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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] *117 Dem werden die Zähne los. - Frischbier, 4136.

*118 Den Tähn wüll wi utslan. (Richey, 303.)

Das Vergnügen, diese Lust, den Appetit dazu wollen wir uns vergehen lassen.

*119 Der wird müssen die Zähne wider die Wand schlagen.

"De wirst woal die Zähne nauch müssen wieder de Wand schlaun." Eine breslauer Kräuterin. (Keller, 166b.)

*120 Der wird sich keinen Zahn daran (davon) ausbeissen.

Er trägt kein Verlangen danach.

*121 Der Zahn der Zeit.

Nach Büchmann (10. Aufl., S. 49) hat Wieland, der erste Uebersetzer Shakespeare's in Deutschland, das in Shakespeare's Mass für Mass, V, 1, vorkommende "tooth of time" durch wiederholtes Anführen z. B. in den Abderiten, IV, 12, in Peregrinus Proteus, 3. Abschn. unter der Form "Zahn der Zeit" in die deutsche Sprache eingeführt.

Holl.: Het is de vernielende tand des tijds. (Harrebomee, II, 323b.)

*122 Dere muess me en Zahn einsetzen, dui hets Mannwaih (Männerweh). (Ulm.)

*123 Die stumpfen Zähne schärfen.

"Gesetzt, dass sie einmal die stumpffen Zähne schärffen, wird doch nichts rechts gesagt." (Keller, 130a.)

*124 Die Zähne am Winde trocknen. - Gotthelf, Uli der Knecht, 133.

Faulenzen, Maulaffen feil haben.

*125 Die Zähne gegen die Tischecke schlagen.

*126 Die Zähne jucken ihm danach.

Holl.: Mijne tanden jeuken ernaar. (Harrebomee, II, 324b.)

*127 Die Zähne über etwas zusammenbeissen.

*128 Die Zähne wässern ihm danach. - Parömiakon, 1035.

Holl.: Zijne tanden wateren daarnaar. (Harrebomee, II, 324b.)

*129 Die Zähne wässern ihm nach Holzäpfeln. - Parömiakon, 2456.

Von denen, die etwas begehren, was nicht gut oder nicht angenehm ist.

*130 Die Zehn sinn 'm lus. (Nassau.) - Kehrein, VI, 30.

Er hat nichts mehr zu beissen.

*131 Doa tuid ma kuan Zounn mea weh. (Steiermark.) - Firmenich, II, 769, 123.

Dann thut mir kein Zahn mehr weh.

*132 Du kannst die Zähne in die Wand schlagen. - Frischbier, II, 2981.

Rath für den, der ohne Arbeit ist. In demselben Sinne sagt man auch: Kannst Poten saugen. Kannst den Narsch toschleite.

*133 Ea hod ma di Zenn wassari g'mocht. (Steiermark.) - Firmenich, II, 771, 187.

Er hat mir die Zähne wässerig gemacht.

*134 Einem auf den Zahn fühlen. - Eiselein, 654; Lohrengel, II, 28; Frischbier, 4137; Hennig, 307.

Wahrscheinlich vom Pferdekauf entlehnt. - Den schmerzhaften Zahn durchs Fühlen auffinden, also einen auszuforschen suchen. Eine Art physiognomischer Odontologie. Lavater glaubte aus den Gesichtszügen den menschlichen Charakter zu erkennen, Dr. Gall, aus den Hervorragungen des Schädels, Desbarolles aus den Furchen an der innern Handfläche, ein anderer aus der Gestaltung der Füsse. Im Jahre 1865 ist in Paris ein neuer Charakterforscher aufgetreten, der aus den Zähnen den Charakter erkennen will. Zähne, die in guter Ordnung vertikal stehen, sind nach seiner Behauptung ein Zeichen von Ordnungsliebe und Edelsinn. Zähne, die von der geraden Stellung abweichen und sich den Lippen nähern, deuten auf Nachahmungstrieb und Spottsucht. Zähne, die nach hinten schräg sich dem Gaumen zuneigen, deuten auf Trieb und Lust zum Bösen. Breite und runde Zähne zeigen Muth und Offenheit an. Lange, zugespitzte, voneinander abstehende Zähne sind Zeichen von Niedrigkeit und Gemeinheit u. s. w. (Vgl. Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 453, S. 2579.)

Holl.: Hij is op den tand gevoeld. (Harrebomee, II, 324a.)

*135 Einem d' Zäng hingere schlagen, dass er se in den Schuhnen muss z' same lesa. - Gotthelf, Geldstag, 182.

*136 Einem die Zähne ausbrechen.

*137 Einem die Zähne in den Hals schlagen.

Frz.: Casser les dens a quelqu'un. (Kritzinger, 217b.)

Holl.: Jemand de tanden uitbreken. (Harrebomee, II, 324a.)

[Spaltenumbruch] *138 Einem die Zähne weisen (blecken). - Körte, 7051b.

Von der Geberde böser Hunde abgeleitet, welche, wenn sie zornig werden, ihre Zähne zeigen. Die Polen, welche die Redensart ebenfalls haben, geben ihr einen geschichtlichen Ursprung. Stephan Bathory, wird erzählt, führte in seinem Wappen drei Wolfszähne. Wenn er einen Befehl erliess, so wurde derselbe mit seinem Familienwappen gesiegelt. Alles kannte die drei Wolfszähne, und wusste auch, dass hier keine Einwendungen halfen, daher hiess es: "Er hat ihm die Zähne gewiesen"; eine Redensart, die man jetzt noch anwendet, wenn gegen jemand eine Drohung ausgesprochen wird, um damit auszudrücken: es fehle nicht an Mitteln, das, was man auf gutem Wege nicht erreichen könne, im schlimmsten Falle zu erzwingen. (Wurzbach, I, 18; II, 363.) Insofern die Redensart von Frauen gebraucht wird: Sie zeiget mir den Zahn, so (vgl. Jakob Grimm, Die Frau kein wildes Thier in Haupt, Zeitschrift, II, S. 192 u. VI, 462.)

Frz.: Il leur a bien montre les dents. - Montrer les dens a quelqu'un. (Kritzinger, 217.)

Holl.: Hij laat hem zijne tanden zien. (Harrebomee, II, 324a.)

*139 Einen durch die Zähne ziehen. - Frischbier, 4138.

Scharf über ihn urtheilen, ihn verspotten.

*140 Einem eilige Zähne machen. (Niederlausitz.)

Ihn flink machen, zur Eile antreiben. "Warte, ich werde dir eilige Zähne machen!" Der Ausdruck: "eilige Zähne" hat aber in der dortigen Gegend noch eine besondere, dem gewöhnlichen Wortsinn entgegengesetzte Bedeutung. Durch das Fressen von Gras, besonders aber von Krautblättern, bekommt das Rindvieh stumpfe Zähne. Mit den stumpfen Zähnen bringt das Vieh im Kauen nicht viel vor sich, d. h. nur wenig in den Magen. Es muss eilig sein, um satt zu werden. Es mummelt dann, wie zahnlose Menschen. Isst nun ein Kind oder ein Dienstbote ein Gericht nicht gern, so gleichen sie im Kauen dem Rindvieh mit stumpfen, oder wie es oben heisst, eiligen Zähnen. Man sagt dann: Du hast wol eilige Zähne, d. h. es schmeckt dir wol nicht?

*141 Einem etwas aus den Zähnen rücken. (Schles.)

Es wegnehmen, ausser seiner Gewalt bringen.

*142 Einem in die Zähne hineinlachen. - Mathesy, 122a.

*143 Einem (eins) in die Zähne spotten. - Mathesy, 197b u. 288a.

*144 Einem unter die Zähne kommen. - Parömiakon, 1615.

Es wird selten eine Mahlzeit sein, wo nicht einer dem andern unter die Zähne kommt.

*145 Einen auf die Zähne nehmen.

Ihn prüfen, foppen.

*146 Einen hohlen Zahn mit Pulver sprengen (wollen). - Altmann VI, 521.

*147 En Tän uttrekken. (Hamburg.) - Schütze, IV, 245.

Einem im Spiel viel abgewinnen.

*148 Enem af den Zand fälen. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 325, 257.

Dän.: At föle een i munden, om han har taender. (Prov. dan., 191.)

*149 Enem eangder de Zangd kun. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 177, 205.

*150 Er bleckt die zähn, wie ein böser Hund, wenn man jhm die Ofengabel weiset. - Zinkgref, IV, 119.

*151 Er bleckt die Zähne, wie der Fuchs vor der Schneewand. - Rinder III, 4163.

*152 Er bleckt die Zähne wie ein Iltis. (Nürtingen.)

*153 Er darf sich meinetwegen keinen Zahn ausbeissen (reissen).

Mache dir meinetwegen keinen Kummer.

Jüd.-deutsch: Stich dir nit aus die Zahn mit mir.

*154 Er hat die Zähne auf ihn gespitzt.

Frz.: Avoir une dent de lait contre quelqu'un. (Kritzinger, 217b.)

*155 Er hat die Zähne dran verschlagen. (Rottenburg.)

Einen Ekel daran gegessen, auch geistig.

*156 Er bat die Zähne zu früh gezeigt.

*157 Er hat lange Zähne darnach.

Begierde nach etwas.

*158 Er hat mit guten Zähnen übel zu beissen. - Simrock, 11966b.

*159 Er hat mit schönen Zähnen schlecht zu essen. - Körte, 7051b.

[Spaltenumbruch] *117 Dem werden die Zähne los.Frischbier, 4136.

*118 Den Tähn wüll wi utslân. (Richey, 303.)

Das Vergnügen, diese Lust, den Appetit dazu wollen wir uns vergehen lassen.

*119 Der wird müssen die Zähne wider die Wand schlagen.

„De wirst woal die Zähne nauch müssen wieder de Wand schlaun.“ Eine breslauer Kräuterin. (Keller, 166b.)

*120 Der wird sich keinen Zahn daran (davon) ausbeissen.

Er trägt kein Verlangen danach.

*121 Der Zahn der Zeit.

Nach Büchmann (10. Aufl., S. 49) hat Wieland, der erste Uebersetzer Shakespeare's in Deutschland, das in Shakespeare's Mass für Mass, V, 1, vorkommende „tooth of time“ durch wiederholtes Anführen z. B. in den Abderiten, IV, 12, in Peregrinus Proteus, 3. Abschn. unter der Form „Zahn der Zeit“ in die deutsche Sprache eingeführt.

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*122 Dere muess me en Zahn einsetzen, dui hets Mannwaih (Männerweh). (Ulm.)

*123 Die stumpfen Zähne schärfen.

„Gesetzt, dass sie einmal die stumpffen Zähne schärffen, wird doch nichts rechts gesagt.“ (Keller, 130a.)

*124 Die Zähne am Winde trocknen.Gotthelf, Uli der Knecht, 133.

Faulenzen, Maulaffen feil haben.

*125 Die Zähne gegen die Tischecke schlagen.

*126 Die Zähne jucken ihm danach.

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*127 Die Zähne über etwas zusammenbeissen.

*128 Die Zähne wässern ihm danach.Parömiakon, 1035.

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*129 Die Zähne wässern ihm nach Holzäpfeln.Parömiakon, 2456.

Von denen, die etwas begehren, was nicht gut oder nicht angenehm ist.

*130 Die Zehn sinn 'm lus. (Nassau.) – Kehrein, VI, 30.

Er hat nichts mehr zu beissen.

*131 Doa tuid ma kuan Zounn mea weh. (Steiermark.) – Firmenich, II, 769, 123.

Dann thut mir kein Zahn mehr weh.

*132 Du kannst die Zähne in die Wand schlagen.Frischbier, II, 2981.

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*133 Ea hod ma di Zenn wassari g'mocht. (Steiermark.) – Firmenich, II, 771, 187.

Er hat mir die Zähne wässerig gemacht.

*134 Einem auf den Zahn fühlen.Eiselein, 654; Lohrengel, II, 28; Frischbier, 4137; Hennig, 307.

Wahrscheinlich vom Pferdekauf entlehnt. – Den schmerzhaften Zahn durchs Fühlen auffinden, also einen auszuforschen suchen. Eine Art physiognomischer Odontologie. Lavater glaubte aus den Gesichtszügen den menschlichen Charakter zu erkennen, Dr. Gall, aus den Hervorragungen des Schädels, Desbarolles aus den Furchen an der innern Handfläche, ein anderer aus der Gestaltung der Füsse. Im Jahre 1865 ist in Paris ein neuer Charakterforscher aufgetreten, der aus den Zähnen den Charakter erkennen will. Zähne, die in guter Ordnung vertikal stehen, sind nach seiner Behauptung ein Zeichen von Ordnungsliebe und Edelsinn. Zähne, die von der geraden Stellung abweichen und sich den Lippen nähern, deuten auf Nachahmungstrieb und Spottsucht. Zähne, die nach hinten schräg sich dem Gaumen zuneigen, deuten auf Trieb und Lust zum Bösen. Breite und runde Zähne zeigen Muth und Offenheit an. Lange, zugespitzte, voneinander abstehende Zähne sind Zeichen von Niedrigkeit und Gemeinheit u. s. w. (Vgl. Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 453, S. 2579.)

Holl.: Hij is op den tand gevoeld. (Harrebomée, II, 324a.)

*135 Einem d' Zäng hingere schlagen, dass er se in den Schuhnen muss z' sâme lesa.Gotthelf, Geldstag, 182.

*136 Einem die Zähne ausbrechen.

*137 Einem die Zähne in den Hals schlagen.

Frz.: Casser les dens à quelqu'un. (Kritzinger, 217b.)

Holl.: Jemand de tanden uitbreken. (Harrebomée, II, 324a.)

[Spaltenumbruch] *138 Einem die Zähne weisen (blecken).Körte, 7051b.

Von der Geberde böser Hunde abgeleitet, welche, wenn sie zornig werden, ihre Zähne zeigen. Die Polen, welche die Redensart ebenfalls haben, geben ihr einen geschichtlichen Ursprung. Stephan Bathory, wird erzählt, führte in seinem Wappen drei Wolfszähne. Wenn er einen Befehl erliess, so wurde derselbe mit seinem Familienwappen gesiegelt. Alles kannte die drei Wolfszähne, und wusste auch, dass hier keine Einwendungen halfen, daher hiess es: „Er hat ihm die Zähne gewiesen“; eine Redensart, die man jetzt noch anwendet, wenn gegen jemand eine Drohung ausgesprochen wird, um damit auszudrücken: es fehle nicht an Mitteln, das, was man auf gutem Wege nicht erreichen könne, im schlimmsten Falle zu erzwingen. (Wurzbach, I, 18; II, 363.) Insofern die Redensart von Frauen gebraucht wird: Sie zeiget mir den Zahn, so (vgl. Jakob Grimm, Die Frau kein wildes Thier in Haupt, Zeitschrift, II, S. 192 u. VI, 462.)

Frz.: Il leur a bien montré les dents. – Montrer les dens à quelqu'un. (Kritzinger, 217.)

Holl.: Hij laat hem zijne tanden zien. (Harrebomée, II, 324a.)

*139 Einen durch die Zähne ziehen.Frischbier, 4138.

Scharf über ihn urtheilen, ihn verspotten.

*140 Einem eilige Zähne machen. (Niederlausitz.)

Ihn flink machen, zur Eile antreiben. „Warte, ich werde dir eilige Zähne machen!“ Der Ausdruck: „eilige Zähne“ hat aber in der dortigen Gegend noch eine besondere, dem gewöhnlichen Wortsinn entgegengesetzte Bedeutung. Durch das Fressen von Gras, besonders aber von Krautblättern, bekommt das Rindvieh stumpfe Zähne. Mit den stumpfen Zähnen bringt das Vieh im Kauen nicht viel vor sich, d. h. nur wenig in den Magen. Es muss eilig sein, um satt zu werden. Es mummelt dann, wie zahnlose Menschen. Isst nun ein Kind oder ein Dienstbote ein Gericht nicht gern, so gleichen sie im Kauen dem Rindvieh mit stumpfen, oder wie es oben heisst, eiligen Zähnen. Man sagt dann: Du hast wol eilige Zähne, d. h. es schmeckt dir wol nicht?

*141 Einem etwas aus den Zähnen rücken. (Schles.)

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*142 Einem in die Zähne hineinlachen.Mathesy, 122a.

*143 Einem (eins) in die Zähne spotten.Mathesy, 197b u. 288a.

*144 Einem unter die Zähne kommen.Parömiakon, 1615.

Es wird selten eine Mahlzeit sein, wo nicht einer dem andern unter die Zähne kommt.

*145 Einen auf die Zähne nehmen.

Ihn prüfen, foppen.

*146 Einen hohlen Zahn mit Pulver sprengen (wollen).Altmann VI, 521.

*147 En Tän uttrekken. (Hamburg.) – Schütze, IV, 245.

Einem im Spiel viel abgewinnen.

*148 Enem af den Zând fälen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 325, 257.

Dän.: At føle een i munden, om han har tænder. (Prov. dan., 191.)

*149 Enem eangder de Zangd kun. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 177, 205.

*150 Er bleckt die zähn, wie ein böser Hund, wenn man jhm die Ofengabel weiset.Zinkgref, IV, 119.

*151 Er bleckt die Zähne, wie der Fuchs vor der Schneewand.Rinder III, 4163.

*152 Er bleckt die Zähne wie ein Iltis. (Nürtingen.)

*153 Er darf sich meinetwegen keinen Zahn ausbeissen (reissen).

Mache dir meinetwegen keinen Kummer.

Jüd.-deutsch: Stich dir nit aus die Zahn mit mir.

*154 Er hat die Zähne auf ihn gespitzt.

Frz.: Avoir une dent de lait contre quelqu'un. (Kritzinger, 217b.)

*155 Er hat die Zähne dran verschlagen. (Rottenburg.)

Einen Ekel daran gegessen, auch geistig.

*156 Er bat die Zähne zu früh gezeigt.

*157 Er hat lange Zähne darnach.

Begierde nach etwas.

*158 Er hat mit guten Zähnen übel zu beissen.Simrock, 11966b.

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[[245]/0257] *117 Dem werden die Zähne los. – Frischbier, 4136. *118 Den Tähn wüll wi utslân. (Richey, 303.) Das Vergnügen, diese Lust, den Appetit dazu wollen wir uns vergehen lassen. *119 Der wird müssen die Zähne wider die Wand schlagen. „De wirst woal die Zähne nauch müssen wieder de Wand schlaun.“ Eine breslauer Kräuterin. (Keller, 166b.) *120 Der wird sich keinen Zahn daran (davon) ausbeissen. Er trägt kein Verlangen danach. *121 Der Zahn der Zeit. Nach Büchmann (10. Aufl., S. 49) hat Wieland, der erste Uebersetzer Shakespeare's in Deutschland, das in Shakespeare's Mass für Mass, V, 1, vorkommende „tooth of time“ durch wiederholtes Anführen z. B. in den Abderiten, IV, 12, in Peregrinus Proteus, 3. Abschn. unter der Form „Zahn der Zeit“ in die deutsche Sprache eingeführt. Holl.: Het is de vernielende tand des tijds. (Harrebomée, II, 323b.) *122 Dere muess me en Zahn einsetzen, dui hets Mannwaih (Männerweh). (Ulm.) *123 Die stumpfen Zähne schärfen. „Gesetzt, dass sie einmal die stumpffen Zähne schärffen, wird doch nichts rechts gesagt.“ (Keller, 130a.) *124 Die Zähne am Winde trocknen. – Gotthelf, Uli der Knecht, 133. Faulenzen, Maulaffen feil haben. *125 Die Zähne gegen die Tischecke schlagen. *126 Die Zähne jucken ihm danach. Holl.: Mijne tanden jeuken ernaar. (Harrebomée, II, 324b.) *127 Die Zähne über etwas zusammenbeissen. *128 Die Zähne wässern ihm danach. – Parömiakon, 1035. Holl.: Zijne tanden wateren daarnaar. (Harrebomée, II, 324b.) *129 Die Zähne wässern ihm nach Holzäpfeln. – Parömiakon, 2456. Von denen, die etwas begehren, was nicht gut oder nicht angenehm ist. *130 Die Zehn sinn 'm lus. (Nassau.) – Kehrein, VI, 30. Er hat nichts mehr zu beissen. *131 Doa tuid ma kuan Zounn mea weh. (Steiermark.) – Firmenich, II, 769, 123. Dann thut mir kein Zahn mehr weh. *132 Du kannst die Zähne in die Wand schlagen. – Frischbier, II, 2981. Rath für den, der ohne Arbeit ist. In demselben Sinne sagt man auch: Kannst Poten saugen. Kannst den Nârsch tôschlîte. *133 Ea hod ma di Zenn wassari g'mocht. (Steiermark.) – Firmenich, II, 771, 187. Er hat mir die Zähne wässerig gemacht. *134 Einem auf den Zahn fühlen. – Eiselein, 654; Lohrengel, II, 28; Frischbier, 4137; Hennig, 307. Wahrscheinlich vom Pferdekauf entlehnt. – Den schmerzhaften Zahn durchs Fühlen auffinden, also einen auszuforschen suchen. Eine Art physiognomischer Odontologie. Lavater glaubte aus den Gesichtszügen den menschlichen Charakter zu erkennen, Dr. Gall, aus den Hervorragungen des Schädels, Desbarolles aus den Furchen an der innern Handfläche, ein anderer aus der Gestaltung der Füsse. Im Jahre 1865 ist in Paris ein neuer Charakterforscher aufgetreten, der aus den Zähnen den Charakter erkennen will. Zähne, die in guter Ordnung vertikal stehen, sind nach seiner Behauptung ein Zeichen von Ordnungsliebe und Edelsinn. Zähne, die von der geraden Stellung abweichen und sich den Lippen nähern, deuten auf Nachahmungstrieb und Spottsucht. Zähne, die nach hinten schräg sich dem Gaumen zuneigen, deuten auf Trieb und Lust zum Bösen. Breite und runde Zähne zeigen Muth und Offenheit an. Lange, zugespitzte, voneinander abstehende Zähne sind Zeichen von Niedrigkeit und Gemeinheit u. s. w. (Vgl. Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 453, S. 2579.) Holl.: Hij is op den tand gevoeld. (Harrebomée, II, 324a.) *135 Einem d' Zäng hingere schlagen, dass er se in den Schuhnen muss z' sâme lesa. – Gotthelf, Geldstag, 182. *136 Einem die Zähne ausbrechen. *137 Einem die Zähne in den Hals schlagen. Frz.: Casser les dens à quelqu'un. (Kritzinger, 217b.) Holl.: Jemand de tanden uitbreken. (Harrebomée, II, 324a.) *138 Einem die Zähne weisen (blecken). – Körte, 7051b. Von der Geberde böser Hunde abgeleitet, welche, wenn sie zornig werden, ihre Zähne zeigen. Die Polen, welche die Redensart ebenfalls haben, geben ihr einen geschichtlichen Ursprung. Stephan Bathory, wird erzählt, führte in seinem Wappen drei Wolfszähne. Wenn er einen Befehl erliess, so wurde derselbe mit seinem Familienwappen gesiegelt. Alles kannte die drei Wolfszähne, und wusste auch, dass hier keine Einwendungen halfen, daher hiess es: „Er hat ihm die Zähne gewiesen“; eine Redensart, die man jetzt noch anwendet, wenn gegen jemand eine Drohung ausgesprochen wird, um damit auszudrücken: es fehle nicht an Mitteln, das, was man auf gutem Wege nicht erreichen könne, im schlimmsten Falle zu erzwingen. (Wurzbach, I, 18; II, 363.) Insofern die Redensart von Frauen gebraucht wird: Sie zeiget mir den Zahn, so (vgl. Jakob Grimm, Die Frau kein wildes Thier in Haupt, Zeitschrift, II, S. 192 u. VI, 462.) Frz.: Il leur a bien montré les dents. – Montrer les dens à quelqu'un. (Kritzinger, 217.) Holl.: Hij laat hem zijne tanden zien. (Harrebomée, II, 324a.) *139 Einen durch die Zähne ziehen. – Frischbier, 4138. Scharf über ihn urtheilen, ihn verspotten. *140 Einem eilige Zähne machen. (Niederlausitz.) Ihn flink machen, zur Eile antreiben. „Warte, ich werde dir eilige Zähne machen!“ Der Ausdruck: „eilige Zähne“ hat aber in der dortigen Gegend noch eine besondere, dem gewöhnlichen Wortsinn entgegengesetzte Bedeutung. Durch das Fressen von Gras, besonders aber von Krautblättern, bekommt das Rindvieh stumpfe Zähne. Mit den stumpfen Zähnen bringt das Vieh im Kauen nicht viel vor sich, d. h. nur wenig in den Magen. Es muss eilig sein, um satt zu werden. Es mummelt dann, wie zahnlose Menschen. Isst nun ein Kind oder ein Dienstbote ein Gericht nicht gern, so gleichen sie im Kauen dem Rindvieh mit stumpfen, oder wie es oben heisst, eiligen Zähnen. Man sagt dann: Du hast wol eilige Zähne, d. h. es schmeckt dir wol nicht? *141 Einem etwas aus den Zähnen rücken. (Schles.) Es wegnehmen, ausser seiner Gewalt bringen. *142 Einem in die Zähne hineinlachen. – Mathesy, 122a. *143 Einem (eins) in die Zähne spotten. – Mathesy, 197b u. 288a. *144 Einem unter die Zähne kommen. – Parömiakon, 1615. Es wird selten eine Mahlzeit sein, wo nicht einer dem andern unter die Zähne kommt. *145 Einen auf die Zähne nehmen. Ihn prüfen, foppen. *146 Einen hohlen Zahn mit Pulver sprengen (wollen). – Altmann VI, 521. *147 En Tän uttrekken. (Hamburg.) – Schütze, IV, 245. Einem im Spiel viel abgewinnen. *148 Enem af den Zând fälen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 325, 257. Dän.: At føle een i munden, om han har tænder. (Prov. dan., 191.) *149 Enem eangder de Zangd kun. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 177, 205. *150 Er bleckt die zähn, wie ein böser Hund, wenn man jhm die Ofengabel weiset. – Zinkgref, IV, 119. *151 Er bleckt die Zähne, wie der Fuchs vor der Schneewand. – Rinder III, 4163. *152 Er bleckt die Zähne wie ein Iltis. (Nürtingen.) *153 Er darf sich meinetwegen keinen Zahn ausbeissen (reissen). Mache dir meinetwegen keinen Kummer. Jüd.-deutsch: Stich dir nit aus die Zahn mit mir. *154 Er hat die Zähne auf ihn gespitzt. Frz.: Avoir une dent de lait contre quelqu'un. (Kritzinger, 217b.) *155 Er hat die Zähne dran verschlagen. (Rottenburg.) Einen Ekel daran gegessen, auch geistig. *156 Er bat die Zähne zu früh gezeigt. *157 Er hat lange Zähne darnach. Begierde nach etwas. *158 Er hat mit guten Zähnen übel zu beissen. – Simrock, 11966b. *159 Er hat mit schönen Zähnen schlecht zu essen. – Körte, 7051b.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [245]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/257>, abgerufen am 16.07.2024.