Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweites Kapitel.
an der Hängesäule (h) hängt ein Träger, in der Mitte ist ein
anderer c vorhanden, welcher von der, am Spannriegel hängenden
Hängestange s gehalten wird. Der Hängebalken d hat in der Mitte
eine geringe Stechung erhalten, damit er nach dem völligen Setzen
der Decke ganz horizontal bleibe. Auf den Trägern b, b und c
liegen die Zwischenbalken in Entfernungen von 0,91m nach der in
Fig. 156 B skizzirten Weise. Der Abstand zwischen zwei Hänge-
bindern beträgt 4,6m. Fig. 156 C--E geben die Details von der
Hängesäulen- und der Hängestangenverbindung. In C halten die
Hängeeisen eine breite Platte p, auf welcher der Hängebalken ganz und
die Träger b b nur theilweise mit ihren Enden ruhen; in Fig. D ist die
Hängestange unten mit einem breiten Halter t versehen, um den Hänge-
balken d unterstützen und den Balken b b auffangen zu können, zu
welchem Behufe zwei gußeiserne Schuhe vorhanden sind.

Die Holzstärken betragen: b = 30m hoch, p = 5m dick, d =
24/30zm, s = 4m dick, eine gekuppelte Hängesäule h = 30/45zm.

Wesentliche Abweichungen von der eben mitgetheilten Anordnung
zeigt die Decke über dem großen Malersaale des Wiener Hofopern-
hauses (Fig. 157). Dieselbe besteht aus Bohlenbogen (System
Delorme), welche 16,3m Spannweite und 2,6m Pfeihöhe besitzen; die
Bogengespärre sind auf 26/31,5zm starken Mauerschwellen (Rostschließe)
geklaut und in Abständen von 4,2m aufgestellt und mit eisernen
Zugstangen (Schließen) verankert. Zwischen den Hauptbohlenbindern
befinden sich noch drei andere Leergespärre.

Zu den Bögen verwendete man drei Bohlenlagen von je 5,3/29zm
Stärke, welche ordnungsgemäß (siehe Näheres bei "Dächern aus
Bohlen") mit abwechselnden Fugenstößen zusammengebolzt sind. Auf
die Bögenenden brachte man trägerartige Auflager zur Aufnahme
der Balkendecke; Letztere trägt eine Dielung sammt einem dünnen
Lehm-Estrich und flachen Ziegelpflaster.

Die Stärke der Balken und Träger.

Nach einer praktischen Zimmermannsregel beträgt die Balken-
höhe
in Wohngebäuden bei gewöhnlicher Belastung
h = (16 + 2 . l) Zentimeter,
wobei h in Zentimetern, die Länge l in Metern gedacht sind, und
die einzelnen Balken etwa 1m von Mitte zu Mitte auseinander
liegen. Die Balkenbreite nimmt man circa 5zm geringer an.

Zweites Kapitel.
an der Hängeſäule (h) hängt ein Träger, in der Mitte iſt ein
anderer c vorhanden, welcher von der, am Spannriegel hängenden
Hängeſtange s gehalten wird. Der Hängebalken d hat in der Mitte
eine geringe Stechung erhalten, damit er nach dem völligen Setzen
der Decke ganz horizontal bleibe. Auf den Trägern b, b und c
liegen die Zwiſchenbalken in Entfernungen von 0,91m nach der in
Fig. 156 B ſkizzirten Weiſe. Der Abſtand zwiſchen zwei Hänge-
bindern beträgt 4,6m. Fig. 156 C—E geben die Details von der
Hängeſäulen- und der Hängeſtangenverbindung. In C halten die
Hängeeiſen eine breite Platte p, auf welcher der Hängebalken ganz und
die Träger b b nur theilweiſe mit ihren Enden ruhen; in Fig. D iſt die
Hängeſtange unten mit einem breiten Halter t verſehen, um den Hänge-
balken d unterſtützen und den Balken b b auffangen zu können, zu
welchem Behufe zwei gußeiſerne Schuhe vorhanden ſind.

Die Holzſtärken betragen: b = 30m hoch, p = 5m dick, d =
24/30zm, s = 4m dick, eine gekuppelte Hängeſäule h = 30/45zm.

Weſentliche Abweichungen von der eben mitgetheilten Anordnung
zeigt die Decke über dem großen Malerſaale des Wiener Hofopern-
hauſes (Fig. 157). Dieſelbe beſteht aus Bohlenbogen (Syſtem
Delorme), welche 16,3m Spannweite und 2,6m Pfeihöhe beſitzen; die
Bogengeſpärre ſind auf 26/31,5zm ſtarken Mauerſchwellen (Roſtſchließe)
geklaut und in Abſtänden von 4,2m aufgeſtellt und mit eiſernen
Zugſtangen (Schließen) verankert. Zwiſchen den Hauptbohlenbindern
befinden ſich noch drei andere Leergeſpärre.

Zu den Bögen verwendete man drei Bohlenlagen von je 5,3/29zm
Stärke, welche ordnungsgemäß (ſiehe Näheres bei „Dächern aus
Bohlen“) mit abwechſelnden Fugenſtößen zuſammengebolzt ſind. Auf
die Bögenenden brachte man trägerartige Auflager zur Aufnahme
der Balkendecke; Letztere trägt eine Dielung ſammt einem dünnen
Lehm-Eſtrich und flachen Ziegelpflaſter.

Die Stärke der Balken und Träger.

Nach einer praktiſchen Zimmermannsregel beträgt die Balken-
höhe
in Wohngebäuden bei gewöhnlicher Belaſtung
h = (16 + 2 . l) Zentimeter,
wobei h in Zentimetern, die Länge l in Metern gedacht ſind, und
die einzelnen Balken etwa 1m von Mitte zu Mitte auseinander
liegen. Die Balkenbreite nimmt man circa 5zm geringer an.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0096" n="84"/><fw place="top" type="header">Zweites Kapitel.</fw><lb/>
an der Hänge&#x017F;äule (<hi rendition="#aq">h</hi>) hängt ein Träger, in der Mitte i&#x017F;t ein<lb/>
anderer <hi rendition="#aq">c</hi> vorhanden, welcher von der, am Spannriegel hängenden<lb/>
Hänge&#x017F;tange <hi rendition="#aq">s</hi> gehalten wird. Der Hängebalken <hi rendition="#aq">d</hi> hat in der Mitte<lb/>
eine geringe Stechung erhalten, damit er nach dem völligen Setzen<lb/>
der Decke ganz horizontal bleibe. Auf den Trägern <hi rendition="#aq">b, b</hi> und <hi rendition="#aq">c</hi><lb/>
liegen die Zwi&#x017F;chenbalken in Entfernungen von 0,91<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">m</hi></hi> nach der in<lb/>
Fig. 156 <hi rendition="#aq">B</hi> &#x017F;kizzirten Wei&#x017F;e. Der Ab&#x017F;tand zwi&#x017F;chen zwei Hänge-<lb/>
bindern beträgt 4,6<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">m</hi></hi>. Fig. 156 <hi rendition="#aq">C&#x2014;E</hi> geben die Details von der<lb/>
Hänge&#x017F;äulen- und der Hänge&#x017F;tangenverbindung. In <hi rendition="#aq">C</hi> halten die<lb/>
Hängeei&#x017F;en eine breite Platte <hi rendition="#aq">p</hi>, auf welcher der Hängebalken ganz und<lb/>
die Träger <hi rendition="#aq">b b</hi> nur theilwei&#x017F;e mit ihren Enden ruhen; in Fig. <hi rendition="#aq">D</hi> i&#x017F;t die<lb/>
Hänge&#x017F;tange unten mit einem breiten Halter <hi rendition="#aq">t</hi> ver&#x017F;ehen, um den Hänge-<lb/>
balken <hi rendition="#aq">d</hi> unter&#x017F;tützen und den Balken <hi rendition="#aq">b b</hi> auffangen zu können, zu<lb/>
welchem Behufe zwei gußei&#x017F;erne Schuhe vorhanden &#x017F;ind.</p><lb/>
            <p>Die Holz&#x017F;tärken betragen: <hi rendition="#aq">b</hi> = 30<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">m</hi></hi> hoch, <hi rendition="#aq">p</hi> = 5<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">m</hi></hi> dick, <hi rendition="#aq">d</hi> =<lb/>
24/30<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">zm</hi></hi>, <hi rendition="#aq">s</hi> = 4<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">m</hi></hi> dick, eine gekuppelte Hänge&#x017F;äule <hi rendition="#aq">h</hi> = 30/45<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">zm</hi></hi>.</p><lb/>
            <p>We&#x017F;entliche Abweichungen von der eben mitgetheilten Anordnung<lb/>
zeigt die Decke über dem großen Maler&#x017F;aale des Wiener Hofopern-<lb/>
hau&#x017F;es (Fig. 157). Die&#x017F;elbe be&#x017F;teht aus Bohlenbogen (Sy&#x017F;tem<lb/>
Delorme), welche 16,3<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">m</hi></hi> Spannweite und 2,6<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">m</hi></hi> Pfeihöhe be&#x017F;itzen; die<lb/>
Bogenge&#x017F;pärre &#x017F;ind auf 26/31,5<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">zm</hi></hi> &#x017F;tarken Mauer&#x017F;chwellen (Ro&#x017F;t&#x017F;chließe)<lb/>
geklaut und in Ab&#x017F;tänden von 4,2<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">m</hi></hi> aufge&#x017F;tellt und mit ei&#x017F;ernen<lb/>
Zug&#x017F;tangen (Schließen) verankert. Zwi&#x017F;chen den Hauptbohlenbindern<lb/>
befinden &#x017F;ich noch drei andere Leerge&#x017F;pärre.</p><lb/>
            <p>Zu den Bögen verwendete man drei Bohlenlagen von je 5,3/29<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">zm</hi></hi><lb/>
Stärke, welche ordnungsgemäß (&#x017F;iehe Näheres bei &#x201E;Dächern aus<lb/>
Bohlen&#x201C;) mit abwech&#x017F;elnden Fugen&#x017F;tößen zu&#x017F;ammengebolzt &#x017F;ind. Auf<lb/>
die Bögenenden brachte man trägerartige Auflager zur Aufnahme<lb/>
der Balkendecke; Letztere trägt eine Dielung &#x017F;ammt einem dünnen<lb/>
Lehm-E&#x017F;trich und flachen Ziegelpfla&#x017F;ter.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Die Stärke der Balken und Träger</hi>.</head><lb/>
            <p>Nach einer prakti&#x017F;chen Zimmermannsregel beträgt die <hi rendition="#g">Balken-<lb/>
höhe</hi> in Wohngebäuden bei gewöhnlicher Bela&#x017F;tung<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">h</hi> = (16 + 2 . <hi rendition="#aq">l</hi>) Zentimeter,</hi><lb/>
wobei <hi rendition="#aq">h</hi> in Zentimetern, die Länge <hi rendition="#aq">l</hi> in Metern gedacht &#x017F;ind, und<lb/>
die einzelnen Balken etwa 1<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">m</hi></hi> von Mitte zu Mitte auseinander<lb/>
liegen. Die <hi rendition="#g">Balkenbreite</hi> nimmt man circa 5<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">zm</hi></hi> geringer an.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0096] Zweites Kapitel. an der Hängeſäule (h) hängt ein Träger, in der Mitte iſt ein anderer c vorhanden, welcher von der, am Spannriegel hängenden Hängeſtange s gehalten wird. Der Hängebalken d hat in der Mitte eine geringe Stechung erhalten, damit er nach dem völligen Setzen der Decke ganz horizontal bleibe. Auf den Trägern b, b und c liegen die Zwiſchenbalken in Entfernungen von 0,91m nach der in Fig. 156 B ſkizzirten Weiſe. Der Abſtand zwiſchen zwei Hänge- bindern beträgt 4,6m. Fig. 156 C—E geben die Details von der Hängeſäulen- und der Hängeſtangenverbindung. In C halten die Hängeeiſen eine breite Platte p, auf welcher der Hängebalken ganz und die Träger b b nur theilweiſe mit ihren Enden ruhen; in Fig. D iſt die Hängeſtange unten mit einem breiten Halter t verſehen, um den Hänge- balken d unterſtützen und den Balken b b auffangen zu können, zu welchem Behufe zwei gußeiſerne Schuhe vorhanden ſind. Die Holzſtärken betragen: b = 30m hoch, p = 5m dick, d = 24/30zm, s = 4m dick, eine gekuppelte Hängeſäule h = 30/45zm. Weſentliche Abweichungen von der eben mitgetheilten Anordnung zeigt die Decke über dem großen Malerſaale des Wiener Hofopern- hauſes (Fig. 157). Dieſelbe beſteht aus Bohlenbogen (Syſtem Delorme), welche 16,3m Spannweite und 2,6m Pfeihöhe beſitzen; die Bogengeſpärre ſind auf 26/31,5zm ſtarken Mauerſchwellen (Roſtſchließe) geklaut und in Abſtänden von 4,2m aufgeſtellt und mit eiſernen Zugſtangen (Schließen) verankert. Zwiſchen den Hauptbohlenbindern befinden ſich noch drei andere Leergeſpärre. Zu den Bögen verwendete man drei Bohlenlagen von je 5,3/29zm Stärke, welche ordnungsgemäß (ſiehe Näheres bei „Dächern aus Bohlen“) mit abwechſelnden Fugenſtößen zuſammengebolzt ſind. Auf die Bögenenden brachte man trägerartige Auflager zur Aufnahme der Balkendecke; Letztere trägt eine Dielung ſammt einem dünnen Lehm-Eſtrich und flachen Ziegelpflaſter. Die Stärke der Balken und Träger. Nach einer praktiſchen Zimmermannsregel beträgt die Balken- höhe in Wohngebäuden bei gewöhnlicher Belaſtung h = (16 + 2 . l) Zentimeter, wobei h in Zentimetern, die Länge l in Metern gedacht ſind, und die einzelnen Balken etwa 1m von Mitte zu Mitte auseinander liegen. Die Balkenbreite nimmt man circa 5zm geringer an.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zw… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre01_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre01_1877/96
Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre01_1877/96>, abgerufen am 18.12.2024.