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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] 23 Die Ziege hinket (nascht) so lange, bis der Wolf sie fasst.

It.: Tanto va la capra alle verze, che vi lascia la pelle. (Gaal, 1049.) - Tanto va la capra zoppa, ch' il lopo al fin l' intoppa. (Pazzaglia, 192, 9.)

24 Die Ziege ist die Kuh des Armen.

Frz.: La chevre est la vache du pauvre. ( Cahier, 351.)

25 Die Ziege läuft nie besser, als wenn der Wolf sie verfolgt.

It.: Vassi capra zoppa, se il lupo non l' intoppa. (Cahier, 2843.)

26 Die Ziege muss sich nicht mit dem Wolf einlassen. - Winckler, XX, 84.

It.: La capra non puo contrastar col leone. (Pazzaglia, 46, 3.)

27 Die Ziege muss weiden, wo sie angebunden ist.

Jeder muss sich in seine Lage schicken.

Frz.: Ou la chevre est liee, il faut qu'elle broute. (Kritzinger, 138b.)

Dän.: Hvor man binder geeden, der bider hun. (Prov. dan., 221.)

28 Die Ziege scharrt so lange, bis sie schlimm liegt. - Winckler, VIII, 7.

Frz.: Tant gratte chevre, que mal geit. (Cahier, 826.)

29 Die Ziege schindet den Baum, der Wolf die Ziege, den Wolf der Bauer, den Bauer der Jude, den Juden der Herr, den Herrn der Advocat und den Advocaten (holt) der Teufel.

Böhm.: Dre koza vrbu, a vlk kozu, a vlka sedlak, a sedlaka zid, a zida pan, a pana jurista, a jurista cert. - Krave rve, medved rve, a kdo koho dre, ani cert nevyskouma. - Pan loupi chlapa jak skopa, a cert pana jak berana. (Celakovsky, 361.)

30 Die Ziege, welche am meisten schreit, gibt die wenigste Milch.

Schwed.: Den geten, som mest bräker, mjölkar minst. (Wensell, 14.)

31 Die Ziegen haben es in sich. - Blum, 691; Simrock, 12102.

Geben bei anscheinender Magerkeit verhältnissmässig viele und gute Milch.

32 Die Ziegen im Schlachthaus sind fetter als ich.

Im Talmud. Zur Abwehr eines drohenden Uebels, gegen Anwünschungen.

33 Die Ziegen lecken kein Zeit ab. - Fischer, Psalter, 7d.

34 Die Ziegen mit den längsten Bärten geben nicht stets die meiste Milch.

35 Ein Zieg springt nit vmb eines Maul voll Grases willen vbern Zaun. - Henisch, 1728, 5; Petri, II, 239.

36 Eine gesunde Ziege ist ein guter Bissen für den Wolf.

Poln.: Kozie zdrowie, glod wilczy. (Celakovsky, 360.)

37 Eine schimmlige Ziege und eine bucklige Kuh gibt mir mein Vater, wenn ich heirathen thu. (Schles.)

38 Eine Ziege beim Kerzenschein wird ein Fräulein sein.

Frz. Schweiz: La chevre a la chandelle semble une damoiselle. (Schweiz, II, 96, 5.)

39 Eine Ziege gibt keine Milch, man klopft ihr denn das Milchfass (Euter).

40 Eine Ziege hüte sich vor Böcken, die viel lecken.

41 Eine Ziege im Stall, gut in jedem Fall; eine Ziege auf der Weid' macht dir sicher Leid. - Wunderlich, 14.

42 Eine Ziege ist dem Wolf lieber, als zehn Paternoster.

43 Eine Ziege ist kein Rindvieh und eine Magd kein Gesinde. (Lit.)

Der Sinn davon ist: Eine Ziege macht noch keinen (zum Ackerbau erforderlichen) Viehstand und eine Magd kein Dienstboten-Personal aus.

Poln.: Osska ne Galwizas, Merga ne Szeimyna.

44 Eine Ziege und ein Madel kosten mehr, als eine Kuh im Stadel.

45 Eine Ziege zu hüten, macht mehr Mühe, als zehn Kühe.

46 Einer alten Ziege ist das Lecken schwer abzugewöhnen.

[Spaltenumbruch] 47 Einer Ziege gehört kein langer Schwanz.

Sagt der nassauische Bauer, um auszudrücken, dass der böse Wille seine Grenze in Unfähigkeit finde. (Grenzboten, 1867, Nr. 23, S. 389.)

48 Es haben zwei Ziegen Platz, wo eine Kuh steht.

49 Es hat wol eher eine Ziege ein Messer für die eigene Kehle aufgescharrt.

50 Es ist keine Ziege so alt, sie leckt gern Salz.

Die hervorstechendsten Eigenschaften der Ziege im Reineke Vos sind ihre Bärtigkeit, ihre Magerkeit (so mager as 'n zege; he hett 't in sick, as de zegen dat fett), ihre Naschhaftigkeit (zege, bist du sat, sau fret nich laf noch blad; zege, wult du von 'n busche) und, wovon das obige Sprichwort redet, ihre Lüsternheit: Keine zege sau ald, se lickt gern salt. Von diesen Eigenschaften hat aber keine zu dem Namen Veranlassung gegeben, den sie im Reineke führt - nämlich Metke, bei Hoffmann Metje, die Verkleinerungsform von Mechtildis, Mathilde. "Es ist schwer zu sagen", bemerkt Lübben, "warum sie diesen Namen führt, der Unordnung (s. Mette) und Unsauberkeit bezeichnet. Eine Dreck-Metje ist ein schmuziges, ihre Kleider besudelndes Frauenzimmer, dessen Kleidersaum immer unsauber ist, daher: Metje faul um den som. Wahrscheinlich hat sie den Namen nur wegen ihrer meckernden Sprache erhalten." (Vgl. Lübben, Programm, S. 49.)

51 Herum mit der Zege, segt der Mann, der Bock will heran. - Hoefer, 734.

52 Ich kann keine Ziege leiden, sagte der Junker zum Bauer, gib mir einen Ochsen dafür.

Lat.: Non possum tolerare capram, bos suppleat illam. (Oec. rur., 444.)

53 Ist die Ziege auch klein, ist sie doch nicht die Magd der Kuh. (Surinam.)

Bin ich auch geringer als du, so hast du mir doch nichts zu befehlen.

54 Jeder schlachtet seine Ziege.

Versucht etwas, lässt sich ein Vergehen zu Schulden kommen.

Böhm.: Kazdy svou kozu dre. (Celakovsky, 25.)

Kroat.: Vsaki svu kozu dere. (Celakovsky, 25.)

55 Junge Ziegen lecken das Saltz, die alten fressen das saltz und zugleich den sack mit. - Wirth, I, 265.

Böhm.: Mlada koza rada sul lize, a stara i se slankou vezme (szira). (Celakovsky, 122.)

56 Keine Zeege sau ahld, se licket geren Salt. (Göttingen.) - Schambach, 277; für Mecklenburg: Schiller, III, 9a.

57 Man kann nicht Ziege und Kohl zugleich retten.

Frz.: On ne peut pas sauver la chevre et les choux. (Cahier, 352.)

58 Man kann's einer alten Ziege nicht ansehen, was sie für Inselt hat.

Im hirschberger Kreise: Ma kanns a aler Zeige ne oasahn, wosse für Inselt hot.

59 Man muss der Ziege keinen Schleier ummachen, noch den Affen (s. d.) in Purpur kleiden. - Winckler, III, 35.

60 Man muss der Ziege nicht aufladen, was ein Ochse tragen kann.

Lat.: Capram portare non possum et imponitis bovem. (Philippi, I, 72.)

61 Man muss die Ziege melken, die im Stalle steht.

Lat.: Praesentem mulge, quid fugientem insequeris. (Tappius, 123a; Erasm., 788.)

62 Me mot de Ziegen den Stert nich to lank wassen laten. - Lyra, 23.

63 Näg'n Säg'n (neun Ziegen) makt fiif (fünf) Schwin (Schweine). (Rendsburg.)

64 'Raus mit der Ziege auf den Markt.

Frisch gewagt!

65 Viel Ziegen, viel Hörner.

It.: Chi ha capre, ha corni. (Gaal, 1309.)

66 Wat de Siens am fersten haelt, dat smecket 'n am bästen. (Paderborn.) - Firmenich, I, 362, 5.

Was die Ziegen weit holen, das schmeckt gut.

67 Wem die Ziege gehört, der fasst sie bei den Hörnern.

Böhm.: Ci koza drz ji za rohy. - Ci krava, drz se ji rohuv i ocasu. - Kdo za rohy nedrzi, za ocas jiste nic. - Maje za rohy za ocas neehvatati. (Celakovsky, 432.)

68 Wem die Ziege Milch geben soll, der muss das Euter drücken.

Dän.: Skal geeden give melk, saa klap yveret. (Prov. dan., 220.)

[Spaltenumbruch] 23 Die Ziege hinket (nascht) so lange, bis der Wolf sie fasst.

It.: Tanto va la capra alle verze, che vi lascia la pelle. (Gaal, 1049.) – Tanto và la capra zoppa, ch' il lopo al fin l' intoppa. (Pazzaglia, 192, 9.)

24 Die Ziege ist die Kuh des Armen.

Frz.: La chèvre est la vache du pauvre. ( Cahier, 351.)

25 Die Ziege läuft nie besser, als wenn der Wolf sie verfolgt.

It.: Vassi capra zoppa, se il lupo non l' intoppa. (Cahier, 2843.)

26 Die Ziege muss sich nicht mit dem Wolf einlassen.Winckler, XX, 84.

It.: La capra non può contrastar col leone. (Pazzaglia, 46, 3.)

27 Die Ziege muss weiden, wo sie angebunden ist.

Jeder muss sich in seine Lage schicken.

Frz.: Où la chèvre est liée, il faut qu'elle broute. (Kritzinger, 138b.)

Dän.: Hvor man binder geeden, der bider hun. (Prov. dan., 221.)

28 Die Ziege scharrt so lange, bis sie schlimm liegt.Winckler, VIII, 7.

Frz.: Tant gratte chèvre, que mal gît. (Cahier, 826.)

29 Die Ziege schindet den Baum, der Wolf die Ziege, den Wolf der Bauer, den Bauer der Jude, den Juden der Herr, den Herrn der Advocat und den Advocaten (holt) der Teufel.

Böhm.: Dře koza vrbu, a vlk kozu, a vlka sedlák, a sedláka žid, a žida pán, a pána jurista, a jurista čert. – Kráve řve, medvĕd řve, a kdo koho dře, ani čert nevyskoumá. – Pán loupí chlapa jak skopa, a čert pána jak berana. (Čelakovsky, 361.)

30 Die Ziege, welche am meisten schreit, gibt die wenigste Milch.

Schwed.: Den geten, som mest bräker, mjölkar minst. (Wensell, 14.)

31 Die Ziegen haben es in sich.Blum, 691; Simrock, 12102.

Geben bei anscheinender Magerkeit verhältnissmässig viele und gute Milch.

32 Die Ziegen im Schlachthaus sind fetter als ich.

Im Talmud. Zur Abwehr eines drohenden Uebels, gegen Anwünschungen.

33 Die Ziegen lecken kein Zeit ab.Fischer, Psalter, 7d.

34 Die Ziegen mit den längsten Bärten geben nicht stets die meiste Milch.

35 Ein Zieg springt nit vmb eines Maul voll Grases willen vbern Zaun.Henisch, 1728, 5; Petri, II, 239.

36 Eine gesunde Ziege ist ein guter Bissen für den Wolf.

Poln.: Kozie zdrowie, głód wilczy. (Čelakovsky, 360.)

37 Eine schimmlige Ziege und eine bucklige Kuh gibt mir mein Vater, wenn ich heirathen thu. (Schles.)

38 Eine Ziege beim Kerzenschein wird ein Fräulein sein.

Frz. Schweiz: La chèvre à la chandelle semble une damoiselle. (Schweiz, II, 96, 5.)

39 Eine Ziege gibt keine Milch, man klopft ihr denn das Milchfass (Euter).

40 Eine Ziege hüte sich vor Böcken, die viel lecken.

41 Eine Ziege im Stall, gut in jedem Fall; eine Ziege auf der Weid' macht dir sicher Leid.Wunderlich, 14.

42 Eine Ziege ist dem Wolf lieber, als zehn Paternoster.

43 Eine Ziege ist kein Rindvieh und eine Magd kein Gesinde. (Lit.)

Der Sinn davon ist: Eine Ziege macht noch keinen (zum Ackerbau erforderlichen) Viehstand und eine Magd kein Dienstboten-Personal aus.

Poln.: Osska ne Galwizas, Merga ne Szeimyna.

44 Eine Ziege und ein Madel kosten mehr, als eine Kuh im Stadel.

45 Eine Ziege zu hüten, macht mehr Mühe, als zehn Kühe.

46 Einer alten Ziege ist das Lecken schwer abzugewöhnen.

[Spaltenumbruch] 47 Einer Ziege gehört kein langer Schwanz.

Sagt der nassauische Bauer, um auszudrücken, dass der böse Wille seine Grenze in Unfähigkeit finde. (Grenzboten, 1867, Nr. 23, S. 389.)

48 Es haben zwei Ziegen Platz, wo eine Kuh steht.

49 Es hat wol eher eine Ziege ein Messer für die eigene Kehle aufgescharrt.

50 Es ist keine Ziege so alt, sie leckt gern Salz.

Die hervorstechendsten Eigenschaften der Ziege im Reineke Vos sind ihre Bärtigkeit, ihre Magerkeit (so mager as 'n zege; he hett 't in sick, as de zegen dat fett), ihre Naschhaftigkeit (zege, bist du sat, sau fret nich lâf noch blad; zege, wult du von 'n busche) und, wovon das obige Sprichwort redet, ihre Lüsternheit: Keine zege sau âld, se lickt gern sâlt. Von diesen Eigenschaften hat aber keine zu dem Namen Veranlassung gegeben, den sie im Reineke führt – nämlich Metke, bei Hoffmann Metje, die Verkleinerungsform von Mechtildis, Mathilde. „Es ist schwer zu sagen“, bemerkt Lübben, „warum sie diesen Namen führt, der Unordnung (s. Mette) und Unsauberkeit bezeichnet. Eine Dreck-Metje ist ein schmuziges, ihre Kleider besudelndes Frauenzimmer, dessen Kleidersaum immer unsauber ist, daher: Metje fûl um den sôm. Wahrscheinlich hat sie den Namen nur wegen ihrer meckernden Sprache erhalten.“ (Vgl. Lübben, Programm, S. 49.)

51 Herum mit der Zêge, segt der Mann, der Bock will heran.Hoefer, 734.

52 Ich kann keine Ziege leiden, sagte der Junker zum Bauer, gib mir einen Ochsen dafür.

Lat.: Non possum tolerare capram, bos suppleat illam. (Oec. rur., 444.)

53 Ist die Ziege auch klein, ist sie doch nicht die Magd der Kuh. (Surinam.)

Bin ich auch geringer als du, so hast du mir doch nichts zu befehlen.

54 Jeder schlachtet seine Ziege.

Versucht etwas, lässt sich ein Vergehen zu Schulden kommen.

Böhm.: Každý svou kozu dře. (Čelakovsky, 25.)

Kroat.: Vsaki svu kozu dere. (Čelakovsky, 25.)

55 Junge Ziegen lecken das Saltz, die alten fressen das saltz und zugleich den sack mit.Wirth, I, 265.

Böhm.: Mladá koza ráda sůl líže, a stará i se slánkou vezme (sžírá). (Čelakovsky, 122.)

56 Keine Zeege sau ahld, se licket geren Salt. (Göttingen.) – Schambach, 277; für Mecklenburg: Schiller, III, 9a.

57 Man kann nicht Ziege und Kohl zugleich retten.

Frz.: On ne peut pas sauver la chèvre et les choux. (Cahier, 352.)

58 Man kann's einer alten Ziege nicht ansehen, was sie für Inselt hat.

Im hirschberger Kreise: Ma kanns a âler Zîge ne oasahn, wosse für Inselt hôt.

59 Man muss der Ziege keinen Schleier ummachen, noch den Affen (s. d.) in Purpur kleiden.Winckler, III, 35.

60 Man muss der Ziege nicht aufladen, was ein Ochse tragen kann.

Lat.: Capram portare non possum et imponitis bovem. (Philippi, I, 72.)

61 Man muss die Ziege melken, die im Stalle steht.

Lat.: Praesentem mulge, quid fugientem insequeris. (Tappius, 123a; Erasm., 788.)

62 Me mot de Ziegen den Stêrt nich to lank wassen laten.Lyra, 23.

63 Näg'n Säg'n (neun Ziegen) makt fiif (fünf) Schwin (Schweine). (Rendsburg.)

64 'Raus mit der Ziege auf den Markt.

Frisch gewagt!

65 Viel Ziegen, viel Hörner.

It.: Chi ha capre, ha corni. (Gaal, 1309.)

66 Wat de Siëns am fêrsten haëlt, dat smecket 'n am bästen. (Paderborn.) – Firmenich, I, 362, 5.

Was die Ziegen weit holen, das schmeckt gut.

67 Wem die Ziege gehört, der fasst sie bei den Hörnern.

Böhm.: Či koza drž ji za rohy. – Čí kráva, drž se jí rohův i ocasu. – Kdo za rohy nedrži, za ocas jistĕ nic. – Maje za rohy za ocas neehvátati. (Čelakovsky, 432.)

68 Wem die Ziege Milch geben soll, der muss das Euter drücken.

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[[287]/0299] 23 Die Ziege hinket (nascht) so lange, bis der Wolf sie fasst. It.: Tanto va la capra alle verze, che vi lascia la pelle. (Gaal, 1049.) – Tanto và la capra zoppa, ch' il lopo al fin l' intoppa. (Pazzaglia, 192, 9.) 24 Die Ziege ist die Kuh des Armen. Frz.: La chèvre est la vache du pauvre. ( Cahier, 351.) 25 Die Ziege läuft nie besser, als wenn der Wolf sie verfolgt. It.: Vassi capra zoppa, se il lupo non l' intoppa. (Cahier, 2843.) 26 Die Ziege muss sich nicht mit dem Wolf einlassen. – Winckler, XX, 84. It.: La capra non può contrastar col leone. (Pazzaglia, 46, 3.) 27 Die Ziege muss weiden, wo sie angebunden ist. Jeder muss sich in seine Lage schicken. Frz.: Où la chèvre est liée, il faut qu'elle broute. (Kritzinger, 138b.) Dän.: Hvor man binder geeden, der bider hun. (Prov. dan., 221.) 28 Die Ziege scharrt so lange, bis sie schlimm liegt. – Winckler, VIII, 7. Frz.: Tant gratte chèvre, que mal gît. (Cahier, 826.) 29 Die Ziege schindet den Baum, der Wolf die Ziege, den Wolf der Bauer, den Bauer der Jude, den Juden der Herr, den Herrn der Advocat und den Advocaten (holt) der Teufel. Böhm.: Dře koza vrbu, a vlk kozu, a vlka sedlák, a sedláka žid, a žida pán, a pána jurista, a jurista čert. – Kráve řve, medvĕd řve, a kdo koho dře, ani čert nevyskoumá. – Pán loupí chlapa jak skopa, a čert pána jak berana. (Čelakovsky, 361.) 30 Die Ziege, welche am meisten schreit, gibt die wenigste Milch. Schwed.: Den geten, som mest bräker, mjölkar minst. (Wensell, 14.) 31 Die Ziegen haben es in sich. – Blum, 691; Simrock, 12102. Geben bei anscheinender Magerkeit verhältnissmässig viele und gute Milch. 32 Die Ziegen im Schlachthaus sind fetter als ich. Im Talmud. Zur Abwehr eines drohenden Uebels, gegen Anwünschungen. 33 Die Ziegen lecken kein Zeit ab. – Fischer, Psalter, 7d. 34 Die Ziegen mit den längsten Bärten geben nicht stets die meiste Milch. 35 Ein Zieg springt nit vmb eines Maul voll Grases willen vbern Zaun. – Henisch, 1728, 5; Petri, II, 239. 36 Eine gesunde Ziege ist ein guter Bissen für den Wolf. Poln.: Kozie zdrowie, głód wilczy. (Čelakovsky, 360.) 37 Eine schimmlige Ziege und eine bucklige Kuh gibt mir mein Vater, wenn ich heirathen thu. (Schles.) 38 Eine Ziege beim Kerzenschein wird ein Fräulein sein. Frz. Schweiz: La chèvre à la chandelle semble une damoiselle. (Schweiz, II, 96, 5.) 39 Eine Ziege gibt keine Milch, man klopft ihr denn das Milchfass (Euter). 40 Eine Ziege hüte sich vor Böcken, die viel lecken. 41 Eine Ziege im Stall, gut in jedem Fall; eine Ziege auf der Weid' macht dir sicher Leid. – Wunderlich, 14. 42 Eine Ziege ist dem Wolf lieber, als zehn Paternoster. 43 Eine Ziege ist kein Rindvieh und eine Magd kein Gesinde. (Lit.) Der Sinn davon ist: Eine Ziege macht noch keinen (zum Ackerbau erforderlichen) Viehstand und eine Magd kein Dienstboten-Personal aus. Poln.: Osska ne Galwizas, Merga ne Szeimyna. 44 Eine Ziege und ein Madel kosten mehr, als eine Kuh im Stadel. 45 Eine Ziege zu hüten, macht mehr Mühe, als zehn Kühe. 46 Einer alten Ziege ist das Lecken schwer abzugewöhnen. 47 Einer Ziege gehört kein langer Schwanz. Sagt der nassauische Bauer, um auszudrücken, dass der böse Wille seine Grenze in Unfähigkeit finde. (Grenzboten, 1867, Nr. 23, S. 389.) 48 Es haben zwei Ziegen Platz, wo eine Kuh steht. 49 Es hat wol eher eine Ziege ein Messer für die eigene Kehle aufgescharrt. 50 Es ist keine Ziege so alt, sie leckt gern Salz. Die hervorstechendsten Eigenschaften der Ziege im Reineke Vos sind ihre Bärtigkeit, ihre Magerkeit (so mager as 'n zege; he hett 't in sick, as de zegen dat fett), ihre Naschhaftigkeit (zege, bist du sat, sau fret nich lâf noch blad; zege, wult du von 'n busche) und, wovon das obige Sprichwort redet, ihre Lüsternheit: Keine zege sau âld, se lickt gern sâlt. Von diesen Eigenschaften hat aber keine zu dem Namen Veranlassung gegeben, den sie im Reineke führt – nämlich Metke, bei Hoffmann Metje, die Verkleinerungsform von Mechtildis, Mathilde. „Es ist schwer zu sagen“, bemerkt Lübben, „warum sie diesen Namen führt, der Unordnung (s. Mette) und Unsauberkeit bezeichnet. Eine Dreck-Metje ist ein schmuziges, ihre Kleider besudelndes Frauenzimmer, dessen Kleidersaum immer unsauber ist, daher: Metje fûl um den sôm. Wahrscheinlich hat sie den Namen nur wegen ihrer meckernden Sprache erhalten.“ (Vgl. Lübben, Programm, S. 49.) 51 Herum mit der Zêge, segt der Mann, der Bock will heran. – Hoefer, 734. 52 Ich kann keine Ziege leiden, sagte der Junker zum Bauer, gib mir einen Ochsen dafür. Lat.: Non possum tolerare capram, bos suppleat illam. (Oec. rur., 444.) 53 Ist die Ziege auch klein, ist sie doch nicht die Magd der Kuh. (Surinam.) Bin ich auch geringer als du, so hast du mir doch nichts zu befehlen. 54 Jeder schlachtet seine Ziege. Versucht etwas, lässt sich ein Vergehen zu Schulden kommen. Böhm.: Každý svou kozu dře. (Čelakovsky, 25.) Kroat.: Vsaki svu kozu dere. (Čelakovsky, 25.) 55 Junge Ziegen lecken das Saltz, die alten fressen das saltz und zugleich den sack mit. – Wirth, I, 265. Böhm.: Mladá koza ráda sůl líže, a stará i se slánkou vezme (sžírá). (Čelakovsky, 122.) 56 Keine Zeege sau ahld, se licket geren Salt. (Göttingen.) – Schambach, 277; für Mecklenburg: Schiller, III, 9a. 57 Man kann nicht Ziege und Kohl zugleich retten. Frz.: On ne peut pas sauver la chèvre et les choux. (Cahier, 352.) 58 Man kann's einer alten Ziege nicht ansehen, was sie für Inselt hat. Im hirschberger Kreise: Ma kanns a âler Zîge ne oasahn, wosse für Inselt hôt. 59 Man muss der Ziege keinen Schleier ummachen, noch den Affen (s. d.) in Purpur kleiden. – Winckler, III, 35. 60 Man muss der Ziege nicht aufladen, was ein Ochse tragen kann. Lat.: Capram portare non possum et imponitis bovem. (Philippi, I, 72.) 61 Man muss die Ziege melken, die im Stalle steht. Lat.: Praesentem mulge, quid fugientem insequeris. (Tappius, 123a; Erasm., 788.) 62 Me mot de Ziegen den Stêrt nich to lank wassen laten. – Lyra, 23. 63 Näg'n Säg'n (neun Ziegen) makt fiif (fünf) Schwin (Schweine). (Rendsburg.) 64 'Raus mit der Ziege auf den Markt. Frisch gewagt! 65 Viel Ziegen, viel Hörner. It.: Chi ha capre, ha corni. (Gaal, 1309.) 66 Wat de Siëns am fêrsten haëlt, dat smecket 'n am bästen. (Paderborn.) – Firmenich, I, 362, 5. Was die Ziegen weit holen, das schmeckt gut. 67 Wem die Ziege gehört, der fasst sie bei den Hörnern. Böhm.: Či koza drž ji za rohy. – Čí kráva, drž se jí rohův i ocasu. – Kdo za rohy nedrži, za ocas jistĕ nic. – Maje za rohy za ocas neehvátati. (Čelakovsky, 432.) 68 Wem die Ziege Milch geben soll, der muss das Euter drücken. Dän.: Skal geeden give melk, saa kłap yveret. (Prov. dan., 220.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [287]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/299>, abgerufen am 25.11.2024.