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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] 15 Jeder Bürge ist seines Gutes Genoss. - Graf, 93, 157.

Jeder kann seinen rechtlichen Besitz ungestört geniessen.

Mhd.: Ein jelich Borge is genoss seines gootis (dar er koyfit). (Schreiber, I, 83.)

16 Kein Bürge ist geborgen. - Graf, 244, 137.

So lange nicht die Schuld getilgt, für die er eingetreten ist, ja dessen Erben können unter Umständen vertretlich sein.

17 Man nimmt Bürgen, weil man dem Hauptmann1 nicht trauen will. - Graf, 243, 128.

1) Dem Schuldner. - Auf Rügen: Mann nimpt durumb börgen, dat man den Hövetman nicht wil geloven. (Normann, 94.)

18 Was an einem Bürgen gebricht, das müssen die andern erfüllen. - Kluge, 154b, 1; Graf, 244, 134.

19 Wer Bürge bleibt, gibt die Schlüssel zu seinem Gut. - Graf, 244, 138.

Holl.: Die borg blijft, geeft den sleutel van zijn goed (of kantoor, Comptoir).

20 Wer Bürge ward, antwortet zur Sache. - Graf, 244, 130.

Er wird für den Schuldner in Anspruch genommen und muss für ihn eintreten, wenn dieser seinen Verbindlichkeiten nicht nachkommt. - "Wol Borgen vard, schall to der Sacke antworden." (Corpus Sles., 383, 67.)

21 Wer für einen andern Bürge bleibt, bezahlt für ihn. - Graf, 244, 132.

*22 Bürge für etwas sein, wie für die Waaren im Kram. - Weber, Anna, Kurfürstin von Sachsen, S. 203.


Bürgen.

2 Wer für andere bürgt, muss selber zahlen.

It.: Chi entra mallevadore, entra pagatore. (Giani, 977.)

3 Wer für jemand bürgt, den plagt der Teufel.

Masur.: Kto za kogo reczy, to go diabel meczy. (Frischbier, II, 3048.)

4 Wer zuerst bürgt, ist der erste Zahler. - Graf, 244, 133.


Bürger.

12 Lat.: Male imperatur, quum vulgus regit duces. (Philippi, I, 237.)

19 Burger vnd baurn macht gelt zu lauren. - Franck, I, 159b; Henisch, 1469, 49.

20 Der Bürger Eintracht ist der Städte beste Festigkeit. - Graf, 525, 323.

21 Der Bürger ist des Staatswohls Bürge.

Ein geflügeltes Wort aus dem Jahre 1848.

22 Der Bürger wil Edel werden, der Bawer wil Kauffmannschafft treiben, die Fraw wil Herr sein vnd vor dem Hahn krähen, der Schichmeister wil des Königs Rath sein, vnd der Esel wil geritten werden; der Gaul begehrt zu ackern die Erden; eine Magd sol dienen, so wil sie eine Höcklerin werden. - Richter, Axiomata, IV, 179, 244.

23 Ein Bürger verwirkt nicht Leib und Gut zugleich. - Graf, 315, 225.

Mhd.: Ein burger verwirkt nicht Leyb und guth zwgleich. (Michelsen, Arnstadt, Art. 18.)

24 Einen Bürger und Bauer scheidet nichts als Zaun und Mauer. - Graf, 41, 120.

Da, wenn der Mann frei, auch sein Gut frei ist, so wird der Geburtsstand des Bürgers durch den Umstand, dass er in unmauerter Stadt wohnt, während das Bauerndorf blos von einem Zaun umzogen ist, nicht erhöht. Der freie Bauer ist wie der Bürger aller Fürsten Genoss.

Mhd.: Einen burger und einen gebuer scheet nicht me wen ein czuhen und ein muer. (Homeyer, 72.)

25 Jedes Bürgers Haus ist seine Veste. - Graf, 497, 82.

Mhd.: Das ainem yden purger sim haus sein vest zey. (Lichner, 130, 56.)

26 Vergessen Bürger steht am besten. - Petri, II, 566.

27 Vom Bürger und Bauer zum Junker (Edelmann), vom Junker an den Grafen und Freiherrn, vom Grafen an den Fürsten, vom Fürsten an König und Kaiser. - Graf, 478, 641; Hertius, 155.

Berufsstationen (Instanzengang) im alten Rechtswege.

[Spaltenumbruch] 28 Wenn der Bürger kauft, soll der Fleischhacker weiter gehen.

Weil das Aufkaufen der Waare zu Wiederverkauf die Waare nothwendig vertheuert, so haben unter den Angehörigen derselben Stadt oft die gewöhnlichen Bürger den Vorkauf zu eigenem Hausbedarf; erst wenn diese Bedürfnisse befriedigt sind, kommen die, welche die Waare zum Wiederverkauf erwerben.

Mhd.: Wan der purger chaufen wil, so schol der vleischaker fuder gen. (Rössler, II, 366, 109.)

29 Wer kein Bürger ist, soll nicht beischlafen. - Graf, 502, 109.

Vom Heimathsrecht. "Nimmt eine Jungfrau einen ortsfremden Mann, so soll sie zu ihm ausfahren, und die Eheleute können innerhalb Jahr und Tag nicht in der Gemeinde wohnen; denn wer kein Bürger ist, hat kein Gemeinderecht." (Gengler, Deutsches Privatrecht.)

*30 Er muss Bürger schwören. (Alt-Pillau.) - Frischbier, II, 458.

Er muss ins Gefängniss.


Bürgerlich.

1 Lieber bürgerlich in Ehren, als adelig in Schanden. - Schottmüller, Ms.

*2 Halb bergerisch, halb bäuerisch. (Niederlausitz.)

Nämlich gekleidet sein.


Bürgermeister.

5 Holl.: Eemoal olderman, altijd olderman. (Harrebomee, II, 133.)

7 Nach der Laien-Bibel von Gryse, Fr. 18 hat der Spruch folgende Fassung: "Wenn de Borgemeister schenket Wyn, vnd de Fleschhauwer mit im Rade syn, vnd de Becker wacht (wägt) dat Brodt, dar lyde de Gemene grote nodt."

17 Möge er Bürgermeister von Metz werden, oder doch wenigstens König von Frankreich.

Ein Sprichwort in den stolzen Patricier-Familien von Metz in dessen Blütezeit bei der Geburt eines Sohnes.

*18 Den Bürgermeister ausgenommen.

Diese sprichwörtliche Redensart ist aus einem Gedicht: Die Ausnahme von Andr. Wilke entlehnt, der 1814 zu Grabow (Mecklenburg- Schwerin) starb, wo er Vorsteher einer Privatschule war. (Vgl. Büchmann, 10. Aufl., 85.)

*19 Es sind nicht alle Bürgermeister Grabow's. - Schottmüller, Ms.

So sagt man (etwa seit 1858) am Rhein, wenn man einen dortigen Bürgermeister tadelt. Man ehrt dadurch den Bürgermeister von Prenzlau, den vieljährigen Präsidenten des preussischen Abgeordnetenhauses seit jener Zeit.


Bürgermeistersessen.

* Ein Burgermeistersessen. - Henisch, 947, 63.


Bürgern.

2 Lass dich lieber bürgern, anstatt adeln, soll der grosse Haufe dich nicht tadeln.


Burgos.

Burgos ist der Städte Kron.

Schon zur Zeit des Columbus sang ein spanischer Dichter: "Burgos ist der Städte Kron, Burgos' Cid die Kron der Ritter, Burgos' Dom die Kron der Kirchen." (Meyer, Universum, Bd. 5, S. 4.)


Bürgerrecht.

Erst Bürgerrecht, dann Kaufmannsrecht. - Graf, 502, 110.

Mhd.: Des ersten purger recht vnd darnach kaufmanns recht. (Lichner, 69, 82.)


Bürgerschaft.

2 Der Bürgerschafft gute Hausshaltung ist einer Statt gemeiner Schatz. - Lehmann, 67, 43.


Bürgerstunde.

* Die Bürgerstunde bieten. - Frischbier, II, 459.

Die Verpflichtung des Gastwirths (der Polizei), den Gästen zu sagen, dass der Gastverkehr geschlossen werden solle.


Bürgeruneinigkeit.

Burgervneinigkeit bringt nichts den Hertzenleid. - Henisch, 839, 44; Petri, II, 53.


Bürgerzeit.

* Et is Börgerteid. - Schütze, I, 135.

Wird beim frühen Auseinandergehen der Abendgesellschaften gesagt. Ehemals wurde, und an manchen Orten, z. B. Mannheim, wird noch jetzt um 10 Uhr geläutet, als Zeichen für Wirthe, ihre Gastzimmer zu schliessen, und für Bürger, nach Hause zu gehen.


Burggraf.

1 Der Burggraf kann nicht dingen, denn mit voller Bank. - Graf, 414, 103.

Ohne die erforderliche Anzahl von Schöffen konnte der Richter kein Ding (Gerichtssitzung) abhalten. Die

[Spaltenumbruch] 15 Jeder Bürge ist seines Gutes Genoss.Graf, 93, 157.

Jeder kann seinen rechtlichen Besitz ungestört geniessen.

Mhd.: Ein jelich Borge is genoss seines gootis (dar er koyfit). (Schreiber, I, 83.)

16 Kein Bürge ist geborgen.Graf, 244, 137.

So lange nicht die Schuld getilgt, für die er eingetreten ist, ja dessen Erben können unter Umständen vertretlich sein.

17 Man nimmt Bürgen, weil man dem Hauptmann1 nicht trauen will.Graf, 243, 128.

1) Dem Schuldner. – Auf Rügen: Mann nimpt durumb börgen, dat man den Hövetman nicht wil geloven. (Normann, 94.)

18 Was an einem Bürgen gebricht, das müssen die andern erfüllen.Kluge, 154b, 1; Graf, 244, 134.

19 Wer Bürge bleibt, gibt die Schlüssel zu seinem Gut.Graf, 244, 138.

Holl.: Die borg blijft, geeft den sleutel van zijn goed (of kantoor, Comptoir).

20 Wer Bürge ward, antwortet zur Sache.Graf, 244, 130.

Er wird für den Schuldner in Anspruch genommen und muss für ihn eintreten, wenn dieser seinen Verbindlichkeiten nicht nachkommt. – „Wol Borgen vard, schall to der Sacke antworden.“ (Corpus Sles., 383, 67.)

21 Wer für einen andern Bürge bleibt, bezahlt für ihn.Graf, 244, 132.

*22 Bürge für etwas sein, wie für die Waaren im Kram.Weber, Anna, Kurfürstin von Sachsen, S. 203.


Bürgen.

2 Wer für andere bürgt, muss selber zahlen.

It.: Chi entra mallevadore, entra pagatore. (Giani, 977.)

3 Wer für jemand bürgt, den plagt der Teufel.

Masur.: Kto za kogo ręczy, to go diabel męczy. (Frischbier, II, 3048.)

4 Wer zuerst bürgt, ist der erste Zahler.Graf, 244, 133.


Bürger.

12 Lat.: Male imperatur, quum vulgus regit duces. (Philippi, I, 237.)

19 Burger vnd baurn macht gelt zu lauren.Franck, I, 159b; Henisch, 1469, 49.

20 Der Bürger Eintracht ist der Städte beste Festigkeit.Graf, 525, 323.

21 Der Bürger ist des Staatswohls Bürge.

Ein geflügeltes Wort aus dem Jahre 1848.

22 Der Bürger wil Edel werden, der Bawer wil Kauffmannschafft treiben, die Fraw wil Herr sein vnd vor dem Hahn krähen, der Schichmeister wil des Königs Rath sein, vnd der Esel wil geritten werden; der Gaul begehrt zu ackern die Erden; eine Magd sol dienen, so wil sie eine Höcklerin werden.Richter, Axiomata, IV, 179, 244.

23 Ein Bürger verwirkt nicht Leib und Gut zugleich.Graf, 315, 225.

Mhd.: Ein burger verwirkt nicht Leyb und guth zwgleich. (Michelsen, Arnstadt, Art. 18.)

24 Einen Bürger und Bauer scheidet nichts als Zaun und Mauer.Graf, 41, 120.

Da, wenn der Mann frei, auch sein Gut frei ist, so wird der Geburtsstand des Bürgers durch den Umstand, dass er in unmauerter Stadt wohnt, während das Bauerndorf blos von einem Zaun umzogen ist, nicht erhöht. Der freie Bauer ist wie der Bürger aller Fürsten Genoss.

Mhd.: Einen burger und einen gebuer scheet nicht me wen ein czuhen und ein muer. (Homeyer, 72.)

25 Jedes Bürgers Haus ist seine Veste.Graf, 497, 82.

Mhd.: Das ainem yden purger sim haus sein vest zey. (Lichner, 130, 56.)

26 Vergessen Bürger steht am besten.Petri, II, 566.

27 Vom Bürger und Bauer zum Junker (Edelmann), vom Junker an den Grafen und Freiherrn, vom Grafen an den Fürsten, vom Fürsten an König und Kaiser.Graf, 478, 641; Hertius, 155.

Berufsstationen (Instanzengang) im alten Rechtswege.

[Spaltenumbruch] 28 Wenn der Bürger kauft, soll der Fleischhacker weiter gehen.

Weil das Aufkaufen der Waare zu Wiederverkauf die Waare nothwendig vertheuert, so haben unter den Angehörigen derselben Stadt oft die gewöhnlichen Bürger den Vorkauf zu eigenem Hausbedarf; erst wenn diese Bedürfnisse befriedigt sind, kommen die, welche die Waare zum Wiederverkauf erwerben.

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29 Wer kein Bürger ist, soll nicht beischlafen.Graf, 502, 109.

Vom Heimathsrecht. „Nimmt eine Jungfrau einen ortsfremden Mann, so soll sie zu ihm ausfahren, und die Eheleute können innerhalb Jahr und Tag nicht in der Gemeinde wohnen; denn wer kein Bürger ist, hat kein Gemeinderecht.“ (Gengler, Deutsches Privatrecht.)

*30 Er muss Bürger schwören. (Alt-Pillau.) – Frischbier, II, 458.

Er muss ins Gefängniss.


Bürgerlich.

1 Lieber bürgerlich in Ehren, als adelig in Schanden.Schottmüller, Ms.

*2 Halb bergerisch, halb bäuerisch. (Niederlausitz.)

Nämlich gekleidet sein.


Bürgermeister.

5 Holl.: Eemoal olderman, altijd olderman. (Harrebomée, II, 133.)

7 Nach der Laien-Bibel von Gryse, Fr. 18 hat der Spruch folgende Fassung: „Wenn de Borgemeister schenket Wyn, vnd de Fleschhauwer mit im Rade syn, vnd de Becker wacht (wägt) dat Brodt, dar lyde de Gemene grote nodt.“

17 Möge er Bürgermeister von Metz werden, oder doch wenigstens König von Frankreich.

Ein Sprichwort in den stolzen Patricier-Familien von Metz in dessen Blütezeit bei der Geburt eines Sohnes.

*18 Den Bürgermeister ausgenommen.

Diese sprichwörtliche Redensart ist aus einem Gedicht: Die Ausnahme von Andr. Wilke entlehnt, der 1814 zu Grabow (Mecklenburg- Schwerin) starb, wo er Vorsteher einer Privatschule war. (Vgl. Büchmann, 10. Aufl., 85.)

*19 Es sind nicht alle Bürgermeister Grabow's.Schottmüller, Ms.

So sagt man (etwa seit 1858) am Rhein, wenn man einen dortigen Bürgermeister tadelt. Man ehrt dadurch den Bürgermeister von Prenzlau, den vieljährigen Präsidenten des preussischen Abgeordnetenhauses seit jener Zeit.


Bürgermeistersessen.

* Ein Burgermeistersessen.Henisch, 947, 63.


Bürgern.

2 Lass dich lieber bürgern, anstatt adeln, soll der grosse Haufe dich nicht tadeln.


Burgos.

Burgos ist der Städte Kron.

Schon zur Zeit des Columbus sang ein spanischer Dichter: „Burgos ist der Städte Kron, Burgos' Cid die Kron der Ritter, Burgos' Dom die Kron der Kirchen.“ (Meyer, Universum, Bd. 5, S. 4.)


Bürgerrecht.

Erst Bürgerrecht, dann Kaufmannsrecht.Graf, 502, 110.

Mhd.: Des ersten purger recht vnd darnach kaufmanns recht. (Lichner, 69, 82.)


Bürgerschaft.

2 Der Bürgerschafft gute Hausshaltung ist einer Statt gemeiner Schatz.Lehmann, 67, 43.


Bürgerstunde.

* Die Bürgerstunde bieten.Frischbier, II, 459.

Die Verpflichtung des Gastwirths (der Polizei), den Gästen zu sagen, dass der Gastverkehr geschlossen werden solle.


Bürgeruneinigkeit.

Burgervneinigkeit bringt nichts den Hertzenleid.Henisch, 839, 44; Petri, II, 53.


Bürgerzeit.

* Et is Börgertîd.Schütze, I, 135.

Wird beim frühen Auseinandergehen der Abendgesellschaften gesagt. Ehemals wurde, und an manchen Orten, z. B. Mannheim, wird noch jetzt um 10 Uhr geläutet, als Zeichen für Wirthe, ihre Gastzimmer zu schliessen, und für Bürger, nach Hause zu gehen.


Burggraf.

1 Der Burggraf kann nicht dingen, denn mit voller Bank.Graf, 414, 103.

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[[543]/0555] 15 Jeder Bürge ist seines Gutes Genoss. – Graf, 93, 157. Jeder kann seinen rechtlichen Besitz ungestört geniessen. Mhd.: Ein jelich Borge is genoss seines gootis (dar er koyfit). (Schreiber, I, 83.) 16 Kein Bürge ist geborgen. – Graf, 244, 137. So lange nicht die Schuld getilgt, für die er eingetreten ist, ja dessen Erben können unter Umständen vertretlich sein. 17 Man nimmt Bürgen, weil man dem Hauptmann1 nicht trauen will. – Graf, 243, 128. 1) Dem Schuldner. – Auf Rügen: Mann nimpt durumb börgen, dat man den Hövetman nicht wil geloven. (Normann, 94.) 18 Was an einem Bürgen gebricht, das müssen die andern erfüllen. – Kluge, 154b, 1; Graf, 244, 134. 19 Wer Bürge bleibt, gibt die Schlüssel zu seinem Gut. – Graf, 244, 138. Holl.: Die borg blijft, geeft den sleutel van zijn goed (of kantoor, Comptoir). 20 Wer Bürge ward, antwortet zur Sache. – Graf, 244, 130. Er wird für den Schuldner in Anspruch genommen und muss für ihn eintreten, wenn dieser seinen Verbindlichkeiten nicht nachkommt. – „Wol Borgen vard, schall to der Sacke antworden.“ (Corpus Sles., 383, 67.) 21 Wer für einen andern Bürge bleibt, bezahlt für ihn. – Graf, 244, 132. *22 Bürge für etwas sein, wie für die Waaren im Kram. – Weber, Anna, Kurfürstin von Sachsen, S. 203. Bürgen. 2 Wer für andere bürgt, muss selber zahlen. It.: Chi entra mallevadore, entra pagatore. (Giani, 977.) 3 Wer für jemand bürgt, den plagt der Teufel. Masur.: Kto za kogo ręczy, to go diabel męczy. (Frischbier, II, 3048.) 4 Wer zuerst bürgt, ist der erste Zahler. – Graf, 244, 133. Bürger. 12 Lat.: Male imperatur, quum vulgus regit duces. (Philippi, I, 237.) 19 Burger vnd baurn macht gelt zu lauren. – Franck, I, 159b; Henisch, 1469, 49. 20 Der Bürger Eintracht ist der Städte beste Festigkeit. – Graf, 525, 323. 21 Der Bürger ist des Staatswohls Bürge. Ein geflügeltes Wort aus dem Jahre 1848. 22 Der Bürger wil Edel werden, der Bawer wil Kauffmannschafft treiben, die Fraw wil Herr sein vnd vor dem Hahn krähen, der Schichmeister wil des Königs Rath sein, vnd der Esel wil geritten werden; der Gaul begehrt zu ackern die Erden; eine Magd sol dienen, so wil sie eine Höcklerin werden. – Richter, Axiomata, IV, 179, 244. 23 Ein Bürger verwirkt nicht Leib und Gut zugleich. – Graf, 315, 225. Mhd.: Ein burger verwirkt nicht Leyb und guth zwgleich. (Michelsen, Arnstadt, Art. 18.) 24 Einen Bürger und Bauer scheidet nichts als Zaun und Mauer. – Graf, 41, 120. Da, wenn der Mann frei, auch sein Gut frei ist, so wird der Geburtsstand des Bürgers durch den Umstand, dass er in unmauerter Stadt wohnt, während das Bauerndorf blos von einem Zaun umzogen ist, nicht erhöht. Der freie Bauer ist wie der Bürger aller Fürsten Genoss. Mhd.: Einen burger und einen gebuer scheet nicht me wen ein czuhen und ein muer. (Homeyer, 72.) 25 Jedes Bürgers Haus ist seine Veste. – Graf, 497, 82. Mhd.: Das ainem yden purger sim haus sein vest zey. (Lichner, 130, 56.) 26 Vergessen Bürger steht am besten. – Petri, II, 566. 27 Vom Bürger und Bauer zum Junker (Edelmann), vom Junker an den Grafen und Freiherrn, vom Grafen an den Fürsten, vom Fürsten an König und Kaiser. – Graf, 478, 641; Hertius, 155. Berufsstationen (Instanzengang) im alten Rechtswege. 28 Wenn der Bürger kauft, soll der Fleischhacker weiter gehen. Weil das Aufkaufen der Waare zu Wiederverkauf die Waare nothwendig vertheuert, so haben unter den Angehörigen derselben Stadt oft die gewöhnlichen Bürger den Vorkauf zu eigenem Hausbedarf; erst wenn diese Bedürfnisse befriedigt sind, kommen die, welche die Waare zum Wiederverkauf erwerben. Mhd.: Wan der purger chaufen wil, so schol der vleischaker fuder gen. (Rössler, II, 366, 109.) 29 Wer kein Bürger ist, soll nicht beischlafen. – Graf, 502, 109. Vom Heimathsrecht. „Nimmt eine Jungfrau einen ortsfremden Mann, so soll sie zu ihm ausfahren, und die Eheleute können innerhalb Jahr und Tag nicht in der Gemeinde wohnen; denn wer kein Bürger ist, hat kein Gemeinderecht.“ (Gengler, Deutsches Privatrecht.) *30 Er muss Bürger schwören. (Alt-Pillau.) – Frischbier, II, 458. Er muss ins Gefängniss. Bürgerlich. 1 Lieber bürgerlich in Ehren, als adelig in Schanden. – Schottmüller, Ms. *2 Halb bergerisch, halb bäuerisch. (Niederlausitz.) Nämlich gekleidet sein. Bürgermeister. 5 Holl.: Eemoal olderman, altijd olderman. (Harrebomée, II, 133.) 7 Nach der Laien-Bibel von Gryse, Fr. 18 hat der Spruch folgende Fassung: „Wenn de Borgemeister schenket Wyn, vnd de Fleschhauwer mit im Rade syn, vnd de Becker wacht (wägt) dat Brodt, dar lyde de Gemene grote nodt.“ 17 Möge er Bürgermeister von Metz werden, oder doch wenigstens König von Frankreich. Ein Sprichwort in den stolzen Patricier-Familien von Metz in dessen Blütezeit bei der Geburt eines Sohnes. *18 Den Bürgermeister ausgenommen. Diese sprichwörtliche Redensart ist aus einem Gedicht: Die Ausnahme von Andr. Wilke entlehnt, der 1814 zu Grabow (Mecklenburg- Schwerin) starb, wo er Vorsteher einer Privatschule war. (Vgl. Büchmann, 10. Aufl., 85.) *19 Es sind nicht alle Bürgermeister Grabow's. – Schottmüller, Ms. So sagt man (etwa seit 1858) am Rhein, wenn man einen dortigen Bürgermeister tadelt. Man ehrt dadurch den Bürgermeister von Prenzlau, den vieljährigen Präsidenten des preussischen Abgeordnetenhauses seit jener Zeit. Bürgermeistersessen. * Ein Burgermeistersessen. – Henisch, 947, 63. Bürgern. 2 Lass dich lieber bürgern, anstatt adeln, soll der grosse Haufe dich nicht tadeln. Burgos. Burgos ist der Städte Kron. Schon zur Zeit des Columbus sang ein spanischer Dichter: „Burgos ist der Städte Kron, Burgos' Cid die Kron der Ritter, Burgos' Dom die Kron der Kirchen.“ (Meyer, Universum, Bd. 5, S. 4.) Bürgerrecht. Erst Bürgerrecht, dann Kaufmannsrecht. – Graf, 502, 110. Mhd.: Des ersten purger recht vnd darnach kaufmanns recht. (Lichner, 69, 82.) Bürgerschaft. 2 Der Bürgerschafft gute Hausshaltung ist einer Statt gemeiner Schatz. – Lehmann, 67, 43. Bürgerstunde. * Die Bürgerstunde bieten. – Frischbier, II, 459. Die Verpflichtung des Gastwirths (der Polizei), den Gästen zu sagen, dass der Gastverkehr geschlossen werden solle. Bürgeruneinigkeit. Burgervneinigkeit bringt nichts den Hertzenleid. – Henisch, 839, 44; Petri, II, 53. Bürgerzeit. * Et is Börgertîd. – Schütze, I, 135. Wird beim frühen Auseinandergehen der Abendgesellschaften gesagt. Ehemals wurde, und an manchen Orten, z. B. Mannheim, wird noch jetzt um 10 Uhr geläutet, als Zeichen für Wirthe, ihre Gastzimmer zu schliessen, und für Bürger, nach Hause zu gehen. Burggraf. 1 Der Burggraf kann nicht dingen, denn mit voller Bank. – Graf, 414, 103. Ohne die erforderliche Anzahl von Schöffen konnte der Richter kein Ding (Gerichtssitzung) abhalten. Die

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [543]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/555>, abgerufen am 22.11.2024.