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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] 25 Diäm de Biädelsack warm omme Nacken wärt dai es ter Arbet verduorven. (Iserlohn.) - Woeste, 66, 28.

*26 Da verzweifelt der Bettelsack an der Wand. (Ulm.)

*27 Du bist a rechter Bettelsack. (Ulm.)

*28 'S schlöcht 'm der Batt'ssoak immer uf di Farschen. (Franken.)

Der Bettelsack schlägt ihm immer auf die Ferse; er ist stets von Armuth bedroht.


Bettelstab.

4 Dän.: Naar bedel-staven bliver varm i haanden, vil man nödig slipp den. (Prov. dan., 50.)

15 Der Bettelstab ist das härteste Holz. (Nürtingen.)

16 Der Bettelstab ist noch niemandem verbrannt. (Niederösterr.)

Man will damit sagen, sei jemand noch so reich, er ist vor seinem Lebensende nicht vor Armuth geschützt.

*17 Daran hanget der Bettelstab. - Sarcerius, Hirtenbuch, 344.


Zu Bettelstolz.

Wenn die Pflanze der Armuth als Frucht den Stolz trägt, ist es eine taube Nuss. (Altmann VI, 456.)


Bettelterzen.

* Es sind Bettelterzen.

"Die Bezeichnung Bettelterz kann nicht älter sein als die Singerei, welche in manchen italienischen Opern unter der Rubrik >Duett< sich findet. Mit Terzen zu secundiren ist so leicht, dass es jeder Bettler kann, oder: solche Terzengänge zu componiren, das wird selbst den Bettelmusikanten nicht schwer fallen." (Fliegende Blätter, V, 6.)


Bettelvogt.

2 Lieber ein lebender Bettelvogt als ein todter Papst.

Holl.: Beter een avende moor, dan een dode paas. (Harrebomee, II, 10.)


Bettelweib.

Ein Bettelweib soll die Wolle vom Bauche scheren, nicht von Schulter und Rücken.

D. h. sie soll mit dem Geringsten fürlieb nehmen, denn die Bauchwolle ist die geringste.

Lat.: Advena tondet anno lanam sub ventre nec armo. (Reuterdahl, 24.)

Schwed.: Gardhkona skal klippa kwidh wl (haffne quit klipping) ok ey bogh wl. (Reuterdahl, 24.)


Betten.

10 Dän.: Ligesom man reder under sig, saa ligger man. (Prov. dan., 138.)

Sloven.: Kakor si kdo postilje tako bo lazal.

Span.: Cadanno es hijo de sus obras. (Don Quixote.)

19 Asbi de da petst, asou bist (wirst) de leigen. (Ungar. Bergland.) - Schröer.

20 Bai sik guet beddet, dai släpet guet. (Iserlohn.) - Woeste, 66, 31.

21 Bette dich weich, so ruhst du nicht hart. - Tagebl. von Böhmen, 1869, Nr. 96.

22 Gut betten und wohl beten gibt sanften Schlaf.

Dän.: Lig blödt, sov stödt, tagen peede i favn, glem ei Herrens havn. (Prov. dan., 17.)

*23 Wä te der bätst, esi werscht te lan. - Schuster, 720.

*24 Derowegen bettet man sich nicht in den Keller und geht in die Feueresse schlafen. (Breslau.)

Da macht man sich nicht viel daraus.


Bettgrandig.

* Er ist noch bettgrandig. (Rott-Thal.)

Er ist misgestimmt aufgestanden.


Bettingen.

* Nach Bettingen gehen (wollen, verlangen).

Wortspiel mit Bett, wie wir in demselben Sinne sagen: Nach Bethlehem gehen. Bettingen ist ein Dorf bei Basel. (Germania, V, 312.)


Bettler.

21 Dän.: En stav strygen som maae staaes, med hoer mandshund, gaae om at banke hunde-naeser. (Prov. dan., 117.)

23 Span.: A quien dan, no escoge. (Bohn I, 201.)

51 Lessing's Nathan, Schluss von Akt II (Lochm.-Maltzahn, II, 253): "Der wahre Bettler ist doch einzig und allein der wahre König", womit Goethe's Noten und Abhandlungen zum westöstlichen Divan, künftigen Divan, Buch Suleika (Werke IV, 307) zu vergleichen: "denn der gründliche Bettler soll eine Art von König sein."

79 Ung.: Szemermes koldusnak üres a' taskaja. (Gaal, 916.)

85 "Dem enen beddeler is altit let, dat de ander vor der doren stet." (Verlorener Sohn, 1712.)

Schwed.: Den ena tiggarn för tryter det att den andra star för dörre. (Marin, 7.)


[Spaltenumbruch]

90 Dän.: En armstaader der ey kand gaae en dör forbi. (Prov. dan., 35.)

Lat.: Est miser hostiolum qui nescit omittere solum. (Reuterdahl, 284.)

Schwed.: Thz aer een vsal man ey kan fly eth hws. (Reuterdahl, 284.)

96 Bei Petri (III, 6) mit dem Zusatz: "bringt einer wass denselben einlass."

107 "Von einem Bettler liest man, dass so offt sein fraw eines jungen Kindts eingelegen er demselben ein arm oder bein gebrochen vnd gesagt: Nun bist du ernehrt vnd reich genug." (Zinkgref, IV, 182.)

133 Böhm.: Jeste nedosedl na kone, a uz kope nohama. (Celakovsky, 100.)

134 Böhm.: Kdyz se zebrak na kone dostane, ani cert ho nedohoni. (Celakovsky, 100.)

Slovak.: Nenie horsa ako ked' sa chudobny na kon dostane. (Celakovsky, 100.)

135 Lat.: Paupere ditato nil acrius, esse putato. (Gaal, 900.)

137 In Ostfriesland: Wenn de Bedler 'es Unglück hebben sall, den verläst he't Brot ut de Put (Sack). (Kern, 271.)

140 Böhm.: Zpanosi-li chudcra hneo z neho funera. (Celakovsky, 100.)

Frz.: Rien de plus orgueilleux qu'un riche qui a ete gueux. (Cahier, 1543.)

Poln.: Pyszny nadzka, kiedy zpanoszeje. (Celakovsky, 100.)

143 Münsterländisch: Wann die arme Biädler den andern wot giev, freue sik de Engel in de Himmel. (Archiv, 48, 363.)

158 Vgl. Pilot, Rudolstadt 1863, Nr. 24 den Bettlerkrieg, der dort "Beppo" geschrieben ist.

159 Auch dem Bettler soll man zu seinem Vaterunser Zeit lassen.

160 Bettler beschmeissen alle Land. - Petri, II, 41.

161 Bettler fürchten keine Diebe.

Dän.: Tiggeren er altid sikker, frygter hverken tyve eller rövere. (Prov. dan., 550.)

162 Bettler haben keine Wahl.

"Neulich wurde berichtet, ein Bettler habe in einer Hausflur ein paar Hüte, einen Regenschirm und einen Ueberzieher ausgewählt; wo bleibt da das alte Sprichwort: Bettler haben keine Wahl." (Sonntags-Journal.)

163 Bettler habens besser als ein Herr. - Lehmann, 46, 74.

"Bettler seynd semperfreyen, habens besser als ein Herr."

164 Bettler sind nicht zu erfüllen. - Eyering, I, 218 u. 438.

165 Bettlers Gut liegt in allen Landen.

Holl.: Bedelaars erf ligt in alle landen. (Bohn I, 300.)

166 Bettlers Haus brennt nicht ab.

Dän.: Tigger huus forbraend es ey, haus korn fordervers ey, og hand giver ingen told. (Prov. dan., 550.)

167 Dat es 'n slechten biädeler, da nitt ene düör missen kann. (Iserlohn.) - Woeste, 66, 38.

Um zu sagen: ich kann auch ohne dich fertig werden, ich bedarf deiner nicht.

168 Dem enen biädler es et let, dat de annere vör der düören stet. (Iserlohn.) - Woeste, 65, 15.

Lat.: Figulus figulo invidet, lignonus lignario. (Binder II, 1149; Froberg, 287; Weber, 2, 1.) - Figulus figulo invidet, faber fabro. (Binder I, 555.) - Figulus figulum odit. (Schonheim, F. 10.)

169 Der Bettler braucht nur zwei Dinge zum Leben: den Weg ins Land und den Stock in der Hand. - Bertram, 50.

Aehnlich die Finnen.

170 Der Bettler geht in den Bauerhof, wo er Brot bekommt, auch wenn der Hund bellt.

Die Türken: Wer was erhält, dem ist Stechfliegengesumme genug Musik; wer leer ausgeht, dem sind Trommeln und Pfeiffen zu wenig. (Nordmann.)

171 Der Bettler ist so wenig werth wie seine Rede. - Sanders, 85.

172 Der Bettler kann auch vor dem Räuber singen.

It.: Il mendicante puo cantare dinanzi al ladro. (Giani, 1848.)

173 Der jungste Bedler mot de Püt (Bettelsack) dragen. - Kern, 272.

Auch die Bettler haben ihre Ordnung, wie in London die Diebe ihre Statuten.

174 Der zerlumpteste Bettler hat den vollsten Sack.

175 Des Bettlers Freunde wohnen fern.

Lat.: Mundico ne parentes quidam amici sunt. (Gaal, 99.)

Ung.: A' koldusnak mig maga apja se baraty. (Gaal, 99.)

176 Des Bettlers Geld ist so beständig als das Wasser im Siebe. - Wirth, I, 35.

177 Di ean Beedlar kann egh vör dreügh, dat di öödar vöör dör steant. (Nordfr.) - Johansen, 66.


[Spaltenumbruch] 25 Diäm de Biädelsack warm omme Nacken wärt dai es ter Arbet verduorven. (Iserlohn.) – Woeste, 66, 28.

*26 Da verzweifelt der Bettelsack an der Wand. (Ulm.)

*27 Du bist a rechter Bettelsack. (Ulm.)

*28 'S schlöcht 'm der Batt'ssoak immer uf di Farschen. (Franken.)

Der Bettelsack schlägt ihm immer auf die Ferse; er ist stets von Armuth bedroht.


Bettelstab.

4 Dän.: Naar bedel-staven bliver varm i haanden, vil man nödig slipp den. (Prov. dan., 50.)

15 Der Bettelstab ist das härteste Holz. (Nürtingen.)

16 Der Bettelstab ist noch niemandem verbrannt. (Niederösterr.)

Man will damit sagen, sei jemand noch so reich, er ist vor seinem Lebensende nicht vor Armuth geschützt.

*17 Daran hanget der Bettelstab.Sarcerius, Hirtenbuch, 344.


Zu Bettelstolz.

Wenn die Pflanze der Armuth als Frucht den Stolz trägt, ist es eine taube Nuss. (Altmann VI, 456.)


Bettelterzen.

* Es sind Bettelterzen.

„Die Bezeichnung Bettelterz kann nicht älter sein als die Singerei, welche in manchen italienischen Opern unter der Rubrik ›Duett‹ sich findet. Mit Terzen zu secundiren ist so leicht, dass es jeder Bettler kann, oder: solche Terzengänge zu componiren, das wird selbst den Bettelmusikanten nicht schwer fallen.“ (Fliegende Blätter, V, 6.)


Bettelvogt.

2 Lieber ein lebender Bettelvogt als ein todter Papst.

Holl.: Beter een avende moor, dan een dode paas. (Harrebomée, II, 10.)


Bettelweib.

Ein Bettelweib soll die Wolle vom Bauche scheren, nicht von Schulter und Rücken.

D. h. sie soll mit dem Geringsten fürlieb nehmen, denn die Bauchwolle ist die geringste.

Lat.: Advena tondet anno lanam sub ventre nec armo. (Reuterdahl, 24.)

Schwed.: Gardhkona skal klippa kwidh wl (haffne quit klipping) ok ey bogh wl. (Reuterdahl, 24.)


Betten.

10 Dän.: Ligesom man reder under sig, saa ligger man. (Prov. dan., 138.)

Sloven.: Kakor si kdo postilje tako bo lažal.

Span.: Cadanno es hijo de sus obras. (Don Quixote.)

19 Asbi de da pêtst, asou bist (wirst) de lîgen. (Ungar. Bergland.) – Schröer.

20 Bai sik guet beddet, dai släpet guet. (Iserlohn.) – Woeste, 66, 31.

21 Bette dich weich, so ruhst du nicht hart.Tagebl. von Böhmen, 1869, Nr. 96.

22 Gut betten und wohl beten gibt sanften Schlaf.

Dän.: Lig blödt, sov stödt, tagen peede i favn, glem ei Herrens havn. (Prov. dan., 17.)

*23 Wä te der bätst, esi werscht te lân.Schuster, 720.

*24 Derowegen bettet man sich nicht in den Keller und geht in die Feueresse schlafen. (Breslau.)

Da macht man sich nicht viel daraus.


Bettgrandig.

* Er ist noch bettgrandig. (Rott-Thal.)

Er ist misgestimmt aufgestanden.


Bettingen.

* Nach Bettingen gehen (wollen, verlangen).

Wortspiel mit Bett, wie wir in demselben Sinne sagen: Nach Bethlehem gehen. Bettingen ist ein Dorf bei Basel. (Germania, V, 312.)


Bettler.

21 Dän.: En stav strygen som maae staaes, med hoer mandshund, gaae om at banke hunde-naeser. (Prov. dan., 117.)

23 Span.: A quien dan, no escoge. (Bohn I, 201.)

51 Lessing's Nathan, Schluss von Akt II (Lochm.-Maltzahn, II, 253): „Der wahre Bettler ist doch einzig und allein der wahre König“, womit Goethe's Noten und Abhandlungen zum westöstlichen Divan, künftigen Divan, Buch Suleika (Werke IV, 307) zu vergleichen: „denn der gründliche Bettler soll eine Art von König sein.“

79 Ung.: Szemérmes koldúsnak üres a' táskája. (Gaal, 916.)

85 „Dem enen beddeler is altit let, dat de ander vor der doren stet.“ (Verlorener Sohn, 1712.)

Schwed.: Den ena tiggarn för tryter det att den andra står för dörre. (Marin, 7.)


[Spaltenumbruch]

90 Dän.: En armstaader der ey kand gaae en dör forbi. (Prov. dan., 35.)

Lat.: Est miser hostiolum qui nescit omittere solum. (Reuterdahl, 284.)

Schwed.: Thz aer een vsal man ey kan fly eth hws. (Reuterdahl, 284.)

96 Bei Petri (III, 6) mit dem Zusatz: „bringt einer wass denselben einlass.“

107 „Von einem Bettler liest man, dass so offt sein fraw eines jungen Kindts eingelegen er demselben ein arm oder bein gebrochen vnd gesagt: Nun bist du ernehrt vnd reich genug.“ (Zinkgref, IV, 182.)

133 Böhm.: Ještĕ nedosedl na konĕ, a už kope nohama. (Čelakovský, 100.)

134 Böhm.: Když se žebrák na konĕ dostane, ani čert ho nedohoní. (Čelakovský, 100.)

Slovak.: Nenie horšá ako ked' sa chudobný na kóň dostanĕ. (Čelakovský, 100.)

135 Lat.: Paupere ditato nil acrius, esse putato. (Gaal, 900.)

137 In Ostfriesland: Wenn de Bedler 'es Unglück hebben sall, den verläst he't Brot ut de Put (Sack). (Kern, 271.)

140 Böhm.: Zpanoší-li chudcra hnĕo z nĕho funĕra. (Čelakovský, 100.)

Frz.: Rien de plus orgueilleux qu'un riche qui a été gueux. (Cahier, 1543.)

Poln.: Pyszny nądzka, kiedy zpanoszeje. (Čelakovský, 100.)

143 Münsterländisch: Wann die arme Biädler den andern wot giev, freue sik de Engel in de Himmel. (Archiv, 48, 363.)

158 Vgl. Pilot, Rudolstadt 1863, Nr. 24 den Bettlerkrieg, der dort „Beppo“ geschrieben ist.

159 Auch dem Bettler soll man zu seinem Vaterunser Zeit lassen.

160 Bettler beschmeissen alle Land.Petri, II, 41.

161 Bettler fürchten keine Diebe.

Dän.: Tiggeren er altid sikker, frygter hverken tyve eller rövere. (Prov. dan., 550.)

162 Bettler haben keine Wahl.

„Neulich wurde berichtet, ein Bettler habe in einer Hausflur ein paar Hüte, einen Regenschirm und einen Ueberzieher ausgewählt; wo bleibt da das alte Sprichwort: Bettler haben keine Wahl.“ (Sonntags-Journal.)

163 Bettler habens besser als ein Herr.Lehmann, 46, 74.

„Bettler seynd semperfreyen, habens besser als ein Herr.“

164 Bettler sind nicht zu erfüllen.Eyering, I, 218 u. 438.

165 Bettlers Gut liegt in allen Landen.

Holl.: Bedelaars erf ligt in alle landen. (Bohn I, 300.)

166 Bettlers Haus brennt nicht ab.

Dän.: Tigger huus forbraend es ey, haus korn fordervers ey, og hand giver ingen told. (Prov. dan., 550.)

167 Dat es 'n slechten biädeler, da nitt ene düör missen kann. (Iserlohn.) – Woeste, 66, 38.

Um zu sagen: ich kann auch ohne dich fertig werden, ich bedarf deiner nicht.

168 Dem enen biädler es et let, dat de annere vör der düören stet. (Iserlohn.) – Woeste, 65, 15.

Lat.: Figulus figulo invidet, lignonus lignario. (Binder II, 1149; Froberg, 287; Weber, 2, 1.) – Figulus figulo invidet, faber fabro. (Binder I, 555.) – Figulus figulum odit. (Schonheim, F. 10.)

169 Der Bettler braucht nur zwei Dinge zum Leben: den Weg ins Land und den Stock in der Hand.Bertram, 50.

Aehnlich die Finnen.

170 Der Bettler geht in den Bauerhof, wo er Brot bekommt, auch wenn der Hund bellt.

Die Türken: Wer was erhält, dem ist Stechfliegengesumme genug Musik; wer leer ausgeht, dem sind Trommeln und Pfeiffen zu wenig. (Nordmann.)

171 Der Bettler ist so wenig werth wie seine Rede.Sanders, 85.

172 Der Bettler kann auch vor dem Räuber singen.

It.: Il mendicante può cantare dinanzi al ladro. (Giani, 1848.)

173 Der jungste Bedler môt de Püt (Bettelsack) dragen.Kern, 272.

Auch die Bettler haben ihre Ordnung, wie in London die Diebe ihre Statuten.

174 Der zerlumpteste Bettler hat den vollsten Sack.

175 Des Bettlers Freunde wohnen fern.

Lat.: Mundico ne parentes quidam amici sunt. (Gaal, 99.)

Ung.: A' koldúsnak míg maga apja se baráty. (Gaal, 99.)

176 Des Bettlers Geld ist so beständig als das Wasser im Siebe.Wirth, I, 35.

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[[491]/0503] 25 Diäm de Biädelsack warm omme Nacken wärt dai es ter Arbet verduorven. (Iserlohn.) – Woeste, 66, 28. *26 Da verzweifelt der Bettelsack an der Wand. (Ulm.) *27 Du bist a rechter Bettelsack. (Ulm.) *28 'S schlöcht 'm der Batt'ssoak immer uf di Farschen. (Franken.) Der Bettelsack schlägt ihm immer auf die Ferse; er ist stets von Armuth bedroht. Bettelstab. 4 Dän.: Naar bedel-staven bliver varm i haanden, vil man nödig slipp den. (Prov. dan., 50.) 15 Der Bettelstab ist das härteste Holz. (Nürtingen.) 16 Der Bettelstab ist noch niemandem verbrannt. (Niederösterr.) Man will damit sagen, sei jemand noch so reich, er ist vor seinem Lebensende nicht vor Armuth geschützt. *17 Daran hanget der Bettelstab. – Sarcerius, Hirtenbuch, 344. Zu Bettelstolz. Wenn die Pflanze der Armuth als Frucht den Stolz trägt, ist es eine taube Nuss. (Altmann VI, 456.) Bettelterzen. * Es sind Bettelterzen. „Die Bezeichnung Bettelterz kann nicht älter sein als die Singerei, welche in manchen italienischen Opern unter der Rubrik ›Duett‹ sich findet. Mit Terzen zu secundiren ist so leicht, dass es jeder Bettler kann, oder: solche Terzengänge zu componiren, das wird selbst den Bettelmusikanten nicht schwer fallen.“ (Fliegende Blätter, V, 6.) Bettelvogt. 2 Lieber ein lebender Bettelvogt als ein todter Papst. Holl.: Beter een avende moor, dan een dode paas. (Harrebomée, II, 10.) Bettelweib. Ein Bettelweib soll die Wolle vom Bauche scheren, nicht von Schulter und Rücken. D. h. sie soll mit dem Geringsten fürlieb nehmen, denn die Bauchwolle ist die geringste. Lat.: Advena tondet anno lanam sub ventre nec armo. (Reuterdahl, 24.) Schwed.: Gardhkona skal klippa kwidh wl (haffne quit klipping) ok ey bogh wl. (Reuterdahl, 24.) Betten. 10 Dän.: Ligesom man reder under sig, saa ligger man. (Prov. dan., 138.) Sloven.: Kakor si kdo postilje tako bo lažal. Span.: Cadanno es hijo de sus obras. (Don Quixote.) 19 Asbi de da pêtst, asou bist (wirst) de lîgen. (Ungar. Bergland.) – Schröer. 20 Bai sik guet beddet, dai släpet guet. (Iserlohn.) – Woeste, 66, 31. 21 Bette dich weich, so ruhst du nicht hart. – Tagebl. von Böhmen, 1869, Nr. 96. 22 Gut betten und wohl beten gibt sanften Schlaf. Dän.: Lig blödt, sov stödt, tagen peede i favn, glem ei Herrens havn. (Prov. dan., 17.) *23 Wä te der bätst, esi werscht te lân. – Schuster, 720. *24 Derowegen bettet man sich nicht in den Keller und geht in die Feueresse schlafen. (Breslau.) Da macht man sich nicht viel daraus. Bettgrandig. * Er ist noch bettgrandig. (Rott-Thal.) Er ist misgestimmt aufgestanden. Bettingen. * Nach Bettingen gehen (wollen, verlangen). Wortspiel mit Bett, wie wir in demselben Sinne sagen: Nach Bethlehem gehen. Bettingen ist ein Dorf bei Basel. (Germania, V, 312.) Bettler. 21 Dän.: En stav strygen som maae staaes, med hoer mandshund, gaae om at banke hunde-naeser. (Prov. dan., 117.) 23 Span.: A quien dan, no escoge. (Bohn I, 201.) 51 Lessing's Nathan, Schluss von Akt II (Lochm.-Maltzahn, II, 253): „Der wahre Bettler ist doch einzig und allein der wahre König“, womit Goethe's Noten und Abhandlungen zum westöstlichen Divan, künftigen Divan, Buch Suleika (Werke IV, 307) zu vergleichen: „denn der gründliche Bettler soll eine Art von König sein.“ 79 Ung.: Szemérmes koldúsnak üres a' táskája. (Gaal, 916.) 85 „Dem enen beddeler is altit let, dat de ander vor der doren stet.“ (Verlorener Sohn, 1712.) Schwed.: Den ena tiggarn för tryter det att den andra står för dörre. (Marin, 7.) 90 Dän.: En armstaader der ey kand gaae en dör forbi. (Prov. dan., 35.) Lat.: Est miser hostiolum qui nescit omittere solum. (Reuterdahl, 284.) Schwed.: Thz aer een vsal man ey kan fly eth hws. (Reuterdahl, 284.) 96 Bei Petri (III, 6) mit dem Zusatz: „bringt einer wass denselben einlass.“ 107 „Von einem Bettler liest man, dass so offt sein fraw eines jungen Kindts eingelegen er demselben ein arm oder bein gebrochen vnd gesagt: Nun bist du ernehrt vnd reich genug.“ (Zinkgref, IV, 182.) 133 Böhm.: Ještĕ nedosedl na konĕ, a už kope nohama. (Čelakovský, 100.) 134 Böhm.: Když se žebrák na konĕ dostane, ani čert ho nedohoní. (Čelakovský, 100.) Slovak.: Nenie horšá ako ked' sa chudobný na kóň dostanĕ. (Čelakovský, 100.) 135 Lat.: Paupere ditato nil acrius, esse putato. (Gaal, 900.) 137 In Ostfriesland: Wenn de Bedler 'es Unglück hebben sall, den verläst he't Brot ut de Put (Sack). (Kern, 271.) 140 Böhm.: Zpanoší-li chudcra hnĕo z nĕho funĕra. (Čelakovský, 100.) Frz.: Rien de plus orgueilleux qu'un riche qui a été gueux. (Cahier, 1543.) Poln.: Pyszny nądzka, kiedy zpanoszeje. (Čelakovský, 100.) 143 Münsterländisch: Wann die arme Biädler den andern wot giev, freue sik de Engel in de Himmel. (Archiv, 48, 363.) 158 Vgl. Pilot, Rudolstadt 1863, Nr. 24 den Bettlerkrieg, der dort „Beppo“ geschrieben ist. 159 Auch dem Bettler soll man zu seinem Vaterunser Zeit lassen. 160 Bettler beschmeissen alle Land. – Petri, II, 41. 161 Bettler fürchten keine Diebe. Dän.: Tiggeren er altid sikker, frygter hverken tyve eller rövere. (Prov. dan., 550.) 162 Bettler haben keine Wahl. „Neulich wurde berichtet, ein Bettler habe in einer Hausflur ein paar Hüte, einen Regenschirm und einen Ueberzieher ausgewählt; wo bleibt da das alte Sprichwort: Bettler haben keine Wahl.“ (Sonntags-Journal.) 163 Bettler habens besser als ein Herr. – Lehmann, 46, 74. „Bettler seynd semperfreyen, habens besser als ein Herr.“ 164 Bettler sind nicht zu erfüllen. – Eyering, I, 218 u. 438. 165 Bettlers Gut liegt in allen Landen. Holl.: Bedelaars erf ligt in alle landen. (Bohn I, 300.) 166 Bettlers Haus brennt nicht ab. Dän.: Tigger huus forbraend es ey, haus korn fordervers ey, og hand giver ingen told. (Prov. dan., 550.) 167 Dat es 'n slechten biädeler, da nitt ene düör missen kann. (Iserlohn.) – Woeste, 66, 38. Um zu sagen: ich kann auch ohne dich fertig werden, ich bedarf deiner nicht. 168 Dem enen biädler es et let, dat de annere vör der düören stet. (Iserlohn.) – Woeste, 65, 15. Lat.: Figulus figulo invidet, lignonus lignario. (Binder II, 1149; Froberg, 287; Weber, 2, 1.) – Figulus figulo invidet, faber fabro. (Binder I, 555.) – Figulus figulum odit. (Schonheim, F. 10.) 169 Der Bettler braucht nur zwei Dinge zum Leben: den Weg ins Land und den Stock in der Hand. – Bertram, 50. Aehnlich die Finnen. 170 Der Bettler geht in den Bauerhof, wo er Brot bekommt, auch wenn der Hund bellt. Die Türken: Wer was erhält, dem ist Stechfliegengesumme genug Musik; wer leer ausgeht, dem sind Trommeln und Pfeiffen zu wenig. (Nordmann.) 171 Der Bettler ist so wenig werth wie seine Rede. – Sanders, 85. 172 Der Bettler kann auch vor dem Räuber singen. It.: Il mendicante può cantare dinanzi al ladro. (Giani, 1848.) 173 Der jungste Bedler môt de Püt (Bettelsack) dragen. – Kern, 272. Auch die Bettler haben ihre Ordnung, wie in London die Diebe ihre Statuten. 174 Der zerlumpteste Bettler hat den vollsten Sack. 175 Des Bettlers Freunde wohnen fern. Lat.: Mundico ne parentes quidam amici sunt. (Gaal, 99.) Ung.: A' koldúsnak míg maga apja se baráty. (Gaal, 99.) 176 Des Bettlers Geld ist so beständig als das Wasser im Siebe. – Wirth, I, 35. 177 Di ean Beedlar kann egh vör dreügh, dat di öödar vöör dör steant. (Nordfr.) – Johansen, 66.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [491]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/503>, abgerufen am 22.11.2024.