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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

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Die Construktion der Kuppelgewölbe.
schiedene Steigungen und bilden somit eine windschiefe Fläche. Letztere
wird im Allgemeinen aber so unbedeutend sein, daß sie für die Aus-
führung unberücksichtigt bleiben kann, zumal sie in der Fugenstärke
ganz verschwindet.

Wie wir gesehen haben, können Kugelgewölbe auch über quadra-
tische Räume kommen; die Kugel wird dann durch die verticalen Wände
so abgeschnitten, daß krumme Widerlagslinien (österreichisch: "Anläufe"),
oder Schildlinien entstehen. Diejenigen Theile des Gewölbes, welche

[Abbildung] Fig. 377.
aus den Winkeln hervortreten, heißen, soweit sie bis zu der Ebene,
welche in der Höhe der Scheitelpunkte der Anlänfe liegt, ansteigt:
"Zwickel oder Pendentifs, welche man durch einiges in horizon-
talen Schichten vorgekragtes Mauerwerk ausführt. Ueber den Penden-
tifs beginnen die vollen Ringe des oberen Gewölbetheils, resp. der soge-
nannten "Kalotte". Für solche Gewölbe sind nur zwei Lehrbögen in den
diagonalen Richtungen und vier Lehrbögen an den Schildlinien er-
forderlich, nach denen die Zwickel horizontal mit dem Widerlags-
mauerwerk im Verbande herausgemauert werden. Die so hergestellten
Zwickel haben das Bestreben nach Innen zu fallen, was aber von
der mit centralen Fugen gemauerten Kalotte, die sich gegen die Zwickel
stemmt, verhindert wird. Durch dieses Gegeneinanderdrücken gelangen
die Gewölbemassen in einen Gleichgewichtszustand und geht der Ge-
wölbeschub in einen verticalen Gewölbedruck über, sodaß die Wider-
lagsmauern nur verhältnißmäßig schwach zu sein brauchen.

Eine solche Construktion stellt die Fig. 378 A -- C für einen 3m
weiten Raum dar; die Mauern sind von Bruchsteinen ausgeführt, und
bis zur Linie a b (Fig. A) reicht die horizontale Mauerung der Pen-
tentifs. Fig. C giebt den Grundriß in der Höhe von Linie a b, Fig. B

Die Conſtruktion der Kuppelgewölbe.
ſchiedene Steigungen und bilden ſomit eine windſchiefe Fläche. Letztere
wird im Allgemeinen aber ſo unbedeutend ſein, daß ſie für die Aus-
führung unberückſichtigt bleiben kann, zumal ſie in der Fugenſtärke
ganz verſchwindet.

Wie wir geſehen haben, können Kugelgewölbe auch über quadra-
tiſche Räume kommen; die Kugel wird dann durch die verticalen Wände
ſo abgeſchnitten, daß krumme Widerlagslinien (öſterreichiſch: „Anläufe“),
oder Schildlinien entſtehen. Diejenigen Theile des Gewölbes, welche

[Abbildung] Fig. 377.
aus den Winkeln hervortreten, heißen, ſoweit ſie bis zu der Ebene,
welche in der Höhe der Scheitelpunkte der Anlänfe liegt, anſteigt:
Zwickel oder Pendentifs, welche man durch einiges in horizon-
talen Schichten vorgekragtes Mauerwerk ausführt. Ueber den Penden-
tifs beginnen die vollen Ringe des oberen Gewölbetheils, reſp. der ſoge-
nannten „Kalotte“. Für ſolche Gewölbe ſind nur zwei Lehrbögen in den
diagonalen Richtungen und vier Lehrbögen an den Schildlinien er-
forderlich, nach denen die Zwickel horizontal mit dem Widerlags-
mauerwerk im Verbande herausgemauert werden. Die ſo hergeſtellten
Zwickel haben das Beſtreben nach Innen zu fallen, was aber von
der mit centralen Fugen gemauerten Kalotte, die ſich gegen die Zwickel
ſtemmt, verhindert wird. Durch dieſes Gegeneinanderdrücken gelangen
die Gewölbemaſſen in einen Gleichgewichtszuſtand und geht der Ge-
wölbeſchub in einen verticalen Gewölbedruck über, ſodaß die Wider-
lagsmauern nur verhältnißmäßig ſchwach zu ſein brauchen.

Eine ſolche Conſtruktion ſtellt die Fig. 378 A — C für einen 3m
weiten Raum dar; die Mauern ſind von Bruchſteinen ausgeführt, und
bis zur Linie a b (Fig. A) reicht die horizontale Mauerung der Pen-
tentifs. Fig. C giebt den Grundriß in der Höhe von Linie a b, Fig. B

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[359/0375] Die Conſtruktion der Kuppelgewölbe. ſchiedene Steigungen und bilden ſomit eine windſchiefe Fläche. Letztere wird im Allgemeinen aber ſo unbedeutend ſein, daß ſie für die Aus- führung unberückſichtigt bleiben kann, zumal ſie in der Fugenſtärke ganz verſchwindet. Wie wir geſehen haben, können Kugelgewölbe auch über quadra- tiſche Räume kommen; die Kugel wird dann durch die verticalen Wände ſo abgeſchnitten, daß krumme Widerlagslinien (öſterreichiſch: „Anläufe“), oder Schildlinien entſtehen. Diejenigen Theile des Gewölbes, welche [Abbildung Fig. 377.] aus den Winkeln hervortreten, heißen, ſoweit ſie bis zu der Ebene, welche in der Höhe der Scheitelpunkte der Anlänfe liegt, anſteigt: „Zwickel oder Pendentifs, welche man durch einiges in horizon- talen Schichten vorgekragtes Mauerwerk ausführt. Ueber den Penden- tifs beginnen die vollen Ringe des oberen Gewölbetheils, reſp. der ſoge- nannten „Kalotte“. Für ſolche Gewölbe ſind nur zwei Lehrbögen in den diagonalen Richtungen und vier Lehrbögen an den Schildlinien er- forderlich, nach denen die Zwickel horizontal mit dem Widerlags- mauerwerk im Verbande herausgemauert werden. Die ſo hergeſtellten Zwickel haben das Beſtreben nach Innen zu fallen, was aber von der mit centralen Fugen gemauerten Kalotte, die ſich gegen die Zwickel ſtemmt, verhindert wird. Durch dieſes Gegeneinanderdrücken gelangen die Gewölbemaſſen in einen Gleichgewichtszuſtand und geht der Ge- wölbeſchub in einen verticalen Gewölbedruck über, ſodaß die Wider- lagsmauern nur verhältnißmäßig ſchwach zu ſein brauchen. Eine ſolche Conſtruktion ſtellt die Fig. 378 A — C für einen 3m weiten Raum dar; die Mauern ſind von Bruchſteinen ausgeführt, und bis zur Linie a b (Fig. A) reicht die horizontale Mauerung der Pen- tentifs. Fig. C giebt den Grundriß in der Höhe von Linie a b, Fig. B

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/375>, abgerufen am 22.11.2024.