Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch]
Entzweigehen. *2 Da mächt ma doach azwegein. (Oesterr.-Schles.) - Peter, 455. Epikuräer. Es ist besser ein Epikurer einer Saw sein, denn ein falscher Christ. - Luther's Tischr., 195d; Petri, II, 35. Epistel. *2 Diar san uk willens Epistler med, wed hi fertell. (Amrum.) - Haupt, III, 361, 159. Es sind bisweilen Episteln unter dem, was er erzählt; es ist nicht alles ein Evangelium. Erarnen. 3 Es muss alles erarnet und erfochten sein und soll mit glidgentz vnd wohl zu gehn auff erden. - Henisch, 1649, 38. Erbarmen. 4 Erbarmen lässt nicht verarmen. - Weingärtner, 38. 5 Wer sich heut nicht erbarmet, kann sich morgen nicht erbarmen. - Harssdörffer, 60. Erchse. * Dem fehlt's unter der Erchsen (d. i. Achsel). (Rott-Thal.) Er ist nicht rührig, arbeitet nicht gern. Erbe (das). 31 Dem das Erbe ist, der soll den Deich deichen. - Graf, 130, 376. Die Pflicht zu deichen liegt dem Besitzer des Grundstücks ob. Mhd.: Den dat erne waer solde den dieck dyken. (Pufend., IV, 314.) *32 Wer wirt deynes erbs warten. - Wachter. D. h. wer wird das von dir gesammelte Gut geniessen? Erben. *24 Er versteht das Erben, und wenn ein Vogel über sein Dach fliegt, so muss er Federn lassen. - Horn, Spinnstube, 1849, S. 96. *25 Ich hoa nei g'erbt, woas m'r aim Aghe schont. (Oesterr.-Schles.) - Peter, I, 444. *26 Ich hoa in 'n blös m'rivan Nar g'erbt. - Peter, I, 444. Ich habe nicht so viel geerbt, als man vom Nagel bläst. Erbeten. 1 Erbeten ist oft theuer erkauft. Lat.: Precibus emtum carum. (Sailer, Sprüche, 137, 134.) 2 Halb erbet, halb d' aloffen. (Wien.) Halb erbeten, halb erlaufen, sagt die Frau, wenn sie Mühe gehabt hat, unter die Haube zu kommen oder den Mann zu ertanzen. Erbossen. * Sich erbossen wie eine Gans, welcher man ins Nest gekackt hat. - Hermes, III, 379. Erbschaft. 9 Erbschaft und Freundschaft, Diebstahl und Handelsschrift haben die Pest ins Land gebracht. Aus einer 1710 bei Steininger in Danzig erschienenen Schrift über die Beobachtungen des Chirurgen Manasse Stöckel, die derselbe bei der 1709 in Danzig grassirenden Pest gemacht hat. Ein zu jener Zeit bekanntes Sprichwort. Erbse. 39 De Arten un Bohnen will eten, dürrt de Märt net vergeten. - Kern, 1196. Sie müssen in dieser Zeit gepflanzt werden. 40 Erbs ond Bohna hangt im Herza a grone, Eier ond Brot ist eim bittra Tod. - Tobler, 237. Ein Knecht bekam stets Erbsen und Bohnen zu essen, sodass sie ihm endlich zum Ueberdruss wurden. Einmal sprach er zu Mittag die obigen Worte, welche den Sinn hatten, dass Erbsen und Bohnen sein Leben seien, dass er dagegen Eier und Brot nicht vertragen könne, die ihm der Herr in der Meinung, ihm etwas Unangenehmes zu bieten, reichen liess, womit der Knecht aber sehr zufrieden war. 41 Erbsen am Wege werden von jedem berupft. - Lausitzer Magazin, XXX, 251. 42 Man wet net, of man mit hum in de Arten (oder Arfken) of in de Bohnen is. - Kern, 902. Erbsen und Bohnen werden von den Landwirthen oft durcheinander gesät. So erklärt sich die Redensart in ihrer Anwendung auf solche, die sich bald so, bald anders zeigen. 43 Um einer Erbse soll der Bauer vom Pferde steigen. (Böhmen.) [Spaltenumbruch] *44 Das sind Erbsen an die Wand geworfen. Von vergeblicher Bemühung. *45 Er hat Erbsen gegessen. In der Gegend von Eger von Schwerhörigen und solchen, die absichtlich etwas nicht hören wollen. *46 Es ist drei Vürtl auf de kalte Erbse. (Ulm.) Wenn einer oft und unnöthig nach der Zeit fragt. *47 Sie können graue Erbsen aus der Schüssel lesen. - Frischbier, 2400. Darauf beschränkt sich ihre Lesekunst. *48 Wenig Erbsen in der Braupfanne. Erbsengasch. Ein Erbsengasch1 kann man warm vom Tabor nach Prag tragen. (Böhmen.) 1) D. i. Erbsenbrei. Die Taboriten behaupten von dieser Speise, dass sie äusserst spät abkühle. Der Spruch erinnert an J. Fischart's Glückhaftes Schiff, worin erzählt wird, wie die Züricher 1676 nach Strassburg zu einem Schützenfeste die viertägige Wasserfahrt in einem Tage machten, um einen in Zürich gekauften Hirsebrei noch warm dorthin zu bringen. (Bairische Zeitung, München 1865, Nr. 284-285.) Erbsensack. * Auf den Erbsensack knien müssen. Erbstecken. *3 Einen Erbstecken dreingesetzen. "Wir sollen auff das flüchtige leben nicht bawen vnd trawen vnd vns beduncken lassen, es sey vns zur Ehe gegeben. Wir haben keine Erbstecken dreingesetzt." (Fischer, Psalter, 509, 4.) Erbweisheit. * Erbweisheit. Es soll damit das auf dem Wege geschichtlicher Entwickelung Entstandene im Gegensatze vom theoretisch Erzeugten bezeichnet werden, besonders in Bezug auf Verfassung eines Landes. Das historische Wort kommt in der Thronrede vor, die der König Friedrich Wilhelm IV. am 11. April 1847 vor dem vereinigten Landtage gehalten hat. Die Stelle heisst: "Möchte doch das Beispiel des Einen glücklichen Landes, dessen Verfassung die Jahrhunderte und eine >Erbweisheit< ohne Gleichen, aber kein Stück Papier gemacht haben, für uns unverloren sein und die Achtung finden, die es verdient." Am 15. April führt der Freiherr von Vincke das Wort in einer Rede als Erbweisheit der Engländer an. Nach Eberty, Geschichte des preussischen Staats, VII, 265, hat man aber später erfahren, dass nicht England, sondern Mecklenburg gemeint gewesen ist. Erdapfel. 2 Der Erdapfel sagt: Sözst mich im April, so kim ich, wenn ich will; sözst mich im Maj, so kim ich gleih. (Oberösterr.) - Baumgarten, 48. 3 Erdäpfel und Kraut füllt dem Bauer die Haut. - Peter, I, 446. 4 Mit Erdappels en Brod is zonder Nod. (Franz. Flandern.) - Firmenich, III, 697, 4. Erdbeben. * Er will ein Erdbeben durch Schleussen ableiten. Erdbeere. 5 Wenn die Erdbeeren gerathen, so gerathen die Trauben. - Kirchhofer, 316. 6 Wenn man keine Erdbeeren hat, mag man die Blätter verzehren. (Rumänien.) - Neue Freie Presse, 4592. Die Blätter geben einen sehr lieblichen Thee. Erde. 66 Alles, was auf erden ist, vergeht, lob, ehr vnd tugend ewig besteht. - C. Schulz, Die Spruchweisheit auf Münzen in Herrig, Archiv, LVI, 72. 67 Än der schwarzer Jerd geret gat Kiren. - Schuster, 355. Auch wol scherzhaftes Schmeichelwort für Brünetten, fast in dem Sinne wie Acker 9 u. 11. 68 Auf Erden lebt kein Menschenkind, an dem er keinen Mangel find. - Klix, 4224. 69 Die Erde ist mein Bett, der Himmel meine Decke, der Mantel mein Haus, der Wein mein ewiges Leben. Soldatensprichwort aus dem Dreissigjährigen Kriege. (G. Freytag, Bilder, II, 77.) 70 Die Erde muss ihr Betttuch haben, soll sie der Winterschlummer laben. - Marienkalender, 1879, S. 9. 71 Fette Erde macht den Menschen faul. 72 Nur Erde füllt das gierige Auge.
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Entzweigehen. *2 Da mächt ma doach azwêgîn. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 455. Epikuräer. Es ist besser ein Epikurer einer Saw sein, denn ein falscher Christ. – Luther's Tischr., 195d; Petri, II, 35. Epistel. *2 Diar san uk willens Epistler med, wed hi fertell. (Amrum.) – Haupt, III, 361, 159. Es sind bisweilen Episteln unter dem, was er erzählt; es ist nicht alles ein Evangelium. Erarnen. 3 Es muss alles erarnet und erfochten sein und soll mit glidgentz vnd wohl zu gehn auff erden. – Henisch, 1649, 38. Erbarmen. 4 Erbarmen lässt nicht verarmen. – Weingärtner, 38. 5 Wer sich heut nicht erbarmet, kann sich morgen nicht erbarmen. – Harssdörffer, 60. Erchse. * Dem fehlt's unter der Erchsen (d. i. Achsel). (Rott-Thal.) Er ist nicht rührig, arbeitet nicht gern. Erbe (das). 31 Dem das Erbe ist, der soll den Deich deichen. – Graf, 130, 376. Die Pflicht zu deichen liegt dem Besitzer des Grundstücks ob. Mhd.: Den dat erne waer solde den dieck dyken. 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Die Stelle heisst: „Möchte doch das Beispiel des Einen glücklichen Landes, dessen Verfassung die Jahrhunderte und eine ›Erbweisheit‹ ohne Gleichen, aber kein Stück Papier gemacht haben, für uns unverloren sein und die Achtung finden, die es verdient.“ Am 15. April führt der Freiherr von Vincke das Wort in einer Rede als Erbweisheit der Engländer an. Nach Eberty, Geschichte des preussischen Staats, VII, 265, hat man aber später erfahren, dass nicht England, sondern Mecklenburg gemeint gewesen ist. Erdapfel. 2 Der Erdapfel sagt: Sözst mich im April, so kim ich, wenn ich will; sözst mich im Maj, so kim ich gleih. (Oberösterr.) – Baumgarten, 48. 3 Erdäpfel und Kraut füllt dem Bauer die Haut. – Peter, I, 446. 4 Mit Erdappels en Brôd is zonder Nôd. (Franz. Flandern.) – Firmenich, III, 697, 4. Erdbeben. * Er will ein Erdbeben durch Schleussen ableiten. Erdbeere. 5 Wenn die Erdbeeren gerathen, so gerathen die Trauben. – Kirchhofer, 316. 6 Wenn man keine Erdbeeren hat, mag man die Blätter verzehren. (Rumänien.) – Neue Freie Presse, 4592. Die Blätter geben einen sehr lieblichen Thee. Erde. 66 Alles, was auf erden ist, vergeht, lob, ehr vnd tugend ewig besteht. – C. Schulz, Die Spruchweisheit auf Münzen in Herrig, Archiv, LVI, 72. 67 Än der schwarzer Jêrd gerêt gât Kiren. – Schuster, 355. Auch wol scherzhaftes Schmeichelwort für Brünetten, fast in dem Sinne wie Acker 9 u. 11. 68 Auf Erden lebt kein Menschenkind, an dem er keinen Mangel find. – Klix, 4224. 69 Die Erde ist mein Bett, der Himmel meine Decke, der Mantel mein Haus, der Wein mein ewiges Leben. Soldatensprichwort aus dem Dreissigjährigen Kriege. (G. Freytag, Bilder, II, 77.) 70 Die Erde muss ihr Betttuch haben, soll sie der Winterschlummer laben. – Marienkalender, 1879, S. 9. 71 Fette Erde macht den Menschen faul. 72 Nur Erde füllt das gierige Auge.
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Entzweigehen.
*2 Da mächt ma doach azwêgîn. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 455.
Epikuräer.
Es ist besser ein Epikurer einer Saw sein, denn ein falscher Christ. – Luther's Tischr., 195d; Petri, II, 35.
Epistel.
*2 Diar san uk willens Epistler med, wed hi fertell. (Amrum.) – Haupt, III, 361, 159.
Es sind bisweilen Episteln unter dem, was er erzählt; es ist nicht alles ein Evangelium.
Erarnen.
3 Es muss alles erarnet und erfochten sein und soll mit glidgentz vnd wohl zu gehn auff erden. – Henisch, 1649, 38.
Erbarmen.
4 Erbarmen lässt nicht verarmen. – Weingärtner, 38.
5 Wer sich heut nicht erbarmet, kann sich morgen nicht erbarmen. – Harssdörffer, 60.
Erchse.
* Dem fehlt's unter der Erchsen (d. i. Achsel). (Rott-Thal.)
Er ist nicht rührig, arbeitet nicht gern.
Erbe (das).
31 Dem das Erbe ist, der soll den Deich deichen. – Graf, 130, 376.
Die Pflicht zu deichen liegt dem Besitzer des Grundstücks ob.
Mhd.: Den dat erne waer solde den dieck dyken. (Pufend., IV, 314.)
*32 Wer wirt deynes erbs warten. – Wachter.
D. h. wer wird das von dir gesammelte Gut geniessen?
Erben.
*24 Er versteht das Erben, und wenn ein Vogel über sein Dach fliegt, so muss er Federn lassen. – Horn, Spinnstube, 1849, S. 96.
*25 Ich hoa nî g'erbt, woas m'r aim Âghe schont. (Oesterr.-Schles.) – Peter, I, 444.
*26 Ich hoa in 'n blös m'rivan Nâr g'erbt. – Peter, I, 444.
Ich habe nicht so viel geerbt, als man vom Nagel bläst.
Erbeten.
1 Erbeten ist oft theuer erkauft.
Lat.: Precibus emtum carum. (Sailer, Sprüche, 137, 134.)
2 Halb erbet, halb d' aloffen. (Wien.)
Halb erbeten, halb erlaufen, sagt die Frau, wenn sie Mühe gehabt hat, unter die Haube zu kommen oder den Mann zu ertanzen.
Erbossen.
* Sich erbossen wie eine Gans, welcher man ins Nest gekackt hat. – Hermes, III, 379.
Erbschaft.
9 Erbschaft und Freundschaft, Diebstahl und Handelsschrift haben die Pest ins Land gebracht.
Aus einer 1710 bei Steininger in Danzig erschienenen Schrift über die Beobachtungen des Chirurgen Manasse Stöckel, die derselbe bei der 1709 in Danzig grassirenden Pest gemacht hat. Ein zu jener Zeit bekanntes Sprichwort.
Erbse.
39 De Arten un Bohnen will eten, dürrt de Märt nêt vergeten. – Kern, 1196.
Sie müssen in dieser Zeit gepflanzt werden.
40 Erbs ond Bohna hangt im Herza a grone, Eier ond Brot ist eim bittra Tod. – Tobler, 237.
Ein Knecht bekam stets Erbsen und Bohnen zu essen, sodass sie ihm endlich zum Ueberdruss wurden. Einmal sprach er zu Mittag die obigen Worte, welche den Sinn hatten, dass Erbsen und Bohnen sein Leben seien, dass er dagegen Eier und Brot nicht vertragen könne, die ihm der Herr in der Meinung, ihm etwas Unangenehmes zu bieten, reichen liess, womit der Knecht aber sehr zufrieden war.
41 Erbsen am Wege werden von jedem berupft. – Lausitzer Magazin, XXX, 251.
42 Man wêt nêt, of man mit hum in de Arten (oder Arfken) of in de Bohnen is. – Kern, 902.
Erbsen und Bohnen werden von den Landwirthen oft durcheinander gesät. So erklärt sich die Redensart in ihrer Anwendung auf solche, die sich bald so, bald anders zeigen.
43 Um einer Erbse soll der Bauer vom Pferde steigen. (Böhmen.)
*44 Das sind Erbsen an die Wand geworfen.
Von vergeblicher Bemühung.
*45 Er hat Erbsen gegessen.
In der Gegend von Eger von Schwerhörigen und solchen, die absichtlich etwas nicht hören wollen.
*46 Es ist drei Vürtl auf de kalte Erbse. (Ulm.)
Wenn einer oft und unnöthig nach der Zeit fragt.
*47 Sie können graue Erbsen aus der Schüssel lesen. – Frischbier, 2400.
Darauf beschränkt sich ihre Lesekunst.
*48 Wenig Erbsen in der Braupfanne.
Erbsengasch.
Ein Erbsengasch1 kann man warm vom Tabor nach Prag tragen. (Böhmen.)
1) D. i. Erbsenbrei. Die Taboriten behaupten von dieser Speise, dass sie äusserst spät abkühle. Der Spruch erinnert an J. Fischart's Glückhaftes Schiff, worin erzählt wird, wie die Züricher 1676 nach Strassburg zu einem Schützenfeste die viertägige Wasserfahrt in einem Tage machten, um einen in Zürich gekauften Hirsebrei noch warm dorthin zu bringen. (Bairische Zeitung, München 1865, Nr. 284-285.)
Erbsensack.
* Auf den Erbsensack knien müssen.
Erbstecken.
*3 Einen Erbstecken dreingesetzen.
„Wir sollen auff das flüchtige leben nicht bawen vnd trawen vnd vns beduncken lassen, es sey vns zur Ehe gegeben. Wir haben keine Erbstecken dreingesetzt.“ (Fischer, Psalter, 509, 4.)
Erbweisheit.
* Erbweisheit.
Es soll damit das auf dem Wege geschichtlicher Entwickelung Entstandene im Gegensatze vom theoretisch Erzeugten bezeichnet werden, besonders in Bezug auf Verfassung eines Landes. Das historische Wort kommt in der Thronrede vor, die der König Friedrich Wilhelm IV. am 11. April 1847 vor dem vereinigten Landtage gehalten hat. Die Stelle heisst: „Möchte doch das Beispiel des Einen glücklichen Landes, dessen Verfassung die Jahrhunderte und eine ›Erbweisheit‹ ohne Gleichen, aber kein Stück Papier gemacht haben, für uns unverloren sein und die Achtung finden, die es verdient.“ Am 15. April führt der Freiherr von Vincke das Wort in einer Rede als Erbweisheit der Engländer an. Nach Eberty, Geschichte des preussischen Staats, VII, 265, hat man aber später erfahren, dass nicht England, sondern Mecklenburg gemeint gewesen ist.
Erdapfel.
2 Der Erdapfel sagt: Sözst mich im April, so kim ich, wenn ich will; sözst mich im Maj, so kim ich gleih. (Oberösterr.) – Baumgarten, 48.
3 Erdäpfel und Kraut füllt dem Bauer die Haut. – Peter, I, 446.
4 Mit Erdappels en Brôd is zonder Nôd. (Franz. Flandern.) – Firmenich, III, 697, 4.
Erdbeben.
* Er will ein Erdbeben durch Schleussen ableiten.
Erdbeere.
5 Wenn die Erdbeeren gerathen, so gerathen die Trauben. – Kirchhofer, 316.
6 Wenn man keine Erdbeeren hat, mag man die Blätter verzehren. (Rumänien.) – Neue Freie Presse, 4592.
Die Blätter geben einen sehr lieblichen Thee.
Erde.
66 Alles, was auf erden ist, vergeht, lob, ehr vnd tugend ewig besteht. – C. Schulz, Die Spruchweisheit auf Münzen in Herrig, Archiv, LVI, 72.
67 Än der schwarzer Jêrd gerêt gât Kiren. – Schuster, 355.
Auch wol scherzhaftes Schmeichelwort für Brünetten, fast in dem Sinne wie Acker 9 u. 11.
68 Auf Erden lebt kein Menschenkind, an dem er keinen Mangel find. – Klix, 4224.
69 Die Erde ist mein Bett, der Himmel meine Decke, der Mantel mein Haus, der Wein mein ewiges Leben.
Soldatensprichwort aus dem Dreissigjährigen Kriege. (G. Freytag, Bilder, II, 77.)
70 Die Erde muss ihr Betttuch haben, soll sie der Winterschlummer laben. – Marienkalender, 1879, S. 9.
71 Fette Erde macht den Menschen faul.
72 Nur Erde füllt das gierige Auge.
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