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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] 12 Donnerwätter, wat vor 'ne Aussicht, sägt der Kurfürst, als he zum Schlossfenster in Stettin 'rauskukte. - Kladderadatsch, 1866, Nr. 36-37.

In Bezug auf den in Stettin gefangenen Kurfürsten von Hessen.

13 Wo's erst Donnerwätter düre zieht, do zieh i der Regel der ganz Summer alli angere düre. (Solothurn.) - Schild, 110, 91.

*14 Donnerwetter Parapluie.

Ein sehr bekannter Ausruf aus Offenbach's Die schöne Helene, III, 8.

*15 Ein grosses Donnerwetter und wenig Regen.

Böhm.: Velke hromobiti, maly dest'. (Celakovsky, 80.)

Kroat.: Mnogo germljavice, malo de?dja. (Celakovsky, 80.)

*16 Wenn di dos Dunnerwetter kreuzweis und überzworch in Boden neischlüg. (Ulm.)

*17 Wenn de nos Dunnerwetter lothweis verschlüg. (Ulm.)


Donnerwetterkerl.

* Er spielt gern den Donnerwetterkerl und Tausendsappermenter.


Don Juan.

* Ein Don Juan.

Zur Bezeichnung eines Wüstlings, nach dem Helden einer spanischen Sage.


Don Quixote.

* Ein Don Quixote.

Zur Bezeichnung eines Mannes, der in Anschauungen lebt, die längst von der Zeit überwunden sind, wie einen solchen der spanische Dichter Cervantes in seinem Roman dieses Namens dargestellt hat.


Doogwoodrinde.

* Jemanden Doogwoodrinde schälen lassen. (Nordamerika.)

Der Doogwoodbaum, eine Art wilder Cornelkirsche, aber mit bittern, ungeniessbaren Beeren, hat eine ziemlich leicht abzubröckelnde Rinde, und wurde, da er in Arkansas in ungeheurer Menge wächst und selten stärker als 3-5 Zoll im Durchmesser wird, sehr häufig dazu benutzt, Verbrecher mit den Händen daran fest zu binden, wo sie sich dann unter den Schmerzen der Züchtigung wanden und dadurch die Rinde von den schwachen Stämmen zugleich abrieben. (Gerstäcker, Die Regulatoren, II, 181-182.)


Döpp.

*1 Du bist eben aut dem Dopp1 kragen. - Schütz, 237.

Du bist zu jung, es fehlt dir an Erfahrung.

1) Die Schale des Eies, der Eichel.

*2 Er hat Döppe auf den Augen.

Er sieht die nahe Gefahr nicht.


Doppelt.

8 Doppelt genommen ist's grade. (Berlin.)

Um zu sagen: Die Behauptung ist falsch.

9 Nimm's doppelt, so wird's kürzer. (Schwaben.)

Bei Klagen über Langeweile.

*10 Er hat doppelte Ladung. - Steffen, Hausfreund, 1845, S. 104b.

Er ist betrunken.

*11 Öck hebb' alles dobbelt: twei Strömp' on twei Schau. (Alt-Pillau.) - Frischbier, II, 541.


Doppeln.

Wer gern doppelt, kommt leicht zu Nichts.

Holl.: Die guarne doppelt, in de herberg goat in met schoone vruwue verkeert, krucs nach munt zal hem beijom. (Harrebomee, I, 305b.)


Doppelsippe.

Doppelsippe überwindet eine hohe Sippe. - Graf, 201, 137.

Vollgeschwister haben vor Halb- und Stiefgeschwistern Erbvorrechte.

In Ostfriesland: Dübbelt Sibbe averwint einwolt Sibbe. (Wicht, II, 141.)


Doppelspiel.

Auf Doppelspiel muss man Leib, Gut und Alles wagen. - Henisch, 730, 21; Graf, 233.

Dies Sprichwort hatte man noch im 17. Jahrhundert trotz der gesetzlichen Bestimmungen, der Spieler solle nur das verlieren, was er zum Spiele bringe, und selbst dies nicht vollständig, weil man wegen Spielschulden niemand weiter als bis aufs Hemd pfänden solle (vgl. Rauch, III, 162) und namentlich nicht verwetten solle, was ihm Gott anerschaffen hat.


Dörrsucht.

* Die schweinerne Dörrsucht (Auszehrung) haben. (Oberösterr.) - Baumgarten, Ms.

Scherz- oder spottweise zu einem ungewöhnlich Fetten; besonders wenn er über Unwohlsein klagt.


[Spaltenumbruch]
Dorf.

30 Lieber auf dem Dorf der Erste als in Rom der Zweite sein. - Scheffel, Trompeter, 124.

31 Man soll im Dorff den Bauern die Hund nicht wecken. - Lehmann, 35, 3.

32 Wer im Dorfe herumschwänzt, schadet sich selbst. - Frischbier, I, 4249.

Poln.: Kto po wsi chodzi, sami sobie szkodzi.

33 Wia gleana 's Doarf, wia bissicha d' Hund. (Niederösterreich.)

Je kleiner das Dorf, je bissiger die Hunde, d. h. desto schlimmer und klatschsüchtiger die Leute.

*34 Aus jedem Dorf ein Hund, aus jedem Stall ein Ferkel (Pferd). - Frischbier, I, 593.

Wer beim Kartenspiel von jeder Farbe eine Karte hat.

*35 Aus jedem Dorf ein Hund und aus Labäz (bei Wittenberg) ein Däckel.

Redensart beim Kartenspiel, um zu sagen: allerlei Karten, aber nichts Besonderes.

*36 Dütt Dörp is all god', 't is man 'n Amtmann und Eddlmann drin. (Altmark.) - Danneil, 259b.

Bäuerliche Ironie über ritterlichen Druck.

Holl.: It were en slin dorp vorwar dar men nicht helde ens kerk misse tom jar. (Höfer, 33.)

*37 Er geht auf die Dörfer. (Köthen.)

Nämlich: betteln. Die Redensart wird beim Kartenspiel gebraucht, wenn der Spieler, an Trümpfen arm, behutsam aufhört, diese abzufordern, und mit Däusern und sonstigen hohen Karten das Spiel zu gewinnen sucht.

*38 Fahre schon jn das dorff, dye pavren sein truncken. - Hofmann, 37, 149.

*39 He is vun düren Dörpen. - Schütz, I, 272.

Er ist aus einem Dorfe, wo man theure Preise hat.

*40 Ein Dorf auspochen.

Wenn in der Raubritterzeit eine Gesellschaft "kleiner Herren", in Verbindung mit " Stellmeisern" (s. d.), Buschkleppern und Strauchdieben, einen Ort überfielen und ausplünderten, so nannte man dies "auspochen." So pochten am 28. September 1411 die Herren von Uchtenhagen, Putlitz, Jagow, Rohr, Rochow u. a. unter Anführung des Iwan von Wulffen und Hennig Kracht die Dörfer Retzow und Möthlow aus, indem sie 300 Schweine, 1034 Schafe, über 200 Ochsen und viele Pferde forttrieben und den bestürzten Einwohnern die Wahl liessen, entweder eine bestimmte Summe zu zahlen oder ihre Häuser angezündet zu sehen. Nach langem Handeln begnügten sich die "Edeln" mit 65 Schock böhmischen Groschen und 20 Paar - Hosen. Eine solche Gesellschaft, an deren Spitze die Herren von Treskow, Möllendorf, Predöhl, Reestorf u. a. standen, überfiel und plünderte die Dörfer Bauernstorf, Niebehde u. s. w. aus. Aus Bredow, das man zur Nachtzeit "auspochte", wurden 75 Pferde, 300 Schafe, 120 Schweine und 45 Kühe hinweggetrieben; ausserdem nahm man den Bewohnern das beste Hausgeräth und selbst die Betten fort und zwang die Geplünderten, den Raub selbst fortbringen zu helfen. Zum Dank wurden sie so lange zurückbehalten, bis sie sich durch einige Schock böhmische Groschen ausgelöst hatten. (Vgl. Die alten Raubritter von Max Ring in Nr. 330 der Schlesischen Presse, 1874.)

*41 Ein potemkinisches Dorf.

"Und doch ist jener von Lust und Freude erfüllte Ballsaal gar oft nur ein Potemkinisches Dorf, hinter dem sich viel Entbehrung und stumme Sorge verbirgt." (Bohemia, 1876, Nr. 66, Beilage.)

*42 Ja, hinderm Dorf heisst's auff dem Feld. - Ayrer, V, 3004, 26.

*43 Up dat Dörp hat he nich to kaom'. (Altmark.) - Danneil, 37b.

Wird angewandt, wenn sich jemand in einem Stücke ganz unwissend und unerfahren zeigt.

*44 Ut jeden Dörp en Köter, der schult schickt twe. - Schiller, III, 4b.

Wenn von fünf Karten nur zwei von derselben, die andern von verschiedenen Farben sind.


Dorfbach.

* Er sieht den Dorfbach für die Heerstrasse an. - Gotthelf, Käthi, I, 132.


Dorfhund.

* A Dorfshünd. (Jüdisch-deutsch.)

Damit wird ein Kleinstädter bezeichnet, der sich in Gesellschaft linkisch benimmt, etwa wie ein "Dorfhund" in Gesellschaft von "Stadthunden."


Dörflein.

5 Es ist kein Dörflein so klein, ein Hexenmeister muss drin sein. - Glaubrecht, 18.


[Spaltenumbruch] 12 Donnerwätter, wat vor 'ne Aussicht, sägt der Kurfürst, als he zum Schlossfenster in Stettin 'rauskukte.Kladderadatsch, 1866, Nr. 36-37.

In Bezug auf den in Stettin gefangenen Kurfürsten von Hessen.

13 Wo's erst Donnerwätter düre zieht, do zieh i der Regel der ganz Summer alli angere düre. (Solothurn.) – Schild, 110, 91.

*14 Donnerwetter Parapluie.

Ein sehr bekannter Ausruf aus Offenbach's Die schöne Helene, III, 8.

*15 Ein grosses Donnerwetter und wenig Regen.

Böhm.: Velké hromobití, malý déšt'. (Celakovský, 80.)

Kroat.: Mnogo germljavice, malo de?dja. (Celakovský, 80.)

*16 Wenn di dos Dunnerwetter kreuzweis und überzworch in Boden neischlüg. (Ulm.)

*17 Wenn de nos Dunnerwetter lothweis verschlüg. (Ulm.)


Donnerwetterkerl.

* Er spielt gern den Donnerwetterkerl und Tausendsappermenter.


Don Juan.

* Ein Don Juan.

Zur Bezeichnung eines Wüstlings, nach dem Helden einer spanischen Sage.


Don Quixote.

* Ein Don Quixote.

Zur Bezeichnung eines Mannes, der in Anschauungen lebt, die längst von der Zeit überwunden sind, wie einen solchen der spanische Dichter Cervantes in seinem Roman dieses Namens dargestellt hat.


Doogwoodrinde.

* Jemanden Doogwoodrinde schälen lassen. (Nordamerika.)

Der Doogwoodbaum, eine Art wilder Cornelkirsche, aber mit bittern, ungeniessbaren Beeren, hat eine ziemlich leicht abzubröckelnde Rinde, und wurde, da er in Arkansas in ungeheurer Menge wächst und selten stärker als 3-5 Zoll im Durchmesser wird, sehr häufig dazu benutzt, Verbrecher mit den Händen daran fest zu binden, wo sie sich dann unter den Schmerzen der Züchtigung wanden und dadurch die Rinde von den schwachen Stämmen zugleich abrieben. (Gerstäcker, Die Regulatoren, II, 181-182.)


Döpp.

*1 Du bist eben ût dem Dopp1 kragen.Schütz, 237.

Du bist zu jung, es fehlt dir an Erfahrung.

1) Die Schale des Eies, der Eichel.

*2 Er hat Döppe auf den Augen.

Er sieht die nahe Gefahr nicht.


Doppelt.

8 Doppelt genommen ist's grade. (Berlin.)

Um zu sagen: Die Behauptung ist falsch.

9 Nimm's doppelt, so wird's kürzer. (Schwaben.)

Bei Klagen über Langeweile.

*10 Er hat doppelte Ladung.Steffen, Hausfreund, 1845, S. 104b.

Er ist betrunken.

*11 Öck hebb' alles dobbelt: twei Strömp' on twei Schau. (Alt-Pillau.) – Frischbier, II, 541.


Doppeln.

Wer gern doppelt, kommt leicht zu Nichts.

Holl.: Die guarne doppelt, in de herberg goat in met schoone vruwue verkeert, krucs nach munt zal hem beijom. (Harrebomée, I, 305b.)


Doppelsippe.

Doppelsippe überwindet eine hohe Sippe.Graf, 201, 137.

Vollgeschwister haben vor Halb- und Stiefgeschwistern Erbvorrechte.

In Ostfriesland: Dübbelt Sibbe averwint einwolt Sibbe. (Wicht, II, 141.)


Doppelspiel.

Auf Doppelspiel muss man Leib, Gut und Alles wagen.Henisch, 730, 21; Graf, 233.

Dies Sprichwort hatte man noch im 17. Jahrhundert trotz der gesetzlichen Bestimmungen, der Spieler solle nur das verlieren, was er zum Spiele bringe, und selbst dies nicht vollständig, weil man wegen Spielschulden niemand weiter als bis aufs Hemd pfänden solle (vgl. Rauch, III, 162) und namentlich nicht verwetten solle, was ihm Gott anerschaffen hat.


Dörrsucht.

* Die schweinerne Dörrsucht (Auszehrung) haben. (Oberösterr.) – Baumgarten, Ms.

Scherz- oder spottweise zu einem ungewöhnlich Fetten; besonders wenn er über Unwohlsein klagt.


[Spaltenumbruch]
Dorf.

30 Lieber auf dem Dorf der Erste als in Rom der Zweite sein.Scheffel, Trompeter, 124.

31 Man soll im Dorff den Bauern die Hund nicht wecken.Lehmann, 35, 3.

32 Wer im Dorfe herumschwänzt, schadet sich selbst.Frischbier, I, 4249.

Poln.: Kto po wsi chodzi, sami sobie szkodzi.

33 Wia gleana 's Doarf, wia bissicha d' Hund. (Niederösterreich.)

Je kleiner das Dorf, je bissiger die Hunde, d. h. desto schlimmer und klatschsüchtiger die Leute.

*34 Aus jedem Dorf ein Hund, aus jedem Stall ein Ferkel (Pferd).Frischbier, I, 593.

Wer beim Kartenspiel von jeder Farbe eine Karte hat.

*35 Aus jedem Dorf ein Hund und aus Labäz (bei Wittenberg) ein Däckel.

Redensart beim Kartenspiel, um zu sagen: allerlei Karten, aber nichts Besonderes.

*36 Dütt Dörp is all gôd', 't is man 'n Amtmann und Eddlmann drin. (Altmark.) – Danneil, 259b.

Bäuerliche Ironie über ritterlichen Druck.

Holl.: It were en slin dorp vorwar dar men nicht helde ens kerk misse tom jar. (Höfer, 33.)

*37 Er geht auf die Dörfer. (Köthen.)

Nämlich: betteln. Die Redensart wird beim Kartenspiel gebraucht, wenn der Spieler, an Trümpfen arm, behutsam aufhört, diese abzufordern, und mit Däusern und sonstigen hohen Karten das Spiel zu gewinnen sucht.

*38 Fahre schon jn das dorff, dye pavren sein truncken.Hofmann, 37, 149.

*39 He is vun düren Dörpen.Schütz, I, 272.

Er ist aus einem Dorfe, wo man theure Preise hat.

*40 Ein Dorf auspochen.

Wenn in der Raubritterzeit eine Gesellschaft „kleiner Herren“, in Verbindung mit „ Stellmeisern“ (s. d.), Buschkleppern und Strauchdieben, einen Ort überfielen und ausplünderten, so nannte man dies „auspochen.“ So pochten am 28. September 1411 die Herren von Uchtenhagen, Putlitz, Jagow, Rohr, Rochow u. a. unter Anführung des Iwan von Wulffen und Hennig Kracht die Dörfer Retzow und Möthlow aus, indem sie 300 Schweine, 1034 Schafe, über 200 Ochsen und viele Pferde forttrieben und den bestürzten Einwohnern die Wahl liessen, entweder eine bestimmte Summe zu zahlen oder ihre Häuser angezündet zu sehen. Nach langem Handeln begnügten sich die „Edeln“ mit 65 Schock böhmischen Groschen und 20 Paar – Hosen. Eine solche Gesellschaft, an deren Spitze die Herren von Treskow, Möllendorf, Predöhl, Reestorf u. a. standen, überfiel und plünderte die Dörfer Bauernstorf, Niebehde u. s. w. aus. Aus Bredow, das man zur Nachtzeit „auspochte“, wurden 75 Pferde, 300 Schafe, 120 Schweine und 45 Kühe hinweggetrieben; ausserdem nahm man den Bewohnern das beste Hausgeräth und selbst die Betten fort und zwang die Geplünderten, den Raub selbst fortbringen zu helfen. Zum Dank wurden sie so lange zurückbehalten, bis sie sich durch einige Schock böhmische Groschen ausgelöst hatten. (Vgl. Die alten Raubritter von Max Ring in Nr. 330 der Schlesischen Presse, 1874.)

*41 Ein potemkinisches Dorf.

„Und doch ist jener von Lust und Freude erfüllte Ballsaal gar oft nur ein Potemkinisches Dorf, hinter dem sich viel Entbehrung und stumme Sorge verbirgt.“ (Bohemia, 1876, Nr. 66, Beilage.)

*42 Ja, hinderm Dorf heisst's auff dem Feld.Ayrer, V, 3004, 26.

*43 Up dat Dörp hat he nich to kaom'. (Altmark.) – Danneil, 37b.

Wird angewandt, wenn sich jemand in einem Stücke ganz unwissend und unerfahren zeigt.

*44 Ut jeden Dörp en Köter, der schult schickt twê.Schiller, III, 4b.

Wenn von fünf Karten nur zwei von derselben, die andern von verschiedenen Farben sind.


Dorfbach.

* Er sieht den Dorfbach für die Heerstrasse an.Gotthelf, Käthi, I, 132.


Dorfhund.

* A Dorfshünd. (Jüdisch-deutsch.)

Damit wird ein Kleinstädter bezeichnet, der sich in Gesellschaft linkisch benimmt, etwa wie ein „Dorfhund“ in Gesellschaft von „Stadthunden.“


Dörflein.

5 Es ist kein Dörflein so klein, ein Hexenmeister muss drin sein.Glaubrecht, 18.


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[[592]/0604] 12 Donnerwätter, wat vor 'ne Aussicht, sägt der Kurfürst, als he zum Schlossfenster in Stettin 'rauskukte. – Kladderadatsch, 1866, Nr. 36-37. In Bezug auf den in Stettin gefangenen Kurfürsten von Hessen. 13 Wo's erst Donnerwätter düre zieht, do zieh i der Regel der ganz Summer alli angere düre. (Solothurn.) – Schild, 110, 91. *14 Donnerwetter Parapluie. Ein sehr bekannter Ausruf aus Offenbach's Die schöne Helene, III, 8. *15 Ein grosses Donnerwetter und wenig Regen. Böhm.: Velké hromobití, malý déšt'. (Celakovský, 80.) Kroat.: Mnogo germljavice, malo de?dja. (Celakovský, 80.) *16 Wenn di dos Dunnerwetter kreuzweis und überzworch in Boden neischlüg. (Ulm.) *17 Wenn de nos Dunnerwetter lothweis verschlüg. (Ulm.) Donnerwetterkerl. * Er spielt gern den Donnerwetterkerl und Tausendsappermenter. Don Juan. * Ein Don Juan. Zur Bezeichnung eines Wüstlings, nach dem Helden einer spanischen Sage. Don Quixote. * Ein Don Quixote. Zur Bezeichnung eines Mannes, der in Anschauungen lebt, die längst von der Zeit überwunden sind, wie einen solchen der spanische Dichter Cervantes in seinem Roman dieses Namens dargestellt hat. Doogwoodrinde. * Jemanden Doogwoodrinde schälen lassen. (Nordamerika.) Der Doogwoodbaum, eine Art wilder Cornelkirsche, aber mit bittern, ungeniessbaren Beeren, hat eine ziemlich leicht abzubröckelnde Rinde, und wurde, da er in Arkansas in ungeheurer Menge wächst und selten stärker als 3-5 Zoll im Durchmesser wird, sehr häufig dazu benutzt, Verbrecher mit den Händen daran fest zu binden, wo sie sich dann unter den Schmerzen der Züchtigung wanden und dadurch die Rinde von den schwachen Stämmen zugleich abrieben. (Gerstäcker, Die Regulatoren, II, 181-182.) Döpp. *1 Du bist eben ût dem Dopp1 kragen. – Schütz, 237. Du bist zu jung, es fehlt dir an Erfahrung. 1) Die Schale des Eies, der Eichel. *2 Er hat Döppe auf den Augen. Er sieht die nahe Gefahr nicht. Doppelt. 8 Doppelt genommen ist's grade. (Berlin.) Um zu sagen: Die Behauptung ist falsch. 9 Nimm's doppelt, so wird's kürzer. (Schwaben.) Bei Klagen über Langeweile. *10 Er hat doppelte Ladung. – Steffen, Hausfreund, 1845, S. 104b. Er ist betrunken. *11 Öck hebb' alles dobbelt: twei Strömp' on twei Schau. (Alt-Pillau.) – Frischbier, II, 541. Doppeln. Wer gern doppelt, kommt leicht zu Nichts. Holl.: Die guarne doppelt, in de herberg goat in met schoone vruwue verkeert, krucs nach munt zal hem beijom. (Harrebomée, I, 305b.) Doppelsippe. Doppelsippe überwindet eine hohe Sippe. – Graf, 201, 137. Vollgeschwister haben vor Halb- und Stiefgeschwistern Erbvorrechte. In Ostfriesland: Dübbelt Sibbe averwint einwolt Sibbe. (Wicht, II, 141.) Doppelspiel. Auf Doppelspiel muss man Leib, Gut und Alles wagen. – Henisch, 730, 21; Graf, 233. Dies Sprichwort hatte man noch im 17. Jahrhundert trotz der gesetzlichen Bestimmungen, der Spieler solle nur das verlieren, was er zum Spiele bringe, und selbst dies nicht vollständig, weil man wegen Spielschulden niemand weiter als bis aufs Hemd pfänden solle (vgl. Rauch, III, 162) und namentlich nicht verwetten solle, was ihm Gott anerschaffen hat. Dörrsucht. * Die schweinerne Dörrsucht (Auszehrung) haben. (Oberösterr.) – Baumgarten, Ms. Scherz- oder spottweise zu einem ungewöhnlich Fetten; besonders wenn er über Unwohlsein klagt. Dorf. 30 Lieber auf dem Dorf der Erste als in Rom der Zweite sein. – Scheffel, Trompeter, 124. 31 Man soll im Dorff den Bauern die Hund nicht wecken. – Lehmann, 35, 3. 32 Wer im Dorfe herumschwänzt, schadet sich selbst. – Frischbier, I, 4249. Poln.: Kto po wsi chodzi, sami sobie szkodzi. 33 Wia gleana 's Doarf, wia bissicha d' Hund. (Niederösterreich.) Je kleiner das Dorf, je bissiger die Hunde, d. h. desto schlimmer und klatschsüchtiger die Leute. *34 Aus jedem Dorf ein Hund, aus jedem Stall ein Ferkel (Pferd). – Frischbier, I, 593. Wer beim Kartenspiel von jeder Farbe eine Karte hat. *35 Aus jedem Dorf ein Hund und aus Labäz (bei Wittenberg) ein Däckel. Redensart beim Kartenspiel, um zu sagen: allerlei Karten, aber nichts Besonderes. *36 Dütt Dörp is all gôd', 't is man 'n Amtmann und Eddlmann drin. (Altmark.) – Danneil, 259b. Bäuerliche Ironie über ritterlichen Druck. Holl.: It were en slin dorp vorwar dar men nicht helde ens kerk misse tom jar. (Höfer, 33.) *37 Er geht auf die Dörfer. (Köthen.) Nämlich: betteln. Die Redensart wird beim Kartenspiel gebraucht, wenn der Spieler, an Trümpfen arm, behutsam aufhört, diese abzufordern, und mit Däusern und sonstigen hohen Karten das Spiel zu gewinnen sucht. *38 Fahre schon jn das dorff, dye pavren sein truncken. – Hofmann, 37, 149. *39 He is vun düren Dörpen. – Schütz, I, 272. Er ist aus einem Dorfe, wo man theure Preise hat. *40 Ein Dorf auspochen. Wenn in der Raubritterzeit eine Gesellschaft „kleiner Herren“, in Verbindung mit „ Stellmeisern“ (s. d.), Buschkleppern und Strauchdieben, einen Ort überfielen und ausplünderten, so nannte man dies „auspochen.“ So pochten am 28. September 1411 die Herren von Uchtenhagen, Putlitz, Jagow, Rohr, Rochow u. a. unter Anführung des Iwan von Wulffen und Hennig Kracht die Dörfer Retzow und Möthlow aus, indem sie 300 Schweine, 1034 Schafe, über 200 Ochsen und viele Pferde forttrieben und den bestürzten Einwohnern die Wahl liessen, entweder eine bestimmte Summe zu zahlen oder ihre Häuser angezündet zu sehen. Nach langem Handeln begnügten sich die „Edeln“ mit 65 Schock böhmischen Groschen und 20 Paar – Hosen. Eine solche Gesellschaft, an deren Spitze die Herren von Treskow, Möllendorf, Predöhl, Reestorf u. a. standen, überfiel und plünderte die Dörfer Bauernstorf, Niebehde u. s. w. aus. Aus Bredow, das man zur Nachtzeit „auspochte“, wurden 75 Pferde, 300 Schafe, 120 Schweine und 45 Kühe hinweggetrieben; ausserdem nahm man den Bewohnern das beste Hausgeräth und selbst die Betten fort und zwang die Geplünderten, den Raub selbst fortbringen zu helfen. Zum Dank wurden sie so lange zurückbehalten, bis sie sich durch einige Schock böhmische Groschen ausgelöst hatten. (Vgl. Die alten Raubritter von Max Ring in Nr. 330 der Schlesischen Presse, 1874.) *41 Ein potemkinisches Dorf. „Und doch ist jener von Lust und Freude erfüllte Ballsaal gar oft nur ein Potemkinisches Dorf, hinter dem sich viel Entbehrung und stumme Sorge verbirgt.“ (Bohemia, 1876, Nr. 66, Beilage.) *42 Ja, hinderm Dorf heisst's auff dem Feld. – Ayrer, V, 3004, 26. *43 Up dat Dörp hat he nich to kaom'. (Altmark.) – Danneil, 37b. Wird angewandt, wenn sich jemand in einem Stücke ganz unwissend und unerfahren zeigt. *44 Ut jeden Dörp en Köter, der schult schickt twê. – Schiller, III, 4b. Wenn von fünf Karten nur zwei von derselben, die andern von verschiedenen Farben sind. Dorfbach. * Er sieht den Dorfbach für die Heerstrasse an. – Gotthelf, Käthi, I, 132. Dorfhund. * A Dorfshünd. (Jüdisch-deutsch.) Damit wird ein Kleinstädter bezeichnet, der sich in Gesellschaft linkisch benimmt, etwa wie ein „Dorfhund“ in Gesellschaft von „Stadthunden.“ Dörflein. 5 Es ist kein Dörflein so klein, ein Hexenmeister muss drin sein. – Glaubrecht, 18.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [592]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/604>, abgerufen am 22.11.2024.