlau.) – Frischbier, II, 2977.


Zählau.

*1 Auf die Zählau kommen. (S. Moos 6, Mutschel, Speicher 4.)

Die Zählau ist ein bei Friedland (Ostpreussen) gelegener grosser Bruch, den der dortige Volksglaube zu einem Aufenthaltsorte für alte, besonders ihres hoffärtigen Wesens wegen unverheirathete Jungfern bestimmt. Man ruft dort jungen Mädchen, welche wiederholt Freier zurückwiesen, warnend zu: Du wirst auf die Zählau kommen. (Frischbier, 4135; Illustrirte Zeitung, Nr. 1322, S. 299.)

*2 Goh op de Zählau Gansdreck spole, da kröggst keine Blase. (Friedland in Preussen.) – Frischbier, 1154.


Zahlaus.

*1 Er hat seinen Zahlaus gekriegt.Klix, 124.

*2 Ich will ihm den Zahlaus geben.


Zahlbret.

Was soll ein Zahlbrett ohne gelt.Henisch, 1475, 55.


Zahlen.

1 Am schlechtesten zahlen, die am meisten prahlen.Devisenbuch, 73.

2 Erst zahlen, dann prahlen.

Besser: Erst bezahlen, womit man sich kleidet, und dann – nicht prahlen.

3 Es wil niemand gern für einen andern zahlen.Petri, II, 304.

4 Für den, der zahlen soll, geht die Uhr allzeit zu früh.

5 Jeder zahle seine Zeche.Lohrengel, II, 405.

6 Man muss zahlen, man nehm' es her, wo man wolle.

Lat.: Unde habeas quaerit nemo, sed oportet habere. (Sutor, 15.)

7 Man zahlt nach Billigkeit und Belieben.

8 Was zahlt, das gilt.Simrock, 11959.

9 Wer für andere zahlen soll, muss selber nicht in Schulden stecken.Mathesius, Sarepta, LXXIIb.

10 Wer gern zahlt, ist allzeit reich.

11 Wer gut zahlt, verdoppelt seinen Credit.

Frz.: Qui paie bien, deux fois emprunte. (Cahier, 1311.)

12 Wer gut zahlt, wird gut bedient.

Frz.: Qui paie bien, est bien servi. (Cahier, 1307.)

13 Wer nicht zahlen kann, dem schlägt man's vom Leibe herunter. (S. Kuh 434.) – Binder II, 2790.

Schwed.: Den som icke hafver fä, han böte med krop. (Törning, 16.)

14 Wer nicht zahlen kann, muss laufen.

Holl.: Die niet telden en can, moet wael draven. (Tunn., 12, 13.)

Lat.: Aptetur reliquo qui non est aptus in uno. – Debet trotare qui nescit molliter ire. (Fallersleben, 294.)

15 Wer nicht zahlen kann, muss sich das Peitschen gefallen lan.

Dies Sprichwort, wie das unter 15, drückt den alten Rechtsgrundsatz aus, dass wer keine Geldmittel besitzt, mit dem Leibe büssen müsse.

Frz.: N'est fouetté qui veut. (Cahier, 773.)

16 Wer nicht zahlen will, bleib aus der Zech.Petri, II, 745.

17 Wer nid gern zahlt, huset nid gut. (Luzern.)

18 Wer richtig zahlt, dem dient man auch hinter dem Rücken.Sailer, 265.

[Spaltenumbruch] 19 Wer übel will zahlen, der soll nicht genaw rechnen.Lehmann, 914, 1.

20 Wer zalt, der reicht.Franck, I, 163a.

21 Zahle, ich will's baar sehen.

22 Zahle oder zapple!Eiselein, 654.

Frz.: Quand on doit, il faut payer ou agréer.

23 Zahle, was du schuldig bist.Eiselein, 654.

Lat.: Debita gratanter persolvas et properanter. (Eiselein, 654.)

24 Zahlen ist kein grosses Wort, reisst aber Ehr' und Tugend fort. (Laupheim.) – Birlinger, 559.

25 Zahlen macht Friede.Graf, 236, 82; Birlinger, 557.

Der regelmässige Weg, Verbindlichkeiten aufzuheben, ist die Erfüllung derselben.

26 Zahlen macht ledig.Graf, 236, 83.

27 Zahlen mit baar Geld, das zwingt die Welt.Auerbach, Dorfgeschichten, IV, 22.

*28 De zahlt mit Rugeld1.

1) Alter Gulden zu 12 Batzen.

*29 Er zahlt gern ûs andrer Lüte Sack (Seckel).Sutermeister, 66.

Zur Schilderung eines Kargen, Geizigen, wo sich a. a. O. auch noch folgende Redensarten finden: Er leit 's guet Gäld zum Fûle. Er wur im für e Krüzer d' Nase-n abschnîde. Wenn er wüssti, das er en Krüzer im ene Chneu hetti, er schlüeg's von enandere. Er g'seht jedum Chrizer durch ni (9) Muurr nach. Do heisst's zum dürre-n Ast, helfi Gott dem Gast. Er chratzet eim 's Bluet under de Negle füre. Er gäb eim nid es Chiidli (Zweig). Er gît's wie er's gönnt. Er ist für schi Sack. Er schaffet in Pronobischrotte. Er wird ehnder rüdig gäb riich.

*30 Er zahlt gern, we me ne uf de Bode leit und em's Gäld us em Sack nimmt.Sutermeister, 66.

Er zahlt gern, wenn man ihn auf den Boden legt, und ihm das Geld aus dem Sack nimmt.

*31 Er zahlt in Pech die lang geborgte Zech'.

*32 Er zahlt lieber mit dem Maule als mit der Hand.

*33 Er zahlt mit dem nasse Finger.Sutermeister, 85.

Löscht die Schuldziffern aus.

*34 Es zahlet sich alles selber.Mathesy, 291a.

*35 Ich will ihm zahlen mit kölnischem Gewicht. (S. Gewicht 15, Gebot 25, Kölner 1.)

„Gedroht: das wil dir zahlen mit kölnischem gewicht, wo ich bin bider.“ (Waldis, I, 27, 19.)

*36 „Zahl du, d'Grossmueter isch gäng di elteri.“ „De hinger Sattler zahlt's.“Sutermeister, 64.

So sagt, wer sich aus der Zeche stehlen will.


Zählen.

1 Als man zählte Eintausendsiebenhundertundzwei, gab man zwanzig Pfund Brot für ein Ei.

Denkwort an die Belagerung von Landau in der Pfalz 1702 durch Prinz Ludwig von Baden, als Melac, der „Pfalzverwüster“, Gouverneur der Festung war. Ein ähnlicher Vers ist bekannt: „Als in der Belagerung von 1814 Landau umzingelt war von Kosaken, gab der Schmaucher gern 100 Pfund Brot für ein Päckchen Taback.“ (Becker, Pfalz, 387.)

2 Das ist leicht zu zählen wie die guten Christen in einer Kaserne.Stöber, Mähren, S. 1.

3 Lasst euch zehlen, wann sie quelen.

Der Arzt (s. d.) hat drei Gesichter: eines Engels, wenn man ihn ruft; eines Gottes, wenn er hilft; eines Teufels, wenn er Bezahlung fordert. „Thue derentwegen die Medici nicht veracht, das sie in Zeiten jhre Bezahlung fordern nach dem Sprichwort: Accipe dum dolet: Lasst euch zehlen, wenn sie quelen.“ (Zinkgref, IV, 64.)

4 Richtig zählen, ehrlich messen, darf der Kaufmann nicht vergessen.Graf, 253, 177.

Im Plattdeutschen: Richtig tellen, êrlich meten, draf de kôpman nich vergeten. (Schambach, II, 85, 217.)

5 'S Zöhle is in Geld sein Fuade (Futter). (Wien.)

6 Was gezählt, packt der Wolf auch.

7 Was soll das Zählen, wenn man das Letzte will wählen.

Holl.: Wat schaet hem schoon tale, als hi wil, hi laetse wale.

Lat.: Fictio quid fictum nocet ullum dicere dictum. (Fallersleben, 748.)

8 Wer das erste mal richtig gezählt hat, darf sich vorm zweiten mal nicht scheuen.

9 Wer zuerst zählen will, wie viel Teigblättchen im Kuchen sind, dem wird der Kuchen schimmelig.Neue Freie Presse, 4571.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0253" n="[241]"/><cb n="481"/>
4 Wenn die Zahl der Tische wächst, so wird es bekannt, dass sie aus den Nachbarhäusern sind.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Burckhardt, 14.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn jemand einen zu prächtigen Schmaus gibt, so hat er sicherlich von andern geborgt, weil im Morgenlande die Nachbarn einander bei Festen den Mangel an Gefässen, Geräthen u. dgl. ergänzen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Zahlen beweisen, sagt Benzenberg.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Eigentlich&#x201C;, bemerkt <hi rendition="#i">Büchmann (10. Aufl., S. 83),</hi> &#x201E;müsste es heissen: &#x203A;Zahlen entscheiden&#x2039;; denn dies ist der Ausdruck, der sich an vielen Stellen der Schriften des 1846 verstorbenen rheinischen Physikers und Schriftstellers Benzenberg wiederholt und dadurch volksthümlich geworden ist.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Er hilfft nur die Zahl vermehren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering, II, 323.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Wenn du nicht da böst, ös de Zâl nich voll.</hi> (<hi rendition="#i">Wehlau.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, II, 2977.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zählau.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Auf die Zählau kommen.</hi> (S.  Moos 6,  Mutschel,  Speicher 4.)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Zählau ist ein bei Friedland (Ostpreussen) gelegener grosser Bruch, den der dortige Volksglaube zu einem Aufenthaltsorte für alte, besonders ihres hoffärtigen Wesens wegen unverheirathete Jungfern bestimmt. Man ruft dort jungen Mädchen, welche wiederholt Freier zurückwiesen, warnend zu: Du wirst auf die Zählau kommen. (<hi rendition="#i">Frischbier, 4135; Illustrirte Zeitung, Nr. 1322, S. 299.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Goh op de Zählau Gansdreck spole, da kröggst keine Blase.</hi> (<hi rendition="#i">Friedland in Preussen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, 1154.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zahlaus.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Er hat seinen Zahlaus gekriegt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klix, 124.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Ich will ihm den Zahlaus geben.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zahlbret.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Was soll ein Zahlbrett ohne gelt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1475, 55.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zahlen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Am schlechtesten zahlen, die am meisten prahlen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Devisenbuch, 73.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Erst zahlen, dann prahlen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Besser: Erst bezahlen, womit man sich kleidet, und dann &#x2013; nicht prahlen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Es wil niemand gern für einen andern zahlen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 304.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Für den, der zahlen soll, geht die Uhr allzeit zu früh.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Jeder zahle seine Zeche.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lohrengel, II, 405.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Man muss zahlen, man nehm' es her, wo man wolle.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Unde habeas quaerit nemo, sed oportet habere. (<hi rendition="#i">Sutor, 15.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Man zahlt nach Billigkeit und Belieben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Was zahlt, das gilt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 11959.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Wer für andere zahlen soll, muss selber nicht in Schulden stecken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesius, Sarepta, LXXII<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Wer gern zahlt, ist allzeit reich.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Wer gut zahlt, verdoppelt seinen Credit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Qui paie bien, deux fois emprunte. (<hi rendition="#i">Cahier, 1311.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Wer gut zahlt, wird gut bedient.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Qui paie bien, est bien servi. (<hi rendition="#i">Cahier, 1307.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Wer nicht zahlen kann, dem schlägt man's vom Leibe herunter.</hi> (S.  Kuh 434.) &#x2013; <hi rendition="#i">Binder II, 2790.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Den som icke hafver fä, han böte med krop. (<hi rendition="#i">Törning, 16.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Wer nicht zahlen kann, muss laufen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die niet telden en can, moet wael draven. (<hi rendition="#i">Tunn., 12, 13.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Aptetur reliquo qui non est aptus in uno. &#x2013; Debet trotare qui nescit molliter ire. (<hi rendition="#i">Fallersleben, 294.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Wer nicht zahlen kann, muss sich das Peitschen gefallen lan.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Dies Sprichwort, wie das unter 15, drückt den alten Rechtsgrundsatz aus, dass wer keine Geldmittel besitzt, mit dem Leibe büssen müsse.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: N'est fouetté qui veut. (<hi rendition="#i">Cahier, 773.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Wer nicht zahlen will, bleib aus der Zech.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 745.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Wer nid gern zahlt, huset nid gut.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Wer richtig zahlt, dem dient man auch hinter dem Rücken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sailer, 265.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="482"/>
19 Wer übel will zahlen, der soll nicht genaw rechnen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 914, 1.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Wer zalt, der reicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 163<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">21 Zahle, ich will's baar sehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Zahle oder zapple!</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 654.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Quand on doit, il faut payer ou agréer.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">23 Zahle, was du schuldig bist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 654.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Debita gratanter persolvas et properanter. (<hi rendition="#i">Eiselein, 654.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">24 Zahlen ist kein grosses Wort, reisst aber Ehr' und Tugend fort.</hi> (<hi rendition="#i">Laupheim.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Birlinger, 559.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">25 Zahlen macht Friede.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 236, 82; Birlinger, 557.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der regelmässige Weg, Verbindlichkeiten aufzuheben, ist die Erfüllung derselben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">26 Zahlen macht ledig.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 236, 83.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">27 Zahlen mit baar Geld, das zwingt die Welt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Auerbach, Dorfgeschichten, IV, 22.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*28 De zahlt mit Rugeld<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Alter Gulden zu 12 Batzen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*29 Er zahlt gern ûs andrer Lüte Sack (Seckel).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 66.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Zur Schilderung eines Kargen, Geizigen, wo sich a. a. O. auch noch folgende Redensarten finden: Er leit 's guet Gäld zum Fûle. Er wur im für e Krüzer d' Nase-n abschnîde. Wenn er wüssti, das er en Krüzer im ene Chneu hetti, er schlüeg's von enandere. Er g'seht jedum Chrizer durch ni (9) Muurr nach. Do heisst's zum dürre-n Ast, helfi Gott dem Gast. Er chratzet eim 's Bluet under de Negle füre. Er gäb eim nid es Chiidli (Zweig). Er gît's wie er's gönnt. Er ist für schi Sack. Er schaffet in Pronobischrotte. Er wird ehnder rüdig gäb riich.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*30 Er zahlt gern, we me ne uf de Bode leit und em's Gäld us em Sack nimmt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 66.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er zahlt gern, wenn man ihn auf den Boden legt, und ihm das Geld aus dem Sack nimmt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*31 Er zahlt in Pech die lang geborgte Zech'.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*32 Er zahlt lieber mit dem Maule als mit der Hand.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*33 Er zahlt mit dem nasse Finger.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 85.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Löscht die Schuldziffern aus.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*34 Es zahlet sich alles selber.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesy, 291<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*35 Ich will ihm zahlen mit kölnischem Gewicht.</hi> (S.  Gewicht 15,  Gebot 25,  Kölner 1.)</p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Gedroht: das wil dir zahlen mit kölnischem gewicht, wo ich bin bider.&#x201C; (<hi rendition="#i">Waldis, I, 27, 19.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*36 &#x201E;Zahl du, d'Grossmueter isch gäng di elteri.&#x201C; &#x201E;De hinger Sattler zahlt's.&#x201C;</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 64.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">So sagt, wer sich aus der Zeche stehlen will.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zählen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Als man zählte Eintausendsiebenhundertundzwei, gab man zwanzig Pfund Brot für ein Ei.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Denkwort an die Belagerung von Landau in der Pfalz 1702 durch Prinz Ludwig von Baden, als Melac, der &#x201E;Pfalzverwüster&#x201C;, Gouverneur der Festung war. Ein ähnlicher Vers ist bekannt: &#x201E;Als in der Belagerung von 1814 Landau umzingelt war von Kosaken, gab der Schmaucher gern 100 Pfund Brot für ein Päckchen Taback.&#x201C; (<hi rendition="#i">Becker, Pfalz, 387.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Das ist leicht zu zählen wie die guten Christen in einer Kaserne.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Stöber, Mähren, S. 1.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Lasst euch zehlen, wann sie quelen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der  Arzt (s. d.) hat drei Gesichter: eines Engels, wenn man ihn ruft; eines Gottes, wenn er hilft; eines Teufels, wenn er Bezahlung fordert. &#x201E;Thue derentwegen die Medici nicht veracht, das sie in Zeiten jhre Bezahlung fordern nach dem Sprichwort: Accipe dum dolet: Lasst euch zehlen, wenn sie quelen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Zinkgref, IV, 64.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Richtig zählen, ehrlich messen, darf der Kaufmann nicht vergessen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 253, 177.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Im Plattdeutschen: Richtig tellen, êrlich meten, draf de kôpman nich vergeten. (<hi rendition="#i">Schambach, II, 85, 217.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 'S Zöhle is in Geld sein Fuade (Futter).</hi> (<hi rendition="#i">Wien.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Was gezählt, packt der Wolf auch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Was soll das Zählen, wenn man das Letzte will wählen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Wat schaet hem schoon tale, als hi wil, hi laetse wale.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Fictio quid fictum nocet ullum dicere dictum. (<hi rendition="#i">Fallersleben, 748.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Wer das erste mal richtig gezählt hat, darf sich vorm zweiten mal nicht scheuen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Wer zuerst zählen will, wie viel Teigblättchen im Kuchen sind, dem wird der Kuchen schimmelig.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Neue Freie Presse, 4571.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[241]/0253] 4 Wenn die Zahl der Tische wächst, so wird es bekannt, dass sie aus den Nachbarhäusern sind. – Burckhardt, 14. Wenn jemand einen zu prächtigen Schmaus gibt, so hat er sicherlich von andern geborgt, weil im Morgenlande die Nachbarn einander bei Festen den Mangel an Gefässen, Geräthen u. dgl. ergänzen. 5 Zahlen beweisen, sagt Benzenberg. „Eigentlich“, bemerkt Büchmann (10. Aufl., S. 83), „müsste es heissen: ›Zahlen entscheiden‹; denn dies ist der Ausdruck, der sich an vielen Stellen der Schriften des 1846 verstorbenen rheinischen Physikers und Schriftstellers Benzenberg wiederholt und dadurch volksthümlich geworden ist.“ *6 Er hilfft nur die Zahl vermehren. – Eyering, II, 323. *7 Wenn du nicht da böst, ös de Zâl nich voll. (Wehlau.) – Frischbier, II, 2977. Zählau. *1 Auf die Zählau kommen. (S. Moos 6, Mutschel, Speicher 4.) Die Zählau ist ein bei Friedland (Ostpreussen) gelegener grosser Bruch, den der dortige Volksglaube zu einem Aufenthaltsorte für alte, besonders ihres hoffärtigen Wesens wegen unverheirathete Jungfern bestimmt. Man ruft dort jungen Mädchen, welche wiederholt Freier zurückwiesen, warnend zu: Du wirst auf die Zählau kommen. (Frischbier, 4135; Illustrirte Zeitung, Nr. 1322, S. 299.) *2 Goh op de Zählau Gansdreck spole, da kröggst keine Blase. (Friedland in Preussen.) – Frischbier, 1154. Zahlaus. *1 Er hat seinen Zahlaus gekriegt. – Klix, 124. *2 Ich will ihm den Zahlaus geben. Zahlbret. Was soll ein Zahlbrett ohne gelt. – Henisch, 1475, 55. Zahlen. 1 Am schlechtesten zahlen, die am meisten prahlen. – Devisenbuch, 73. 2 Erst zahlen, dann prahlen. Besser: Erst bezahlen, womit man sich kleidet, und dann – nicht prahlen. 3 Es wil niemand gern für einen andern zahlen. – Petri, II, 304. 4 Für den, der zahlen soll, geht die Uhr allzeit zu früh. 5 Jeder zahle seine Zeche. – Lohrengel, II, 405. 6 Man muss zahlen, man nehm' es her, wo man wolle. Lat.: Unde habeas quaerit nemo, sed oportet habere. (Sutor, 15.) 7 Man zahlt nach Billigkeit und Belieben. 8 Was zahlt, das gilt. – Simrock, 11959. 9 Wer für andere zahlen soll, muss selber nicht in Schulden stecken. – Mathesius, Sarepta, LXXIIb. 10 Wer gern zahlt, ist allzeit reich. 11 Wer gut zahlt, verdoppelt seinen Credit. Frz.: Qui paie bien, deux fois emprunte. (Cahier, 1311.) 12 Wer gut zahlt, wird gut bedient. Frz.: Qui paie bien, est bien servi. (Cahier, 1307.) 13 Wer nicht zahlen kann, dem schlägt man's vom Leibe herunter. (S. Kuh 434.) – Binder II, 2790. Schwed.: Den som icke hafver fä, han böte med krop. (Törning, 16.) 14 Wer nicht zahlen kann, muss laufen. Holl.: Die niet telden en can, moet wael draven. (Tunn., 12, 13.) Lat.: Aptetur reliquo qui non est aptus in uno. – Debet trotare qui nescit molliter ire. (Fallersleben, 294.) 15 Wer nicht zahlen kann, muss sich das Peitschen gefallen lan. Dies Sprichwort, wie das unter 15, drückt den alten Rechtsgrundsatz aus, dass wer keine Geldmittel besitzt, mit dem Leibe büssen müsse. Frz.: N'est fouetté qui veut. (Cahier, 773.) 16 Wer nicht zahlen will, bleib aus der Zech. – Petri, II, 745. 17 Wer nid gern zahlt, huset nid gut. (Luzern.) 18 Wer richtig zahlt, dem dient man auch hinter dem Rücken. – Sailer, 265. 19 Wer übel will zahlen, der soll nicht genaw rechnen. – Lehmann, 914, 1. 20 Wer zalt, der reicht. – Franck, I, 163a. 21 Zahle, ich will's baar sehen. 22 Zahle oder zapple! – Eiselein, 654. Frz.: Quand on doit, il faut payer ou agréer. 23 Zahle, was du schuldig bist. – Eiselein, 654. Lat.: Debita gratanter persolvas et properanter. (Eiselein, 654.) 24 Zahlen ist kein grosses Wort, reisst aber Ehr' und Tugend fort. (Laupheim.) – Birlinger, 559. 25 Zahlen macht Friede. – Graf, 236, 82; Birlinger, 557. Der regelmässige Weg, Verbindlichkeiten aufzuheben, ist die Erfüllung derselben. 26 Zahlen macht ledig. – Graf, 236, 83. 27 Zahlen mit baar Geld, das zwingt die Welt. – Auerbach, Dorfgeschichten, IV, 22. *28 De zahlt mit Rugeld1. 1) Alter Gulden zu 12 Batzen. *29 Er zahlt gern ûs andrer Lüte Sack (Seckel). – Sutermeister, 66. Zur Schilderung eines Kargen, Geizigen, wo sich a. a. O. auch noch folgende Redensarten finden: Er leit 's guet Gäld zum Fûle. Er wur im für e Krüzer d' Nase-n abschnîde. Wenn er wüssti, das er en Krüzer im ene Chneu hetti, er schlüeg's von enandere. Er g'seht jedum Chrizer durch ni (9) Muurr nach. Do heisst's zum dürre-n Ast, helfi Gott dem Gast. Er chratzet eim 's Bluet under de Negle füre. Er gäb eim nid es Chiidli (Zweig). Er gît's wie er's gönnt. Er ist für schi Sack. Er schaffet in Pronobischrotte. Er wird ehnder rüdig gäb riich. *30 Er zahlt gern, we me ne uf de Bode leit und em's Gäld us em Sack nimmt. – Sutermeister, 66. Er zahlt gern, wenn man ihn auf den Boden legt, und ihm das Geld aus dem Sack nimmt. *31 Er zahlt in Pech die lang geborgte Zech'. *32 Er zahlt lieber mit dem Maule als mit der Hand. *33 Er zahlt mit dem nasse Finger. – Sutermeister, 85. Löscht die Schuldziffern aus. *34 Es zahlet sich alles selber. – Mathesy, 291a. *35 Ich will ihm zahlen mit kölnischem Gewicht. (S. Gewicht 15, Gebot 25, Kölner 1.) „Gedroht: das wil dir zahlen mit kölnischem gewicht, wo ich bin bider.“ (Waldis, I, 27, 19.) *36 „Zahl du, d'Grossmueter isch gäng di elteri.“ „De hinger Sattler zahlt's.“ – Sutermeister, 64. So sagt, wer sich aus der Zeche stehlen will. Zählen. 1 Als man zählte Eintausendsiebenhundertundzwei, gab man zwanzig Pfund Brot für ein Ei. Denkwort an die Belagerung von Landau in der Pfalz 1702 durch Prinz Ludwig von Baden, als Melac, der „Pfalzverwüster“, Gouverneur der Festung war. Ein ähnlicher Vers ist bekannt: „Als in der Belagerung von 1814 Landau umzingelt war von Kosaken, gab der Schmaucher gern 100 Pfund Brot für ein Päckchen Taback.“ (Becker, Pfalz, 387.) 2 Das ist leicht zu zählen wie die guten Christen in einer Kaserne. – Stöber, Mähren, S. 1. 3 Lasst euch zehlen, wann sie quelen. Der Arzt (s. d.) hat drei Gesichter: eines Engels, wenn man ihn ruft; eines Gottes, wenn er hilft; eines Teufels, wenn er Bezahlung fordert. „Thue derentwegen die Medici nicht veracht, das sie in Zeiten jhre Bezahlung fordern nach dem Sprichwort: Accipe dum dolet: Lasst euch zehlen, wenn sie quelen.“ (Zinkgref, IV, 64.) 4 Richtig zählen, ehrlich messen, darf der Kaufmann nicht vergessen. – Graf, 253, 177. Im Plattdeutschen: Richtig tellen, êrlich meten, draf de kôpman nich vergeten. (Schambach, II, 85, 217.) 5 'S Zöhle is in Geld sein Fuade (Futter). (Wien.) 6 Was gezählt, packt der Wolf auch. 7 Was soll das Zählen, wenn man das Letzte will wählen. Holl.: Wat schaet hem schoon tale, als hi wil, hi laetse wale. Lat.: Fictio quid fictum nocet ullum dicere dictum. (Fallersleben, 748.) 8 Wer das erste mal richtig gezählt hat, darf sich vorm zweiten mal nicht scheuen. 9 Wer zuerst zählen will, wie viel Teigblättchen im Kuchen sind, dem wird der Kuchen schimmelig. – Neue Freie Presse, 4571.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T09:51:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T09:51:52Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/253
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [241]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/253>, abgerufen am 29.11.2024.