Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch] 147 Schönheit und Frömmigkeit findet man selten in einem Stall. - Harssdörffer, 2597. 148 Schönheit und Thorheit gehen gern Arm in Arm. It.: Belta e follia vanno spesso in compagnia. 149 Schönheit vergeht, Hässlichkeit besteht. "Die Hässlichkeit hat vor der Schönheit den Vorzug, dass die Schönheit vergeht und Hässlichkeit besteht." (Balzac.) 150 Schönheit vergeht, Ruhm besteht. It.: Ogni bello alfin svanisce, ma la fama mai perisce. (Giani, 642.) 151 Setz' die Schönheit auf den Tisch und iss davon. - Monatsblätter, VI, 158. Die Schönheit der Braut reicht zu einer glücklichen Ehe nicht aus. Schöning. * Die hassen sich wie Schöning und Barfuss. Bei der Belagerung von Ofen im Jahre 1684 durch das deutsche Reichsheer hatte der Kurfürst von Brandenburg ein Hülfsheer von 8000 Mann gestellt, das der General Hans Adam von Schöning befehligte. Die eigentliche Sturmcolonne vor Ofen führte der Untergeneral von Barfuss, der sechs Jahre älter war, als der vom Glück begünstigtere von Schöning. Dies war Grund genug zur Bitterkeit und die Grundursache zu Zwisten zwischen beiden Häusern, deren Besitzungen nicht weit auseinander lagen. Die Reibereien zwischen beiden Theilen wurden so allgemein besprochen, dass heute noch in der Gegend von Küstrin das obige Sprichwort lebt. (Daheim, Leipzig 1875, Nr. 18, S. 281.) Schönstehen. * Schönstah grad wie e Suntighut uf eme Besenstiel. - Gotthelf, Geldstag, 281. Schoppen. 2 Im Schoppen ist Wahrheit. (S. Wein.) (Pfalz.) Schoppenglas. Im Schoppenglas ertrinken mehr als im Meer. (Rheinpfalz.) Schoppenstecher. * Er ist ein Schoppenstecher. - Nordböhmisches Volksblatt, 1877, Nr. 13. Ein Vieltrinker. Schöps. 14 Kann ich einen gantzen Scheps auf einmal fressen, sagte der Wolff, solt ich nicht auch können ein Mücken verschlingen? - Luther, Werke, VII, 215a. Schöpskopf. Wer einen Schöpskopf hat, braucht sich damit nicht gross zu machen. "Drum men' ich, wenn Enner a Scheppskoppla hot, der soal sich ock goar ne berihma." (Bertermann, Gedichte, 203.) Schoshund. 2 Schoshunde und Narren findet man bei der vernünftigsten Frau. - Kotzebue, Gedanken, 13. Schoss. Viel Schosse und wenig Trauben. In dem Sinne: Viel Geschrei und wenig Wolle. Schötter. Schötter sind Spötter. Von dem Städtchen Schotten in Oberhessen. (Vgl. H. Scharfenberg, Historie von Oberhessen, Frankfurt 1869, S. 23.) Schottisch. 3 Dat verflucht'ge Schott'sch kann öck fer meine Oge nich danze sen, seggt de blind Schack. (Alt-Pillau.) - Frischbier, II, 389. Schack war ein blinder Geiger im Samlande. Schragen. *7 Er leit schon auff dem schragen. "Man hat jm schon alle fiere abgebrochen, sprichstu, wenn man eim das heilig öl gibt." (Sterbende Kunst, XLI, 1a.) *8 Etwas nach seinem Schragen richten. - Aventin, CCCLXIXb. Schrecken (Verb.). 6 Wer uns schrecken will, der ist des Teufels Bote. - Luther, Werke, VII, 50b. Schreckenwald. * In Schreckenwald's Rosengärtlein sitzen. Unterhalb Melk in Oesterreich, auf dem hohen Aggstein, wohnte vor Zeiten ein furchtbarer Räuber, Namens Schreckenwald. Er lauerte den Leuten auf, und nachdem er sie beraubt hatte, sperrte er sie oben auf dem steilen Felsen in einen engen, nicht mehr als drei Schritte langen und breiten Raum, wo die Unglücklichen vor Hunger verschmachteten, wenn sie sich nicht [Spaltenumbruch] in die schreckliche Tiefe des Abgrundes stürzen und ihrem Elende ein Ende machen wollten. Sprichwörtlich sagt man daher von einem Menschen, der sich aus höchster Noth nur mit Leib- und Lebensgefahr retten mag: er sitzt in Schreckenwald's Rosengärtlein. (Oesterreichischer Schulbote, Nr. 10, 1876.) Schrecklich. 2 Nichts ist schrecklicher, als das Lebendigbegraben werden, sagte der mitfühlende Czernagorze zum schwerverwundeten Türken, als er ihm langsam den Kopf abschnitt. - Kladderadatsch, 1877, S. 28. Schreiben. 59 Dat kümmt doavan, wenn Ein' schreiwen lärnt, söä' de Bau'r, ass'r 'n Fälscher an 'n Schandpoahl sah. - Schlingmann, 232. 60 Man schreibt niemand in eine Chronik, er sey denn vor andern fürbündung böss oder gut. - Franck, Zeytbuch, I, CVb. 61 Was ich geschrieben habe, das hab' ich geschrieben, sagte Pilatus. Dän.: Det jeg skrev det skrev jeg, sagde Pilatus. (Prov. dan., 442.) *62 Er kann gut schreiben, aber man darf ihn nicht ansehen. Frz.: C'est le greffier de Vaugirard, il ne peut ecrire quand on le regarde. (Cahier, 829.) Schreiber. 20 Wan der schriber sitzt, vnd die fedder ist gespitzt, zu schriben ist bereidt, so kan er so wol schriben lugen als warheit. - Weinsberg, 53. Schreiberhau. In Schreiberhau ist noch kein Winter verdorben. Das schlesische Dorf Schreiberhau liegt hoch am Riesengebirge und hat überwiegend Winter. Schreien. 90 Die am lautesten schreien, haben den kleinsten Muth. - Lausch, 138. 91 Es schreit keiner härter, als wenn man ihn unversehens auf das Krähenauge tritt. - Horn, Spinnstube, 1857, S. 44. 92 Schreien in der Kirche thut's nicht, sondern die Andacht. Lat.: Non clamor sed amor, clangit in avre Dei. (Hanzely, 72, 24.) 93 Was schreist' denn so, ich bin ja da, sagte der eintretende Mann, als seine Frau sang: O kehr zurück, lass dich erweichen! Warum willst du mich fliehn? 94 Wat schreiste denn, ick loat di jo goahn, söä' de Bau'r to 'm Forz. - Schlingmann, 156. *95 A schreit wie a Pfauhoahn. - Bertermann, Gedichte, 220. *96 Er fängt an zu schreien, ohne gezwickt zu sein. Vertheidigt sich, ohne dass man ihn angegriffen hat. *97 Er schreit, als wenn er an einer Folter hinge. - Trutz Simplex, 164. *98 Er schreit wie Kanicki bei den Wahlen. Der bei dieser Gelegenheit ein Schreier war; bei den sogenannten Contracten, wobei er ohne Einfluss war. Poln.: Glosny jak Kanicki na wyborach. (Kijew, 25.) *99 Schreien wie ein Chorschüler zu Halberstadt. - Luther's Werke, VII, 228a. *100 Schreien wie ein Säubube. - Gotthelf, Käserei, 336. Schrift. 17 Wer die Schrift nicht kennt, sieht im Buche nichts, wenn er auch gesunde Augen hat. - Sanders, 95. *18 Sie legen sich gegenseitig die Schrift aus. Wenn zwei in lebhaftem Wortwechsel einander die "Wahrheit sagen". Schriftsteller. Wenn Schriftsteller sollen leben, so muss es Gänse, Lumpen und Verleger geben. Schritt. 38 Schritt für Schritt kommt man nach Rom. It.: Pian piano si va a Roma. (Giani, 1470.) *39 Bleibt mir zehn Schritt vom Leibe. Lat.: Odi profanum vulgus et arceo. (Horaz.) (Philippi, II, 62.) [Spaltenumbruch] 147 Schönheit und Frömmigkeit findet man selten in einem Stall. – Harssdörffer, 2597. 148 Schönheit und Thorheit gehen gern Arm in Arm. 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151 Setz' die Schönheit auf den Tisch und iss davon. – Monatsblätter, VI, 158.
Die Schönheit der Braut reicht zu einer glücklichen Ehe nicht aus.
Schöning.
* Die hassen sich wie Schöning und Barfuss.
Bei der Belagerung von Ofen im Jahre 1684 durch das deutsche Reichsheer hatte der Kurfürst von Brandenburg ein Hülfsheer von 8000 Mann gestellt, das der General Hans Adam von Schöning befehligte. Die eigentliche Sturmcolonne vor Ofen führte der Untergeneral von Barfuss, der sechs Jahre älter war, als der vom Glück begünstigtere von Schöning. Dies war Grund genug zur Bitterkeit und die Grundursache zu Zwisten zwischen beiden Häusern, deren Besitzungen nicht weit auseinander lagen. Die Reibereien zwischen beiden Theilen wurden so allgemein besprochen, dass heute noch in der Gegend von Küstrin das obige Sprichwort lebt. (Daheim, Leipzig 1875, Nr. 18, S. 281.)
Schönstehen.
* Schönstah grad wie e Suntighut uf eme Besenstiel. – Gotthelf, Geldstag, 281.
Schoppen.
2 Im Schoppen ist Wahrheit. (S. Wein.) (Pfalz.)
Schoppenglas.
Im Schoppenglas ertrinken mehr als im Meer. (Rheinpfalz.)
Schoppenstecher.
* Er ist ein Schoppenstecher. – Nordböhmisches Volksblatt, 1877, Nr. 13.
Ein Vieltrinker.
Schöps.
14 Kann ich einen gantzen Scheps auf einmal fressen, sagte der Wolff, solt ich nicht auch können ein Mücken verschlingen? – Luther, Werke, VII, 215a.
Schöpskopf.
Wer einen Schöpskopf hat, braucht sich damit nicht gross zu machen.
„Drum mên' ich, wenn Enner a Scheppskoppla hôt, der soal sich ock goar ne berihma.“ (Bertermann, Gedichte, 203.)
Schoshund.
2 Schoshunde und Narren findet man bei der vernünftigsten Frau. – Kotzebue, Gedanken, 13.
Schoss.
Viel Schosse und wenig Trauben.
In dem Sinne: Viel Geschrei und wenig Wolle.
Schötter.
Schötter sind Spötter.
Von dem Städtchen Schotten in Oberhessen. (Vgl. H. Scharfenberg, Historie von Oberhessen, Frankfurt 1869, S. 23.)
Schottisch.
3 Dat verflucht'ge Schott'sch kann öck fer mîne Ôge nich danze sên, seggt de blind Schack. (Alt-Pillau.) – Frischbier, II, 389.
Schack war ein blinder Geiger im Samlande.
Schragen.
*7 Er leit schon auff dem schragen.
„Man hat jm schon alle fiere abgebrochen, sprichstu, wenn man eim das heilig öl gibt.“ (Sterbende Kunst, XLI, 1a.)
*8 Etwas nach seinem Schragen richten. – Aventin, CCCLXIXb.
Schrecken (Verb.).
6 Wer uns schrecken will, der ist des Teufels Bote. – Luther, Werke, VII, 50b.
Schreckenwald.
* In Schreckenwald's Rosengärtlein sitzen.
Unterhalb Melk in Oesterreich, auf dem hohen Aggstein, wohnte vor Zeiten ein furchtbarer Räuber, Namens Schreckenwald. Er lauerte den Leuten auf, und nachdem er sie beraubt hatte, sperrte er sie oben auf dem steilen Felsen in einen engen, nicht mehr als drei Schritte langen und breiten Raum, wo die Unglücklichen vor Hunger verschmachteten, wenn sie sich nicht
in die schreckliche Tiefe des Abgrundes stürzen und ihrem Elende ein Ende machen wollten. Sprichwörtlich sagt man daher von einem Menschen, der sich aus höchster Noth nur mit Leib- und Lebensgefahr retten mag: er sitzt in Schreckenwald's Rosengärtlein. (Oesterreichischer Schulbote, Nr. 10, 1876.)
Schrecklich.
2 Nichts ist schrecklicher, als das Lebendigbegraben werden, sagte der mitfühlende Czernagorze zum schwerverwundeten Türken, als er ihm langsam den Kopf abschnitt. – Kladderadatsch, 1877, S. 28.
Schreiben.
59 Dat kümmt doavan, wenn Ein' schrîwen lärnt, söä' de Bû'r, ass'r 'n Fälscher an 'n Schandpoahl sah. – Schlingmann, 232.
60 Man schreibt niemand in eine Chronik, er sey denn vor andern fürbündung böss oder gut. – Franck, Zeytbuch, I, CVb.
61 Was ich geschrieben habe, das hab' ich geschrieben, sagte Pilatus.
Dän.: Det jeg skrev det skrev jeg, sagde Pilatus. (Prov. dan., 442.)
*62 Er kann gut schreiben, aber man darf ihn nicht ansehen.
Frz.: C'est le greffier de Vaugirard, il ne peut écrire quand on le regarde. (Cahier, 829.)
Schreiber.
20 Wan der schriber sitzt, vnd die fedder ist gespitzt, zu schriben ist bereidt, so kan er so wol schriben lugen als warheit. – Weinsberg, 53.
Schreiberhau.
In Schreiberhau ist noch kein Winter verdorben.
Das schlesische Dorf Schreiberhau liegt hoch am Riesengebirge und hat überwiegend Winter.
Schreien.
90 Die am lautesten schreien, haben den kleinsten Muth. – Lausch, 138.
91 Es schreit keiner härter, als wenn man ihn unversehens auf das Krähenauge tritt. – Horn, Spinnstube, 1857, S. 44.
92 Schreien in der Kirche thut's nicht, sondern die Andacht.
Lat.: Non clamor sed amor, clangit in avre Dei. (Hanzely, 72, 24.)
93 Was schreist' denn so, ich bin ja da, sagte der eintretende Mann, als seine Frau sang: O kehr zurück, lass dich erweichen! Warum willst du mich fliehn?
94 Wat schrîste denn, ick loat di jo goahn, söä' de Bû'r to 'm Forz. – Schlingmann, 156.
*95 A schreit wie a Pfauhoahn. – Bertermann, Gedichte, 220.
*96 Er fängt an zu schreien, ohne gezwickt zu sein.
Vertheidigt sich, ohne dass man ihn angegriffen hat.
*97 Er schreit, als wenn er an einer Folter hinge. – Trutz Simplex, 164.
*98 Er schreit wie Kanicki bei den Wahlen.
Der bei dieser Gelegenheit ein Schreier war; bei den sogenannten Contracten, wobei er ohne Einfluss war.
Poln.: Głośny jak Kanicki na wyborach. (Kijew, 25.)
*99 Schreien wie ein Chorschüler zu Halberstadt. – Luther's Werke, VII, 228a.
*100 Schreien wie ein Säubube. – Gotthelf, Käserei, 336.
Schrift.
17 Wer die Schrift nicht kennt, sieht im Buche nichts, wenn er auch gesunde Augen hat. – Sanders, 95.
*18 Sie legen sich gegenseitig die Schrift aus.
Wenn zwei in lebhaftem Wortwechsel einander die „Wahrheit sagen“.
Schriftsteller.
Wenn Schriftsteller sollen leben, so muss es Gänse, Lumpen und Verleger geben.
Schritt.
38 Schritt für Schritt kommt man nach Rom.
It.: Pian piano si va a Roma. (Giani, 1470.)
*39 Bleibt mir zehn Schritt vom Leibe.
Lat.: Odi profanum vulgus et arceo. (Horaz.) (Philippi, II, 62.)
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