Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 8 Besser die Zunge zu kurz, als zu lang ausgestreckt. - Winckler, IX, 29.

Holl.: Het is beter zijne tong te kort dan te lang uit te steken. (Harrebomee, II, 338b.)

9 Besser schnelle Zunge, als krauses Haar.

Schwed.: Bättre snäll tunga, än krusat har. (Grubb, 69.)

10 Böse Zung' und böses Ohr sind beide des Teufels. - Simrock, 12193; Körte, 7175; Frost, 127.

11 Böse Zunge bricht den Hals.

12 Böse Zunge, böses Herz.

Lat.: Lingua est maleloquax mentis indicium malas. (Philippi, I, 226.)

13 Böse Zunge, ein bös Gewehr. - Simrock, 12195; Körte, 7170.

14 Böse zungen haben offt fromme Leute verdrungen. - Henisch, 753, 37; Zinkgref, IV, 412; Petri, II, 50.

Lat.: Talia dicentur tibi, qualia dixeris ipse. (Chaos, 481.)

15 Böse Zungen schneiden schärpffer, dann ein Schwert. - Sir. 28, 22; Lehmann, II, 48, 55; Henisch, 462, 17; Petri, II, 50; Simrock, 12189; Gaal, 1802; Körte, 7172; Körte2, 8987.

Mhd.: Diu zunge sneit baz dan daz swert. (Krone.) - Dyne zunge die snydet durch das ferch die lenge ond twerch. (Muskatblut.) (Zingerle, 184.)

Engl.: The tongue breaketh bone, though itself hath none. - Words cut more than swords. (Masson, 390.)

Frz.: La langue n'a ni grain ni os et rompt l'echine et le dos. - Tel coup de langue est pire qu'un coup de lance. (Masson, 390.)

Holl.: Quade tonghen sniden meer dan sweerde. (Prov. comm., 602; Harrebomee, II, 339a.)

It.: Cattive lingue tagliano piu che spade. (Pazzaglia, 199, 2; Gaal, 1802.)

Lat.: Non inest remedium adversus sycophantae morsum. (Masson, 380.) - Plus stricto mendax offendit lingula mucrone. (Gaal, 1802; Philippi, II, 99.) - Scindit mendosa gladio plus lingua dolosa. (Fallersleben, 602.)

Poln.: Bardziej boli od jezyka niz od miecza. - Rana sie zgoi, slowo nie zgoi. (Masson, 390.)

Span.: Sanas llagas y no malas polabras. (Masson, 390.)

16 Böse Zungen schonen niemand.

Holl.: Kwade tongen vieren niemand. (Harrebomee, II, 339a.)

17 Böse Zungen soll man mit dem Tode stillen. - Graf, 351, 405.

Die Verleumdung ward als schmachvolle That auch mit einer schmählichen Strafe belegt. "Wenn jemand", sagt ein altes Rechtsbuch, "eine öffentliche Verleumdung ausspricht, so büsse er sie mit nichts geringerm, als mit Ausschneidung der Zunge, sodass er sie um keinen geringern Preis auslösen kann, als dass er sie nach dem Wergelde schätzt."

Mhd.: Die bosiu Zungen sal man stillen mit dem tode. (Kleines Kaiserrecht, II, 79.)

Span.: A mala lengua, buena tijera. (Cahier, 3487.)

18 Böse Zungen vnd böse Ohren ist eines so gut (schlimm), als das ander. - Lehmann, 792, 14.

"Der Teufel hat sie beide befressen."

19 Czungen bynden, herczen twingen, under willen obirwinden1, alle ding czu dem besten keren, zo ist aller togende nymmere. (Töppen, 73, 3.)

1) Vielleicht: unsern Willen überwinden?

20 Das kleine Ding Zunge richtet grosse Stücke aus, wie ein klein Ruder das gewaltig Schiff regiert. - Eiselein, 660.

Böhm.: Jazyk teu koev. - Maly jazycek, ale vsim telem vladne. (Celakovsky, 68.)

21 Dazu hab' ich die Zunge bekommen, dass ich reden soll, sagte jenes Weib.

Böhm.: Nac by mel hloupy pozor miti najazyk; neb dle smyslu jeho: Protot' buh jazyk dal, aby se mluvils. (Celakovsky, 70.)

22 De Tung is man en kort En'n, wo 't gaut smeckt, seggt Sadler Fabe. - Reuter, Dorchleuchting, S. 271.

23 Dein zung fürlauff nit dein hertz. - Franck, I, 60a.

Lat.: Ne lingua mente celerior. (Franck, I, 60a.)

24 Deiner Zunge Sünden lasse verschwinden. - Eiselein, 660.

Lat.: Si potes extingue vitiosa crimina linguae. (Eiselein, 660.)

25 Dem einen steht die Zunge, dem andern sind die Zähne zu Gebote.

26 Der hat sich die Zunge nicht am Brei verbrannt, der sich mit einem Weibe zanken kann.

[Spaltenumbruch] 27 Der seine zung nicht zwingen kan, der ist ein Narr vnd vnweis mann. - Zinkgref, IV, 412.

28 Die verleumderische Zunge ist ein Schwert, welches mit Einem Streiche drei tödtet: Sich, den Beleidiger und den Zuhörer.

29 Die zung ist das best vnd das bösst glid. - Franck, I, 112b; Pauli, Postille, 587b; Gruter, I, 38; Petri, II, 153.

Ein Ausspruch des Griechen Anacharsis. "Das bösse glied, das jemand treit, ist die zung, wie Sanct Jacob sei't." (Waldis, II, 11, 77.) - Ein rabbinischer Spruch sagt: "Von der Zunge kommt Gutes, von der Zunge kommt Schlimmes; ist es Gutes, gibts nichts besseres; ist es Schlimmes, gibts nichts schlimmeres." (Jüdisches Volksblatt 1865, S. 156.)

Mhd.: Daz ergste lit, daz iemen treit, daz ist diu zunge, so man seit. (Freidank.) - Daz boeste vleisch, daz ie getruoc wolf oder hunt in seinen munde, daz was boese genuoc; des boesen menschen zunge ist boeser vil. (Reimar Zweter.) (Zingerle, 184.)

30 Die zung ist des hertzens Dolmetsch. - Franck, I, 112b; Gruter, I, 22; Eyering, I, 769; Henisch, 725; 19; Petri, II, 153; Körte, 7173.

Dän.: Det hiertet taenker taler munden. - Munden taler af hiertes overflödighed. - Tungen er hiertets tolk. (Prov. dan., 557.)

Holl.: De tong is de tolk van het hart. (Harrebomee, II, 337b.)

Lat.: Lingua interpres mentis. (Henisch, 725, 20.)

31 Die Zunge ausgeschnitten ist halbes Wergeld. - Graf, 323, 290.

Wenn das Wergeld (s. d.) in der Regel nur für den todten Hals gefordert wurde, so musste es doch auch für schwere Körperverletzungen, besonders Verstümmelungen, die man als theilweise Tödtungen betrachtete, gezahlt werden; und es ward nach dem Grade der Verstümmelung bemessen. Die Hand (s. d.; Graf, 323, 291) galt für halben Leib, der Daumen (s. d.) für ein Drittelhand. Dem Verlust der Hand gleich geachtet war vollständige Taubheit, wenn einem vom Schlagen des Hauptes das Hören vergangen ist, sodass er nicht mehr hört den Hund am Bande, den Hahn auf dem Balken, das Rufen und Lärmen vor seiner Thür. (S. Graf, S. 335.)

Altfries.: Thin thunge of snithen en tuede ield. (Richthofen, Rechtsquellen, 90, Kap. 2.)

32 Die Zunge bringt mehr Leute um als das Schwert. - Schlechta, 231.

33 Die Zunge berührt uns, und richtet uns dann zu Grunde. - Neue Illustrirte Zeitung, V, 25.

34 Die Zunge der Erfahrung verdient den meisten Glauben. - Burckhardt, 592.

35 Die Zunge der Falschen verwundet mehr als Schwert und Dolch.

Böhm.: Horsi jazyk falesnika, nezli kopi bojovnika. (Celakovsky, 42.) - Jazyk bez kosti, ale kosti (skaly) lane. (Celakovsky, 72.) - Neni kosti v jazyku, muze prelhati vladyka. (Celakovsky, 68.)

Engl.: The tongue breaketh bone, though itself have none. (Bohn II, 21.)

Tschud.: Lihhane keel leikab luise kaela. (Celakovsky, 72.)

36 Die Zunge der Frauen und der Arm der Könige ist lang.

37 Die Zunge der Wärterin hat das Vorrecht zu schwatzen.

Engl.: The nurse's tongue is privileged to talk. (Bohn II, 15.)

38 Die Zunge der Weiber wächst um so länger, je kürzer die Füsse sind. (China.)

39 Die Zunge des Huhns ist stets beim Hirse.

Unser: Wess das Herz voll ist, des geht der Mund über.

40 Die Zunge des Neides leckt nur am Süssen. - Altmann VI, 463.

41 Die Zunge des Weibes ist ein Schwert, das nimmer rostet.

42 Die Zunge, ein klein Stücklein Fleisch blos, hängt den Menschen und lässt ihn los.

43 Die Zunge eines Stummen ist besser als die eines Lügners. - Harssdörffer, 678.

44 Die Zunge führt ihren Herrn zum Glück, aber auch zum Unglück.

45 Die Zunge gefährdet den Kopf.

Daher sagen die Araber: Lass deine Zunge dir nicht den Hals abschneiden. (Cahier, 2256.) Und die Türken:

[Spaltenumbruch] 8 Besser die Zunge zu kurz, als zu lang ausgestreckt.Winckler, IX, 29.

Holl.: Het is beter zijne tong te kort dan te lang uit te steken. (Harrebomée, II, 338b.)

9 Besser schnelle Zunge, als krauses Haar.

Schwed.: Bättre snäll tunga, än krusat hår. (Grubb, 69.)

10 Böse Zung' und böses Ohr sind beide des Teufels.Simrock, 12193; Körte, 7175; Frost, 127.

11 Böse Zunge bricht den Hals.

12 Böse Zunge, böses Herz.

Lat.: Lingua est maleloquax mentis indicium malas. (Philippi, I, 226.)

13 Böse Zunge, ein bös Gewehr.Simrock, 12195; Körte, 7170.

14 Böse zungen haben offt fromme Leute verdrungen.Henisch, 753, 37; Zinkgref, IV, 412; Petri, II, 50.

Lat.: Talia dicentur tibi, qualia dixeris ipse. (Chaos, 481.)

15 Böse Zungen schneiden schärpffer, dann ein Schwert.Sir. 28, 22; Lehmann, II, 48, 55; Henisch, 462, 17; Petri, II, 50; Simrock, 12189; Gaal, 1802; Körte, 7172; Körte2, 8987.

Mhd.: Diu zunge snît baz dan daz swert. (Krone.) – Dyne zunge die snydet durch das ferch die lenge ond twerch. (Muskatblut.) (Zingerle, 184.)

Engl.: The tongue breaketh bone, though itself hath none. – Words cut more than swords. (Masson, 390.)

Frz.: La langue n'a ni grain ni os et rompt l'échine et le dos. – Tel coup de langue est pire qu'un coup de lance. (Masson, 390.)

Holl.: Quade tonghen sniden meer dan sweerde. (Prov. comm., 602; Harrebomée, II, 339a.)

It.: Cattive lingue tagliano più che spade. (Pazzaglia, 199, 2; Gaal, 1802.)

Lat.: Non inest remedium adversus sycophantae morsum. (Masson, 380.) – Plus stricto mendax offendit lingula mucrone. (Gaal, 1802; Philippi, II, 99.) – Scindit mendosa gladio plus lingua dolosa. (Fallersleben, 602.)

Poln.: Bardziej boli od języka niź od miecza. – Rana się zgoi, słowo nie zgoi. (Masson, 390.)

Span.: Sanas llagas y no malas polabras. (Masson, 390.)

16 Böse Zungen schonen niemand.

Holl.: Kwade tongen vieren niemand. (Harrebomée, II, 339a.)

17 Böse Zungen soll man mit dem Tode stillen.Graf, 351, 405.

Die Verleumdung ward als schmachvolle That auch mit einer schmählichen Strafe belegt. „Wenn jemand“, sagt ein altes Rechtsbuch, „eine öffentliche Verleumdung ausspricht, so büsse er sie mit nichts geringerm, als mit Ausschneidung der Zunge, sodass er sie um keinen geringern Preis auslösen kann, als dass er sie nach dem Wergelde schätzt.“

Mhd.: Die bosiu Zungen sal man stillen mit dem tode. (Kleines Kaiserrecht, II, 79.)

Span.: A mala lengua, buena tijera. (Cahier, 3487.)

18 Böse Zungen vnd böse Ohren ist eines so gut (schlimm), als das ander.Lehmann, 792, 14.

„Der Teufel hat sie beide befressen.“

19 Czungen bynden, herczen twingen, under willen obirwinden1, alle ding czu dem besten keren, zo ist aller togende nymmere. (Töppen, 73, 3.)

1) Vielleicht: unsern Willen überwinden?

20 Das kleine Ding Zunge richtet grosse Stücke aus, wie ein klein Ruder das gewaltig Schiff regiert.Eiselein, 660.

Böhm.: Jazyk tĕu koev. – Malý jazýček, ale všim telem vládne. (Čelakovsky, 68.)

21 Dazu hab' ich die Zunge bekommen, dass ich reden soll, sagte jenes Weib.

Böhm.: Nač by mĕl hloupý pozor míti najazyk; neb dle smyslu jeho: Protot' bůh jazyk dal, aby se mluvils. (Čelakovsky, 70.)

22 De Tung is man en kort En'n, wo 't gaut smeckt, seggt Sadler Fabe.Reuter, Dorchleuchting, S. 271.

23 Dein zung fürlauff nit dein hertz.Franck, I, 60a.

Lat.: Ne lingua mente celerior. (Franck, I, 60a.)

24 Deiner Zunge Sünden lasse verschwinden.Eiselein, 660.

Lat.: Si potes extingue vitiosa crimina linguae. (Eiselein, 660.)

25 Dem einen steht die Zunge, dem andern sind die Zähne zu Gebote.

26 Der hat sich die Zunge nicht am Brei verbrannt, der sich mit einem Weibe zanken kann.

[Spaltenumbruch] 27 Der seine zung nicht zwingen kan, der ist ein Narr vnd vnweis mann.Zinkgref, IV, 412.

28 Die verleumderische Zunge ist ein Schwert, welches mit Einem Streiche drei tödtet: Sich, den Beleidiger und den Zuhörer.

29 Die zung ist das best vnd das bösst glid.Franck, I, 112b; Pauli, Postille, 587b; Gruter, I, 38; Petri, II, 153.

Ein Ausspruch des Griechen Anacharsis. „Das bösse glied, das jemand treit, ist die zung, wie Sanct Jacob sei't.“ (Waldis, II, 11, 77.) – Ein rabbinischer Spruch sagt: „Von der Zunge kommt Gutes, von der Zunge kommt Schlimmes; ist es Gutes, gibts nichts besseres; ist es Schlimmes, gibts nichts schlimmeres.“ (Jüdisches Volksblatt 1865, S. 156.)

Mhd.: Daz ergste lit, daz iemen treit, daz ist diu zunge, sô man seit. (Freidank.) – Daz boeste vleisch, daz ie getruoc wolf oder hunt in sînen munde, daz was boese genuoc; des boesen menschen zunge ist boeser vil. (Reimar Zweter.) (Zingerle, 184.)

30 Die zung ist des hertzens Dolmetsch.Franck, I, 112b; Gruter, I, 22; Eyering, I, 769; Henisch, 725; 19; Petri, II, 153; Körte, 7173.

Dän.: Det hiertet taenker taler munden. – Munden taler af hiertes overflödighed. – Tungen er hiertets tolk. (Prov. dan., 557.)

Holl.: De tong is de tolk van het hart. (Harrebomée, II, 337b.)

Lat.: Lingua interpres mentis. (Henisch, 725, 20.)

31 Die Zunge ausgeschnitten ist halbes Wergeld.Graf, 323, 290.

Wenn das Wergeld (s. d.) in der Regel nur für den todten Hals gefordert wurde, so musste es doch auch für schwere Körperverletzungen, besonders Verstümmelungen, die man als theilweise Tödtungen betrachtete, gezahlt werden; und es ward nach dem Grade der Verstümmelung bemessen. Die Hand (s. d.; Graf, 323, 291) galt für halben Leib, der Daumen (s. d.) für ein Drittelhand. Dem Verlust der Hand gleich geachtet war vollständige Taubheit, wenn einem vom Schlagen des Hauptes das Hören vergangen ist, sodass er nicht mehr hört den Hund am Bande, den Hahn auf dem Balken, das Rufen und Lärmen vor seiner Thür. (S. Graf, S. 335.)

Altfries.: Thin thunge of snithen en tuede ield. (Richthofen, Rechtsquellen, 90, Kap. 2.)

32 Die Zunge bringt mehr Leute um als das Schwert.Schlechta, 231.

33 Die Zunge berührt uns, und richtet uns dann zu Grunde.Neue Illustrirte Zeitung, V, 25.

34 Die Zunge der Erfahrung verdient den meisten Glauben.Burckhardt, 592.

35 Die Zunge der Falschen verwundet mehr als Schwert und Dolch.

Böhm.: Horší jazyk falešnika, nežli kopí bojovnika. (Čelakovsky, 42.) – Jazyk bez kosti, ale kosti (skály) láne. (Čelakovsky, 72.) – Neni kostí v jazyku, může přelhati vladyka. (Čelakovsky, 68.)

Engl.: The tongue breaketh bone, though itself have none. (Bohn II, 21.)

Tschud.: Lihhane keel leikab luise kaela. (Čelakovsky, 72.)

36 Die Zunge der Frauen und der Arm der Könige ist lang.

37 Die Zunge der Wärterin hat das Vorrecht zu schwatzen.

Engl.: The nurse's tongue is privileged to talk. (Bohn II, 15.)

38 Die Zunge der Weiber wächst um so länger, je kürzer die Füsse sind. (China.)

39 Die Zunge des Huhns ist stets beim Hirse.

Unser: Wess das Herz voll ist, des geht der Mund über.

40 Die Zunge des Neides leckt nur am Süssen.Altmann VI, 463.

41 Die Zunge des Weibes ist ein Schwert, das nimmer rostet.

42 Die Zunge, ein klein Stücklein Fleisch blos, hängt den Menschen und lässt ihn los.

43 Die Zunge eines Stummen ist besser als die eines Lügners.Harssdörffer, 678.

44 Die Zunge führt ihren Herrn zum Glück, aber auch zum Unglück.

45 Die Zunge gefährdet den Kopf.

Daher sagen die Araber: Lass deine Zunge dir nicht den Hals abschneiden. (Cahier, 2256.) Und die Türken:

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0328" n="[316]"/><cb n="631"/>
8 Besser die Zunge zu kurz, als zu lang ausgestreckt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, IX, 29.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is beter zijne tong te kort dan te lang uit te steken. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 338<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Besser schnelle Zunge, als krauses Haar.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Bättre snäll tunga, än krusat hår. (<hi rendition="#i">Grubb, 69.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Böse Zung' und böses Ohr sind beide des Teufels.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 12193; Körte, 7175; Frost, 127.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Böse Zunge bricht den Hals.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Böse Zunge, böses Herz.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Lingua est maleloquax mentis indicium malas. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 226.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Böse Zunge, ein bös Gewehr.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 12195; Körte, 7170.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Böse zungen haben offt fromme Leute verdrungen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 753, 37; Zinkgref, IV, 412; Petri, II, 50.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Talia dicentur tibi, qualia dixeris ipse. (<hi rendition="#i">Chaos, 481.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Böse Zungen schneiden schärpffer, dann ein Schwert.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sir. 28, 22; Lehmann, II, 48, 55; Henisch, 462, 17; Petri, II, 50; Simrock, 12189; Gaal, 1802; Körte, 7172; Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 8987.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Diu zunge snît baz dan daz swert. (<hi rendition="#i">Krone.</hi>) &#x2013; Dyne zunge die snydet durch das ferch die lenge ond twerch. (<hi rendition="#i">Muskatblut.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 184.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: The tongue breaketh bone, though itself hath none. &#x2013; Words cut more than swords. (<hi rendition="#i">Masson, 390.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: La langue n'a ni grain ni os et rompt l'échine et le dos. &#x2013; Tel coup de langue est pire qu'un coup de lance. (<hi rendition="#i">Masson, 390.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Quade tonghen sniden meer dan sweerde. (<hi rendition="#i">Prov. comm., 602; Harrebomée, II, 339<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Cattive lingue tagliano più che spade. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 199, 2; Gaal, 1802.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Non inest remedium adversus sycophantae morsum. (<hi rendition="#i">Masson, 380.</hi>) &#x2013; Plus stricto mendax offendit lingula mucrone. (<hi rendition="#i">Gaal, 1802; Philippi, II, 99.</hi>) &#x2013; Scindit mendosa gladio plus lingua dolosa. (<hi rendition="#i">Fallersleben, 602.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Bardziej boli od j&#x0119;zyka ni&#x017A; od miecza. &#x2013; Rana si&#x0119; zgoi, s&#x0142;owo nie zgoi. (<hi rendition="#i">Masson, 390.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Sanas llagas y no malas polabras. (<hi rendition="#i">Masson, 390.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Böse Zungen schonen niemand.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Kwade tongen vieren niemand. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 339<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Böse Zungen soll man mit dem Tode stillen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 351, 405.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Verleumdung ward als schmachvolle That auch mit einer schmählichen Strafe belegt. &#x201E;Wenn jemand&#x201C;, sagt ein altes Rechtsbuch, &#x201E;eine öffentliche Verleumdung ausspricht, so büsse er sie mit nichts geringerm, als mit Ausschneidung der Zunge, sodass er sie um keinen geringern Preis auslösen kann, als dass er sie nach dem Wergelde schätzt.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Die bosiu Zungen sal man stillen mit dem tode. (<hi rendition="#i">Kleines Kaiserrecht, II, 79.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: A mala lengua, buena tijera. (<hi rendition="#i">Cahier, 3487.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Böse Zungen vnd böse Ohren ist eines so gut (schlimm), als das ander.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 792, 14.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Der Teufel hat sie beide befressen.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Czungen bynden, herczen twingen, under willen obirwinden<hi rendition="#sup">1</hi>, alle ding czu dem besten keren, zo ist aller togende nymmere.</hi> (<hi rendition="#i">Töppen, 73, 3.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Vielleicht: unsern Willen überwinden?</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Das kleine Ding Zunge richtet grosse Stücke aus, wie ein klein Ruder das gewaltig Schiff regiert.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 660.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Jazyk t&#x0115;u koev. &#x2013; Malý jazý&#x010D;ek, ale v&#x0161;im telem vládne. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 68.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">21 Dazu hab' ich die Zunge bekommen, dass ich reden soll, sagte jenes Weib.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Na&#x010D; by m&#x0115;l hloupý pozor míti najazyk; neb dle smyslu jeho: Protot' b&#x016F;h jazyk dal, aby se mluvils. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 70.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 De Tung is man en kort En'n, wo 't gaut smeckt, seggt Sadler Fabe.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Reuter, Dorchleuchting, S. 271.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">23 Dein zung fürlauff nit dein hertz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 60<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ne lingua mente celerior. (<hi rendition="#i">Franck, I, 60<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">24 Deiner Zunge Sünden lasse verschwinden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 660.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Si potes extingue vitiosa crimina linguae. (<hi rendition="#i">Eiselein, 660.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">25 Dem einen steht die Zunge, dem andern sind die Zähne zu Gebote.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">26 Der hat sich die Zunge nicht am Brei verbrannt, der sich mit einem Weibe zanken kann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="632"/>
27 Der seine zung nicht zwingen kan, der ist ein Narr vnd vnweis mann.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Zinkgref, IV, 412.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">28 Die verleumderische Zunge ist ein Schwert, welches mit Einem Streiche drei tödtet: Sich, den Beleidiger und den Zuhörer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">29 Die zung ist das best vnd das bösst glid.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 112<hi rendition="#sup">b</hi>; Pauli, Postille, 587<hi rendition="#sup">b</hi>; Gruter, I, 38; Petri, II, 153.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein Ausspruch des Griechen Anacharsis. &#x201E;Das bösse glied, das jemand treit, ist die zung, wie Sanct Jacob sei't.&#x201C; (<hi rendition="#i">Waldis, II, 11, 77.</hi>) &#x2013; Ein rabbinischer Spruch sagt: &#x201E;Von der Zunge kommt Gutes, von der Zunge kommt Schlimmes; ist es Gutes, gibts nichts besseres; ist es Schlimmes, gibts nichts schlimmeres.&#x201C; (<hi rendition="#i">Jüdisches Volksblatt 1865, S. 156.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Daz ergste lit, daz iemen treit, daz ist diu zunge, sô man seit. (<hi rendition="#i">Freidank.</hi>) &#x2013; Daz boeste vleisch, daz ie getruoc wolf oder hunt in sînen munde, daz was boese genuoc; des boesen menschen zunge ist boeser vil. (<hi rendition="#i">Reimar Zweter.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 184.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">30 Die zung ist des hertzens Dolmetsch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 112<hi rendition="#sup">b</hi>; Gruter, I, 22; Eyering, I, 769; Henisch, 725; 19; Petri, II, 153; Körte, 7173.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Det hiertet taenker taler munden. &#x2013; Munden taler af hiertes overflödighed. &#x2013; Tungen er hiertets tolk. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 557.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De tong is de tolk van het hart. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 337<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Lingua interpres mentis. (<hi rendition="#i">Henisch, 725, 20.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">31 Die Zunge ausgeschnitten ist halbes Wergeld.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 323, 290.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn das  Wergeld (s. d.) in der Regel nur für den todten Hals gefordert wurde, so musste es doch auch für schwere Körperverletzungen, besonders Verstümmelungen, die man als theilweise Tödtungen betrachtete, gezahlt werden; und es ward nach dem Grade der Verstümmelung bemessen. Die  Hand (s. d.; <hi rendition="#i">Graf, 323, 291</hi>) galt für halben Leib, der  Daumen (s. d.) für ein Drittelhand. Dem Verlust der Hand gleich geachtet war vollständige Taubheit, wenn einem vom Schlagen des Hauptes das Hören vergangen ist, sodass er nicht mehr hört den Hund am Bande, den Hahn auf dem Balken, das Rufen und Lärmen vor seiner Thür. (<hi rendition="#i">S. Graf, S. 335.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Altfries.</hi>: Thin thunge of snithen en tuede ield. (<hi rendition="#i">Richthofen, Rechtsquellen, 90, Kap. 2.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">32 Die Zunge bringt mehr Leute um als das Schwert.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schlechta, 231.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">33 Die Zunge berührt uns, und richtet uns dann zu Grunde.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Neue Illustrirte Zeitung, V, 25.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">34 Die Zunge der Erfahrung verdient den meisten Glauben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Burckhardt, 592.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">35 Die Zunge der Falschen verwundet mehr als Schwert und Dolch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Hor&#x0161;í jazyk fale&#x0161;nika, ne&#x017E;li kopí bojovnika. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 42.</hi>) &#x2013; Jazyk bez kosti, ale kosti (skály) láne. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 72.</hi>) &#x2013; Neni kostí v jazyku, m&#x016F;&#x017E;e p&#x0159;elhati vladyka. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 68.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: The tongue breaketh bone, though itself have none. (<hi rendition="#i">Bohn II, 21.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Tschud.</hi>: Lihhane keel leikab luise kaela. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 72.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">36 Die Zunge der Frauen und der Arm der Könige ist lang.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">37 Die Zunge der Wärterin hat das Vorrecht zu schwatzen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: The nurse's tongue is privileged to talk. (<hi rendition="#i">Bohn II, 15.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">38 Die Zunge der Weiber wächst um so länger, je kürzer die Füsse sind.</hi> (<hi rendition="#i">China.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">39 Die Zunge des Huhns ist stets beim Hirse.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Unser: Wess das Herz voll ist, des geht der Mund über.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">40 Die Zunge des Neides leckt nur am Süssen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 463.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">41 Die Zunge des Weibes ist ein Schwert, das nimmer rostet.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">42 Die Zunge, ein klein Stücklein Fleisch blos, hängt den Menschen und lässt ihn los.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">43 Die Zunge eines Stummen ist besser als die eines Lügners.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Harssdörffer, 678.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">44 Die Zunge führt ihren Herrn zum Glück, aber auch zum Unglück.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">45 Die Zunge gefährdet den Kopf.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Daher sagen die Araber: Lass deine Zunge dir nicht den Hals abschneiden. (<hi rendition="#i">Cahier, 2256.</hi>) Und die Türken:
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[316]/0328] 8 Besser die Zunge zu kurz, als zu lang ausgestreckt. – Winckler, IX, 29. Holl.: Het is beter zijne tong te kort dan te lang uit te steken. (Harrebomée, II, 338b.) 9 Besser schnelle Zunge, als krauses Haar. Schwed.: Bättre snäll tunga, än krusat hår. (Grubb, 69.) 10 Böse Zung' und böses Ohr sind beide des Teufels. – Simrock, 12193; Körte, 7175; Frost, 127. 11 Böse Zunge bricht den Hals. 12 Böse Zunge, böses Herz. Lat.: Lingua est maleloquax mentis indicium malas. (Philippi, I, 226.) 13 Böse Zunge, ein bös Gewehr. – Simrock, 12195; Körte, 7170. 14 Böse zungen haben offt fromme Leute verdrungen. – Henisch, 753, 37; Zinkgref, IV, 412; Petri, II, 50. Lat.: Talia dicentur tibi, qualia dixeris ipse. (Chaos, 481.) 15 Böse Zungen schneiden schärpffer, dann ein Schwert. – Sir. 28, 22; Lehmann, II, 48, 55; Henisch, 462, 17; Petri, II, 50; Simrock, 12189; Gaal, 1802; Körte, 7172; Körte2, 8987. Mhd.: Diu zunge snît baz dan daz swert. (Krone.) – Dyne zunge die snydet durch das ferch die lenge ond twerch. (Muskatblut.) (Zingerle, 184.) Engl.: The tongue breaketh bone, though itself hath none. – Words cut more than swords. (Masson, 390.) Frz.: La langue n'a ni grain ni os et rompt l'échine et le dos. – Tel coup de langue est pire qu'un coup de lance. (Masson, 390.) Holl.: Quade tonghen sniden meer dan sweerde. (Prov. comm., 602; Harrebomée, II, 339a.) It.: Cattive lingue tagliano più che spade. (Pazzaglia, 199, 2; Gaal, 1802.) Lat.: Non inest remedium adversus sycophantae morsum. (Masson, 380.) – Plus stricto mendax offendit lingula mucrone. (Gaal, 1802; Philippi, II, 99.) – Scindit mendosa gladio plus lingua dolosa. (Fallersleben, 602.) Poln.: Bardziej boli od języka niź od miecza. – Rana się zgoi, słowo nie zgoi. (Masson, 390.) Span.: Sanas llagas y no malas polabras. (Masson, 390.) 16 Böse Zungen schonen niemand. Holl.: Kwade tongen vieren niemand. (Harrebomée, II, 339a.) 17 Böse Zungen soll man mit dem Tode stillen. – Graf, 351, 405. Die Verleumdung ward als schmachvolle That auch mit einer schmählichen Strafe belegt. „Wenn jemand“, sagt ein altes Rechtsbuch, „eine öffentliche Verleumdung ausspricht, so büsse er sie mit nichts geringerm, als mit Ausschneidung der Zunge, sodass er sie um keinen geringern Preis auslösen kann, als dass er sie nach dem Wergelde schätzt.“ Mhd.: Die bosiu Zungen sal man stillen mit dem tode. (Kleines Kaiserrecht, II, 79.) Span.: A mala lengua, buena tijera. (Cahier, 3487.) 18 Böse Zungen vnd böse Ohren ist eines so gut (schlimm), als das ander. – Lehmann, 792, 14. „Der Teufel hat sie beide befressen.“ 19 Czungen bynden, herczen twingen, under willen obirwinden1, alle ding czu dem besten keren, zo ist aller togende nymmere. (Töppen, 73, 3.) 1) Vielleicht: unsern Willen überwinden? 20 Das kleine Ding Zunge richtet grosse Stücke aus, wie ein klein Ruder das gewaltig Schiff regiert. – Eiselein, 660. Böhm.: Jazyk tĕu koev. – Malý jazýček, ale všim telem vládne. (Čelakovsky, 68.) 21 Dazu hab' ich die Zunge bekommen, dass ich reden soll, sagte jenes Weib. Böhm.: Nač by mĕl hloupý pozor míti najazyk; neb dle smyslu jeho: Protot' bůh jazyk dal, aby se mluvils. (Čelakovsky, 70.) 22 De Tung is man en kort En'n, wo 't gaut smeckt, seggt Sadler Fabe. – Reuter, Dorchleuchting, S. 271. 23 Dein zung fürlauff nit dein hertz. – Franck, I, 60a. Lat.: Ne lingua mente celerior. (Franck, I, 60a.) 24 Deiner Zunge Sünden lasse verschwinden. – Eiselein, 660. Lat.: Si potes extingue vitiosa crimina linguae. (Eiselein, 660.) 25 Dem einen steht die Zunge, dem andern sind die Zähne zu Gebote. 26 Der hat sich die Zunge nicht am Brei verbrannt, der sich mit einem Weibe zanken kann. 27 Der seine zung nicht zwingen kan, der ist ein Narr vnd vnweis mann. – Zinkgref, IV, 412. 28 Die verleumderische Zunge ist ein Schwert, welches mit Einem Streiche drei tödtet: Sich, den Beleidiger und den Zuhörer. 29 Die zung ist das best vnd das bösst glid. – Franck, I, 112b; Pauli, Postille, 587b; Gruter, I, 38; Petri, II, 153. Ein Ausspruch des Griechen Anacharsis. „Das bösse glied, das jemand treit, ist die zung, wie Sanct Jacob sei't.“ (Waldis, II, 11, 77.) – Ein rabbinischer Spruch sagt: „Von der Zunge kommt Gutes, von der Zunge kommt Schlimmes; ist es Gutes, gibts nichts besseres; ist es Schlimmes, gibts nichts schlimmeres.“ (Jüdisches Volksblatt 1865, S. 156.) Mhd.: Daz ergste lit, daz iemen treit, daz ist diu zunge, sô man seit. (Freidank.) – Daz boeste vleisch, daz ie getruoc wolf oder hunt in sînen munde, daz was boese genuoc; des boesen menschen zunge ist boeser vil. (Reimar Zweter.) (Zingerle, 184.) 30 Die zung ist des hertzens Dolmetsch. – Franck, I, 112b; Gruter, I, 22; Eyering, I, 769; Henisch, 725; 19; Petri, II, 153; Körte, 7173. Dän.: Det hiertet taenker taler munden. – Munden taler af hiertes overflödighed. – Tungen er hiertets tolk. (Prov. dan., 557.) Holl.: De tong is de tolk van het hart. (Harrebomée, II, 337b.) Lat.: Lingua interpres mentis. (Henisch, 725, 20.) 31 Die Zunge ausgeschnitten ist halbes Wergeld. – Graf, 323, 290. Wenn das Wergeld (s. d.) in der Regel nur für den todten Hals gefordert wurde, so musste es doch auch für schwere Körperverletzungen, besonders Verstümmelungen, die man als theilweise Tödtungen betrachtete, gezahlt werden; und es ward nach dem Grade der Verstümmelung bemessen. Die Hand (s. d.; Graf, 323, 291) galt für halben Leib, der Daumen (s. d.) für ein Drittelhand. Dem Verlust der Hand gleich geachtet war vollständige Taubheit, wenn einem vom Schlagen des Hauptes das Hören vergangen ist, sodass er nicht mehr hört den Hund am Bande, den Hahn auf dem Balken, das Rufen und Lärmen vor seiner Thür. (S. Graf, S. 335.) Altfries.: Thin thunge of snithen en tuede ield. (Richthofen, Rechtsquellen, 90, Kap. 2.) 32 Die Zunge bringt mehr Leute um als das Schwert. – Schlechta, 231. 33 Die Zunge berührt uns, und richtet uns dann zu Grunde. – Neue Illustrirte Zeitung, V, 25. 34 Die Zunge der Erfahrung verdient den meisten Glauben. – Burckhardt, 592. 35 Die Zunge der Falschen verwundet mehr als Schwert und Dolch. Böhm.: Horší jazyk falešnika, nežli kopí bojovnika. (Čelakovsky, 42.) – Jazyk bez kosti, ale kosti (skály) láne. (Čelakovsky, 72.) – Neni kostí v jazyku, může přelhati vladyka. (Čelakovsky, 68.) Engl.: The tongue breaketh bone, though itself have none. (Bohn II, 21.) Tschud.: Lihhane keel leikab luise kaela. (Čelakovsky, 72.) 36 Die Zunge der Frauen und der Arm der Könige ist lang. 37 Die Zunge der Wärterin hat das Vorrecht zu schwatzen. Engl.: The nurse's tongue is privileged to talk. (Bohn II, 15.) 38 Die Zunge der Weiber wächst um so länger, je kürzer die Füsse sind. (China.) 39 Die Zunge des Huhns ist stets beim Hirse. Unser: Wess das Herz voll ist, des geht der Mund über. 40 Die Zunge des Neides leckt nur am Süssen. – Altmann VI, 463. 41 Die Zunge des Weibes ist ein Schwert, das nimmer rostet. 42 Die Zunge, ein klein Stücklein Fleisch blos, hängt den Menschen und lässt ihn los. 43 Die Zunge eines Stummen ist besser als die eines Lügners. – Harssdörffer, 678. 44 Die Zunge führt ihren Herrn zum Glück, aber auch zum Unglück. 45 Die Zunge gefährdet den Kopf. Daher sagen die Araber: Lass deine Zunge dir nicht den Hals abschneiden. (Cahier, 2256.) Und die Türken:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T09:51:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T09:51:52Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/328
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [316]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/328>, abgerufen am 22.11.2024.