Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch] eidlichen Behauptung sich bewusst ist, der schwört auf Zweifel, und wird dadurch, dass die Worte seines Eides mit der in seinem Innern lebenden Ueberzeugung nicht in vollem Einklange stehen, meineidig." Mhd.: Wer in zwivil sweret der ist meyneidig. (Daniels, 244, 25.) Altfries.: Swerttu oppa twiuel so is dij eed meens. (Hettema, XV, 54.) 2 Zweifel hat viel Deckmäntel. - Simrock, 12243. 3 Zweifel ist des Glaubens Feind. - Petri, I, 118. 4 Zweifel ist ein bös Kraut. "Nach meinem einfeltigen synn is zweifel gar ain öbel krautt." (Hätzlerin, Liederbuch, II, 58; 188-189.) 5 Zweifel sind der Menschen Teufel. - Dove, 1561. Zweifellob. Zweifellob hönet. Zweifeln. 1 Der zweifelt, der muss wagen. - Lehmann, 937, 19; Simrock, 12246. 2 Je mehr man zweifelt, je weniger kommt man auf den Grund. Dän.: I vigtige sager, jo meere man tvivler, og taenker, jo mindre man optaenker. (Prov. dan., 486.) 3 Lieber ehrlich zweifeln, als (später) misstrauen. Dän.: Heller retfindig tvivlraadig, end for hastig mistaenkt. (Prov. dan., 278.) 4 Mancher zweiffelt wie jener, der nicht wuste, ob er vom Vater oder Mutter auff die Welt geborn. - Lehmann, 937, 12. 5 Wer nicht zweifeln kann, ist ein dummer Mann. Frz.: Qui ne doute de rien, ne se doute de rien. (Cahier, 582.) 6 Wer über nichts zweifelt, der weiss nichts. 7 Wer zu viel zweiffelt, der verzweiffelt. - Lehmann, 937, 3; Simrock, 12247. Mhd.: Vil michel volc ze schanden gat so sie der zweivel bestat. (Kaiserchronik.) (Zingerle, 187.) 8 Wer zweifelt, dem fehlt etwas. Holl.: Als de czel twijfelt, dan heeft hij het zijne niet. (Harrebomee, I, 187.) 9 Wer zweifelt, erlangt (thut, wagt) nichts. Mhd.: Zweivel bauwet selten wol des ist manc acker distel vol. (Freidank.) - Zweivel bauwet selten haus auf starke siule guot, zweivelleiche wende zweivel bauwet und zweivelleichez dach. (Reimar Zweter.) (Zingerle, 186.) 10 Wer zweifelt, ist in einem hohlen Wege. 11 Wer zweifelt steckt in der Zwickmühle. - Lehmann, 937, 1. 12 Wer zweiffelt, der folge dem Hauffen, so kompt er auff die Landstrasse. - Lehmann, 938, 28; Schrader, 77. Lat.: Si habes scrupulum, sequere manipulum. (Binder, II, 3118.) 13 Wer zweiffelt, der hat den Hund beym schwantz, den Wolff bey den Ohren, den Bock bey den Hörnern; von einem wird er gebissen, vom andern gestossen. - Lehmann, 936, 1. Frz.: Le sage doute. (Venedey, 44.) 14 Wer zweiffelt, der stehet am Creutzweg. - Lehmann, 937, 15; Simrock, 12245. 15 Wo man zweifeln kann, gilt als gut ein jeder Mann. Lat.: Bonus quilibet praesumitur in dubio. (Binder II, 365.) 16 Wo man zweifelt, da wagt man's. - Lehmann, II, 858, 454. 17 Zweiffeln ist nicht allezeit vnnütz. - Lehmann, 938, 25. *18 Daran zweifelt niemand als die ganze Welt. - Harssdörffer, 768. *19 Dessen ungeachtet zweifelt Augustinus. Wenn jemand durch beigebrachte Beweise noch nicht überzeugt ist. Zweifelscheisser. * Er ist ein rechta Zweifelscheiss'r. (Oberösterr.) Ein sehr unschlüssiger Mensch, der vor lauter Bedenklichkeiten nicht zum Handeln kommt. Zweifler. 1 Dem Zweifler gebührt nichts. - Pistor., I, 100; Eisenhart, 232; Hillebrandt, 49; Eiselein, 662; Simrock, 12244; Graf, 95, 201. Dies Sprichwort handelt von der Verjährung. Die Deutschen hielten lange dafür, dass nach dreissig Jahren der Besitz einer Sache nicht mehr angefochten werden könne, sondern das Eigenthum völlig erworben sei. [Spaltenumbruch] Man nannte dies den guten Glauben (Bona fides, s. Jahr 109) von der rechtmässigen Erwerbung. Das obige Sprichwort ist später, nach Einführung des römischen Rechts in Deutschland entstanden. Es will sagen, dass der, welcher bisher eine Sache besessen hat, aber nun an der Rechtmässigkeit von deren Besitz zu zweifeln anfängt, nicht mehr als ein würdiger Besitzer anzusehen sei, weil jetzt erst die Rechtmässigkeit zu ermitteln ist. (S. Selig 9.) Lat.: Malae fidei possessor. (Faselius, 33.) 2 Der Zweiffler weiss nicht, wo er in Hosen oder im Sack steckt. - Lehmann, 937, 9. 3 Einem Zweifler ist kein Rath. - Herberger, I, 48. 4 Wer mit Zweiflern soll streiten, hat bös arbeiten. - Froschmäuseler, Cec. Zweifüssler. * Der schlechteste unter den Zweifüsslern. Lat.: Bipedum nequissimus. (Plinius.) (Binder II, 338; Faselius, 31; Philippi, I, 583; Wiegand, 252.) Zweig. 1 De Twik is bätter äs de Bäum, wann et suin mot. (Sauerland.) 2 Der biegsame Zweig des Baumes bricht nicht leicht ab. - Hlawatsch, 5. 3 Der Zweig dünkt sich klüger als der Baum. - Altmann V, 93. 4 Der Zweig ist nicht besser als der Baum. Dän.: Sjelden er green bedre end bullen. (Prov. dan., 253.) 5 Die Zweige gehören nach der Wurzel. (S. Wurzel 11.) - Graf, 85, 131; Klingen, 101a, 2. 6 Die Zweige oft den Tisch umfangen, der Stamm kann nicht zur Schüssel langen. - Graf, 168; Steinen, III, 1218, 56. Die Aeltern müssen gar oft darben und Noth leiden, um ihre Kinder zu versorgen. 7 Ein Zweig, der sich biegt, ist besser, als der bricht. Dän.: Bedre at stryge seyl end sjunke. - Den green er bedre der bugner end brister. (Prov. dan., 253.) 8 Einen jungen Zweig biegt man, wie (wohin) man will. - Eiselein, 662; Simrock, 12248. "Ein junger Zweig sich beugen lat; wenn man ein alten vnderstat zu beugen, so knelt er entwey." (Brant, Narrenbeschwörung in Kloster, I, 258.) Holl.: Buig het rijsje (takje) terwijl het jong is; als het een boom geworden is, is het te laat. (Harrebomee, II, 323a.) - Jonge twijgen buigen ligt. (Harrebomee, II, 350a.) 9 Einen Zweig, der den Baum verderben will, soll man abhauen. - Leben Clemens XIV, 3. Thl., S. XXVII, Berlin 1775. Ganganelli mit Bezug auf den Jesuitenorden. 10 Kurze Zweige, lange Trauben. 11 Man muss einen bösen Zweig dulden um des Baumes willen. Dän.: Man maal taale en ond green for det gode traus skyld. (Prov. dan., 252.) 12 Wenn die Zweige verdorren, verdorrt auch der Stamm. Mhd.: Dürrez zwic treit dürren stam. (Renner.) (Zingerle, 187.) 13 Wer den Zweig nicht biegt, der wird den Ast (den Stamm) nicht biegen. - Altmann V, 128. Böhm.: Mlady strumek, kam chece ohnes. - Neohybas-li tenkou hulku, tloustou neohnes. - Strom, ktery se z mladu shyba, byva primy. (Celakovsky, 407.) Kroat.: Staro drevo neda se vci privijati. (Celakovsky, 407.) Poln.: Gataz rosla nieda sie naginai. - Mloda plonke tacno naprostawae. (Celakovsky, 407.) 14 Wer vor jedem Zweig im Wald erschrickt, wird nie ein guter Jäger. Dän.: Han bliver aldrig god jaeger, der reddes for hver green i skoven. (Prov. dan., 321.) 15 Wie der Zweig gezogen ist, so wächst der Baum. Gehört zu den von einem Missionar mitgetheilten chinesischen Sprichwörtern, dem ich hier noch die übrigen beifüge: Wohlfeile Dinge sind nicht gut und gute Dinge sind nicht wohlfeil. - Thue lieber gar nichts Gutes, als dass du es in der Hoffnung auf eine Belohnung thuest. - Gottes Worte sind gleich einer Perlenschnur. - Um allzu grosse Vorsicht zu charakterisiren, gebraucht man die Redensart: "An einem Filzhut Schnüre tragen." Ein recht Verstockter "spielt die Rolle eines Taubstummen." *16 Auf einen grünen Zweig kommen. - Körte, 7199a.
[Spaltenumbruch] eidlichen Behauptung sich bewusst ist, der schwört auf Zweifel, und wird dadurch, dass die Worte seines Eides mit der in seinem Innern lebenden Ueberzeugung nicht in vollem Einklange stehen, meineidig.“ Mhd.: Wer in zwivil sweret der ist meyneidig. (Daniels, 244, 25.) Altfries.: Swerttu oppa twiuel so is dij eed meens. (Hettema, XV, 54.) 2 Zweifel hat viel Deckmäntel. – Simrock, 12243. 3 Zweifel ist des Glaubens Feind. – Petri, I, 118. 4 Zweifel ist ein bös Kraut. „Nach meinem einfeltigen synn is zweifel gar ain öbel krautt.“ (Hätzlerin, Liederbuch, II, 58; 188-189.) 5 Zweifel sind der Menschen Teufel. – Dove, 1561. Zweifellob. Zweifellob hönet. Zweifeln. 1 Der zweifelt, der muss wagen. – Lehmann, 937, 19; Simrock, 12246. 2 Je mehr man zweifelt, je weniger kommt man auf den Grund. Dän.: I vigtige sager, jo meere man tvivler, og taenker, jo mindre man optaenker. (Prov. dan., 486.) 3 Lieber ehrlich zweifeln, als (später) misstrauen. Dän.: Heller retfindig tvivlraadig, end for hastig mistaenkt. (Prov. dan., 278.) 4 Mancher zweiffelt wie jener, der nicht wuste, ob er vom Vater oder Mutter auff die Welt geborn. – Lehmann, 937, 12. 5 Wer nicht zweifeln kann, ist ein dummer Mann. Frz.: Qui ne doute de rien, ne se doute de rien. (Cahier, 582.) 6 Wer über nichts zweifelt, der weiss nichts. 7 Wer zu viel zweiffelt, der verzweiffelt. – Lehmann, 937, 3; Simrock, 12247. Mhd.: Vil michel volc ze schanden gât sô sie der zwîvel bestât. (Kaiserchronik.) (Zingerle, 187.) 8 Wer zweifelt, dem fehlt etwas. Holl.: Als de czel twijfelt, dan heeft hij het zijne niet. (Harrebomée, I, 187.) 9 Wer zweifelt, erlangt (thut, wagt) nichts. Mhd.: Zwîvel bûwet selten wol des ist manc acker distel vol. (Freidank.) – Zwîvel bûwet selten hûs ûf starke siule guot, zwîvellîche wende zwîvel bûwet und zwîvellîchez dach. (Reimar Zweter.) (Zingerle, 186.) 10 Wer zweifelt, ist in einem hohlen Wege. 11 Wer zweifelt steckt in der Zwickmühle. – Lehmann, 937, 1. 12 Wer zweiffelt, der folge dem Hauffen, so kompt er auff die Landstrasse. – Lehmann, 938, 28; Schrader, 77. Lat.: Si habes scrupulum, sequere manipulum. (Binder, II, 3118.) 13 Wer zweiffelt, der hat den Hund beym schwantz, den Wolff bey den Ohren, den Bock bey den Hörnern; von einem wird er gebissen, vom andern gestossen. – Lehmann, 936, 1. Frz.: Le sage doute. (Venedey, 44.) 14 Wer zweiffelt, der stehet am Creutzweg. – Lehmann, 937, 15; Simrock, 12245. 15 Wo man zweifeln kann, gilt als gut ein jeder Mann. Lat.: Bonus quilibet praesumitur in dubio. (Binder II, 365.) 16 Wo man zweifelt, da wagt man's. – Lehmann, II, 858, 454. 17 Zweiffeln ist nicht allezeit vnnütz. – Lehmann, 938, 25. *18 Daran zweifelt niemand als die ganze Welt. – Harssdörffer, 768. *19 Dessen ungeachtet zweifelt Augustinus. Wenn jemand durch beigebrachte Beweise noch nicht überzeugt ist. Zweifelscheisser. * Er ist ein rechta Zweifelscheiss'r. (Oberösterr.) Ein sehr unschlüssiger Mensch, der vor lauter Bedenklichkeiten nicht zum Handeln kommt. Zweifler. 1 Dem Zweifler gebührt nichts. – Pistor., I, 100; Eisenhart, 232; Hillebrandt, 49; Eiselein, 662; Simrock, 12244; Graf, 95, 201. Dies Sprichwort handelt von der Verjährung. Die Deutschen hielten lange dafür, dass nach dreissig Jahren der Besitz einer Sache nicht mehr angefochten werden könne, sondern das Eigenthum völlig erworben sei. [Spaltenumbruch] Man nannte dies den guten Glauben (Bona fides, s. Jahr 109) von der rechtmässigen Erwerbung. Das obige Sprichwort ist später, nach Einführung des römischen Rechts in Deutschland entstanden. Es will sagen, dass der, welcher bisher eine Sache besessen hat, aber nun an der Rechtmässigkeit von deren Besitz zu zweifeln anfängt, nicht mehr als ein würdiger Besitzer anzusehen sei, weil jetzt erst die Rechtmässigkeit zu ermitteln ist. (S. Selig 9.) Lat.: Malae fidei possessor. (Faselius, 33.) 2 Der Zweiffler weiss nicht, wo er in Hosen oder im Sack steckt. – Lehmann, 937, 9. 3 Einem Zweifler ist kein Rath. – Herberger, I, 48. 4 Wer mit Zweiflern soll streiten, hat bös arbeiten. – Froschmäuseler, Cec. Zweifüssler. * Der schlechteste unter den Zweifüsslern. Lat.: Bipedum nequissimus. (Plinius.) (Binder II, 338; Faselius, 31; Philippi, I, 583; Wiegand, 252.) Zweig. 1 De Twik is bätter äs de Bäum, wann et suin mot. (Sauerland.) 2 Der biegsame Zweig des Baumes bricht nicht leicht ab. – Hlawatsch, 5. 3 Der Zweig dünkt sich klüger als der Baum. – Altmann V, 93. 4 Der Zweig ist nicht besser als der Baum. Dän.: Sjelden er green bedre end bullen. (Prov. dan., 253.) 5 Die Zweige gehören nach der Wurzel. (S. Wurzel 11.) – Graf, 85, 131; Klingen, 101a, 2. 6 Die Zweige oft den Tisch umfangen, der Stamm kann nicht zur Schüssel langen. – Graf, 168; Steinen, III, 1218, 56. 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Gehört zu den von einem Missionar mitgetheilten chinesischen Sprichwörtern, dem ich hier noch die übrigen beifüge: Wohlfeile Dinge sind nicht gut und gute Dinge sind nicht wohlfeil. – Thue lieber gar nichts Gutes, als dass du es in der Hoffnung auf eine Belohnung thuest. – Gottes Worte sind gleich einer Perlenschnur. – Um allzu grosse Vorsicht zu charakterisiren, gebraucht man die Redensart: „An einem Filzhut Schnüre tragen.“ Ein recht Verstockter „spielt die Rolle eines Taubstummen.“ *16 Auf einen grünen Zweig kommen. – Körte, 7199a.
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eidlichen Behauptung sich bewusst ist, der schwört auf Zweifel, und wird dadurch, dass die Worte seines Eides mit der in seinem Innern lebenden Ueberzeugung nicht in vollem Einklange stehen, meineidig.“
Mhd.: Wer in zwivil sweret der ist meyneidig. (Daniels, 244, 25.)
Altfries.: Swerttu oppa twiuel so is dij eed meens. (Hettema, XV, 54.)
2 Zweifel hat viel Deckmäntel. – Simrock, 12243.
3 Zweifel ist des Glaubens Feind. – Petri, I, 118.
4 Zweifel ist ein bös Kraut.
„Nach meinem einfeltigen synn is zweifel gar ain öbel krautt.“ (Hätzlerin, Liederbuch, II, 58; 188-189.)
5 Zweifel sind der Menschen Teufel. – Dove, 1561.
Zweifellob.
Zweifellob hönet.
Zweifeln.
1 Der zweifelt, der muss wagen. – Lehmann, 937, 19; Simrock, 12246.
2 Je mehr man zweifelt, je weniger kommt man auf den Grund.
Dän.: I vigtige sager, jo meere man tvivler, og taenker, jo mindre man optaenker. (Prov. dan., 486.)
3 Lieber ehrlich zweifeln, als (später) misstrauen.
Dän.: Heller retfindig tvivlraadig, end for hastig mistaenkt. (Prov. dan., 278.)
4 Mancher zweiffelt wie jener, der nicht wuste, ob er vom Vater oder Mutter auff die Welt geborn. – Lehmann, 937, 12.
5 Wer nicht zweifeln kann, ist ein dummer Mann.
Frz.: Qui ne doute de rien, ne se doute de rien. (Cahier, 582.)
6 Wer über nichts zweifelt, der weiss nichts.
7 Wer zu viel zweiffelt, der verzweiffelt. – Lehmann, 937, 3; Simrock, 12247.
Mhd.: Vil michel volc ze schanden gât sô sie der zwîvel bestât. (Kaiserchronik.) (Zingerle, 187.)
8 Wer zweifelt, dem fehlt etwas.
Holl.: Als de czel twijfelt, dan heeft hij het zijne niet. (Harrebomée, I, 187.)
9 Wer zweifelt, erlangt (thut, wagt) nichts.
Mhd.: Zwîvel bûwet selten wol des ist manc acker distel vol. (Freidank.) – Zwîvel bûwet selten hûs ûf starke siule guot, zwîvellîche wende zwîvel bûwet und zwîvellîchez dach. (Reimar Zweter.) (Zingerle, 186.)
10 Wer zweifelt, ist in einem hohlen Wege.
11 Wer zweifelt steckt in der Zwickmühle. – Lehmann, 937, 1.
12 Wer zweiffelt, der folge dem Hauffen, so kompt er auff die Landstrasse. – Lehmann, 938, 28; Schrader, 77.
Lat.: Si habes scrupulum, sequere manipulum. (Binder, II, 3118.)
13 Wer zweiffelt, der hat den Hund beym schwantz, den Wolff bey den Ohren, den Bock bey den Hörnern; von einem wird er gebissen, vom andern gestossen. – Lehmann, 936, 1.
Frz.: Le sage doute. (Venedey, 44.)
14 Wer zweiffelt, der stehet am Creutzweg. – Lehmann, 937, 15; Simrock, 12245.
15 Wo man zweifeln kann, gilt als gut ein jeder Mann.
Lat.: Bonus quilibet praesumitur in dubio. (Binder II, 365.)
16 Wo man zweifelt, da wagt man's. – Lehmann, II, 858, 454.
17 Zweiffeln ist nicht allezeit vnnütz. – Lehmann, 938, 25.
*18 Daran zweifelt niemand als die ganze Welt. – Harssdörffer, 768.
*19 Dessen ungeachtet zweifelt Augustinus.
Wenn jemand durch beigebrachte Beweise noch nicht überzeugt ist.
Zweifelscheisser.
* Er ist ein rechta Zweifelscheiss'r. (Oberösterr.)
Ein sehr unschlüssiger Mensch, der vor lauter Bedenklichkeiten nicht zum Handeln kommt.
Zweifler.
1 Dem Zweifler gebührt nichts. – Pistor., I, 100; Eisenhart, 232; Hillebrandt, 49; Eiselein, 662; Simrock, 12244; Graf, 95, 201.
Dies Sprichwort handelt von der Verjährung. Die Deutschen hielten lange dafür, dass nach dreissig Jahren der Besitz einer Sache nicht mehr angefochten werden könne, sondern das Eigenthum völlig erworben sei.
Man nannte dies den guten Glauben (Bona fides, s. Jahr 109) von der rechtmässigen Erwerbung. Das obige Sprichwort ist später, nach Einführung des römischen Rechts in Deutschland entstanden. Es will sagen, dass der, welcher bisher eine Sache besessen hat, aber nun an der Rechtmässigkeit von deren Besitz zu zweifeln anfängt, nicht mehr als ein würdiger Besitzer anzusehen sei, weil jetzt erst die Rechtmässigkeit zu ermitteln ist. (S. Selig 9.)
Lat.: Malae fidei possessor. (Faselius, 33.)
2 Der Zweiffler weiss nicht, wo er in Hosen oder im Sack steckt. – Lehmann, 937, 9.
3 Einem Zweifler ist kein Rath. – Herberger, I, 48.
4 Wer mit Zweiflern soll streiten, hat bös arbeiten. – Froschmäuseler, Cec.
Zweifüssler.
* Der schlechteste unter den Zweifüsslern.
Lat.: Bipedum nequissimus. (Plinius.) (Binder II, 338; Faselius, 31; Philippi, I, 583; Wiegand, 252.)
Zweig.
1 De Twik is bätter äs de Bäum, wann et suin mot. (Sauerland.)
2 Der biegsame Zweig des Baumes bricht nicht leicht ab. – Hlawatsch, 5.
3 Der Zweig dünkt sich klüger als der Baum. – Altmann V, 93.
4 Der Zweig ist nicht besser als der Baum.
Dän.: Sjelden er green bedre end bullen. (Prov. dan., 253.)
5 Die Zweige gehören nach der Wurzel. (S. Wurzel 11.) – Graf, 85, 131; Klingen, 101a, 2.
6 Die Zweige oft den Tisch umfangen, der Stamm kann nicht zur Schüssel langen. – Graf, 168; Steinen, III, 1218, 56.
Die Aeltern müssen gar oft darben und Noth leiden, um ihre Kinder zu versorgen.
7 Ein Zweig, der sich biegt, ist besser, als der bricht.
Dän.: Bedre at stryge seyl end sjunke. – Den green er bedre der bugner end brister. (Prov. dan., 253.)
8 Einen jungen Zweig biegt man, wie (wohin) man will. – Eiselein, 662; Simrock, 12248.
„Ein junger Zweig sich beugen lat; wenn man ein alten vnderstat zu beugen, so knelt er entwey.“ (Brant, Narrenbeschwörung in Kloster, I, 258.)
Holl.: Buig het rijsje (takje) terwijl het jong is; als het een boom geworden is, is het te laat. (Harrebomée, II, 323a.) – Jonge twijgen buigen ligt. (Harrebomée, II, 350a.)
9 Einen Zweig, der den Baum verderben will, soll man abhauen. – Leben Clemens XIV, 3. Thl., S. XXVII, Berlin 1775.
Ganganelli mit Bezug auf den Jesuitenorden.
10 Kurze Zweige, lange Trauben.
11 Man muss einen bösen Zweig dulden um des Baumes willen.
Dän.: Man maal taale en ond green for det gode traus skyld. (Prov. dan., 252.)
12 Wenn die Zweige verdorren, verdorrt auch der Stamm.
Mhd.: Dürrez zwic treit dürren stam. (Renner.) (Zingerle, 187.)
13 Wer den Zweig nicht biegt, der wird den Ast (den Stamm) nicht biegen. – Altmann V, 128.
Böhm.: Mladý strůmek, kam checĕ ohneš. – Neohýbáš-li tenkou hůlku, tloustou neohneš. – Strom, který se z mladu shýbá, bývá přímý. (Čelakovsky, 407.)
Kroat.: Staro drevo neda se vci privijati. (Čelakovsky, 407.)
Poln.: Gatąz rosła nieda się naginai. – Młodą płonkę tacno naprostawaé. (Čelakovsky, 407.)
14 Wer vor jedem Zweig im Wald erschrickt, wird nie ein guter Jäger.
Dän.: Han bliver aldrig god jaeger, der reddes for hver green i skoven. (Prov. dan., 321.)
15 Wie der Zweig gezogen ist, so wächst der Baum.
Gehört zu den von einem Missionar mitgetheilten chinesischen Sprichwörtern, dem ich hier noch die übrigen beifüge: Wohlfeile Dinge sind nicht gut und gute Dinge sind nicht wohlfeil. – Thue lieber gar nichts Gutes, als dass du es in der Hoffnung auf eine Belohnung thuest. – Gottes Worte sind gleich einer Perlenschnur. – Um allzu grosse Vorsicht zu charakterisiren, gebraucht man die Redensart: „An einem Filzhut Schnüre tragen.“ Ein recht Verstockter „spielt die Rolle eines Taubstummen.“
*16 Auf einen grünen Zweig kommen. – Körte, 7199a.
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