Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch] 6 Ein Ziegel weiss waschen, ledig Stro dreschen, dem Wind das wehen verbieten, einer vnkeuschen Frawen hüten, vnnd ein fliessend Wasser verstopffen, ist alles verlohren arbeit. (S. Hopfen 14.) - Petri, II, 238. "Wer einen zigel weiss will wäschen, das lere stroh in tenne dreschen, den windt das wehen will verbieten vnd eine vnkeuschen frawen hüten, ein fliessend wasser wil verstopffen, derselb verlusst beid, maltz vnd hopffen." (Waldis, II, 88, 35.) Holl.: Hij wil den tigchelen hunne roodheid afwasschen. (Harrebomee, II, 330a.) 7 Je mehr man den Ziegel wäscht, desto röther (trüber) wird das Wasser. - Klosterspiegel, 4, 10. Holl.: Hoe een tigchel meer gewreven wordt, hoe hij rooder wordt. (Harrebomee, II, 330a.) 8 Ungebrannter Ziegel zerfliesst im Bach, gebrannter nicht. - Eiselein, 658. 9 Wann einer so viel Ziegel hätte, als Lügen in einem Jahre gedruckt werden, so könnte er einen Thurm, zwey Gaden höher, als den babylonischen, bauen. - Chaos, 561. 10 Wenn die Ziegel dem Volk verdoppelt werden, kommt Moses. - Zinkgref. Holl.: Als de steenen verdubbeld worden, dan komt Mozes, om te verlossen. (Harrebomee, II, 36b.) 11 Wer keine Ziegel zum Dache hat, fange nicht mit Marmor zu bauen an. 12 Wer vor dem Ziegel die rothe Farbe des Edelsteins lobt, macht einen Dulder zum Prahler. 13 Ziegel und Mohren lassen sich schwer weiss waschen. *14 D' Ziegel uf em Dach wissets. - Michel, 262. Es ist kein Geheimniss mehr, alle Welt weiss es. *15 Den letzten Ziegel ein- oder auflegen. Die Mauer fertig machen, den Bau oder das Werk vollenden. Lat.: Summum fastigium imponere. (Faselius, 42.) *16 Die Ziegel auf den Dächern waschen. - Fabricius, 85. *17 Einem einen Ziegel von der Kirche aufs Dach fluchen. "Vor zeiten, wenn man einem waz böses hat wünschen wollen, hat man jhm einen Ziegel von der Kirche oder Gottes Hause auffs Dach gefluchet, der meinung, wer nur ein wenig von Geistlichen Sachen vnter das seine mengete, der brawete ihm selbst ein Vuglück." (Mathesius, Sarepta, 142.) *18 Einen Ziegel weiss waschen. - Körte, 7126b. Vergebliche Arbeit. *19 Es ist ihm ein Ziegel auf den Kopf gefallen. Es hat ihn ein unerwartetes Unglück betroffen. Frz.: C'est une tuile qui lui est tombee sur la tete. (Lendroy, 1446.) *20 Es ist ihm ein Ziegel gerutscht. - Scharfenberg, Historie, S. 139. In seinem Oberstübchen ist's nicht richtig. *21 Es ist noch keinem ein Ziegel vom Himmel uff den Kopff gefallen. "Das ist mit vrlaub zu reden, aller huren trost." (Herberger, II, 439.) *22 Es sind Ziegel, wie thorner Pfefferkuchen. Gute, vortreffliche, gut ausgebrannte. Poln.: Cegla, jak torunski piernik. (Lipinski, 21.) *23 'S is ke Zeigel uf 'm Dache, dar de seine wäre. (Schles.) - Frommann, III, 416, 610. Sein Haus, seine Wirthschaft ist ganz verschuldet. *24 Ungebrannte Ziegel waschen. - Fabricius, 85; Herberger, II, 326. Eine vergebliche, tolle Arbeit unternehmen. Lat.: Laterem lavare. (Terenz.) (Philippi, I, 221; Hauer, 95; Hanzely, 133; Froberg, 410.) Ziegelbrenner. Wenn der Ziegelbrenner zu nahe dem Herrenhaus wohnt, muss er dem Junker (Gutsherrn) Ziegel liefern, ehe das Dach schadhaft ist. Ziegelstein. 1 Der wescht ein Ziegelstein zu Degen, der hüt' ein unzüchtig Weib in allen wegen. - Petri, II, 114. 2 Wann die Ziegelstein wern duplirt, alsdann Moses bald kommen wird. - Dietrich, Weisheit, I, 217. Lat.: Quando duplicantur lateres, venit Moses. [Spaltenumbruch] *3 Dem Ziegelstein die Röth' abwaschen. - Simrock, 12103; Körte, 7126b; Körte2, 8816. Von vergeblicher und verstandloser Arbeit. *4 Er hat einen heissen Ziegelstein im Magen. - Eiselein, 561. Hat immer viel Durst, ist ein nie zu sättigender Trinker. Ziegelstreichen. Wenn das Ziegelstreichen verdoppelt wird, kommt Moses. - Eichwald, 473. Lat.: Cum duplicantur lateres, venit Moses. (Eiselein, 473; Binder II, 643.) Ziegelstreicher. * Er ist ein Ziegelstreicher. Im preussischen Militär Spottname der Infanterie, womit sie von der Artillerie und den Pionieren häufig bezeichnet wird, was schon zu blutigen Schlägereien geführt hat. Ziegenbein. *1 Ziegeben hielft dem Bauer vom Bene hem. (Neisse.) - Schiller, II, 24a; Boebel, 133. *2 Ziegeben und Vogelwikken, ist gut, dem Pfarrer zum Decem schicken. (Neisse.) - Boebel, 134. Ziegenbibke. * Er ist eine Zigenbibke1. (Jüd.-deutsch. Brody.) 1) Eine Ziegenwarze, d. h. ein Taugenichts. Ziegenbock. 1 Einem stossenden Ziegenbock muss man aus dem Wege gehen. Böhm.: Vyhni trkavemu kozlovi. (Celakovsky, 249.) 2 Es geiht as mit den sieben Siegenböcken; der oune verleit sick oppen annern, un de Hitte bleiv güst. (Sauerland.) 3 Vom Ziegenbock erhält man weder Wolle noch Milch. Böhm.: Od kosla ani vrsti, an mleka. (Celakovsky, 31.) 4 Ziegenbock gehört in den Stall. Die Polen: Wenn du ein Ziegenbock bist, so geh in den Stall. (Kiedys koziel, idz do chlewa. Weryha, 42.) Koziel aus Sandomir trank einmal bis Mitternacht und konnte seine Herberge (in einer fremden Stadt) nicht finden. Er fragte einen Vorübergehenden nach dem Quartier, der sich nach seinem Namen erkundigte. "Ich bin Koziel" (deutsch = Ziegenbock), erwiderte er. "Bist du der Ziegenbock, so ist dein Quartier der Stall", erhielt er zur Antwort. *5 Den Ziegenbock zum Gärtner und den Säufer zum Kellner machen. Böhm.: Kozel v zahrade, a ochlasta sklepnik. (Celakovsky, 506.) *6 Was ein hölzerner Ziegenbock doch für Inselt hat! Ausdruck spöttischer, ironischer Verwunderung. Ziegendreck. * Er ist nicht einen Ziegendreck werth. Böhm.: Nestati za bobek - za babku - za hvizd' - za borovou sisku - za mouchu - za beladku - za sara patku - za dobre slovo. (Celakovsky, 566.) Ziegenfell. Ein Ziegenfell gibt auch gut Leder. Böhm.: I kozi srst' k stanku obetovano. (Celakovsky, 265.) Ziegenfleisch. Ziegenfleisch ist zäh. Frz.: Merlan, viande de laquais et de postillon. (Cahier, 1077.) Ziegenfuss. Ein Ziegenfuss gilt mehr als eine ganze Katze. Ziegenkoth. Wenn der Ziegenkoth auch längst rollt', wird's doch dem Besen zugeschrieben. Die Neger in Surinam: Wer im Rufe ist, dem wird alles zugeschrieben mit oder - ohne Grund. Ziegenmist. Ziegenmist lässt den Bauer wie er ist. Ziegenschwanz. Von einem Ziegenschwanz kann man weder Jägerhorn noch Pfeil machen. - Winckler, X, 42. Ziegenspeck. * Der hat Ziegenspeck. Er ist hager, dürr. Ziegen haben bekanntlich Schmer, aber keinen Speck. Ich habe Ziegenspeck als Zubrot, heisst: ich esse trockenes Brot. Ziegenstöcke. * Hinderegger Zigerstöck. (S. Kropf 31.) - Sutermeister 51. Ziegenwolle. * Um Ziegenwolle streiten. Lat.: De lana caprina loqui (certare). (Faselius, 59.) [Spaltenumbruch] 6 Ein Ziegel weiss waschen, ledig Stro dreschen, dem Wind das wehen verbieten, einer vnkeuschen Frawen hüten, vnnd ein fliessend Wasser verstopffen, ist alles verlohren arbeit. (S. Hopfen 14.) – Petri, II, 238. „Wer einen zigel weiss will wäschen, das lere stroh in tenne dreschen, den windt das wehen will verbieten vnd eine vnkeuschen frawen hüten, ein fliessend wasser wil verstopffen, derselb verlusst beid, maltz vnd hopffen.“ (Waldis, II, 88, 35.) Holl.: Hij wil den tigchelen hunne roodheid afwasschen. (Harrebomée, II, 330a.) 7 Je mehr man den Ziegel wäscht, desto röther (trüber) wird das Wasser. – Klosterspiegel, 4, 10. Holl.: Hoe een tigchel meer gewreven wordt, hoe hij rooder wordt. 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Ziegendreck. * Er ist nicht einen Ziegendreck werth. Böhm.: Nestáti za bobek – za babku – za hvížd' – za borovou šišku – za mouchu – za beladku – za šara patku – za dobré slovo. (Čelakovsky, 566.) Ziegenfell. Ein Ziegenfell gibt auch gut Leder. Böhm.: I kozí srst' k stánku obĕtováno. (Čelakovsky, 265.) Ziegenfleisch. Ziegenfleisch ist zäh. Frz.: Merlan, viande de laquais et de postillon. (Cahier, 1077.) Ziegenfuss. Ein Ziegenfuss gilt mehr als eine ganze Katze. Ziegenkoth. Wenn der Ziegenkoth auch längst rollt', wird's doch dem Besen zugeschrieben. Die Neger in Surinam: Wer im Rufe ist, dem wird alles zugeschrieben mit oder – ohne Grund. Ziegenmist. Ziegenmist lässt den Bauer wie er ist. Ziegenschwanz. Von einem Ziegenschwanz kann man weder Jägerhorn noch Pfeil machen. – Winckler, X, 42. Ziegenspeck. * Der hat Ziegenspeck. Er ist hager, dürr. Ziegen haben bekanntlich Schmer, aber keinen Speck. Ich habe Ziegenspeck als Zubrot, heisst: ich esse trockenes Brot. 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6 Ein Ziegel weiss waschen, ledig Stro dreschen, dem Wind das wehen verbieten, einer vnkeuschen Frawen hüten, vnnd ein fliessend Wasser verstopffen, ist alles verlohren arbeit. (S. Hopfen 14.) – Petri, II, 238.
„Wer einen zigel weiss will wäschen, das lere stroh in tenne dreschen, den windt das wehen will verbieten vnd eine vnkeuschen frawen hüten, ein fliessend wasser wil verstopffen, derselb verlusst beid, maltz vnd hopffen.“ (Waldis, II, 88, 35.)
Holl.: Hij wil den tigchelen hunne roodheid afwasschen. (Harrebomée, II, 330a.)
7 Je mehr man den Ziegel wäscht, desto röther (trüber) wird das Wasser. – Klosterspiegel, 4, 10.
Holl.: Hoe een tigchel meer gewreven wordt, hoe hij rooder wordt. (Harrebomée, II, 330a.)
8 Ungebrannter Ziegel zerfliesst im Bach, gebrannter nicht. – Eiselein, 658.
9 Wann einer so viel Ziegel hätte, als Lügen in einem Jahre gedruckt werden, so könnte er einen Thurm, zwey Gaden höher, als den babylonischen, bauen. – Chaos, 561.
10 Wenn die Ziegel dem Volk verdoppelt werden, kommt Moses. – Zinkgref.
Holl.: Als de steenen verdubbeld worden, dan komt Mozes, om te verlossen. (Harrebomée, II, 36b.)
11 Wer keine Ziegel zum Dache hat, fange nicht mit Marmor zu bauen an.
12 Wer vor dem Ziegel die rothe Farbe des Edelsteins lobt, macht einen Dulder zum Prahler.
13 Ziegel und Mohren lassen sich schwer weiss waschen.
*14 D' Ziegel uf em Dach wissets. – Michel, 262.
Es ist kein Geheimniss mehr, alle Welt weiss es.
*15 Den letzten Ziegel ein- oder auflegen.
Die Mauer fertig machen, den Bau oder das Werk vollenden.
Lat.: Summum fastigium imponere. (Faselius, 42.)
*16 Die Ziegel auf den Dächern waschen. – Fabricius, 85.
*17 Einem einen Ziegel von der Kirche aufs Dach fluchen.
„Vor zeiten, wenn man einem waz böses hat wünschen wollen, hat man jhm einen Ziegel von der Kirche oder Gottes Hause auffs Dach gefluchet, der meinung, wer nur ein wenig von Geistlichen Sachen vnter das seine mengete, der brawete ihm selbst ein Vuglück.“ (Mathesius, Sarepta, 142.)
*18 Einen Ziegel weiss waschen. – Körte, 7126b.
Vergebliche Arbeit.
*19 Es ist ihm ein Ziegel auf den Kopf gefallen.
Es hat ihn ein unerwartetes Unglück betroffen.
Frz.: C'est une tuile qui lui est tombée sur la tête. (Lendroy, 1446.)
*20 Es ist ihm ein Ziegel gerutscht. – Scharfenberg, Historie, S. 139.
In seinem Oberstübchen ist's nicht richtig.
*21 Es ist noch keinem ein Ziegel vom Himmel uff den Kopff gefallen.
„Das ist mit vrlaub zu reden, aller huren trost.“ (Herberger, II, 439.)
*22 Es sind Ziegel, wie thorner Pfefferkuchen.
Gute, vortreffliche, gut ausgebrannte.
Poln.: Cegła, jak toruński piernik. (Lipinski, 21.)
*23 'S is kê Zîgel uf 'm Dache, dar de seine wäre. (Schles.) – Frommann, III, 416, 610.
Sein Haus, seine Wirthschaft ist ganz verschuldet.
*24 Ungebrannte Ziegel waschen. – Fabricius, 85; Herberger, II, 326.
Eine vergebliche, tolle Arbeit unternehmen.
Lat.: Laterem lavare. (Terenz.) (Philippi, I, 221; Hauer, 95; Hanzely, 133; Froberg, 410.)
Ziegelbrenner.
Wenn der Ziegelbrenner zu nahe dem Herrenhaus wohnt, muss er dem Junker (Gutsherrn) Ziegel liefern, ehe das Dach schadhaft ist.
Ziegelstein.
1 Der wescht ein Ziegelstein zu Degen, der hüt' ein unzüchtig Weib in allen wegen. – Petri, II, 114.
2 Wann die Ziegelstein wern duplirt, alsdann Moses bald kommen wird. – Dietrich, Weisheit, I, 217.
Lat.: Quando duplicantur lateres, venit Moses.
*3 Dem Ziegelstein die Röth' abwaschen. – Simrock, 12103; Körte, 7126b; Körte2, 8816.
Von vergeblicher und verstandloser Arbeit.
*4 Er hat einen heissen Ziegelstein im Magen. – Eiselein, 561.
Hat immer viel Durst, ist ein nie zu sättigender Trinker.
Ziegelstreichen.
Wenn das Ziegelstreichen verdoppelt wird, kommt Moses. – Eichwald, 473.
Lat.: Cum duplicantur lateres, venit Moses. (Eiselein, 473; Binder II, 643.)
Ziegelstreicher.
* Er ist ein Ziegelstreicher.
Im preussischen Militär Spottname der Infanterie, womit sie von der Artillerie und den Pionieren häufig bezeichnet wird, was schon zu blutigen Schlägereien geführt hat.
Ziegenbein.
*1 Ziegebên hielft dem Bauer vom Bêne hem. (Neisse.) – Schiller, II, 24a; Boebel, 133.
*2 Ziegebên und Vogelwikken, ist gut, dem Pfarrer zum Decem schicken. (Neisse.) – Boebel, 134.
Ziegenbibke.
* Er ist eine Zigenbibke1. (Jüd.-deutsch. Brody.)
1) Eine Ziegenwarze, d. h. ein Taugenichts.
Ziegenbock.
1 Einem stossenden Ziegenbock muss man aus dem Wege gehen.
Böhm.: Vyhni trkavému kozlovi. (Čelakovsky, 249.)
2 Es géiht as mit den sieben Siégenböcken; der oune verléit sick oppen annern, un de Hitte bléiv güst. (Sauerland.)
3 Vom Ziegenbock erhält man weder Wolle noch Milch.
Böhm.: Od kosla ani vrsti, an mléka. (Čelakovsky, 31.)
4 Ziegenbock gehört in den Stall.
Die Polen: Wenn du ein Ziegenbock bist, so geh in den Stall. (Kiedyś kozieł, idz do chlewa. Weryha, 42.) Kozieł aus Sandomir trank einmal bis Mitternacht und konnte seine Herberge (in einer fremden Stadt) nicht finden. Er fragte einen Vorübergehenden nach dem Quartier, der sich nach seinem Namen erkundigte. „Ich bin Kozieł“ (deutsch = Ziegenbock), erwiderte er. „Bist du der Ziegenbock, so ist dein Quartier der Stall“, erhielt er zur Antwort.
*5 Den Ziegenbock zum Gärtner und den Säufer zum Kellner machen.
Böhm.: Kozel v zahradĕ, a ochlasta sklepník. (Čelakovsky, 506.)
*6 Was ein hölzerner Ziegenbock doch für Inselt hat!
Ausdruck spöttischer, ironischer Verwunderung.
Ziegendreck.
* Er ist nicht einen Ziegendreck werth.
Böhm.: Nestáti za bobek – za babku – za hvížd' – za borovou šišku – za mouchu – za beladku – za šara patku – za dobré slovo. (Čelakovsky, 566.)
Ziegenfell.
Ein Ziegenfell gibt auch gut Leder.
Böhm.: I kozí srst' k stánku obĕtováno. (Čelakovsky, 265.)
Ziegenfleisch.
Ziegenfleisch ist zäh.
Frz.: Merlan, viande de laquais et de postillon. (Cahier, 1077.)
Ziegenfuss.
Ein Ziegenfuss gilt mehr als eine ganze Katze.
Ziegenkoth.
Wenn der Ziegenkoth auch längst rollt', wird's doch dem Besen zugeschrieben.
Die Neger in Surinam: Wer im Rufe ist, dem wird alles zugeschrieben mit oder – ohne Grund.
Ziegenmist.
Ziegenmist lässt den Bauer wie er ist.
Ziegenschwanz.
Von einem Ziegenschwanz kann man weder Jägerhorn noch Pfeil machen. – Winckler, X, 42.
Ziegenspeck.
* Der hat Ziegenspeck.
Er ist hager, dürr. Ziegen haben bekanntlich Schmer, aber keinen Speck. Ich habe Ziegenspeck als Zubrot, heisst: ich esse trockenes Brot.
Ziegenstöcke.
* Hinderegger Zigerstöck. (S. Kropf 31.) – Sutermeister 51.
Ziegenwolle.
* Um Ziegenwolle streiten.
Lat.: De lana caprina loqui (certare). (Faselius, 59.)
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