Systeme und graphische Construktionen der Sterngewölbe.
gebenen Buchstaben wird die Austragung der einzelnen Linien ohne weitere Erklärung verständlich sein.
Verschiedene anderweitige Anordnungen von Sterngewölben sind in der Horizontalprojektion in Fig. 472 A -- D gezeigt.
[Abbildung]
Fig. 472.
Nachdem von dem Rippensystem der Kreuz- gewölbe die Rede gewesen ist, möge noch Einiges über die graphische Construktion der Anfänge der Rippen mitgetheilt werden.
Die Anfänge der Gewölbe, deren Grate nur aus Backstein gebildet sind, verursachen wenig Schwierigkeit in der Herstellung, anders verhält es sich dagegen bei den vorspringenden Rippen aus Werkstein. Es können drei, fünf oder sieben Rippen nebeneinander vorkommen, je nachdem sie aus den Winkeln, der Wand oder der Ecke hervorwachsen, und wiederum können die Rippen entweder frei nebeneinander auf einem Consol oder auf einer Säule stehen, oder sie können ineinander mehr oder weniger so verwachsen sein, daß die Profile in der Nähe des Kämpfers sich durchdringen.
Der einfachste Fall ist in Fig. 473 gegeben; der Gewölbeanfang besteht aus einer Gurt- und zwei Diagonalrippen, die Höhe und die Radien der verschiedenen Bögen sind gleich, die Mittelpunkte liegen in derselbe Grundlinie, und der Rippenanfang beginnt auf einem, aus dem Achteck construriten Kragstein. Ueber der Mittellinie der Projection einer der drei Rippen schlage man den Bogen a a' mit dem sich aus den Grundrißverhältnissen ergebenden Radius, und ebenso den Bogen b y, welcher durch den äußersten Punkt der Rippe c erzeugt wird. Aus dem Punkt d, in welchem die Rippen von einander frei werden, errichte man dann eine Lothrechte zu der Grundlinie a e, welche den Bogen b y in f schneidet, ziehe durch f eine Linie h g parallel der Grundlinie, so begrenzt dieselbe den Rippenanfang nach oben, indem sie die Fuge für die darauf zu setzenden Rippenstücke ergiebt und zugleich die Ausladung des Werk- stückes von der Wandflucht anzeigt. Da nun die übrigen Rippen mit demselben Radius geschlagen sind und in demselben Punkt d von
Syſteme und graphiſche Conſtruktionen der Sterngewölbe.
gebenen Buchſtaben wird die Austragung der einzelnen Linien ohne weitere Erklärung verſtändlich ſein.
Verſchiedene anderweitige Anordnungen von Sterngewölben ſind in der Horizontalprojektion in Fig. 472 A — D gezeigt.
[Abbildung]
Fig. 472.
Nachdem von dem Rippenſyſtem der Kreuz- gewölbe die Rede geweſen iſt, möge noch Einiges über die graphiſche Conſtruktion der Anfänge der Rippen mitgetheilt werden.
Die Anfänge der Gewölbe, deren Grate nur aus Backſtein gebildet ſind, verurſachen wenig Schwierigkeit in der Herſtellung, anders verhält es ſich dagegen bei den vorſpringenden Rippen aus Werkſtein. Es können drei, fünf oder ſieben Rippen nebeneinander vorkommen, je nachdem ſie aus den Winkeln, der Wand oder der Ecke hervorwachſen, und wiederum können die Rippen entweder frei nebeneinander auf einem Conſol oder auf einer Säule ſtehen, oder ſie können ineinander mehr oder weniger ſo verwachſen ſein, daß die Profile in der Nähe des Kämpfers ſich durchdringen.
Der einfachſte Fall iſt in Fig. 473 gegeben; der Gewölbeanfang beſteht aus einer Gurt- und zwei Diagonalrippen, die Höhe und die Radien der verſchiedenen Bögen ſind gleich, die Mittelpunkte liegen in derſelbe Grundlinie, und der Rippenanfang beginnt auf einem, aus dem Achteck conſtruriten Kragſtein. Ueber der Mittellinie der Projection einer der drei Rippen ſchlage man den Bogen a a' mit dem ſich aus den Grundrißverhältniſſen ergebenden Radius, und ebenſo den Bogen b y, welcher durch den äußerſten Punkt der Rippe c erzeugt wird. Aus dem Punkt d, in welchem die Rippen von einander frei werden, errichte man dann eine Lothrechte zu der Grundlinie a e, welche den Bogen b y in f ſchneidet, ziehe durch f eine Linie h g parallel der Grundlinie, ſo begrenzt dieſelbe den Rippenanfang nach oben, indem ſie die Fuge für die darauf zu ſetzenden Rippenſtücke ergiebt und zugleich die Ausladung des Werk- ſtückes von der Wandflucht anzeigt. Da nun die übrigen Rippen mit demſelben Radius geſchlagen ſind und in demſelben Punkt d von
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Syſteme und graphiſche Conſtruktionen der Sterngewölbe.
gebenen Buchſtaben wird die Austragung der einzelnen Linien ohne
weitere Erklärung verſtändlich ſein.
Verſchiedene anderweitige Anordnungen von Sterngewölben ſind
in der Horizontalprojektion in Fig. 472 A — D gezeigt.
[Abbildung Fig. 472.]
Nachdem von dem Rippenſyſtem der Kreuz-
gewölbe die Rede geweſen iſt, möge noch Einiges
über die graphiſche Conſtruktion der Anfänge
der Rippen mitgetheilt werden.
Die Anfänge der Gewölbe, deren Grate
nur aus Backſtein gebildet ſind, verurſachen
wenig Schwierigkeit in der Herſtellung, anders
verhält es ſich dagegen bei den vorſpringenden
Rippen aus Werkſtein. Es können drei, fünf
oder ſieben Rippen nebeneinander vorkommen,
je nachdem ſie aus den Winkeln, der Wand oder
der Ecke hervorwachſen, und wiederum können
die Rippen entweder frei nebeneinander auf
einem Conſol oder auf einer Säule ſtehen, oder
ſie können ineinander mehr oder weniger ſo
verwachſen ſein, daß die Profile in der Nähe
des Kämpfers ſich durchdringen.
Der einfachſte Fall iſt in Fig. 473 gegeben;
der Gewölbeanfang beſteht aus einer Gurt-
und zwei Diagonalrippen, die Höhe und die
Radien der verſchiedenen Bögen ſind gleich,
die Mittelpunkte liegen in derſelbe Grundlinie, und der Rippenanfang
beginnt auf einem, aus dem Achteck conſtruriten Kragſtein. Ueber
der Mittellinie der Projection einer der drei Rippen ſchlage man den
Bogen a a' mit dem ſich aus den Grundrißverhältniſſen ergebenden
Radius, und ebenſo den Bogen b y, welcher durch den äußerſten
Punkt der Rippe c erzeugt wird. Aus dem Punkt d, in welchem die
Rippen von einander frei werden, errichte man dann eine Lothrechte
zu der Grundlinie a e, welche den Bogen b y in f ſchneidet, ziehe
durch f eine Linie h g parallel der Grundlinie, ſo begrenzt dieſelbe
den Rippenanfang nach oben, indem ſie die Fuge für die darauf zu
ſetzenden Rippenſtücke ergiebt und zugleich die Ausladung des Werk-
ſtückes von der Wandflucht anzeigt. Da nun die übrigen Rippen mit
demſelben Radius geſchlagen ſind und in demſelben Punkt d von
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zw… [mehr]
Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zwei Bänden. Die Ausgabe von 1877/1878 ist die 2., gänzlich umgearbarbeitete und sehr vermehrte Auflage und wurde aufgrund der besseren verfügbarkeit für das DTA digitalisiert.
Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/469>, abgerufen am 22.11.2024.
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