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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] 27 Der Gevatter im Arsche, wenn das Kind gestorben ist. - Frischbier, 4271.

Poln.: W dupie komotr, kiedy dziecko zdechlo.

*28 Er träumt immer von Gevattern und ist doch kein Kind da.

D. h. er steht wie im Traume.

*29 Gevatter stehen.

Im Versatz sein. Die Uhr steht Gevatter, wenn sie sich in der Pfandanstalt befindet.

*30 Sie wird Gevatter stehen.

Wenn einer weiblichen Person die Schürze herunterhängt oder ein Schürzenband losgegangen ist.


Gevatterbrief.

*2 Einen Gevatterbrief erhalten.

Scherzhaft in dem Sinne für gerichtliche Vorladung.


Gevatterehre.

Gevatterehr macht den Beutel leer. - Egerbote, 1875, S. 63.


Gevatterin.

*3 Das is mein' Frau G'vatterin. (Steiermark.)

Ist mir sehr zuwider; wird sogar von Sachen gebraucht.


Gevattersleute.

1 Gevattersleute sind brave Leute; sie bringen bald das Geld mit. - Schles. Provinzial-Blätter, 1873, S. 239.

2 So machen's die Gevatterleut' in Püllen (Puglien, Apulien), der eine hält den Sack, der andere thut ihn füllen.

It.: Compar di Puglia l' un tiene e l' altro spoglia. (Giani, 1427.)


Gevatterschaft.

4 Die Gevatterschaft hat a End, 's Kind is in Dreck gefallen. (Nordwestl. Böhmen.)


Gewahr werden.

2 Dat sall 'n wol waohr waren, wenn en'n de Oss in 't Oog' stött.

Das soll man wol gewahr werden, wenn einem ein Ochse ins Auge stösst.


Gewähren.

5 Lat't gewähren, seggt Jan Heeren, mein Dochter is de Braut. - Kern, 142.


Gewährsmann.

Gewährsmann haben gilt nicht. - Simrock, 11161.


Gewalt.

157 A stärke G'wald dauat nöd läng. (Wien.)

158 Blinde Gewalt wird nicht alt.

"Blind stürzt die blinde Macht, ohn' alle Feindes Müh, die eigne Last zertrümmert sie."

Lat.: Vis mole praeceps it sua, expers consilii. (Sailer, Sprüche, 103.)

159 Der Gewalt muss man weichen (sonst fällt man unter ihren Streichen).

160 Do mi Gewalt an, denn do ick kein Sünn', söä' de Der'n. - Schlingmann, 278.

161 Entweder Gewalt, oder Geld, oder aus der Stadt die Reise. - Ausland, 1872, S. 1207.

Zur Schilderung des türkischen Regiments.

162 Gewalt brauchen, ist keine Schönheit. - Merx, 110.

163 Gewalt ist gemein Landrecht. - Dietrich, I, 234.

164 Gewalt mit Rath bricht überall durch. - Wirth, II, 177.

165 Gewalt thut, was ihr gefallt.

166 Gewalt, Unrecht und Tyranney lassen sich an keinen Genossen binden. - Wirth, II, 179.

167 Kommt zu Gewalt ein arger Mann, so ist der Arme übel dran.

168 Je strammer die Gewalt, je straffer der Hass. - Altmann VI, 402.

169 Mit Gewalt bekommt man keinen Eidam und wider Willen keinen Freund. - Bertram, 50.

170 Mit gewalt macht man vnrecht schlecht1. - Werdea, Biij.

1) Das Unrechte, Ungrade recht, schlicht.

171 Ueber rohe Gewalt siegt Weisheit bald.

Lat.: Saepe acri potior prudentia dextra. (Philippi, II, 161.)

172 Wan Gewalt nimbt die vberhandt, so ist Recht todt vnd nur ein tandt. - Loci comm., 202.

Lat.: Tunc ius calcatur, uiolentia cum dominatur. (Loci comm., 202.)

[Spaltenumbruch] 173 Was einer mit Gewalt nit kann erreichen, kann der andere mit List erschleichen. - Keil, 52.

174 Was Gewalt nicht kann erringen, kann man oft mit Ruh ersingen.

Lat.: Extorquet quies. (Sailer, Sprüche, 108, 54.)

175 Was Gewalt nicht vermag, das steckt List in den Sack.

Lat.: Leonina pellis non satis est, vulpina addenda. (Zenod.) (Philippi, II, 185.)

176 Wer die Gewalt hat, der hat auch das Recht, sagte Schinderhans, und nahm einem kleinen Buben sein Stut'n.


Gewaltig.

*5 Du bist auch gewaltig in deim haus, wie der von Ochsenstain, den warf man die stegen hinab. - Zimmerische Chronik, IV.

*6 Du bist gewaltig im Haus, wie der Abt von Ochsenhausen.


Gewaltige (der).

3 Wenn sich die gewaltigen rauffen, müssen die Bauern haar herleihen. - Mathesius, Postilla, CCLXIIIa.


Gewand.

4 Gewand, das fremd, ist wie ein Panzerhemd. - Wenzig, 80.

5 Neues Gewand, - neue Schand; neue Fünd, - neue Sünd; neue Scheun und Spott - neu Strafplage von Gott.

In Kriegk's Deutsches Bürgerthum im Mittelalter (1868), I, 32, heisst es: "Der Dominicaner Herp hat uns ein Sprichwort aufbewahrt, welches, an die gleichzeitige Kleiderpracht und die Entdeckung Amerikas anknüpfend, die neue Krankheit (die Franzosen, oder die bösen Blattern, Syphilis) als eine Strafe Gottes darstellt."

6 Wer viel Gewand hat, braucht einen grossen Kasten. (Rott-Thal.)


Gewässer.

3 Alle kleinen Gewässer laufen in die grossen.

Bei Tunnicius (63): Alle kleine water lopen in de groten. (Exigui manant fontes in flumina magna.)


Gewebe.

5 Ein Gewebe muss man so aufziehen, dass der gute Faden nach innen kommt.


Gewehr.

8 Das best Gewehr in Krieg und Streit ist Gottes Hilff und Dapfferkeit. - Gerlach, 61.

*9 Das Gewehr präsentiren.

*10 Sich aus der gewehr saufen. - Mathesius, Postilla, III, LXXXIIa.


Gewerbe.

Sich ein Gewerbe machen. (Pommern.)

D. i. einen Vorwand nehmen, um da oder dort hinzugehen, wo man eigentlich nichts zu thun hat u. dgl.


Gewerbsmann.

Gewerbsmann, der nicht lügen kann, bringt sein Gewerbe nicht voran.

It.: Artigiano che non mente, non ha mestier fra la gente. (Giani, 157.)


Gewesen.

15 Besser zweimal gewesen als einmal das Beste vergessen. - Storch, Freiknecht, I, 367.

*16 Er ist gewesen, wo der Pfeffer wächst. - Eiselein, 508.


Gewett.

4 Auf das Gewette kann der Richter kein Gewette fordern. (S. Richter 17.) - Graf, 322, 283.


Gewicht.

16 Voll Gewicht scheut die Prüfung nicht.


Gewinn.

104 Der Gewinn reucht von allen Sachen wohl.

Lat.: Lucri bonus odor ex re qualibet. (Herberger, Ib, 819.)

105 Ein kleiner Gewinn ist kein Verlust.

106 Es ist ein guter Gewinn, das Blei verkaufen für Zinn. - Heinmar, II, 72.

107 Es kann sich keiner des Gewinns rühmen, so lange er noch spielt. - Harssdörffer, 2338.

In dem Sinne: Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.

108 Gewinn und Verlust wohnen in Einem Hause.

[Spaltenumbruch] 27 Der Gevatter im Arsche, wenn das Kind gestorben ist.Frischbier, 4271.

Poln.: W dupie komotr, kiedy dziecko zdechło.

*28 Er träumt immer von Gevattern und ist doch kein Kind da.

D. h. er steht wie im Traume.

*29 Gevatter stehen.

Im Versatz sein. Die Uhr steht Gevatter, wenn sie sich in der Pfandanstalt befindet.

*30 Sie wird Gevatter stehen.

Wenn einer weiblichen Person die Schürze herunterhängt oder ein Schürzenband losgegangen ist.


Gevatterbrief.

*2 Einen Gevatterbrief erhalten.

Scherzhaft in dem Sinne für gerichtliche Vorladung.


Gevatterehre.

Gevatterehr macht den Beutel leer.Egerbote, 1875, S. 63.


Gevatterin.

*3 Dås is mein' Frau G'vatterin. (Steiermark.)

Ist mir sehr zuwider; wird sogar von Sachen gebraucht.


Gevattersleute.

1 Gevattersleute sind brave Leute; sie bringen bald das Geld mit.Schles. Provinzial-Blätter, 1873, S. 239.

2 So machen's die Gevatterleut' in Püllen (Puglien, Apulien), der eine hält den Sack, der andere thut ihn füllen.

It.: Compar di Puglia l' un tiene e l' altro spoglia. (Giani, 1427.)


Gevatterschaft.

4 Die Gevatterschaft hat a End, 's Kind is in Dreck gefallen. (Nordwestl. Böhmen.)


Gewahr werden.

2 Dat sall 'n wol waohr waren, wenn ên'n de Oss in 't Oog' stött.

Das soll man wol gewahr werden, wenn einem ein Ochse ins Auge stösst.


Gewähren.

5 Lât't gewähren, seggt Jan Heeren, mîn Dochter is de Brût.Kern, 142.


Gewährsmann.

Gewährsmann haben gilt nicht.Simrock, 11161.


Gewalt.

157 A stärke G'wald dauat nöd läng. (Wien.)

158 Blinde Gewalt wird nicht alt.

„Blind stürzt die blinde Macht, ohn' alle Feindes Müh, die eigne Last zertrümmert sie.“

Lat.: Vis mole praeceps it sua, expers consilii. (Sailer, Sprüche, 103.)

159 Der Gewalt muss man weichen (sonst fällt man unter ihren Streichen).

160 Do mi Gewalt an, denn do ick kein Sünn', söä' de Dêr'n.Schlingmann, 278.

161 Entweder Gewalt, oder Geld, oder aus der Stadt die Reise.Ausland, 1872, S. 1207.

Zur Schilderung des türkischen Regiments.

162 Gewalt brauchen, ist keine Schönheit.Merx, 110.

163 Gewalt ist gemein Landrecht.Dietrich, I, 234.

164 Gewalt mit Rath bricht überall durch.Wirth, II, 177.

165 Gewalt thut, was ihr gefallt.

166 Gewalt, Unrecht und Tyranney lassen sich an keinen Genossen binden.Wirth, II, 179.

167 Kommt zu Gewalt ein arger Mann, so ist der Arme übel dran.

168 Je strammer die Gewalt, je straffer der Hass.Altmann VI, 402.

169 Mit Gewalt bekommt man keinen Eidam und wider Willen keinen Freund.Bertram, 50.

170 Mit gewalt macht man vnrecht schlecht1.Werdea, Biij.

1) Das Unrechte, Ungrade recht, schlicht.

171 Ueber rohe Gewalt siegt Weisheit bald.

Lat.: Saepe acri potior prudentia dextra. (Philippi, II, 161.)

172 Wan Gewalt nimbt die vberhandt, so ist Recht todt vnd nur ein tandt.Loci comm., 202.

Lat.: Tunc ius calcatur, uiolentia cum dominatur. (Loci comm., 202.)

[Spaltenumbruch] 173 Was einer mit Gewalt nit kann erreichen, kann der andere mit List erschleichen.Keil, 52.

174 Was Gewalt nicht kann erringen, kann man oft mit Ruh ersingen.

Lat.: Extorquet quies. (Sailer, Sprüche, 108, 54.)

175 Was Gewalt nicht vermag, das steckt List in den Sack.

Lat.: Leonina pellis non satis est, vulpina addenda. (Zenod.) (Philippi, II, 185.)

176 Wer die Gewalt hat, der hat auch das Recht, sagte Schinderhans, und nahm einem kleinen Buben sein Stut'n.


Gewaltig.

*5 Du bist auch gewaltig in deim haus, wie der von Ochsenstain, den warf man die stegen hinab.Zimmerische Chronik, IV.

*6 Du bist gewaltig im Haus, wie der Abt von Ochsenhausen.


Gewaltige (der).

3 Wenn sich die gewaltigen rauffen, müssen die Bauern haar herleihen.Mathesius, Postilla, CCLXIIIa.


Gewand.

4 Gewand, das fremd, ist wie ein Panzerhemd.Wenzig, 80.

5 Neues Gewand, – neue Schand; neue Fünd, – neue Sünd; neue Scheun und Spott – neu Strafplage von Gott.

In Kriegk's Deutsches Bürgerthum im Mittelalter (1868), I, 32, heisst es: „Der Dominicaner Herp hat uns ein Sprichwort aufbewahrt, welches, an die gleichzeitige Kleiderpracht und die Entdeckung Amerikas anknüpfend, die neue Krankheit (die Franzosen, oder die bösen Blattern, Syphilis) als eine Strafe Gottes darstellt.“

6 Wer viel Gewand hat, braucht einen grossen Kasten. (Rott-Thal.)


Gewässer.

3 Alle kleinen Gewässer laufen in die grossen.

Bei Tunnicius (63): Alle kleine water lopen in de groten. (Exigui manant fontes in flumina magna.)


Gewebe.

5 Ein Gewebe muss man so aufziehen, dass der gute Faden nach innen kommt.


Gewehr.

8 Das best Gewehr in Krieg und Streit ist Gottes Hilff und Dapfferkeit.Gerlach, 61.

*9 Das Gewehr präsentiren.

*10 Sich aus der gewehr saufen.Mathesius, Postilla, III, LXXXIIa.


Gewerbe.

Sich ein Gewerbe machen. (Pommern.)

D. i. einen Vorwand nehmen, um da oder dort hinzugehen, wo man eigentlich nichts zu thun hat u. dgl.


Gewerbsmann.

Gewerbsmann, der nicht lügen kann, bringt sein Gewerbe nicht voran.

It.: Artigiano che non mente, non ha mestier fra la gente. (Giani, 157.)


Gewesen.

15 Besser zweimal gewesen als einmal das Beste vergessen.Storch, Freiknecht, I, 367.

*16 Er ist gewesen, wo der Pfeffer wächst.Eiselein, 508.


Gewett.

4 Auf das Gewette kann der Richter kein Gewette fordern. (S. Richter 17.)Graf, 322, 283.


Gewicht.

16 Voll Gewicht scheut die Prüfung nicht.


Gewinn.

104 Der Gewinn reucht von allen Sachen wohl.

Lat.: Lucri bonus odor ex re qualibet. (Herberger, Ib, 819.)

105 Ein kleiner Gewinn ist kein Verlust.

106 Es ist ein guter Gewinn, das Blei verkaufen für Zinn.Heinmar, II, 72.

107 Es kann sich keiner des Gewinns rühmen, so lange er noch spielt.Harssdörffer, 2338.

In dem Sinne: Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.

108 Gewinn und Verlust wohnen in Einem Hause.

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[[673]/0685] 27 Der Gevatter im Arsche, wenn das Kind gestorben ist. – Frischbier, 4271. Poln.: W dupie komotr, kiedy dziecko zdechło. *28 Er träumt immer von Gevattern und ist doch kein Kind da. D. h. er steht wie im Traume. *29 Gevatter stehen. Im Versatz sein. Die Uhr steht Gevatter, wenn sie sich in der Pfandanstalt befindet. *30 Sie wird Gevatter stehen. Wenn einer weiblichen Person die Schürze herunterhängt oder ein Schürzenband losgegangen ist. Gevatterbrief. *2 Einen Gevatterbrief erhalten. Scherzhaft in dem Sinne für gerichtliche Vorladung. Gevatterehre. Gevatterehr macht den Beutel leer. – Egerbote, 1875, S. 63. Gevatterin. *3 Dås is mein' Frau G'vatterin. (Steiermark.) Ist mir sehr zuwider; wird sogar von Sachen gebraucht. Gevattersleute. 1 Gevattersleute sind brave Leute; sie bringen bald das Geld mit. – Schles. Provinzial-Blätter, 1873, S. 239. 2 So machen's die Gevatterleut' in Püllen (Puglien, Apulien), der eine hält den Sack, der andere thut ihn füllen. It.: Compar di Puglia l' un tiene e l' altro spoglia. (Giani, 1427.) Gevatterschaft. 4 Die Gevatterschaft hat a End, 's Kind is in Dreck gefallen. (Nordwestl. Böhmen.) Gewahr werden. 2 Dat sall 'n wol waohr waren, wenn ên'n de Oss in 't Oog' stött. Das soll man wol gewahr werden, wenn einem ein Ochse ins Auge stösst. Gewähren. 5 Lât't gewähren, seggt Jan Heeren, mîn Dochter is de Brût. – Kern, 142. Gewährsmann. Gewährsmann haben gilt nicht. – Simrock, 11161. Gewalt. 157 A stärke G'wald dauat nöd läng. (Wien.) 158 Blinde Gewalt wird nicht alt. „Blind stürzt die blinde Macht, ohn' alle Feindes Müh, die eigne Last zertrümmert sie.“ Lat.: Vis mole praeceps it sua, expers consilii. (Sailer, Sprüche, 103.) 159 Der Gewalt muss man weichen (sonst fällt man unter ihren Streichen). 160 Do mi Gewalt an, denn do ick kein Sünn', söä' de Dêr'n. – Schlingmann, 278. 161 Entweder Gewalt, oder Geld, oder aus der Stadt die Reise. – Ausland, 1872, S. 1207. Zur Schilderung des türkischen Regiments. 162 Gewalt brauchen, ist keine Schönheit. – Merx, 110. 163 Gewalt ist gemein Landrecht. – Dietrich, I, 234. 164 Gewalt mit Rath bricht überall durch. – Wirth, II, 177. 165 Gewalt thut, was ihr gefallt. 166 Gewalt, Unrecht und Tyranney lassen sich an keinen Genossen binden. – Wirth, II, 179. 167 Kommt zu Gewalt ein arger Mann, so ist der Arme übel dran. 168 Je strammer die Gewalt, je straffer der Hass. – Altmann VI, 402. 169 Mit Gewalt bekommt man keinen Eidam und wider Willen keinen Freund. – Bertram, 50. 170 Mit gewalt macht man vnrecht schlecht1. – Werdea, Biij. 1) Das Unrechte, Ungrade recht, schlicht. 171 Ueber rohe Gewalt siegt Weisheit bald. Lat.: Saepe acri potior prudentia dextra. (Philippi, II, 161.) 172 Wan Gewalt nimbt die vberhandt, so ist Recht todt vnd nur ein tandt. – Loci comm., 202. Lat.: Tunc ius calcatur, uiolentia cum dominatur. (Loci comm., 202.) 173 Was einer mit Gewalt nit kann erreichen, kann der andere mit List erschleichen. – Keil, 52. 174 Was Gewalt nicht kann erringen, kann man oft mit Ruh ersingen. Lat.: Extorquet quies. (Sailer, Sprüche, 108, 54.) 175 Was Gewalt nicht vermag, das steckt List in den Sack. Lat.: Leonina pellis non satis est, vulpina addenda. (Zenod.) (Philippi, II, 185.) 176 Wer die Gewalt hat, der hat auch das Recht, sagte Schinderhans, und nahm einem kleinen Buben sein Stut'n. Gewaltig. *5 Du bist auch gewaltig in deim haus, wie der von Ochsenstain, den warf man die stegen hinab. – Zimmerische Chronik, IV. *6 Du bist gewaltig im Haus, wie der Abt von Ochsenhausen. Gewaltige (der). 3 Wenn sich die gewaltigen rauffen, müssen die Bauern haar herleihen. – Mathesius, Postilla, CCLXIIIa. Gewand. 4 Gewand, das fremd, ist wie ein Panzerhemd. – Wenzig, 80. 5 Neues Gewand, – neue Schand; neue Fünd, – neue Sünd; neue Scheun und Spott – neu Strafplage von Gott. In Kriegk's Deutsches Bürgerthum im Mittelalter (1868), I, 32, heisst es: „Der Dominicaner Herp hat uns ein Sprichwort aufbewahrt, welches, an die gleichzeitige Kleiderpracht und die Entdeckung Amerikas anknüpfend, die neue Krankheit (die Franzosen, oder die bösen Blattern, Syphilis) als eine Strafe Gottes darstellt.“ 6 Wer viel Gewand hat, braucht einen grossen Kasten. (Rott-Thal.) Gewässer. 3 Alle kleinen Gewässer laufen in die grossen. Bei Tunnicius (63): Alle kleine water lopen in de groten. (Exigui manant fontes in flumina magna.) Gewebe. 5 Ein Gewebe muss man so aufziehen, dass der gute Faden nach innen kommt. Gewehr. 8 Das best Gewehr in Krieg und Streit ist Gottes Hilff und Dapfferkeit. – Gerlach, 61. *9 Das Gewehr präsentiren. *10 Sich aus der gewehr saufen. – Mathesius, Postilla, III, LXXXIIa. Gewerbe. Sich ein Gewerbe machen. (Pommern.) D. i. einen Vorwand nehmen, um da oder dort hinzugehen, wo man eigentlich nichts zu thun hat u. dgl. Gewerbsmann. Gewerbsmann, der nicht lügen kann, bringt sein Gewerbe nicht voran. It.: Artigiano che non mente, non ha mestier fra la gente. (Giani, 157.) Gewesen. 15 Besser zweimal gewesen als einmal das Beste vergessen. – Storch, Freiknecht, I, 367. *16 Er ist gewesen, wo der Pfeffer wächst. – Eiselein, 508. Gewett. 4 Auf das Gewette kann der Richter kein Gewette fordern. (S. Richter 17.) – Graf, 322, 283. Gewicht. 16 Voll Gewicht scheut die Prüfung nicht. Gewinn. 104 Der Gewinn reucht von allen Sachen wohl. Lat.: Lucri bonus odor ex re qualibet. (Herberger, Ib, 819.) 105 Ein kleiner Gewinn ist kein Verlust. 106 Es ist ein guter Gewinn, das Blei verkaufen für Zinn. – Heinmar, II, 72. 107 Es kann sich keiner des Gewinns rühmen, so lange er noch spielt. – Harssdörffer, 2338. In dem Sinne: Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. 108 Gewinn und Verlust wohnen in Einem Hause.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [673]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/685>, abgerufen am 22.11.2024.