Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] und nie die Metz zu voll hat genommen; und ein Jud, der hat ein'n grauen Bart, der nie keim Christen feind ward; die sieben wollt' ich lieber bei einander sehen, denn ein'n Schneider an einer alten Hosen nähen. - Schaltjahr, II, 575.


Spielerglück.

Spielerglück und Pferdelauf hören schon beizeiten auf.

It.: A cavallo corrente e felice giuocatore poco dura l' onore. (Giani, 1197.)


Spielleute.

3 Nüchterne Spielleut vnd volle Pfaffen hat der Teufel g'schaffen. - Wendvnmut, I, 718.


Spier.

* Vun siewe Spiere und e Latt. - Alsatia, 1850, S. 17.


Spiess.

*55 Einen spiess durch etwas stechen.

"Was hast du in deinem Alter, wenn du krank wirst? Stich einen spiess durch die Studia vnnd Pfafferey, fang was anders an." (Mathesius, Historia Jesu, LXXXIIIIa.)

*56 Er ist einmal mit dem Spiess darüber gesprungen. - Schaltjahr, I, 545.

"Wider die, so sich in allen Sachen wollen herfürthun und sehen lassen, doch aber keinen Grund nie erlangt."

*57 Hinter sich tragen die Bauern die Spiess. - Pauli, Schimpf, 398.

*58 Mit Spiess und Stange.

Etwas auf alle Weise betreiben, verfechten.

Lat.: Cum hasta, cum scuto. (Philippi, I, 102.)


Spinat.

* Das ist der höchste Spinat! (Wien.) - Karlsbader Anzeiger, 1874, Nr. 10.

Das ist das höchste, darüber hinaus geht nichts mehr.


Spinne.

40 Ist die Spinne träg' zum Fangen, Gewitter bald am Himmel hangen. - Marienkalender, 1879, S. 21.

41 Kriecht die Spinne vom Netz zum Loch, gibt's am Tage Gewitter noch. - Egerbote, 1876, Juli.

42 Wenn die Spinn' ihr Netz zerreisst, der kommende Sturm sie beisst. - Egerbote, 1875.

43 Wenn viele Spinnen kriechen, sie schon den Winter riechen. - Payne, 31.

*44 Eine Spinne verschlucken. - Scheffel, Ekkehard, I, 161.


Spinnen.

73 Spinnen und (Boten-) laufen kann man nicht zugleich.

74 Gar wenig spinnt, wer viel grübelt und sinnt.


Spinnrad.

*3 Das Spinnrad tragen.

In Italien für unser: Unter dem Pantoffel stehen.

It.: Portare la conocchia. (Giani, 1866.)


Spinnrocken.

5 Wo der Spinnrocken regiert, da steht es übel mit dem Wirth.

6 Wo der Spinnrocken regiert das Schwert, da geht die Wirthschaft gar verkehrt.

Holl.: Alwaer de spinrock dwingt het zweert, daer staet het qualijk met den weert. (Cats, 204.)


Spion.

*4 Der Spion von Aalen.

Der Volkswitz erzählt darüber: "Als diese Stadt einst mit dem Kaiser Streit hatte, schickte sie den pfiffigsten ihrer Bürger aus, damit er das kaiserliche Lager und Heer auskundschafte. Der Schlaukopf begab sich sofort zu den Feinden, die er schön grüsste und denen er, als sie ihn fragten, wer er sei und was er wolle, sogleich die beruhigende Versicherung gab, sie sollten nur nicht erschrecken, er wäre blos der Spion von Aalen und wolle sich ihr Lager etwas besehen. Das wurde ihm selbstverständlich gestattet, und aus Dankbarkeit und Bewunderung seiner grossen Klugheit haben ihm die Aalener dann einen Platz an ihrer Rathhausuhr verliehen; dort war er leibhaftig abgebildet, drehte den Kopf, wie der Perpendikel, kam und ging und schnitt dem Volke Gesichter." (Vgl. Gartenlaube, 1876, S. 136.)


Spiritus.

*3 Er hat einen spiritum familiarem. - Monatsblätter, V, 94, 9.


Spittel.

Der Spitl ist mit den Genssen baut. - Ayrer, V, 2948, 13.


[Spaltenumbruch]
Spitz (Name).

Zu Spitz wächst der Wein auf dem Markt. - Bädeker, Süddeutschland und Oesterreich, 17. Aufl., S. 309.

Ein Volkswitzwort. Spitz ist ein Marktflecken am linken Donauufer. Der Ort ist um einen bis zum Gipfel mit Reben bepflanzten Hügel gebaut.


Spitzbube.

20 Auf einen Spitzbuben gehören anderthalb Schelme.

It.: A furbo, furbo e mezzo. (Giani, 728.)

21 Drei Spitzbuben machen einen Galgen.

It.: Tre furfanti fanno una forca. (Giani, 729.)

22 Spitzbuben muss man auf die Fäust, nicht auf das Maul sehen. - Nigrinus, 78.


Spitzbubendeutsch.

* Spitzbubendeutsch sprechen. - Frommel II, 103.


Spitze.

*34 Einen über Spitze und Knopf loben.

"Wenn man dem Pfarrherrn etliche goldene Pfennige in seinen ledernen Opferstock (des Pfarrherrn Geldbeutel) gelegt hat, so muss der Verstorbene gelobt werden über Spitz und Knopf." (Prag im Munde der Prediger in Bohemia, 1875, Nr. 280.)


Spitzederei.

* Spitzederei treiben. (S. Spitzedern.)


Spörkel.

* Spörkels Kathrin.

Der Wachholder wird hier und da Spörkel genannt. In der Rheingegend spricht man von einer "Spörkels Kathrin", welche wegen der vielen Regenschauer im Februar ihre 99 Röcke ausschüttelt. (Karlsbader Wochenblatt, 1880, Nr. 13.)


Sporn.

37 Dem Sporn folgt das Pferd, auf den Pfiff die Hunde hören; den Bauern aber kann nur der Stock belehren.

It.: Allo sprone i cavalli, al fischio i cani, e al bastone intendono i villani. (Giani, 1762.)

*38 Sich Sporen in den Kopf setzen. - Thelemann, Erzählungen, 42.


Spott.

36 Lieber (hundert) Spott als (ein) Schaden.

It.: E meglio cento beffe che un danno. (Giani, 206.)

37 Spott schadet mehr als Strafe. - Scheffel, Ekkehard, III, 72.


Spötter.

15 Spötter werden oft selbst zum Spott.

It.: I motteggiatori sono spesso medesimi motteggiati. (Giani, 1121.)


Sprache.

29 Die Sprache ist dem Menschen gegeben, um seine Gedanken zu verbergen.

Man hat dies Wort lange und ziemlich allgemein von Talleyrand hergeleitet: La parole a ete donnee a l'homme pour deguiser sa pensee. Es ist ferner Goldsmith und Voltaire zugeschrieben; wie aber Büchmann (10. Aufl., S. 284 fg.) nachweist, ist der Gedanke schon von Plutarch ausgesprochen worden.

*30 Die Sprache von Siena im Munde von Pistoja.

Um eine schön klingende Sprache zu bezeichnen.

It.: Lingua Senese in bocca Pistoiese. (Giani, 915.)

*31 Wer kann alle Sprachen reden? - Bertram, 74.

Wer jedermann nach seinen Wünschen handeln?


Sprechen.

160 Achte nicht, wer zu dir spricht, nur was man zu dir spricht. - Neue Illustrirte Zeitung, V, 25.

161 In dem wer viel spricht und wenig versteht, ein jeder den Narren erräth.

It.: Chi molto parla e poco intende per asino si vende. (Giani, 1276.)

162 Jeder spricht sein eignes Latein.

Er spricht so, wie er's versteht.

It.: Ognuno parla il suo latino. (Giani, 1275.)

163 Vom Sprechen kommt Sprechen.

164 Wer gut spricht, muss gut bezahlen. (Rheinpfalz.)

165 Wer nicht gut sprechen kann, hört gern zu.

Span.: A mal hablador, discreto oidor. (Cahier, 3581.)

166 Wer spricht und die Umstände nicht weiss, redet komisch.

167 Wer wenig spricht, braucht nur halbwegs klug zu sein.

It.: A chi parla poco, basta la meta del cervello. (Giani, 1277.)

168 Wie einer spricht, so viel gilt sein Gesicht.

So viel ist er werth.

Lat.: Nemo suis verbis praestantior esse putandus. (Philippi, II, 16.)

[Spaltenumbruch] und nie die Metz zu voll hat genommen; und ein Jud, der hat ein'n grauen Bart, der nie keim Christen feind ward; die sieben wollt' ich lieber bei einander sehen, denn ein'n Schneider an einer alten Hosen nähen.Schaltjahr, II, 575.


Spielerglück.

Spielerglück und Pferdelauf hören schon beizeiten auf.

It.: A cavallo corrente e felice giuocatore poco dura l' onore. (Giani, 1197.)


Spielleute.

3 Nüchterne Spielleut vnd volle Pfaffen hat der Teufel g'schaffen.Wendvnmut, I, 718.


Spier.

* Vun siewe Spiere und e Latt.Alsatia, 1850, S. 17.


Spiess.

*55 Einen spiess durch etwas stechen.

„Was hast du in deinem Alter, wenn du krank wirst? Stich einen spiess durch die Studia vnnd Pfafferey, fang was anders an.“ (Mathesius, Historia Jesu, LXXXIIIIa.)

*56 Er ist einmal mit dem Spiess darüber gesprungen.Schaltjahr, I, 545.

„Wider die, so sich in allen Sachen wollen herfürthun und sehen lassen, doch aber keinen Grund nie erlangt.“

*57 Hinter sich tragen die Bauern die Spiess.Pauli, Schimpf, 398.

*58 Mit Spiess und Stange.

Etwas auf alle Weise betreiben, verfechten.

Lat.: Cum hasta, cum scuto. (Philippi, I, 102.)


Spinat.

* Das ist der höchste Spinat! (Wien.) – Karlsbader Anzeiger, 1874, Nr. 10.

Das ist das höchste, darüber hinaus geht nichts mehr.


Spinne.

40 Ist die Spinne träg' zum Fangen, Gewitter bald am Himmel hangen.Marienkalender, 1879, S. 21.

41 Kriecht die Spinne vom Netz zum Loch, gibt's am Tage Gewitter noch.Egerbote, 1876, Juli.

42 Wenn die Spinn' ihr Netz zerreisst, der kommende Sturm sie beisst.Egerbote, 1875.

43 Wenn viele Spinnen kriechen, sie schon den Winter riechen.Payne, 31.

*44 Eine Spinne verschlucken.Scheffel, Ekkehard, I, 161.


Spinnen.

73 Spinnen und (Boten-) laufen kann man nicht zugleich.

74 Gar wenig spinnt, wer viel grübelt und sinnt.


Spinnrad.

*3 Das Spinnrad tragen.

In Italien für unser: Unter dem Pantoffel stehen.

It.: Portare la conocchia. (Giani, 1866.)


Spinnrocken.

5 Wo der Spinnrocken regiert, da steht es übel mit dem Wirth.

6 Wo der Spinnrocken regiert das Schwert, da geht die Wirthschaft gar verkehrt.

Holl.: Alwaer de spinrock dwingt het zweert, daer staet het qualijk met den weert. (Cats, 204.)


Spion.

*4 Der Spion von Aalen.

Der Volkswitz erzählt darüber: „Als diese Stadt einst mit dem Kaiser Streit hatte, schickte sie den pfiffigsten ihrer Bürger aus, damit er das kaiserliche Lager und Heer auskundschafte. Der Schlaukopf begab sich sofort zu den Feinden, die er schön grüsste und denen er, als sie ihn fragten, wer er sei und was er wolle, sogleich die beruhigende Versicherung gab, sie sollten nur nicht erschrecken, er wäre blos der Spion von Aalen und wolle sich ihr Lager etwas besehen. Das wurde ihm selbstverständlich gestattet, und aus Dankbarkeit und Bewunderung seiner grossen Klugheit haben ihm die Aalener dann einen Platz an ihrer Rathhausuhr verliehen; dort war er leibhaftig abgebildet, drehte den Kopf, wie der Perpendikel, kam und ging und schnitt dem Volke Gesichter.“ (Vgl. Gartenlaube, 1876, S. 136.)


Spiritus.

*3 Er hat einen spiritum familiarem.Monatsblätter, V, 94, 9.


Spittel.

Der Spitl ist mit den Genssen baut.Ayrer, V, 2948, 13.


[Spaltenumbruch]
Spitz (Name).

Zu Spitz wächst der Wein auf dem Markt.Bädeker, Süddeutschland und Oesterreich, 17. Aufl., S. 309.

Ein Volkswitzwort. Spitz ist ein Marktflecken am linken Donauufer. Der Ort ist um einen bis zum Gipfel mit Reben bepflanzten Hügel gebaut.


Spitzbube.

20 Auf einen Spitzbuben gehören anderthalb Schelme.

It.: A furbo, furbo e mezzo. (Giani, 728.)

21 Drei Spitzbuben machen einen Galgen.

It.: Tre furfanti fanno una forca. (Giani, 729.)

22 Spitzbuben muss man auf die Fäust, nicht auf das Maul sehen.Nigrinus, 78.


Spitzbubendeutsch.

* Spitzbubendeutsch sprechen.Frommel II, 103.


Spitze.

*34 Einen über Spitze und Knopf loben.

„Wenn man dem Pfarrherrn etliche goldene Pfennige in seinen ledernen Opferstock (des Pfarrherrn Geldbeutel) gelegt hat, so muss der Verstorbene gelobt werden über Spitz und Knopf.“ (Prag im Munde der Prediger in Bohemia, 1875, Nr. 280.)


Spitzederei.

* Spitzederei treiben. (S. Spitzedern.)


Spörkel.

* Spörkels Kathrin.

Der Wachholder wird hier und da Spörkel genannt. In der Rheingegend spricht man von einer „Spörkels Kathrin“, welche wegen der vielen Regenschauer im Februar ihre 99 Röcke ausschüttelt. (Karlsbader Wochenblatt, 1880, Nr. 13.)


Sporn.

37 Dem Sporn folgt das Pferd, auf den Pfiff die Hunde hören; den Bauern aber kann nur der Stock belehren.

It.: Allo sprone i cavalli, al fischio i cani, e al bastone intendono i villani. (Giani, 1762.)

*38 Sich Sporen in den Kopf setzen.Thelemann, Erzählungen, 42.


Spott.

36 Lieber (hundert) Spott als (ein) Schaden.

It.: È meglio cento beffe che un danno. (Giani, 206.)

37 Spott schadet mehr als Strafe.Scheffel, Ekkehard, III, 72.


Spötter.

15 Spötter werden oft selbst zum Spott.

It.: I motteggiatori sono spesso medesimi motteggiati. (Giani, 1121.)


Sprache.

29 Die Sprache ist dem Menschen gegeben, um seine Gedanken zu verbergen.

Man hat dies Wort lange und ziemlich allgemein von Talleyrand hergeleitet: La parole a été donnée à l'homme pour déguiser sa pensée. Es ist ferner Goldsmith und Voltaire zugeschrieben; wie aber Büchmann (10. Aufl., S. 284 fg.) nachweist, ist der Gedanke schon von Plutarch ausgesprochen worden.

*30 Die Sprache von Siena im Munde von Pistoja.

Um eine schön klingende Sprache zu bezeichnen.

It.: Lingua Senese in bocca Pistoiese. (Giani, 915.)

*31 Wer kann alle Sprachen reden?Bertram, 74.

Wer jedermann nach seinen Wünschen handeln?


Sprechen.

160 Achte nicht, wer zu dir spricht, nur was man zu dir spricht.Neue Illustrirte Zeitung, V, 25.

161 In dem wer viel spricht und wenig versteht, ein jeder den Narren erräth.

It.: Chi molto parla e poco intende per asino si vende. (Giani, 1276.)

162 Jeder spricht sein eignes Latein.

Er spricht so, wie er's versteht.

It.: Ognuno parla il suo latino. (Giani, 1275.)

163 Vom Sprechen kommt Sprechen.

164 Wer gut spricht, muss gut bezahlen. (Rheinpfalz.)

165 Wer nicht gut sprechen kann, hört gern zu.

Span.: A mal hablador, discreto oidor. (Cahier, 3581.)

166 Wer spricht und die Umstände nicht weiss, redet komisch.

167 Wer wenig spricht, braucht nur halbwegs klug zu sein.

It.: A chi parla poco, basta la metà del cervello. (Giani, 1277.)

168 Wie einer spricht, so viel gilt sein Gesicht.

So viel ist er werth.

Lat.: Nemo suis verbis praestantior esse putandus. (Philippi, II, 16.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0883" n="[871]"/><cb n="1741"/>
und nie die Metz zu voll hat genommen; und ein Jud, der hat ein'n grauen Bart, der nie keim Christen feind ward; die sieben wollt' ich lieber bei einander sehen, denn ein'n Schneider an einer alten Hosen nähen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schaltjahr, II, 575.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spielerglück.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Spielerglück und Pferdelauf hören schon beizeiten auf.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: A cavallo corrente e felice giuocatore poco dura l' onore. (<hi rendition="#i">Giani, 1197.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spielleute.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Nüchterne Spielleut vnd volle Pfaffen hat der Teufel g'schaffen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Wendvnmut, I, 718.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spier.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Vun siewe Spiere und e Latt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Alsatia, 1850, S. 17.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spiess.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*55 Einen spiess durch etwas stechen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Was hast du in deinem Alter, wenn du krank wirst? Stich einen spiess durch die Studia vnnd Pfafferey, fang was anders an.&#x201C; (<hi rendition="#i">Mathesius, Historia Jesu, LXXXIIII<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*56 Er ist einmal mit dem Spiess darüber gesprungen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schaltjahr, I, 545.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Wider die, so sich in allen Sachen wollen herfürthun und sehen lassen, doch aber keinen Grund nie erlangt.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*57 Hinter sich tragen die Bauern die Spiess.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pauli, Schimpf, 398.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*58 Mit Spiess und Stange.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Etwas auf alle Weise betreiben, verfechten.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Cum hasta, cum scuto. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 102.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spinat.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Das ist der höchste Spinat!</hi> (<hi rendition="#i">Wien.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Karlsbader Anzeiger, 1874, Nr. 10.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Das ist das höchste, darüber hinaus geht nichts mehr.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spinne.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">40 Ist die Spinne träg' zum Fangen, Gewitter bald am Himmel hangen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Marienkalender, 1879, S. 21.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">41 Kriecht die Spinne vom Netz zum Loch, gibt's am Tage Gewitter noch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Egerbote, 1876, Juli.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">42 Wenn die Spinn' ihr Netz zerreisst, der kommende Sturm sie beisst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Egerbote, 1875.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">43 Wenn viele Spinnen kriechen, sie schon den Winter riechen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Payne, 31.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*44 Eine Spinne verschlucken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Scheffel, Ekkehard, I, 161.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spinnen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">73 Spinnen und (Boten-) laufen kann man nicht zugleich.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">74 Gar wenig spinnt, wer viel grübelt und sinnt.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spinnrad.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Das Spinnrad tragen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Italien für unser: Unter dem Pantoffel stehen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Portare la conocchia. (<hi rendition="#i">Giani, 1866.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spinnrocken.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Wo der Spinnrocken regiert, da steht es übel mit dem Wirth.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Wo der Spinnrocken regiert das Schwert, da geht die Wirthschaft gar verkehrt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Alwaer de spinrock dwingt het zweert, daer staet het qualijk met den weert. (<hi rendition="#i">Cats, 204.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spion.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Der Spion von Aalen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Volkswitz erzählt darüber: &#x201E;Als diese Stadt einst mit dem Kaiser Streit hatte, schickte sie den pfiffigsten ihrer Bürger aus, damit er das kaiserliche Lager und Heer auskundschafte. Der Schlaukopf begab sich sofort zu den Feinden, die er schön grüsste und denen er, als sie ihn fragten, wer er sei und was er wolle, sogleich die beruhigende Versicherung gab, sie sollten nur nicht erschrecken, er wäre blos der Spion von Aalen und wolle sich ihr Lager etwas besehen. Das wurde ihm selbstverständlich gestattet, und aus Dankbarkeit und Bewunderung seiner grossen Klugheit haben ihm die Aalener dann einen Platz an ihrer Rathhausuhr verliehen; dort war er leibhaftig abgebildet, drehte den Kopf, wie der Perpendikel, kam und ging und schnitt dem Volke Gesichter.&#x201C; (Vgl. <hi rendition="#i">Gartenlaube, 1876, S. 136.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spiritus.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Er hat einen spiritum familiarem.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Monatsblätter, V, 94, 9.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spittel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Der Spitl ist mit den Genssen baut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Ayrer, V, 2948, 13.</hi></p><lb/>
        </div>
        <cb n="1742"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Spitz</hi> (Name).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Zu Spitz wächst der Wein auf dem Markt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bädeker, Süddeutschland und Oesterreich, 17. Aufl., S. 309.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein Volkswitzwort. Spitz ist ein Marktflecken am linken Donauufer. Der Ort ist um einen bis zum Gipfel mit Reben bepflanzten Hügel gebaut.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spitzbube.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">20 Auf einen Spitzbuben gehören anderthalb Schelme.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: A furbo, furbo e mezzo. (<hi rendition="#i">Giani, 728.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">21 Drei Spitzbuben machen einen Galgen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Tre furfanti fanno una forca. (<hi rendition="#i">Giani, 729.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Spitzbuben muss man auf die Fäust, nicht auf das Maul sehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Nigrinus, 78.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spitzbubendeutsch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Spitzbubendeutsch sprechen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frommel II, 103.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spitze.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*34 Einen über Spitze und Knopf loben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Wenn man dem Pfarrherrn etliche goldene Pfennige in seinen ledernen Opferstock (des Pfarrherrn Geldbeutel) gelegt hat, so muss der Verstorbene gelobt werden über Spitz und Knopf.&#x201C; (<hi rendition="#i">Prag im Munde der Prediger in Bohemia, 1875, Nr. 280.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spitzederei.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Spitzederei treiben.</hi> (S.  Spitzedern.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spörkel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Spörkels Kathrin.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Wachholder wird hier und da Spörkel genannt. In der Rheingegend spricht man von einer &#x201E;Spörkels Kathrin&#x201C;, welche wegen der vielen Regenschauer im Februar ihre 99 Röcke ausschüttelt. (<hi rendition="#i">Karlsbader Wochenblatt, 1880, Nr. 13.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sporn.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">37 Dem Sporn folgt das Pferd, auf den Pfiff die Hunde hören; den Bauern aber kann nur der Stock belehren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Allo sprone i cavalli, al fischio i cani, e al bastone intendono i villani. (<hi rendition="#i">Giani, 1762.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*38 Sich Sporen in den Kopf setzen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Thelemann, Erzählungen, 42.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spott.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">36 Lieber (hundert) Spott als (ein) Schaden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: È meglio cento beffe che un danno. (<hi rendition="#i">Giani, 206.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">37 Spott schadet mehr als Strafe.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Scheffel, Ekkehard, III, 72.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spötter.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Spötter werden oft selbst zum Spott.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: I motteggiatori sono spesso medesimi motteggiati. (<hi rendition="#i">Giani, 1121.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sprache.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">29 Die Sprache ist dem Menschen gegeben, um seine Gedanken zu verbergen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Man hat dies Wort lange und ziemlich allgemein von Talleyrand hergeleitet: La parole a été donnée à l'homme pour déguiser sa pensée. Es ist ferner Goldsmith und Voltaire zugeschrieben; wie aber <hi rendition="#i">Büchmann</hi> (10. Aufl., S. 284 fg.) nachweist, ist der Gedanke schon von Plutarch ausgesprochen worden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*30 Die Sprache von Siena im Munde von Pistoja.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Um eine schön klingende Sprache zu bezeichnen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Lingua Senese in bocca Pistoiese. (<hi rendition="#i">Giani, 915.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*31 Wer kann alle Sprachen reden?</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bertram, 74.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer jedermann nach seinen Wünschen handeln?</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sprechen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">160 Achte nicht, wer zu dir spricht, nur was man zu dir spricht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Neue Illustrirte Zeitung, V, 25.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">161 In dem wer viel spricht und wenig versteht, ein jeder den Narren erräth.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi molto parla e poco intende per asino si vende. (<hi rendition="#i">Giani, 1276.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">162 Jeder spricht sein eignes Latein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Er spricht so, wie er's versteht.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Ognuno parla il suo latino. (<hi rendition="#i">Giani, 1275.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">163 Vom Sprechen kommt Sprechen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">164 Wer gut spricht, muss gut bezahlen.</hi> (<hi rendition="#i">Rheinpfalz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">165 Wer nicht gut sprechen kann, hört gern zu.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: A mal hablador, discreto oidor. (<hi rendition="#i">Cahier, 3581.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">166 Wer spricht und die Umstände nicht weiss, redet komisch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">167 Wer wenig spricht, braucht nur halbwegs klug zu sein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: A chi parla poco, basta la metà del cervello. (<hi rendition="#i">Giani, 1277.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">168 Wie einer spricht, so viel gilt sein Gesicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">So viel ist er werth.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nemo suis verbis praestantior esse putandus. (<hi rendition="#i">Philippi, II, 16.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[871]/0883] und nie die Metz zu voll hat genommen; und ein Jud, der hat ein'n grauen Bart, der nie keim Christen feind ward; die sieben wollt' ich lieber bei einander sehen, denn ein'n Schneider an einer alten Hosen nähen. – Schaltjahr, II, 575. Spielerglück. Spielerglück und Pferdelauf hören schon beizeiten auf. It.: A cavallo corrente e felice giuocatore poco dura l' onore. (Giani, 1197.) Spielleute. 3 Nüchterne Spielleut vnd volle Pfaffen hat der Teufel g'schaffen. – Wendvnmut, I, 718. Spier. * Vun siewe Spiere und e Latt. – Alsatia, 1850, S. 17. Spiess. *55 Einen spiess durch etwas stechen. „Was hast du in deinem Alter, wenn du krank wirst? Stich einen spiess durch die Studia vnnd Pfafferey, fang was anders an.“ (Mathesius, Historia Jesu, LXXXIIIIa.) *56 Er ist einmal mit dem Spiess darüber gesprungen. – Schaltjahr, I, 545. „Wider die, so sich in allen Sachen wollen herfürthun und sehen lassen, doch aber keinen Grund nie erlangt.“ *57 Hinter sich tragen die Bauern die Spiess. – Pauli, Schimpf, 398. *58 Mit Spiess und Stange. Etwas auf alle Weise betreiben, verfechten. Lat.: Cum hasta, cum scuto. (Philippi, I, 102.) Spinat. * Das ist der höchste Spinat! (Wien.) – Karlsbader Anzeiger, 1874, Nr. 10. Das ist das höchste, darüber hinaus geht nichts mehr. Spinne. 40 Ist die Spinne träg' zum Fangen, Gewitter bald am Himmel hangen. – Marienkalender, 1879, S. 21. 41 Kriecht die Spinne vom Netz zum Loch, gibt's am Tage Gewitter noch. – Egerbote, 1876, Juli. 42 Wenn die Spinn' ihr Netz zerreisst, der kommende Sturm sie beisst. – Egerbote, 1875. 43 Wenn viele Spinnen kriechen, sie schon den Winter riechen. – Payne, 31. *44 Eine Spinne verschlucken. – Scheffel, Ekkehard, I, 161. Spinnen. 73 Spinnen und (Boten-) laufen kann man nicht zugleich. 74 Gar wenig spinnt, wer viel grübelt und sinnt. Spinnrad. *3 Das Spinnrad tragen. In Italien für unser: Unter dem Pantoffel stehen. It.: Portare la conocchia. (Giani, 1866.) Spinnrocken. 5 Wo der Spinnrocken regiert, da steht es übel mit dem Wirth. 6 Wo der Spinnrocken regiert das Schwert, da geht die Wirthschaft gar verkehrt. Holl.: Alwaer de spinrock dwingt het zweert, daer staet het qualijk met den weert. (Cats, 204.) Spion. *4 Der Spion von Aalen. Der Volkswitz erzählt darüber: „Als diese Stadt einst mit dem Kaiser Streit hatte, schickte sie den pfiffigsten ihrer Bürger aus, damit er das kaiserliche Lager und Heer auskundschafte. Der Schlaukopf begab sich sofort zu den Feinden, die er schön grüsste und denen er, als sie ihn fragten, wer er sei und was er wolle, sogleich die beruhigende Versicherung gab, sie sollten nur nicht erschrecken, er wäre blos der Spion von Aalen und wolle sich ihr Lager etwas besehen. Das wurde ihm selbstverständlich gestattet, und aus Dankbarkeit und Bewunderung seiner grossen Klugheit haben ihm die Aalener dann einen Platz an ihrer Rathhausuhr verliehen; dort war er leibhaftig abgebildet, drehte den Kopf, wie der Perpendikel, kam und ging und schnitt dem Volke Gesichter.“ (Vgl. Gartenlaube, 1876, S. 136.) Spiritus. *3 Er hat einen spiritum familiarem. – Monatsblätter, V, 94, 9. Spittel. Der Spitl ist mit den Genssen baut. – Ayrer, V, 2948, 13. Spitz (Name). Zu Spitz wächst der Wein auf dem Markt. – Bädeker, Süddeutschland und Oesterreich, 17. Aufl., S. 309. Ein Volkswitzwort. Spitz ist ein Marktflecken am linken Donauufer. Der Ort ist um einen bis zum Gipfel mit Reben bepflanzten Hügel gebaut. Spitzbube. 20 Auf einen Spitzbuben gehören anderthalb Schelme. It.: A furbo, furbo e mezzo. (Giani, 728.) 21 Drei Spitzbuben machen einen Galgen. It.: Tre furfanti fanno una forca. (Giani, 729.) 22 Spitzbuben muss man auf die Fäust, nicht auf das Maul sehen. – Nigrinus, 78. Spitzbubendeutsch. * Spitzbubendeutsch sprechen. – Frommel II, 103. Spitze. *34 Einen über Spitze und Knopf loben. „Wenn man dem Pfarrherrn etliche goldene Pfennige in seinen ledernen Opferstock (des Pfarrherrn Geldbeutel) gelegt hat, so muss der Verstorbene gelobt werden über Spitz und Knopf.“ (Prag im Munde der Prediger in Bohemia, 1875, Nr. 280.) Spitzederei. * Spitzederei treiben. (S. Spitzedern.) Spörkel. * Spörkels Kathrin. Der Wachholder wird hier und da Spörkel genannt. In der Rheingegend spricht man von einer „Spörkels Kathrin“, welche wegen der vielen Regenschauer im Februar ihre 99 Röcke ausschüttelt. (Karlsbader Wochenblatt, 1880, Nr. 13.) Sporn. 37 Dem Sporn folgt das Pferd, auf den Pfiff die Hunde hören; den Bauern aber kann nur der Stock belehren. It.: Allo sprone i cavalli, al fischio i cani, e al bastone intendono i villani. (Giani, 1762.) *38 Sich Sporen in den Kopf setzen. – Thelemann, Erzählungen, 42. Spott. 36 Lieber (hundert) Spott als (ein) Schaden. It.: È meglio cento beffe che un danno. (Giani, 206.) 37 Spott schadet mehr als Strafe. – Scheffel, Ekkehard, III, 72. Spötter. 15 Spötter werden oft selbst zum Spott. It.: I motteggiatori sono spesso medesimi motteggiati. (Giani, 1121.) Sprache. 29 Die Sprache ist dem Menschen gegeben, um seine Gedanken zu verbergen. Man hat dies Wort lange und ziemlich allgemein von Talleyrand hergeleitet: La parole a été donnée à l'homme pour déguiser sa pensée. Es ist ferner Goldsmith und Voltaire zugeschrieben; wie aber Büchmann (10. Aufl., S. 284 fg.) nachweist, ist der Gedanke schon von Plutarch ausgesprochen worden. *30 Die Sprache von Siena im Munde von Pistoja. Um eine schön klingende Sprache zu bezeichnen. It.: Lingua Senese in bocca Pistoiese. (Giani, 915.) *31 Wer kann alle Sprachen reden? – Bertram, 74. Wer jedermann nach seinen Wünschen handeln? Sprechen. 160 Achte nicht, wer zu dir spricht, nur was man zu dir spricht. – Neue Illustrirte Zeitung, V, 25. 161 In dem wer viel spricht und wenig versteht, ein jeder den Narren erräth. It.: Chi molto parla e poco intende per asino si vende. (Giani, 1276.) 162 Jeder spricht sein eignes Latein. Er spricht so, wie er's versteht. It.: Ognuno parla il suo latino. (Giani, 1275.) 163 Vom Sprechen kommt Sprechen. 164 Wer gut spricht, muss gut bezahlen. (Rheinpfalz.) 165 Wer nicht gut sprechen kann, hört gern zu. Span.: A mal hablador, discreto oidor. (Cahier, 3581.) 166 Wer spricht und die Umstände nicht weiss, redet komisch. 167 Wer wenig spricht, braucht nur halbwegs klug zu sein. It.: A chi parla poco, basta la metà del cervello. (Giani, 1277.) 168 Wie einer spricht, so viel gilt sein Gesicht. So viel ist er werth. Lat.: Nemo suis verbis praestantior esse putandus. (Philippi, II, 16.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T09:51:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T09:51:52Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/883
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [871]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/883>, abgerufen am 22.11.2024.