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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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Weinabstich.

Mit dem ersten Weinabstich nicht eile, mit dem zweiten nicht weile. (Eifel.)


Weinberg.

19 Im Weinberg, der viel Ranken zählt, gewöhnlich auch die Traube fehlt.

It.: La vigna pampinosa fa poca uva. (Giani, 1747.)

20 Weinberg und Grind kratz' oder schind.

Durch vieles Auflockern und Umgraben wird der Weinberg ergiebig.

It.: Vigna - tigna. (Giani, 1748.)


Weinberl.

* Er ist ein Weinberl. (Wien.)

Wills mit keinem verderben.


Weinen.

58 Soll ich nicht weinen, klagte die Magd, wenn man mich so schlecht machen will, die Frau behauptet, ich hätte drei Hemden gestohlen, und es sind nur zwei.

59 Wer über alles weint, was ihm nicht angeht, der wird bald blind. - Merx, 274.


Weingarten.

2 Wer den Weingart rührt vor der Blut, verdient einen Rock und Hut. (Eifel.)

*3 Er verkauft den Weingarten und kauft Rosinen.


Weinkrug.

*2 Aus einem Weinkrug ein Stückfass machen. - G. Döring, Die Geiselfahrt (Frankfurt a. M. 1833), I, 28.

Etwas übertreiben.


Weinmonat.

6 Weinmon gibt Wein vnd Wildprät her, Gänss, Endten und andere Vögel mehr. Gesund seynd sie, aber nit zu viel, in allen Dingen halt mass und zihl, der Bauer ist jetzt nicht im Hauss, er treibt die Schweine mästen. - Egerbote, 1877, October.


Weintrinker.

4 Ein Weintrinker und eine Bodenneig', ein Fuhrmann und ein hoher Steig, ein Jäger und ein löcherich Garn, da allwegen die Hasen durchfahrn; ein Gerber und ein löcherich Häut, reich Bürger und arm Edelleut, Hund und Katzen auf einem Misten, böse Juden und fromme Christen, arme Kaufleut und grosser Zoll, vermögen sich gar selten mit einander wohl. - Nieritz, Volkskalender, 1858, S. 73.


Weise (Adj.).

102 Weis' vnd frumb ist's beste Reichthumb. - Dietrich, I, 871.

103 Weis' und reich ist Gott gleich.

Holl.: Wijs en rijk is God gelijk. (Cats, 211.)

104 Weise wird man nur durch eigene Weisheit.

D. h. durch Prüfen des Erkannten.


Weise (der).

167 Das sind die rechten Weisen, die wenig sprechen, viel wissen und mehr noch thun.

Lat.: Plus scire quam loqui enitere, quisquis sapit. (Sailer, Sprüche, 105.)

168 Der Weise fängt nicht eher an zu blasen, bis er seine Pfeife gestimmt hat. - Wahl, Jahresbericht (Erfurt 1879), S. 18.

169 Der Weise folgt dem Zügel und der Narr dem Prügel.

It.: Il savio si governa con la ragione, ed il pazzo col bastone. (Giani, 1301.)

170 Der Weise macht nicht viel Worte.

Jüd.-deutsch: A Chuchem (Weiser) schweigt still. Er spricht wenig, beobachtet aber um so mehr.

171 Der Weise ohne Gefahr und Schrecken kann selbst an gift'ger Wolfsmilch lecken. - Wenzig, 77.

172 Der Weise schweigt, doch nur der Narr vergisst. - Neue illustrirte Zeitung, V, 25.

173 Die Weisen essen langsam, die Frommen, bis sie halb satt seynd, die geistlichen Mönche, dass sie sich des Hungers erwehren, junge Leute, so lange die Schüssel vor ihnen steht, ein alter Mann, dass er schwitze (weil ihm wegen Zähnemangels das Kauen schwer fällt), [Spaltenumbruch] ein Bettler, so lange er noch Raum im Magen hat und was in der Schüssel ist. - Pers. Rosenthal, 302.

174 Die Weisen lernen mehr von den Narren, als die Narren von den Weisen. - Harssdörffer, 658.

175 Die Weisen träumen bei Nacht, die Narren auch am Tage. - Harssdörffer, 1657.

176 Ein Weiser ohne Rath nützet so viel als eine Fackel dem Blinden. - Wirth, I, 540.

177 Ein Weiser unter den Thoren ist schön unter den Blinden. - Harssdörffer, 589.

*178 Er ist über die sieben Weisen.

Von einem, der sich klüger dünkt als alle andern.

Lat.: Malleus manubrio sapientior. (Plautus.)


Weise (die).

44 Blot dat em de Wie' begeit, sä' de Fro, do smet se 'n Kluntje Kalk in 'n Tass. - Plattdütscher Klenner, Jever.

45 Wer es stets macht nach seiner Weis', dem wird der Kopf davon nicht heiss.

It.: Chi fa a suo modo, non gli duole il capo. (Giani, 625.)

46 Wie die Weise, so der Sang.

It.: Qual ballata, tal sonata. (Giani, 192.)


Weisheit.

180 Die Weisheit ist ein Baum, der im Herzen wächst, und dessen Früchte auf der Zunge sind. - Genlis, I, 278.

Einer der acht Sprüche des Ptolemäus.

181 Die Weisheit ist ein Johanniswürmlein, das in der Finsterniss leuchtet. - Harssdörffer, 2504.

182 Lieber ein Tropfen Weisheit als ein Abgrund voll Glück. - Iken, Denksprüche aus dem Neugriechischen; Eunomia, II, 12.

183 Menschen Weisheit ist vor Gott Thorheit. - Pauli, Schimpff, 305.

Lat.: Sapientia humana stultitia est apud Deum.

184 Weisheit ist der beste Adel.

185 Weisheit ist ein Arzt, der alle Schwächen heilt.

Lat.: Sapientia est medicina languorum omnium. (Sailer, Sprüche, 9.)

186 Wer die Weisheit verschlingt, verdaut sie nicht. - Löwenheim, 103, 28.

*187 Er hat alle Weisheit allein gefressen.

Lat.: Solus sapit. (Plato.) (Erasm., 276; Philippi, II, 195.)

*188 Er schwitzt Weisheit. (Köthen.)


Weite.

13 Von der Weitte ist gut Zeitung schreiben. - Arpagaus, 741.


Weizen.

49 Wer reinen Weizen haben will, der muss im Frühling jäten.


Welf.

3 Ich bin nicht Welf, nicht Ghibellin, dem, der gut zahlt, häng' ich den Mantel hin.

It.: Guelfo non son, ne Ghibellin m' appello; chi mi da piu, io voltero mantello, chi mi da da mangiar, tengo da quello. (Giani, 818.)


Welle.

21 Man mag seinen Kahn den Wellen, man soll aber nicht sein Herz den Frauen anvertrauen.


Welsch.

* Er ist welsch und werr. - Nadler, Palz, 258.


Welt.

658 An allen orten dieser welt wirdt Gottes macht vns fürgestellt.

Lat.: Omnis in orbe locus, fert Deitatis opus. (Loci comm., 41.)

659 Auf dieser Welt muss man bald sterben oder geduldig leben. - Weingärtner, 97.

660 Die halbe Welt hört man Lamento schrein, wenn's heisst, Kartoffeln werden theuer sein.

It.: Tutto il mondo si lamenta, quando e caro la polenta. (Giani, 1365.)

661 Die halbe Welt lebt wie S'rures1, die andere lebt in Zures2. (Jüd.-deutsch.)

1) Grosse Herren, Magnaten.

2) Elend, Kummer.

662 Die Welt geht ihren Gang.

It.: Il mondo va da se. (Giani, 1095.)

[Spaltenumbruch]
Weinabstich.

Mit dem ersten Weinabstich nicht eile, mit dem zweiten nicht weile. (Eifel.)


Weinberg.

19 Im Weinberg, der viel Ranken zählt, gewöhnlich auch die Traube fehlt.

It.: La vigna pampinosa fa poca uva. (Giani, 1747.)

20 Weinberg und Grind kratz' oder schind.

Durch vieles Auflockern und Umgraben wird der Weinberg ergiebig.

It.: Vigna – tigna. (Giani, 1748.)


Weinberl.

* Er ist ein Weinberl. (Wien.)

Wills mit keinem verderben.


Weinen.

58 Soll ich nicht weinen, klagte die Magd, wenn man mich so schlecht machen will, die Frau behauptet, ich hätte drei Hemden gestohlen, und es sind nur zwei.

59 Wer über alles weint, was ihm nicht angeht, der wird bald blind.Merx, 274.


Weingarten.

2 Wer den Weingart rührt vor der Blut, verdient einen Rock und Hut. (Eifel.)

*3 Er verkauft den Weingarten und kauft Rosinen.


Weinkrug.

*2 Aus einem Weinkrug ein Stückfass machen.G. Döring, Die Geiselfahrt (Frankfurt a. M. 1833), I, 28.

Etwas übertreiben.


Weinmonat.

6 Weinmon gibt Wein vnd Wildprät her, Gänss, Endten und andere Vögel mehr. Gesund seynd sie, aber nit zu viel, in allen Dingen halt mass und zihl, der Bauer ist jetzt nicht im Hauss, er treibt die Schweine mästen.Egerbote, 1877, October.


Weintrinker.

4 Ein Weintrinker und eine Bodenneig', ein Fuhrmann und ein hoher Steig, ein Jäger und ein löcherich Garn, da allwegen die Hasen durchfahrn; ein Gerber und ein löcherich Häut, reich Bürger und arm Edelleut, Hund und Katzen auf einem Misten, böse Juden und fromme Christen, arme Kaufleut und grosser Zoll, vermögen sich gar selten mit einander wohl.Nieritz, Volkskalender, 1858, S. 73.


Weise (Adj.).

102 Weis' vnd frumb ist's beste Reichthumb.Dietrich, I, 871.

103 Weis' und reich ist Gott gleich.

Holl.: Wijs en rijk is God gelijk. (Cats, 211.)

104 Weise wird man nur durch eigene Weisheit.

D. h. durch Prüfen des Erkannten.


Weise (der).

167 Das sind die rechten Weisen, die wenig sprechen, viel wissen und mehr noch thun.

Lat.: Plus scire quam loqui enitere, quisquis sapit. (Sailer, Sprüche, 105.)

168 Der Weise fängt nicht eher an zu blasen, bis er seine Pfeife gestimmt hat.Wahl, Jahresbericht (Erfurt 1879), S. 18.

169 Der Weise folgt dem Zügel und der Narr dem Prügel.

It.: Il savio si governa con la ragione, ed il pazzo col bastone. (Giani, 1301.)

170 Der Weise macht nicht viel Worte.

Jüd.-deutsch: A Chuchem (Weiser) schweigt still. Er spricht wenig, beobachtet aber um so mehr.

171 Der Weise ohne Gefahr und Schrecken kann selbst an gift'ger Wolfsmilch lecken.Wenzig, 77.

172 Der Weise schweigt, doch nur der Narr vergisst.Neue illustrirte Zeitung, V, 25.

173 Die Weisen essen langsam, die Frommen, bis sie halb satt seynd, die geistlichen Mönche, dass sie sich des Hungers erwehren, junge Leute, so lange die Schüssel vor ihnen steht, ein alter Mann, dass er schwitze (weil ihm wegen Zähnemangels das Kauen schwer fällt), [Spaltenumbruch] ein Bettler, so lange er noch Raum im Magen hat und was in der Schüssel ist.Pers. Rosenthal, 302.

174 Die Weisen lernen mehr von den Narren, als die Narren von den Weisen.Harssdörffer, 658.

175 Die Weisen träumen bei Nacht, die Narren auch am Tage.Harssdörffer, 1657.

176 Ein Weiser ohne Rath nützet so viel als eine Fackel dem Blinden.Wirth, I, 540.

177 Ein Weiser unter den Thoren ist schön unter den Blinden.Harssdörffer, 589.

*178 Er ist über die sieben Weisen.

Von einem, der sich klüger dünkt als alle andern.

Lat.: Malleus manubrio sapientior. (Plautus.)


Weise (die).

44 Blot dat em de Wie' begeit, sä' de Fro, do smêt se 'n Kluntje Kalk in 'n Tass.Plattdütscher Klenner, Jever.

45 Wer es stets macht nach seiner Weis', dem wird der Kopf davon nicht heiss.

It.: Chi fa a suo modo, non gli duole il capo. (Giani, 625.)

46 Wie die Weise, so der Sang.

It.: Qual ballata, tal sonata. (Giani, 192.)


Weisheit.

180 Die Weisheit ist ein Baum, der im Herzen wächst, und dessen Früchte auf der Zunge sind.Genlis, I, 278.

Einer der acht Sprüche des Ptolemäus.

181 Die Weisheit ist ein Johanniswürmlein, das in der Finsterniss leuchtet.Harssdörffer, 2504.

182 Lieber ein Tropfen Weisheit als ein Abgrund voll Glück.Iken, Denksprüche aus dem Neugriechischen; Eunomia, II, 12.

183 Menschen Weisheit ist vor Gott Thorheit.Pauli, Schimpff, 305.

Lat.: Sapientia humana stultitia est apud Deum.

184 Weisheit ist der beste Adel.

185 Weisheit ist ein Arzt, der alle Schwächen heilt.

Lat.: Sapientia est medicina languorum omnium. (Sailer, Sprüche, 9.)

186 Wer die Weisheit verschlingt, verdaut sie nicht.Löwenheim, 103, 28.

*187 Er hat alle Weisheit allein gefressen.

Lat.: Solus sapit. (Plato.) (Erasm., 276; Philippi, II, 195.)

*188 Er schwitzt Weisheit. (Köthen.)


Weite.

13 Von der Weitte ist gut Zeitung schreiben.Arpagaus, 741.


Weizen.

49 Wer reinen Weizen haben will, der muss im Frühling jäten.


Welf.

3 Ich bin nicht Welf, nicht Ghibellin, dem, der gut zahlt, häng' ich den Mantel hin.

It.: Guelfo non son, nè Ghibellin m' appello; chi mi dà più, io volterò mantello, chi mi dà da mangiar, tengo da quello. (Giani, 818.)


Welle.

21 Man mag seinen Kahn den Wellen, man soll aber nicht sein Herz den Frauen anvertrauen.


Welsch.

* Er ist welsch und werr.Nadler, Palz, 258.


Welt.

658 An allen orten dieser welt wirdt Gottes macht vns fürgestellt.

Lat.: Omnis in orbe locus, fert Deitatis opus. (Loci comm., 41.)

659 Auf dieser Welt muss man bald sterben oder geduldig leben.Weingärtner, 97.

660 Die halbe Welt hört man Lamento schrein, wenn's heisst, Kartoffeln werden theuer sein.

It.: Tutto il mondo si lamenta, quando è caro la polenta. (Giani, 1365.)

661 Die halbe Welt lebt wie S'rures1, die andere lebt in Zures2. (Jüd.-deutsch.)

1) Grosse Herren, Magnaten.

2) Elend, Kummer.

662 Die Welt geht ihren Gang.

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[[905]/0917] Weinabstich. Mit dem ersten Weinabstich nicht eile, mit dem zweiten nicht weile. (Eifel.) Weinberg. 19 Im Weinberg, der viel Ranken zählt, gewöhnlich auch die Traube fehlt. It.: La vigna pampinosa fa poca uva. (Giani, 1747.) 20 Weinberg und Grind kratz' oder schind. Durch vieles Auflockern und Umgraben wird der Weinberg ergiebig. It.: Vigna – tigna. (Giani, 1748.) Weinberl. * Er ist ein Weinberl. (Wien.) Wills mit keinem verderben. Weinen. 58 Soll ich nicht weinen, klagte die Magd, wenn man mich so schlecht machen will, die Frau behauptet, ich hätte drei Hemden gestohlen, und es sind nur zwei. 59 Wer über alles weint, was ihm nicht angeht, der wird bald blind. – Merx, 274. Weingarten. 2 Wer den Weingart rührt vor der Blut, verdient einen Rock und Hut. (Eifel.) *3 Er verkauft den Weingarten und kauft Rosinen. Weinkrug. *2 Aus einem Weinkrug ein Stückfass machen. – G. Döring, Die Geiselfahrt (Frankfurt a. M. 1833), I, 28. Etwas übertreiben. Weinmonat. 6 Weinmon gibt Wein vnd Wildprät her, Gänss, Endten und andere Vögel mehr. Gesund seynd sie, aber nit zu viel, in allen Dingen halt mass und zihl, der Bauer ist jetzt nicht im Hauss, er treibt die Schweine mästen. – Egerbote, 1877, October. Weintrinker. 4 Ein Weintrinker und eine Bodenneig', ein Fuhrmann und ein hoher Steig, ein Jäger und ein löcherich Garn, da allwegen die Hasen durchfahrn; ein Gerber und ein löcherich Häut, reich Bürger und arm Edelleut, Hund und Katzen auf einem Misten, böse Juden und fromme Christen, arme Kaufleut und grosser Zoll, vermögen sich gar selten mit einander wohl. – Nieritz, Volkskalender, 1858, S. 73. Weise (Adj.). 102 Weis' vnd frumb ist's beste Reichthumb. – Dietrich, I, 871. 103 Weis' und reich ist Gott gleich. Holl.: Wijs en rijk is God gelijk. (Cats, 211.) 104 Weise wird man nur durch eigene Weisheit. D. h. durch Prüfen des Erkannten. Weise (der). 167 Das sind die rechten Weisen, die wenig sprechen, viel wissen und mehr noch thun. Lat.: Plus scire quam loqui enitere, quisquis sapit. (Sailer, Sprüche, 105.) 168 Der Weise fängt nicht eher an zu blasen, bis er seine Pfeife gestimmt hat. – Wahl, Jahresbericht (Erfurt 1879), S. 18. 169 Der Weise folgt dem Zügel und der Narr dem Prügel. It.: Il savio si governa con la ragione, ed il pazzo col bastone. (Giani, 1301.) 170 Der Weise macht nicht viel Worte. Jüd.-deutsch: A Chuchem (Weiser) schweigt still. Er spricht wenig, beobachtet aber um so mehr. 171 Der Weise ohne Gefahr und Schrecken kann selbst an gift'ger Wolfsmilch lecken. – Wenzig, 77. 172 Der Weise schweigt, doch nur der Narr vergisst. – Neue illustrirte Zeitung, V, 25. 173 Die Weisen essen langsam, die Frommen, bis sie halb satt seynd, die geistlichen Mönche, dass sie sich des Hungers erwehren, junge Leute, so lange die Schüssel vor ihnen steht, ein alter Mann, dass er schwitze (weil ihm wegen Zähnemangels das Kauen schwer fällt), ein Bettler, so lange er noch Raum im Magen hat und was in der Schüssel ist. – Pers. Rosenthal, 302. 174 Die Weisen lernen mehr von den Narren, als die Narren von den Weisen. – Harssdörffer, 658. 175 Die Weisen träumen bei Nacht, die Narren auch am Tage. – Harssdörffer, 1657. 176 Ein Weiser ohne Rath nützet so viel als eine Fackel dem Blinden. – Wirth, I, 540. 177 Ein Weiser unter den Thoren ist schön unter den Blinden. – Harssdörffer, 589. *178 Er ist über die sieben Weisen. Von einem, der sich klüger dünkt als alle andern. Lat.: Malleus manubrio sapientior. (Plautus.) Weise (die). 44 Blot dat em de Wie' begeit, sä' de Fro, do smêt se 'n Kluntje Kalk in 'n Tass. – Plattdütscher Klenner, Jever. 45 Wer es stets macht nach seiner Weis', dem wird der Kopf davon nicht heiss. It.: Chi fa a suo modo, non gli duole il capo. (Giani, 625.) 46 Wie die Weise, so der Sang. It.: Qual ballata, tal sonata. (Giani, 192.) Weisheit. 180 Die Weisheit ist ein Baum, der im Herzen wächst, und dessen Früchte auf der Zunge sind. – Genlis, I, 278. Einer der acht Sprüche des Ptolemäus. 181 Die Weisheit ist ein Johanniswürmlein, das in der Finsterniss leuchtet. – Harssdörffer, 2504. 182 Lieber ein Tropfen Weisheit als ein Abgrund voll Glück. – Iken, Denksprüche aus dem Neugriechischen; Eunomia, II, 12. 183 Menschen Weisheit ist vor Gott Thorheit. – Pauli, Schimpff, 305. Lat.: Sapientia humana stultitia est apud Deum. 184 Weisheit ist der beste Adel. 185 Weisheit ist ein Arzt, der alle Schwächen heilt. Lat.: Sapientia est medicina languorum omnium. (Sailer, Sprüche, 9.) 186 Wer die Weisheit verschlingt, verdaut sie nicht. – Löwenheim, 103, 28. *187 Er hat alle Weisheit allein gefressen. Lat.: Solus sapit. (Plato.) (Erasm., 276; Philippi, II, 195.) *188 Er schwitzt Weisheit. (Köthen.) Weite. 13 Von der Weitte ist gut Zeitung schreiben. – Arpagaus, 741. Weizen. 49 Wer reinen Weizen haben will, der muss im Frühling jäten. Welf. 3 Ich bin nicht Welf, nicht Ghibellin, dem, der gut zahlt, häng' ich den Mantel hin. It.: Guelfo non son, nè Ghibellin m' appello; chi mi dà più, io volterò mantello, chi mi dà da mangiar, tengo da quello. (Giani, 818.) Welle. 21 Man mag seinen Kahn den Wellen, man soll aber nicht sein Herz den Frauen anvertrauen. Welsch. * Er ist welsch und werr. – Nadler, Palz, 258. Welt. 658 An allen orten dieser welt wirdt Gottes macht vns fürgestellt. Lat.: Omnis in orbe locus, fert Deitatis opus. (Loci comm., 41.) 659 Auf dieser Welt muss man bald sterben oder geduldig leben. – Weingärtner, 97. 660 Die halbe Welt hört man Lamento schrein, wenn's heisst, Kartoffeln werden theuer sein. It.: Tutto il mondo si lamenta, quando è caro la polenta. (Giani, 1365.) 661 Die halbe Welt lebt wie S'rures1, die andere lebt in Zures2. (Jüd.-deutsch.) 1) Grosse Herren, Magnaten. 2) Elend, Kummer. 662 Die Welt geht ihren Gang. It.: Il mondo va da sè. (Giani, 1095.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [905]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/917>, abgerufen am 24.11.2024.