Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.Erstes Kapitel. Das Mauern mit Ziegeln. Mörtel erhärtet, geschieht, so daß der Fugenmörtel sich noch mit demin frischem Zustande befindlichen inneren Mörtel besser verbinden kann. Immerhin dürfte es im Interesse der Sauberkeit des Mauer- werks anzurathen sein, nach Vollendung des Mauerns von oben herunter mit dem Auskratzen, Reinigen und Abwaschen (mittelst des kurzen Besens und sehr verdünnter Salzsäure) und dann erst mit dem Ausfugen selbst zu beginnen. Dabei darf aber das Feuchthalten und demnächstige Begießen der Fugung nicht unterbleiben, wenn die Fugung dem Wechsel der Temperatur widerstehen, nicht abblättern oder rissig werden soll. Viele Techniker warnen auch vor der Ver- wendung des Cements zum Fugenmörtel, weil derselbe rasch abbindet und man ohnehin nicht im Stande ist, den angemachten Mörtel schnell zu verbrauchen. Man muß daher immer nur wenig Fugenmörtel zur Zeit anrühren. Nach unserer Erfahrung dürfte aber ein geringer Cementzusatz zum Kalkmörtel wohl anzurathen sein. Nach der deutschen Bauzeitung geschah das Ausfugen des Pfarr- Beim Bau der Synagoge (von Knoblauch) in Berlin, die aus Erſtes Kapitel. Das Mauern mit Ziegeln. Mörtel erhärtet, geſchieht, ſo daß der Fugenmörtel ſich noch mit demin friſchem Zuſtande befindlichen inneren Mörtel beſſer verbinden kann. Immerhin dürfte es im Intereſſe der Sauberkeit des Mauer- werks anzurathen ſein, nach Vollendung des Mauerns von oben herunter mit dem Auskratzen, Reinigen und Abwaſchen (mittelſt des kurzen Beſens und ſehr verdünnter Salzſäure) und dann erſt mit dem Ausfugen ſelbſt zu beginnen. Dabei darf aber das Feuchthalten und demnächſtige Begießen der Fugung nicht unterbleiben, wenn die Fugung dem Wechſel der Temperatur widerſtehen, nicht abblättern oder riſſig werden ſoll. Viele Techniker warnen auch vor der Ver- wendung des Cements zum Fugenmörtel, weil derſelbe raſch abbindet und man ohnehin nicht im Stande iſt, den angemachten Mörtel ſchnell zu verbrauchen. Man muß daher immer nur wenig Fugenmörtel zur Zeit anrühren. Nach unſerer Erfahrung dürfte aber ein geringer Cementzuſatz zum Kalkmörtel wohl anzurathen ſein. Nach der deutſchen Bauzeitung geſchah das Ausfugen des Pfarr- Beim Bau der Synagoge (von Knoblauch) in Berlin, die aus <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0180" n="164"/><fw place="top" type="header">Erſtes Kapitel. Das Mauern mit Ziegeln.</fw><lb/> Mörtel erhärtet, geſchieht, ſo daß der Fugenmörtel ſich noch mit dem<lb/> in friſchem Zuſtande befindlichen inneren Mörtel beſſer verbinden<lb/> kann. Immerhin dürfte es im Intereſſe der Sauberkeit des Mauer-<lb/> werks anzurathen ſein, nach Vollendung des Mauerns von oben<lb/> herunter mit dem Auskratzen, Reinigen und Abwaſchen (mittelſt des<lb/> kurzen Beſens und ſehr verdünnter Salzſäure) und dann erſt mit<lb/> dem Ausfugen ſelbſt zu beginnen. Dabei darf aber das Feuchthalten<lb/> und demnächſtige Begießen der Fugung nicht unterbleiben, wenn die<lb/> Fugung dem Wechſel der Temperatur widerſtehen, nicht abblättern<lb/> oder riſſig werden ſoll. Viele Techniker warnen auch vor der Ver-<lb/> wendung des Cements zum Fugenmörtel, weil derſelbe raſch abbindet<lb/> und man ohnehin nicht im Stande iſt, den angemachten Mörtel ſchnell<lb/> zu verbrauchen. Man muß daher immer nur wenig Fugenmörtel<lb/> zur Zeit anrühren. Nach unſerer Erfahrung dürfte aber ein geringer<lb/> Cementzuſatz zum Kalkmörtel wohl anzurathen ſein.</p><lb/> <p>Nach der deutſchen Bauzeitung geſchah das Ausfugen des Pfarr-<lb/> hauſes (von Otzen) der Nordgemeinde zu Altona folgendermaßen:<lb/> Sowohl an dem Pfarrhauſe, ſowie an der neugebauten Norderkirche<lb/> iſt jedes ſpätere Verſtreichen der Fugen vermieden. Um indeſſen bei<lb/> dem kleinen Format der Steine den ſtörenden Einfluß der weißen<lb/> Fugen zu vermeiden, iſt die äußere Verblendſchicht in einem Mörtel<lb/> gemauert, der durch <hi rendition="#aq">Caput mortuum</hi> roth gefärbt war. Wie ſich<lb/> herausgeſtellt hat, iſt das ſcheinbar umſtändliche Verfahren keineswegs<lb/> zeitraubend geweſen; der Mörtelkaſten erhielt zwei Abtheilungen, aus<lb/> welchem die Maurer nach kurzer Uebung mit Leichtigkeit beide Be-<lb/> dürfniſſe befriedigten. Die Reinigung des Mauerwerks gelang weit<lb/> leichter als bei Anwendung von weißem Mörtel, und durch den Zuſatz<lb/> des Eiſenoxyds hat der Mörtel der Verblendſchicht eine ganz außer-<lb/> ordentliche Härte angenommen.</p><lb/> <p>Beim Bau der Synagoge (von Knoblauch) in Berlin, die aus<lb/> gelben ſchönen Verblendſteinen beſteht, iſt der Fugenmörtel mit Umbra<lb/> gefärbt und dadurch ein dunkelbrauner warmer Thon erzielt worden.<lb/> Beim berliner Rathhaus, deſſen äußere Fronten mit dunkelrothen<lb/> Ziegeln verblendet ſind, iſt ein ſehr harmoniſch wirkender Fugen-<lb/> mörtel zur Verwendung gekommen, gemiſcht aus Kalkmörtel mit wenig<lb/><hi rendition="#aq">Caput mortuum</hi> und mehr engliſch Roth. Der Kalkmörtel darf vor<lb/> dem Fugen nicht zu fett ſein, weil dann die Oberfläche Riſſe erhält,<lb/> auch die Verbindung mit den Steinen eine mangelhafte ſein wird.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [164/0180]
Erſtes Kapitel. Das Mauern mit Ziegeln.
Mörtel erhärtet, geſchieht, ſo daß der Fugenmörtel ſich noch mit dem
in friſchem Zuſtande befindlichen inneren Mörtel beſſer verbinden
kann. Immerhin dürfte es im Intereſſe der Sauberkeit des Mauer-
werks anzurathen ſein, nach Vollendung des Mauerns von oben
herunter mit dem Auskratzen, Reinigen und Abwaſchen (mittelſt des
kurzen Beſens und ſehr verdünnter Salzſäure) und dann erſt mit
dem Ausfugen ſelbſt zu beginnen. Dabei darf aber das Feuchthalten
und demnächſtige Begießen der Fugung nicht unterbleiben, wenn die
Fugung dem Wechſel der Temperatur widerſtehen, nicht abblättern
oder riſſig werden ſoll. Viele Techniker warnen auch vor der Ver-
wendung des Cements zum Fugenmörtel, weil derſelbe raſch abbindet
und man ohnehin nicht im Stande iſt, den angemachten Mörtel ſchnell
zu verbrauchen. Man muß daher immer nur wenig Fugenmörtel
zur Zeit anrühren. Nach unſerer Erfahrung dürfte aber ein geringer
Cementzuſatz zum Kalkmörtel wohl anzurathen ſein.
Nach der deutſchen Bauzeitung geſchah das Ausfugen des Pfarr-
hauſes (von Otzen) der Nordgemeinde zu Altona folgendermaßen:
Sowohl an dem Pfarrhauſe, ſowie an der neugebauten Norderkirche
iſt jedes ſpätere Verſtreichen der Fugen vermieden. Um indeſſen bei
dem kleinen Format der Steine den ſtörenden Einfluß der weißen
Fugen zu vermeiden, iſt die äußere Verblendſchicht in einem Mörtel
gemauert, der durch Caput mortuum roth gefärbt war. Wie ſich
herausgeſtellt hat, iſt das ſcheinbar umſtändliche Verfahren keineswegs
zeitraubend geweſen; der Mörtelkaſten erhielt zwei Abtheilungen, aus
welchem die Maurer nach kurzer Uebung mit Leichtigkeit beide Be-
dürfniſſe befriedigten. Die Reinigung des Mauerwerks gelang weit
leichter als bei Anwendung von weißem Mörtel, und durch den Zuſatz
des Eiſenoxyds hat der Mörtel der Verblendſchicht eine ganz außer-
ordentliche Härte angenommen.
Beim Bau der Synagoge (von Knoblauch) in Berlin, die aus
gelben ſchönen Verblendſteinen beſteht, iſt der Fugenmörtel mit Umbra
gefärbt und dadurch ein dunkelbrauner warmer Thon erzielt worden.
Beim berliner Rathhaus, deſſen äußere Fronten mit dunkelrothen
Ziegeln verblendet ſind, iſt ein ſehr harmoniſch wirkender Fugen-
mörtel zur Verwendung gekommen, gemiſcht aus Kalkmörtel mit wenig
Caput mortuum und mehr engliſch Roth. Der Kalkmörtel darf vor
dem Fugen nicht zu fett ſein, weil dann die Oberfläche Riſſe erhält,
auch die Verbindung mit den Steinen eine mangelhafte ſein wird.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/180 |
Zitationshilfe: | Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/180>, abgerufen am 16.02.2025. |