Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch] 116 Geduld, den Nagel will ich dir stecken, dass du weisst, er ist gesteckt. - Gotthelf, Käthi, II, 154. *117 Dar hett än Nagel im Kopp, 's hangt oder nischt dran. (Oberharz.) Der hat einen Nagel im Kopf, es hängt aber nichts dran. Von eingebildeten Narren. *118 Einem alles auf'm Nagel hererzählen. - Dietrich, I, 440. *119 Mit einem Nagel in einem Geschwür, einer Wunde, im Auge herumfahren. D. i. den Schmerz empfindlicher machen, ein Uebel, ein Unglück, Leid des Menschen steigern, erneuern. Lat.: Unguis in ulcere. (Cic.) (Erasm., 540; Hanzely, 161; Philippi, II, 233.) Nagelbohrer. Ich bin's, ich suche meinen Nagelbohrer, antwortete der Zimmermann, als man auf der Bühne fragte: Ha, wer schleicht dort? Angeblich in Dresden entstanden. Als in der Vorstellung der Räuber von Schiller der Hofschauspieler Pauli als Franz Moor angsterfüllt die Worte ausstiess: "Ha, wer schleicht dort," antwortete der Theaterzimmermann hinter den Coulissen: "Ich bin's, ich suche meinen Nagelbohrer." Nahe. 10 Je neher man zum feuhre sitzt, jemehr man auch empfindt der hitz. Lat.: Feruidior locus est, cui propior focus est. (Loci comm., 90.) 11 Möten em näger koamen, söä' de Sparling, un bute 'n Köster in 'n Oars. - Schlingmann, 1314. Nähen. 13 Er näht, wie der Schneider Puff; was er heut näht, geht morgen wieder uff. - Horn, Gesammelte Erzählungen, X, 88. Nahrung. 34 Wenig Nahrung, ein freier Kopf. - Merx, 143. 35 Die Nahrung ist mancherley. - Kirchhof, Wendvnmut, I, 453. *36 Da ist gute Nahrung. - Pauli, Schimpff, 264. So dachten nämlich die Buhlen, als ein Vater seiner hässlichen Tochter, um die sich kein Freier meldete, ein grosses Vermögen testirt hatte. *37 Einen in Nahrung setzen. Ihm etwas zu verdienen geben. Ironisch: Jemands Hülfe in Anspruch nehmen, z. B. Geld von ihm borgen. Naht. 16 Die Nähte sind aus dem Sack gegangen. In einer von der Pfaffenpartei Oberschlesiens gegen den Herzog von Ratibor und zu Gunsten des geistlichen Raths Müller veröffentlichten Wahlansprache heisst es: "Die Nähte sind aus dem Sack gegangen, und es hat sich gezeigt, mit wem es der Herzog hält." (Schles. Zeitung, 1872, Nr. 66.) *17 Einem auf die Nähte gehen. (Köthen.) Name. 107 Die Namen eines Narren findet man an allen Scharren. (Rheinpfalz.) 108 Ein guter Nam', ein gutes ahnen. - Henisch, 33, 15. 109 Für einen adeligen Namen gibt man gern einen goldenen Rahmen. Ein reicher Bürger gibt seiner Tochter gern eine reiche Aussteuer, wenn sie einen armen Edelmann zum Mann bekommt und eine Frau von wird. Die Polen drücken denselben Gedanken durch den Spruch aus: Für Chodkiewitscher Groschen ist auch des Zaranko Name schön. (Za Chodkiewiczowy hroszy, i Zaranko staw choroszy. Awd, 10.) Anlass zu diesem Sprichwort gab Kas. Zaranek Horbowski, Starost von Zmada, der sich, selbst ohne Vermögen, mit einer reichen Litauerin verband. 110 Mein rechter Name ist mir nicht eingefallen, sagte der Angeklagte, als ihn der Richter fragte, warum er dem Polizeimann einen falschen Namen genannt habe. 111 Namen sind Rahmen. 112 Wer den Namen ausreisst (schmäht), dem reiss das Auge aus. - Merx, 151. *113 Dat hett enen groten Namen. - Dähnert, 323b. Es scheint viel zu sein, ist es aber nicht. 114 He will den Namen nig hebben. - Dähnert, 323b. Er will nicht für den Urheber gehalten sein. [Spaltenumbruch] Napoleon. 2 Hätt' ich Napoleon's Macht, pariser Pracht, Rothschild's Geld, so wär' ich Herr der ganzen Welt. - Denksprüche in Reimen, 1828. Narciss. * Der Narciss des Tintenfasses. Als solcher wurde (1876) der Kanzler von Russland, Fürst Michael Gortschakow, bezeichnet, denn "er besitzt die Kunstgriffe und zugleich die Schwächen eines Schriftstellers; er legt alle Sorgfalt auf die Wahl des Wortes, er feilt und glättet seine Phrase, er spiegelt und bewundert sich in seinen Schriftstücken." (Bohemia, 1876, Nr. 261.) Narr. 1310 A Narr hört sich gern lobe. Lat.: Gaudet stultus, dum laudatur. 1311 A Narr hot a schön Weib. (Warschau.) Man will bemerkt haben, dass Narren in der Regel schöne Frauen haben. 1312 A Narr känn män nit ausgenarren. (Warschau.) D. i. durch List ausforschen. Seine Dummheit entzieht sich jeder Berechnung. 1313 Das sind Narren, die anfangen und nicht beharren. - Lausch, 2. 1314 Dem Narren ist jeder Tag ein Festtag (Beiram). - Merx, 11. 1315 Der Narren Bericht macht Vorsicht zur Pflicht. It.: A pazzo relatore, savio ascoltatore. (Giani, 1305.) 1316 Der Narr bleibt in des Sultans Harem ein Junggesell. (Rumänisch.) - Franzos, Vom Don zur Donau. 1317 Der Narr hat's vollbracht, während der Kluge gedacht. Span.: Mentre il discreto piensa, haze el necio la hazienda. (Zeiller, I, 514.) 1318 Der Narr mag auf-, mag abwärtsgehn, man wird ihn niemals schwitzen sehn. - Schuller, 45. 1319 Der Narr möchte am liebsten den Leuten die Zunge ausschneiden, damit sie ihn nicht tadeln könnten; der Weise sucht so wenig als möglich Stoff zum Tadel zu geben. Lat.: Linguas proscinde, sed cave. (Sailer, Sprüche, 134, 126.) 1320 Der Narren ist gut müssig gehen. - Zeiller, I, 514. 1321 Die Narren knüpfen die Knoten und die Weisen lösen sie auf. 1322 Die Narren lachen ohne Ursach. - Mayer, II, 9. 1323 Die narren muessen getriben und geiebt sein, oder sie verderben und verligen sonst. - Zimmerische Chronik, IV. 1324 Dreierlei Narren sind: die, so fragen, wie es Einem gehe, den sie für Augen sehen; die, welche fragen, wie viel es schlage, wenn sie die Uhr haben, oder schlagen hören; die, welche antworten, ehe man die Frage völlig ausgeredet hat. - Harssdörffer, 291, 1403. 1325 Ein einziger Narr kann einen Felsen ins Wasser rollen, den tausend Weise nicht herausbringen. - Franzos, Vom Don zur Donau. 1326 Ein Narr denkt wie ein Truthahn. - Lausch, 134. 1327 Ein Narr des Weines viel verschlingt, ein grössrer Narr ist, der ihn bringt. - Schuller, 45. 1328 Ein Narr erwirbt zuweilen Geld, doch niemals er's zusammenhält. - Schuller, 45. 1329 Ein Narr ist, der gibt; ein grösserer aber, der nicht nimmt. Böhm.: Blazen dava, moudry bere. - Blazen kdo dava, vetsi kdo nebere. - Blazen kdo dava, kdo nebere, dva. (Celakovsky, 48.) Poln.: Madry bierze, a glupi daje. (Celakovsky, 48.) Span.: Mucho piede el loco, mas loco es el que lo da. (Celakovsky, 48.) 1330 Ein Narr ist ein Narr, ob glatt oder kraus, ob drin, ob drauss. Die Polen haben zur Bezeichnung von etwas Ungeschicktem, Tölpelhaftem den Ausdruck Kandyba. Der Oberst Kandyba in der Ukraine hatte grosse, ungeschlachte Pferde. Auf einen aus der Familie Kandyba ist ein russischer Vers gemünzt, der ebenfalls zum Sprichwort geworden: Czy ryba, czy rak, Kandyba durak; czy rak, czy ryba, durak Kandyba; czy sjak, czy tak, Kandyba durak. D. i.: Ob Fisch, ob Krebs, [Spaltenumbruch] 116 Geduld, den Nagel will ich dir stecken, dass du weisst, er ist gesteckt. – Gotthelf, Käthi, II, 154. *117 Dar hett än Nagel im Kopp, 's hangt oder nischt dran. (Oberharz.) Der hat einen Nagel im Kopf, es hängt aber nichts dran. Von eingebildeten Narren. *118 Einem alles auf'm Nagel hererzählen. – Dietrich, I, 440. *119 Mit einem Nagel in einem Geschwür, einer Wunde, im Auge herumfahren. D. i. den Schmerz empfindlicher machen, ein Uebel, ein Unglück, Leid des Menschen steigern, erneuern. Lat.: Unguis in ulcere. (Cic.) (Erasm., 540; Hanzely, 161; Philippi, II, 233.) Nagelbohrer. Ich bin's, ich suche meinen Nagelbohrer, antwortete der Zimmermann, als man auf der Bühne fragte: Ha, wer schleicht dort? Angeblich in Dresden entstanden. Als in der Vorstellung der Räuber von Schiller der Hofschauspieler Pauli als Franz Moor angsterfüllt die Worte ausstiess: „Ha, wer schleicht dort,“ antwortete der Theaterzimmermann hinter den Coulissen: „Ich bin's, ich suche meinen Nagelbohrer.“ Nahe. 10 Je neher man zum feuhre sitzt, jemehr man auch empfindt der hitz. Lat.: Feruidior locus est, cui propior focus est. (Loci comm., 90.) 11 Möten em näger koamen, söä' de Sparling, un bute 'n Köster in 'n Oars. – Schlingmann, 1314. Nähen. 13 Er näht, wie der Schneider Puff; was er heut näht, geht morgen wieder uff. – Horn, Gesammelte Erzählungen, X, 88. Nahrung. 34 Wenig Nahrung, ein freier Kopf. – Merx, 143. 35 Die Nahrung ist mancherley. – Kirchhof, Wendvnmut, I, 453. *36 Da ist gute Nahrung. – Pauli, Schimpff, 264. So dachten nämlich die Buhlen, als ein Vater seiner hässlichen Tochter, um die sich kein Freier meldete, ein grosses Vermögen testirt hatte. *37 Einen in Nahrung setzen. Ihm etwas zu verdienen geben. Ironisch: Jemands Hülfe in Anspruch nehmen, z. B. Geld von ihm borgen. Naht. 16 Die Nähte sind aus dem Sack gegangen. In einer von der Pfaffenpartei Oberschlesiens gegen den Herzog von Ratibor und zu Gunsten des geistlichen Raths Müller veröffentlichten Wahlansprache heisst es: „Die Nähte sind aus dem Sack gegangen, und es hat sich gezeigt, mit wem es der Herzog hält.“ (Schles. Zeitung, 1872, Nr. 66.) *17 Einem auf die Nähte gehen. (Köthen.) Name. 107 Die Namen eines Narren findet man an allen Scharren. (Rheinpfalz.) 108 Ein guter Nam', ein gutes ahnen. – Henisch, 33, 15. 109 Für einen adeligen Namen gibt man gern einen goldenen Rahmen. Ein reicher Bürger gibt seiner Tochter gern eine reiche Aussteuer, wenn sie einen armen Edelmann zum Mann bekommt und eine Frau von wird. Die Polen drücken denselben Gedanken durch den Spruch aus: Für Chodkiewitscher Groschen ist auch des Zaranko Name schön. (Za Chodkiewiczowy hroszy, i Zaranko staw choroszy. Awd, 10.) Anlass zu diesem Sprichwort gab Kas. Zaranek Horbowski, Starost von Żmada, der sich, selbst ohne Vermögen, mit einer reichen Litauerin verband. 110 Mein rechter Name ist mir nicht eingefallen, sagte der Angeklagte, als ihn der Richter fragte, warum er dem Polizeimann einen falschen Namen genannt habe. 111 Namen sind Rahmen. 112 Wer den Namen ausreisst (schmäht), dem reiss das Auge aus. – Merx, 151. *113 Dat hett enen groten Namen. – Dähnert, 323b. Es scheint viel zu sein, ist es aber nicht. 114 He will den Namen nig hebben. – Dähnert, 323b. Er will nicht für den Urheber gehalten sein. [Spaltenumbruch] Napoleon. 2 Hätt' ich Napoleon's Macht, pariser Pracht, Rothschild's Geld, so wär' ich Herr der ganzen Welt. – Denksprüche in Reimen, 1828. Narciss. * Der Narciss des Tintenfasses. Als solcher wurde (1876) der Kanzler von Russland, Fürst Michael Gortschakow, bezeichnet, denn „er besitzt die Kunstgriffe und zugleich die Schwächen eines Schriftstellers; er legt alle Sorgfalt auf die Wahl des Wortes, er feilt und glättet seine Phrase, er spiegelt und bewundert sich in seinen Schriftstücken.“ (Bohemia, 1876, Nr. 261.) Narr. 1310 A Narr hört sich gern lobe. Lat.: Gaudet stultus, dum laudatur. 1311 A Narr hot a schön Weib. (Warschau.) Man will bemerkt haben, dass Narren in der Regel schöne Frauen haben. 1312 A Narr känn män nit ausgenarren. (Warschau.) D. i. durch List ausforschen. Seine Dummheit entzieht sich jeder Berechnung. 1313 Das sind Narren, die anfangen und nicht beharren. – Lausch, 2. 1314 Dem Narren ist jeder Tag ein Festtag (Beiram). – Merx, 11. 1315 Der Narren Bericht macht Vorsicht zur Pflicht. It.: A pazzo relatore, savio ascoltatore. (Giani, 1305.) 1316 Der Narr bleibt in des Sultans Harem ein Junggesell. (Rumänisch.) – Franzos, Vom Don zur Donau. 1317 Der Narr hat's vollbracht, während der Kluge gedacht. Span.: Mentre il discreto piensa, haze el necio la hazienda. (Zeiller, I, 514.) 1318 Der Narr mag auf-, mag abwärtsgehn, man wird ihn niemals schwitzen sehn. – Schuller, 45. 1319 Der Narr möchte am liebsten den Leuten die Zunge ausschneiden, damit sie ihn nicht tadeln könnten; der Weise sucht so wenig als möglich Stoff zum Tadel zu geben. Lat.: Linguas proscinde, sed cave. (Sailer, Sprüche, 134, 126.) 1320 Der Narren ist gut müssig gehen. – Zeiller, I, 514. 1321 Die Narren knüpfen die Knoten und die Weisen lösen sie auf. 1322 Die Narren lachen ohne Ursach. – Mayer, II, 9. 1323 Die narren muessen getriben und geiebt sein, oder sie verderben und verligen sonst. – Zimmerische Chronik, IV. 1324 Dreierlei Narren sind: die, so fragen, wie es Einem gehe, den sie für Augen sehen; die, welche fragen, wie viel es schlage, wenn sie die Uhr haben, oder schlagen hören; die, welche antworten, ehe man die Frage völlig ausgeredet hat. – Harssdörffer, 291, 1403. 1325 Ein einziger Narr kann einen Felsen ins Wasser rollen, den tausend Weise nicht herausbringen. – Franzos, Vom Don zur Donau. 1326 Ein Narr denkt wie ein Truthahn. – Lausch, 134. 1327 Ein Narr des Weines viel verschlingt, ein grössrer Narr ist, der ihn bringt. – Schuller, 45. 1328 Ein Narr erwirbt zuweilen Geld, doch niemals er's zusammenhält. – Schuller, 45. 1329 Ein Narr ist, der gibt; ein grösserer aber, der nicht nimmt. Böhm.: Blázen dává, moudrý béře. – Blázen kdo dává, vètší kdo nebéře. – Blázen kdo dává, kdo nebéře, dva. (Čelakovský, 48.) Poln.: Mądry bierze, a głupi daje. (Čelakovský, 48.) Span.: Mucho piede el loco, mas loco es el que lo da. (Čelakovský, 48.) 1330 Ein Narr ist ein Narr, ob glatt oder kraus, ob drin, ob drauss. Die Polen haben zur Bezeichnung von etwas Ungeschicktem, Tölpelhaftem den Ausdruck Kandyba. Der Oberst Kandyba in der Ukraine hatte grosse, ungeschlachte Pferde. Auf einen aus der Familie Kandyba ist ein russischer Vers gemünzt, der ebenfalls zum Sprichwort geworden: Czy ryba, czy rak, Kandyba durak; czy rak, czy ryba, durak Kandyba; czy sjak, czy tak, Kandyba durak. D. i.: Ob Fisch, ob Krebs, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0826" n="[814]"/><cb n="1627"/> 116 Geduld, <hi rendition="#g">den</hi> Nagel will ich dir stecken, dass du weisst, er ist gesteckt.</hi> – <hi rendition="#i">Gotthelf, Käthi, II, 154.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*117 Dar hett än Nagel im Kopp, 's hangt oder nischt dran.</hi> (<hi rendition="#i">Oberharz.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Der hat einen Nagel im Kopf, es hängt aber nichts dran. Von eingebildeten Narren.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*118 Einem alles auf'm Nagel hererzählen. – Dietrich, I, 440.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*119 Mit einem Nagel in einem Geschwür, einer Wunde, im Auge herumfahren.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">D. i. den Schmerz empfindlicher machen, ein Uebel, ein Unglück, Leid des Menschen steigern, erneuern.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Unguis in ulcere. (<hi rendition="#i">Cic.</hi>) (<hi rendition="#i">Erasm., 540; Hanzely, 161; Philippi, II, 233.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nagelbohrer.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Ich bin's, ich suche meinen Nagelbohrer, antwortete der Zimmermann, als man auf der Bühne fragte: Ha, wer schleicht dort?</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Angeblich in Dresden entstanden. Als in der Vorstellung der <hi rendition="#i">Räuber</hi> von <hi rendition="#i">Schiller</hi> der Hofschauspieler Pauli als Franz Moor angsterfüllt die Worte ausstiess: „Ha, wer schleicht dort,“ antwortete der Theaterzimmermann hinter den Coulissen: „Ich bin's, ich suche meinen Nagelbohrer.“</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nahe.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Je neher man zum feuhre sitzt, jemehr man auch empfindt der hitz.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Feruidior locus est, cui propior focus est. (<hi rendition="#i">Loci comm., 90.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Möten em näger koamen, söä' de Sparling, un bute 'n Köster in 'n Oars.</hi> – <hi rendition="#i">Schlingmann, 1314.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nähen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Er näht, wie der Schneider Puff; was er heut näht, geht morgen wieder uff.</hi> – <hi rendition="#i">Horn, Gesammelte Erzählungen, X, 88.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nahrung.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">34 Wenig Nahrung, ein freier Kopf.</hi> – <hi rendition="#i">Merx, 143.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">35 Die Nahrung ist mancherley.</hi> – <hi rendition="#i">Kirchhof, Wendvnmut, I, 453.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*36 Da ist gute Nahrung. – Pauli, Schimpff, 264.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">So dachten nämlich die Buhlen, als ein Vater seiner hässlichen Tochter, um die sich kein Freier meldete, ein grosses Vermögen testirt hatte.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*37 Einen in Nahrung setzen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Ihm etwas zu verdienen geben. Ironisch: Jemands Hülfe in Anspruch nehmen, z. B. Geld von ihm borgen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Naht.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Die Nähte sind aus dem Sack gegangen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">In einer von der Pfaffenpartei Oberschlesiens gegen den Herzog von Ratibor und zu Gunsten des geistlichen Raths Müller veröffentlichten Wahlansprache heisst es: „Die Nähte sind aus dem Sack gegangen, und es hat sich gezeigt, mit wem es der Herzog hält.“ (<hi rendition="#i">Schles. Zeitung, 1872, Nr. 66.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 Einem auf die Nähte gehen.</hi> (<hi rendition="#i">Köthen.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Name.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">107 Die Namen eines Narren findet man an allen Scharren.</hi> (<hi rendition="#i">Rheinpfalz.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">108 Ein guter Nam', ein gutes ahnen.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 33, 15.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">109 Für einen adeligen Namen gibt man gern einen goldenen Rahmen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Ein reicher Bürger gibt seiner Tochter gern eine reiche Aussteuer, wenn sie einen armen Edelmann zum Mann bekommt und eine Frau <hi rendition="#g">von</hi> wird. Die Polen drücken denselben Gedanken durch den Spruch aus: Für Chodkiewitscher Groschen ist auch des Zaranko Name schön. (Za Chodkiewiczowy hroszy, i Zaranko staw choroszy. <hi rendition="#i">Awd, 10.</hi>) Anlass zu diesem Sprichwort gab Kas. Zaranek Horbowski, Starost von Żmada, der sich, selbst ohne Vermögen, mit einer reichen Litauerin verband.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">110 Mein rechter Name ist mir nicht eingefallen, sagte der Angeklagte, als ihn der Richter fragte, warum er dem Polizeimann einen falschen Namen genannt habe.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">111 Namen sind Rahmen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">112 Wer den Namen ausreisst (schmäht), dem reiss das Auge aus.</hi> – <hi rendition="#i">Merx, 151.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*113 Dat hett enen groten Namen. – Dähnert, 323<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Es scheint viel zu sein, ist es aber nicht.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">114 He will den Namen nig hebben.</hi> – <hi rendition="#i">Dähnert, 323<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Er will nicht für den Urheber gehalten sein.</p><lb/> <cb n="1628"/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Napoleon.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Hätt' ich Napoleon's Macht, pariser Pracht, Rothschild's Geld, so wär' ich Herr der ganzen Welt.</hi> – <hi rendition="#i">Denksprüche in Reimen, 1828.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Narciss.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Der Narciss des Tintenfasses.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Als solcher wurde (1876) der Kanzler von Russland, Fürst Michael Gortschakow, bezeichnet, denn „er besitzt die Kunstgriffe und zugleich die Schwächen eines Schriftstellers; er legt alle Sorgfalt auf die Wahl des Wortes, er feilt und glättet seine Phrase, er spiegelt und bewundert sich in seinen Schriftstücken.“ (<hi rendition="#i">Bohemia, 1876, Nr. 261.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Narr.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1310 A Narr hört sich gern lobe.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Gaudet stultus, dum laudatur.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1311 A Narr hot a schön Weib.</hi> (<hi rendition="#i">Warschau.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Man will bemerkt haben, dass Narren in der Regel schöne Frauen haben.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1312 A Narr känn män nit ausgenarren.</hi> (<hi rendition="#i">Warschau.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">D. i. durch List ausforschen. Seine Dummheit entzieht sich jeder Berechnung.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1313 Das sind Narren, die anfangen und nicht beharren.</hi> – <hi rendition="#i">Lausch, 2.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1314 Dem Narren ist jeder Tag ein Festtag (Beiram).</hi> – <hi rendition="#i">Merx, 11.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1315 Der Narren Bericht macht Vorsicht zur Pflicht.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: A pazzo relatore, savio ascoltatore. (<hi rendition="#i">Giani, 1305.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1316 Der Narr bleibt in des Sultans Harem ein Junggesell.</hi> (<hi rendition="#i">Rumänisch.</hi>) – <hi rendition="#i">Franzos, Vom Don zur Donau.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1317 Der Narr hat's vollbracht, während der Kluge gedacht.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Mentre il discreto piensa, haze el necio la hazienda. (<hi rendition="#i">Zeiller, I, 514.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1318 Der Narr mag auf-, mag abwärtsgehn, man wird ihn niemals schwitzen sehn.</hi> – <hi rendition="#i">Schuller, 45.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1319 Der Narr möchte am liebsten den Leuten die Zunge ausschneiden, damit sie ihn nicht tadeln könnten; der Weise sucht so wenig als möglich Stoff zum Tadel zu geben.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Linguas proscinde, sed cave. (<hi rendition="#i">Sailer, Sprüche, 134, 126.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1320 Der Narren ist gut müssig gehen.</hi> – <hi rendition="#i">Zeiller, I, 514.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1321 Die Narren knüpfen die Knoten und die Weisen lösen sie auf.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1322 Die Narren lachen ohne Ursach.</hi> – <hi rendition="#i">Mayer, II, 9.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1323 Die narren muessen getriben und geiebt sein, oder sie verderben und verligen sonst.</hi> – <hi rendition="#i">Zimmerische Chronik, IV.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1324 Dreierlei Narren sind: die, so fragen, wie es Einem gehe, den sie für Augen sehen; die, welche fragen, wie viel es schlage, wenn sie die Uhr haben, oder schlagen hören; die, welche antworten, ehe man die Frage völlig ausgeredet hat.</hi> – <hi rendition="#i">Harssdörffer, 291, 1403.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1325 Ein einziger Narr kann einen Felsen ins Wasser rollen, den tausend Weise nicht herausbringen.</hi> – <hi rendition="#i">Franzos, Vom Don zur Donau.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1326 Ein Narr denkt wie ein Truthahn.</hi> – <hi rendition="#i">Lausch, 134.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1327 Ein Narr des Weines viel verschlingt, ein grössrer Narr ist, der ihn bringt.</hi> – <hi rendition="#i">Schuller, 45.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1328 Ein Narr erwirbt zuweilen Geld, doch niemals er's zusammenhält.</hi> – <hi rendition="#i">Schuller, 45.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1329 Ein Narr ist, der gibt; ein grösserer aber, der nicht nimmt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Blázen dává, moudrý béře. – Blázen kdo dává, vètší kdo nebéře. – Blázen kdo dává, kdo nebéře, dva. (<hi rendition="#i">Čelakovský, 48.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Mądry bierze, a głupi daje. (<hi rendition="#i">Čelakovský, 48.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Mucho piede el loco, mas loco es el que lo da. (<hi rendition="#i">Čelakovský, 48.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1330 Ein Narr ist ein Narr, ob glatt oder kraus, ob drin, ob drauss.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Die Polen haben zur Bezeichnung von etwas Ungeschicktem, Tölpelhaftem den Ausdruck Kandyba. Der Oberst Kandyba in der Ukraine hatte grosse, ungeschlachte Pferde. Auf einen aus der Familie Kandyba ist ein russischer Vers gemünzt, der ebenfalls zum Sprichwort geworden: Czy ryba, czy rak, Kandyba durak; czy rak, czy ryba, durak Kandyba; czy sjak, czy tak, Kandyba durak. D. i.: Ob Fisch, ob Krebs, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[814]/0826]
116 Geduld, den Nagel will ich dir stecken, dass du weisst, er ist gesteckt. – Gotthelf, Käthi, II, 154.
*117 Dar hett än Nagel im Kopp, 's hangt oder nischt dran. (Oberharz.)
Der hat einen Nagel im Kopf, es hängt aber nichts dran. Von eingebildeten Narren.
*118 Einem alles auf'm Nagel hererzählen. – Dietrich, I, 440.
*119 Mit einem Nagel in einem Geschwür, einer Wunde, im Auge herumfahren.
D. i. den Schmerz empfindlicher machen, ein Uebel, ein Unglück, Leid des Menschen steigern, erneuern.
Lat.: Unguis in ulcere. (Cic.) (Erasm., 540; Hanzely, 161; Philippi, II, 233.)
Nagelbohrer.
Ich bin's, ich suche meinen Nagelbohrer, antwortete der Zimmermann, als man auf der Bühne fragte: Ha, wer schleicht dort?
Angeblich in Dresden entstanden. Als in der Vorstellung der Räuber von Schiller der Hofschauspieler Pauli als Franz Moor angsterfüllt die Worte ausstiess: „Ha, wer schleicht dort,“ antwortete der Theaterzimmermann hinter den Coulissen: „Ich bin's, ich suche meinen Nagelbohrer.“
Nahe.
10 Je neher man zum feuhre sitzt, jemehr man auch empfindt der hitz.
Lat.: Feruidior locus est, cui propior focus est. (Loci comm., 90.)
11 Möten em näger koamen, söä' de Sparling, un bute 'n Köster in 'n Oars. – Schlingmann, 1314.
Nähen.
13 Er näht, wie der Schneider Puff; was er heut näht, geht morgen wieder uff. – Horn, Gesammelte Erzählungen, X, 88.
Nahrung.
34 Wenig Nahrung, ein freier Kopf. – Merx, 143.
35 Die Nahrung ist mancherley. – Kirchhof, Wendvnmut, I, 453.
*36 Da ist gute Nahrung. – Pauli, Schimpff, 264.
So dachten nämlich die Buhlen, als ein Vater seiner hässlichen Tochter, um die sich kein Freier meldete, ein grosses Vermögen testirt hatte.
*37 Einen in Nahrung setzen.
Ihm etwas zu verdienen geben. Ironisch: Jemands Hülfe in Anspruch nehmen, z. B. Geld von ihm borgen.
Naht.
16 Die Nähte sind aus dem Sack gegangen.
In einer von der Pfaffenpartei Oberschlesiens gegen den Herzog von Ratibor und zu Gunsten des geistlichen Raths Müller veröffentlichten Wahlansprache heisst es: „Die Nähte sind aus dem Sack gegangen, und es hat sich gezeigt, mit wem es der Herzog hält.“ (Schles. Zeitung, 1872, Nr. 66.)
*17 Einem auf die Nähte gehen. (Köthen.)
Name.
107 Die Namen eines Narren findet man an allen Scharren. (Rheinpfalz.)
108 Ein guter Nam', ein gutes ahnen. – Henisch, 33, 15.
109 Für einen adeligen Namen gibt man gern einen goldenen Rahmen.
Ein reicher Bürger gibt seiner Tochter gern eine reiche Aussteuer, wenn sie einen armen Edelmann zum Mann bekommt und eine Frau von wird. Die Polen drücken denselben Gedanken durch den Spruch aus: Für Chodkiewitscher Groschen ist auch des Zaranko Name schön. (Za Chodkiewiczowy hroszy, i Zaranko staw choroszy. Awd, 10.) Anlass zu diesem Sprichwort gab Kas. Zaranek Horbowski, Starost von Żmada, der sich, selbst ohne Vermögen, mit einer reichen Litauerin verband.
110 Mein rechter Name ist mir nicht eingefallen, sagte der Angeklagte, als ihn der Richter fragte, warum er dem Polizeimann einen falschen Namen genannt habe.
111 Namen sind Rahmen.
112 Wer den Namen ausreisst (schmäht), dem reiss das Auge aus. – Merx, 151.
*113 Dat hett enen groten Namen. – Dähnert, 323b.
Es scheint viel zu sein, ist es aber nicht.
114 He will den Namen nig hebben. – Dähnert, 323b.
Er will nicht für den Urheber gehalten sein.
Napoleon.
2 Hätt' ich Napoleon's Macht, pariser Pracht, Rothschild's Geld, so wär' ich Herr der ganzen Welt. – Denksprüche in Reimen, 1828.
Narciss.
* Der Narciss des Tintenfasses.
Als solcher wurde (1876) der Kanzler von Russland, Fürst Michael Gortschakow, bezeichnet, denn „er besitzt die Kunstgriffe und zugleich die Schwächen eines Schriftstellers; er legt alle Sorgfalt auf die Wahl des Wortes, er feilt und glättet seine Phrase, er spiegelt und bewundert sich in seinen Schriftstücken.“ (Bohemia, 1876, Nr. 261.)
Narr.
1310 A Narr hört sich gern lobe.
Lat.: Gaudet stultus, dum laudatur.
1311 A Narr hot a schön Weib. (Warschau.)
Man will bemerkt haben, dass Narren in der Regel schöne Frauen haben.
1312 A Narr känn män nit ausgenarren. (Warschau.)
D. i. durch List ausforschen. Seine Dummheit entzieht sich jeder Berechnung.
1313 Das sind Narren, die anfangen und nicht beharren. – Lausch, 2.
1314 Dem Narren ist jeder Tag ein Festtag (Beiram). – Merx, 11.
1315 Der Narren Bericht macht Vorsicht zur Pflicht.
It.: A pazzo relatore, savio ascoltatore. (Giani, 1305.)
1316 Der Narr bleibt in des Sultans Harem ein Junggesell. (Rumänisch.) – Franzos, Vom Don zur Donau.
1317 Der Narr hat's vollbracht, während der Kluge gedacht.
Span.: Mentre il discreto piensa, haze el necio la hazienda. (Zeiller, I, 514.)
1318 Der Narr mag auf-, mag abwärtsgehn, man wird ihn niemals schwitzen sehn. – Schuller, 45.
1319 Der Narr möchte am liebsten den Leuten die Zunge ausschneiden, damit sie ihn nicht tadeln könnten; der Weise sucht so wenig als möglich Stoff zum Tadel zu geben.
Lat.: Linguas proscinde, sed cave. (Sailer, Sprüche, 134, 126.)
1320 Der Narren ist gut müssig gehen. – Zeiller, I, 514.
1321 Die Narren knüpfen die Knoten und die Weisen lösen sie auf.
1322 Die Narren lachen ohne Ursach. – Mayer, II, 9.
1323 Die narren muessen getriben und geiebt sein, oder sie verderben und verligen sonst. – Zimmerische Chronik, IV.
1324 Dreierlei Narren sind: die, so fragen, wie es Einem gehe, den sie für Augen sehen; die, welche fragen, wie viel es schlage, wenn sie die Uhr haben, oder schlagen hören; die, welche antworten, ehe man die Frage völlig ausgeredet hat. – Harssdörffer, 291, 1403.
1325 Ein einziger Narr kann einen Felsen ins Wasser rollen, den tausend Weise nicht herausbringen. – Franzos, Vom Don zur Donau.
1326 Ein Narr denkt wie ein Truthahn. – Lausch, 134.
1327 Ein Narr des Weines viel verschlingt, ein grössrer Narr ist, der ihn bringt. – Schuller, 45.
1328 Ein Narr erwirbt zuweilen Geld, doch niemals er's zusammenhält. – Schuller, 45.
1329 Ein Narr ist, der gibt; ein grösserer aber, der nicht nimmt.
Böhm.: Blázen dává, moudrý béře. – Blázen kdo dává, vètší kdo nebéře. – Blázen kdo dává, kdo nebéře, dva. (Čelakovský, 48.)
Poln.: Mądry bierze, a głupi daje. (Čelakovský, 48.)
Span.: Mucho piede el loco, mas loco es el que lo da. (Čelakovský, 48.)
1330 Ein Narr ist ein Narr, ob glatt oder kraus, ob drin, ob drauss.
Die Polen haben zur Bezeichnung von etwas Ungeschicktem, Tölpelhaftem den Ausdruck Kandyba. Der Oberst Kandyba in der Ukraine hatte grosse, ungeschlachte Pferde. Auf einen aus der Familie Kandyba ist ein russischer Vers gemünzt, der ebenfalls zum Sprichwort geworden: Czy ryba, czy rak, Kandyba durak; czy rak, czy ryba, durak Kandyba; czy sjak, czy tak, Kandyba durak. D. i.: Ob Fisch, ob Krebs,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T09:51:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T09:51:52Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |