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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

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Die Construktion der Kuppelgewölbe.
wölbung und bis zur steinernen Kugelspitze, welche das Kreuz trägt.
In den Nischen des durch Wandpfeiler gebildeten Tambours sind
Rundbogenfenster angebracht worden, welche die Kuppel selbst be-
leuchten sollen. Für die Erhellung der unteren Kirche dienen fünfzehn
große Doppelfenster über den Emporen und sechszehn kleinere Rund-
bogenfenster unter denselben. Durch den Wunsch, aus Sparsamkeits-
rücksichten das Terrain möglichst eng und knapp zu bauen und Sa-
kristei und Taufkapelle dicht an den Kirchenkörper ohne Zwischenlegung
großer Strebemauern anzuschließen, sowie die Vorliebe für halbkreis-
förmige Kreuzflügel führten zu einer schmiedeeisernen Hilfscon-
struktion bei der Anlage des Kuppellylinders (Tambours) über den
vorgekragten Zwickeln. Der Schub, welchen die von dem hohen
Kuppeltambour belasteten Bögen erzeugen, erheischte nicht unbeträcht-
liche Widerlager. Solche erheben sich von selbst nach Westen hin in
den geraden Mauern des Langhauses; sie waren minder gut in den
gekrümmten Umfangsmauern der Kreuzflügel, und sie erschienen knapp,
weil mehrfach durchbrochen, in der Richtung nach Osten, wo der
Kirchenkörper mit schwach vortretenden Strebepfeilern sich über den
niedrigen Hinterräumen (Sakristei und Taufkapelle) erhebt. Es er-
schien deshalb rathsam, von der Unterstützung der Vierungspfeiler
durch die Beschlußmauern Abstand zu nehmen und die Pfeiler selbst
wenigstens durch den Kuppelbau in möglichst verticaler Rich-
tung
zu belasten. Zur Erreichung dieses Zweckes wurden nach spe-
cieller Angabe des Oberbaurath J. W. Schwedler, dem berühmten
Construkteur vieler eiserner Dächer und Erfinder eines wichtigen
Brückensystems, dicht über den Scheiteln der Vierungsbögen drei
schmiedeeiserne Umschließungsringe
(r) von je 16zm Höhe und
26mm Stärke um den viereckigen, aber an den Ecken etwas abgerun-
deten Vierungskörper gelegt. Ihre Aufbringung gleich nach Aus-
rüstung der Vierungsbögen gestattete, was für den Baubetrieb be-
sonders werthvoll war, eine sichere und bequeme Außenbrüstung der
halben Zeltdächer auf den Kreuzflügeln nach Vollendung der Kuppel
und zuletzt die nachträgliche, aber wettersichere Herstellung der hier
befindlichen Halbkuppeln. Im Zusammenhange mit der Ringanlage
wurde die Masse des den Kuppelcylinder tragenden Mauerwerks nach
Möglichkeit verringert und in der Form eines gegliederten Systems
mit zwölf Pfeilern hergestellt. Aus jedem Vierungspfeiler entwickeln
sich drei andere Pfeiler, welche mit möglichst sanfter Neigung gegen

Die Conſtruktion der Kuppelgewölbe.
wölbung und bis zur ſteinernen Kugelſpitze, welche das Kreuz trägt.
In den Niſchen des durch Wandpfeiler gebildeten Tambours ſind
Rundbogenfenſter angebracht worden, welche die Kuppel ſelbſt be-
leuchten ſollen. Für die Erhellung der unteren Kirche dienen fünfzehn
große Doppelfenſter über den Emporen und ſechszehn kleinere Rund-
bogenfenſter unter denſelben. Durch den Wunſch, aus Sparſamkeits-
rückſichten das Terrain möglichſt eng und knapp zu bauen und Sa-
kriſtei und Taufkapelle dicht an den Kirchenkörper ohne Zwiſchenlegung
großer Strebemauern anzuſchließen, ſowie die Vorliebe für halbkreis-
förmige Kreuzflügel führten zu einer ſchmiedeeiſernen Hilfscon-
ſtruktion bei der Anlage des Kuppellylinders (Tambours) über den
vorgekragten Zwickeln. Der Schub, welchen die von dem hohen
Kuppeltambour belaſteten Bögen erzeugen, erheiſchte nicht unbeträcht-
liche Widerlager. Solche erheben ſich von ſelbſt nach Weſten hin in
den geraden Mauern des Langhauſes; ſie waren minder gut in den
gekrümmten Umfangsmauern der Kreuzflügel, und ſie erſchienen knapp,
weil mehrfach durchbrochen, in der Richtung nach Oſten, wo der
Kirchenkörper mit ſchwach vortretenden Strebepfeilern ſich über den
niedrigen Hinterräumen (Sakriſtei und Taufkapelle) erhebt. Es er-
ſchien deshalb rathſam, von der Unterſtützung der Vierungspfeiler
durch die Beſchlußmauern Abſtand zu nehmen und die Pfeiler ſelbſt
wenigſtens durch den Kuppelbau in möglichſt verticaler Rich-
tung
zu belaſten. Zur Erreichung dieſes Zweckes wurden nach ſpe-
cieller Angabe des Oberbaurath J. W. Schwedler, dem berühmten
Conſtrukteur vieler eiſerner Dächer und Erfinder eines wichtigen
Brückenſyſtems, dicht über den Scheiteln der Vierungsbögen drei
ſchmiedeeiſerne Umſchließungsringe
(r) von je 16zm Höhe und
26mm Stärke um den viereckigen, aber an den Ecken etwas abgerun-
deten Vierungskörper gelegt. Ihre Aufbringung gleich nach Aus-
rüſtung der Vierungsbögen geſtattete, was für den Baubetrieb be-
ſonders werthvoll war, eine ſichere und bequeme Außenbrüſtung der
halben Zeltdächer auf den Kreuzflügeln nach Vollendung der Kuppel
und zuletzt die nachträgliche, aber wetterſichere Herſtellung der hier
befindlichen Halbkuppeln. Im Zuſammenhange mit der Ringanlage
wurde die Maſſe des den Kuppelcylinder tragenden Mauerwerks nach
Möglichkeit verringert und in der Form eines gegliederten Syſtems
mit zwölf Pfeilern hergeſtellt. Aus jedem Vierungspfeiler entwickeln
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[365/0381] Die Conſtruktion der Kuppelgewölbe. wölbung und bis zur ſteinernen Kugelſpitze, welche das Kreuz trägt. In den Niſchen des durch Wandpfeiler gebildeten Tambours ſind Rundbogenfenſter angebracht worden, welche die Kuppel ſelbſt be- leuchten ſollen. Für die Erhellung der unteren Kirche dienen fünfzehn große Doppelfenſter über den Emporen und ſechszehn kleinere Rund- bogenfenſter unter denſelben. Durch den Wunſch, aus Sparſamkeits- rückſichten das Terrain möglichſt eng und knapp zu bauen und Sa- kriſtei und Taufkapelle dicht an den Kirchenkörper ohne Zwiſchenlegung großer Strebemauern anzuſchließen, ſowie die Vorliebe für halbkreis- förmige Kreuzflügel führten zu einer ſchmiedeeiſernen Hilfscon- ſtruktion bei der Anlage des Kuppellylinders (Tambours) über den vorgekragten Zwickeln. Der Schub, welchen die von dem hohen Kuppeltambour belaſteten Bögen erzeugen, erheiſchte nicht unbeträcht- liche Widerlager. Solche erheben ſich von ſelbſt nach Weſten hin in den geraden Mauern des Langhauſes; ſie waren minder gut in den gekrümmten Umfangsmauern der Kreuzflügel, und ſie erſchienen knapp, weil mehrfach durchbrochen, in der Richtung nach Oſten, wo der Kirchenkörper mit ſchwach vortretenden Strebepfeilern ſich über den niedrigen Hinterräumen (Sakriſtei und Taufkapelle) erhebt. Es er- ſchien deshalb rathſam, von der Unterſtützung der Vierungspfeiler durch die Beſchlußmauern Abſtand zu nehmen und die Pfeiler ſelbſt wenigſtens durch den Kuppelbau in möglichſt verticaler Rich- tung zu belaſten. Zur Erreichung dieſes Zweckes wurden nach ſpe- cieller Angabe des Oberbaurath J. W. Schwedler, dem berühmten Conſtrukteur vieler eiſerner Dächer und Erfinder eines wichtigen Brückenſyſtems, dicht über den Scheiteln der Vierungsbögen drei ſchmiedeeiſerne Umſchließungsringe (r) von je 16zm Höhe und 26mm Stärke um den viereckigen, aber an den Ecken etwas abgerun- deten Vierungskörper gelegt. Ihre Aufbringung gleich nach Aus- rüſtung der Vierungsbögen geſtattete, was für den Baubetrieb be- ſonders werthvoll war, eine ſichere und bequeme Außenbrüſtung der halben Zeltdächer auf den Kreuzflügeln nach Vollendung der Kuppel und zuletzt die nachträgliche, aber wetterſichere Herſtellung der hier befindlichen Halbkuppeln. Im Zuſammenhange mit der Ringanlage wurde die Maſſe des den Kuppelcylinder tragenden Mauerwerks nach Möglichkeit verringert und in der Form eines gegliederten Syſtems mit zwölf Pfeilern hergeſtellt. Aus jedem Vierungspfeiler entwickeln ſich drei andere Pfeiler, welche mit möglichſt ſanfter Neigung gegen

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/381>, abgerufen am 22.11.2024.