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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

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Sturz aus Schnittsteinen.
Sohlbänke aus diesem Material verfertigt. Die gebogenen Fenster-
resp. Thürüberdeckungen haben wir bereits in Fig. 246--253 u. s. w.
dargestellt und bleiben somit nur noch die geraden Sturze zur Bespre-
chung übrig. Dieselben bestehen am besten und einfachsten aus einem
einzigen Werksteinblocke, der die Breite des ganzen Fensters, mit Ein-
schluß der Fenstergewände, zur Länge hat. Um diesen Block, der mit
dem Gewändeprofil versehen ist, vom Drucke des darüberbefindlichen
Mauerwerks zu befreien, ordnet man über ihm einen entsprechend
großen und hinreichend starken Entlastungsbogen an (Fig. 508).
Der Sandsteinsturz ist etwa 15--23zm (letzteres Maß bei Thüren)
hoch und ebenso stark und gewährt mit seiner inneren Fläche dem
Fenster resp. der Thüre einen genügenden Anschlag. Zweckmäßig ist
es, den Sturz mit dem Mauerwerk zu verankern. Vielfach findet man
auch die in Fig. 509 dargestellte Verbindung des Sturzes mit dem
Ziegelmauerwerk, welche darin besteht, daß ein Bogen mit geringer
Pfeilhöhe durch das ganze Mauerwerk reicht (also wie bei Mauer-
bögen) und mit seinem Scheitel in der Höhe der oberen Sturzkante
liegt. In dem Mauerwerk wird dann ein entsprechend tiefer Falz
für den Sturz hergestellt.

In sandsteinreichen Gegenden werden auch größere und reicher
ausgebildete Fenster- oder Thürüberdeckungen aus Schnittstein, jedoch
meistens nur in der Tiefe des Anschlages, gefertigt. Eine derartige
Anordnung veranschaulicht Fig. 510, welche einen Theil eines Pfeiler-
gebälkes (Sima, Fries und Architrav, mit Pfeiler) darstellt. Die
Werksteine greifen 0,25--0,3m in das Mauerwerk, und werden durch
einen kleinen Bogen entlastet; der innere Sturz besteht aus einem
11/2 Stein breiten, 21/2 Stein hohen scheitrechten Bogen.

Da beide Bögen das Mauerwerk nicht hinreichend zu stützen
vermögen, befindet sich über ihnen noch ein großer, 2 Ziegel hoher,
21/2 Ziegel breiter Entlastungsbogen. Bei Herstellung solcher Fenster-
öffnungen kann man die sämmtlichen Bögen nacheinander herstellen
und die Sandsteinblöcke erst nach Fertigstellung des Rohmauerwerks
an ihren Platz bringen, damit die Profile durch herabfallende Gegen-
stände nicht ruinirt werden.

Zu den Fenster- und Thürgewänden bedient man sich meistens
eines großen Sandsteinstückes, das von der Sohlbank bis zum Sturz-
block reicht, mit diesem dicht und waagerecht abschließt und mittelst
Metalldübeln verbunden wird (Fig. 508). Seltener setzt man die

Sturz aus Schnittſteinen.
Sohlbänke aus dieſem Material verfertigt. Die gebogenen Fenſter-
reſp. Thürüberdeckungen haben wir bereits in Fig. 246—253 u. ſ. w.
dargeſtellt und bleiben ſomit nur noch die geraden Sturze zur Beſpre-
chung übrig. Dieſelben beſtehen am beſten und einfachſten aus einem
einzigen Werkſteinblocke, der die Breite des ganzen Fenſters, mit Ein-
ſchluß der Fenſtergewände, zur Länge hat. Um dieſen Block, der mit
dem Gewändeprofil verſehen iſt, vom Drucke des darüberbefindlichen
Mauerwerks zu befreien, ordnet man über ihm einen entſprechend
großen und hinreichend ſtarken Entlaſtungsbogen an (Fig. 508).
Der Sandſteinſturz iſt etwa 15—23zm (letzteres Maß bei Thüren)
hoch und ebenſo ſtark und gewährt mit ſeiner inneren Fläche dem
Fenſter reſp. der Thüre einen genügenden Anſchlag. Zweckmäßig iſt
es, den Sturz mit dem Mauerwerk zu verankern. Vielfach findet man
auch die in Fig. 509 dargeſtellte Verbindung des Sturzes mit dem
Ziegelmauerwerk, welche darin beſteht, daß ein Bogen mit geringer
Pfeilhöhe durch das ganze Mauerwerk reicht (alſo wie bei Mauer-
bögen) und mit ſeinem Scheitel in der Höhe der oberen Sturzkante
liegt. In dem Mauerwerk wird dann ein entſprechend tiefer Falz
für den Sturz hergeſtellt.

In ſandſteinreichen Gegenden werden auch größere und reicher
ausgebildete Fenſter- oder Thürüberdeckungen aus Schnittſtein, jedoch
meiſtens nur in der Tiefe des Anſchlages, gefertigt. Eine derartige
Anordnung veranſchaulicht Fig. 510, welche einen Theil eines Pfeiler-
gebälkes (Sima, Fries und Architrav, mit Pfeiler) darſtellt. Die
Werkſteine greifen 0,25—0,3m in das Mauerwerk, und werden durch
einen kleinen Bogen entlaſtet; der innere Sturz beſteht aus einem
1½ Stein breiten, 2½ Stein hohen ſcheitrechten Bogen.

Da beide Bögen das Mauerwerk nicht hinreichend zu ſtützen
vermögen, befindet ſich über ihnen noch ein großer, 2 Ziegel hoher,
2½ Ziegel breiter Entlaſtungsbogen. Bei Herſtellung ſolcher Fenſter-
öffnungen kann man die ſämmtlichen Bögen nacheinander herſtellen
und die Sandſteinblöcke erſt nach Fertigſtellung des Rohmauerwerks
an ihren Platz bringen, damit die Profile durch herabfallende Gegen-
ſtände nicht ruinirt werden.

Zu den Fenſter- und Thürgewänden bedient man ſich meiſtens
eines großen Sandſteinſtückes, das von der Sohlbank bis zum Sturz-
block reicht, mit dieſem dicht und waagerecht abſchließt und mittelſt
Metalldübeln verbunden wird (Fig. 508). Seltener ſetzt man die

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[487/0503] Sturz aus Schnittſteinen. Sohlbänke aus dieſem Material verfertigt. Die gebogenen Fenſter- reſp. Thürüberdeckungen haben wir bereits in Fig. 246—253 u. ſ. w. dargeſtellt und bleiben ſomit nur noch die geraden Sturze zur Beſpre- chung übrig. Dieſelben beſtehen am beſten und einfachſten aus einem einzigen Werkſteinblocke, der die Breite des ganzen Fenſters, mit Ein- ſchluß der Fenſtergewände, zur Länge hat. Um dieſen Block, der mit dem Gewändeprofil verſehen iſt, vom Drucke des darüberbefindlichen Mauerwerks zu befreien, ordnet man über ihm einen entſprechend großen und hinreichend ſtarken Entlaſtungsbogen an (Fig. 508). Der Sandſteinſturz iſt etwa 15—23zm (letzteres Maß bei Thüren) hoch und ebenſo ſtark und gewährt mit ſeiner inneren Fläche dem Fenſter reſp. der Thüre einen genügenden Anſchlag. Zweckmäßig iſt es, den Sturz mit dem Mauerwerk zu verankern. Vielfach findet man auch die in Fig. 509 dargeſtellte Verbindung des Sturzes mit dem Ziegelmauerwerk, welche darin beſteht, daß ein Bogen mit geringer Pfeilhöhe durch das ganze Mauerwerk reicht (alſo wie bei Mauer- bögen) und mit ſeinem Scheitel in der Höhe der oberen Sturzkante liegt. In dem Mauerwerk wird dann ein entſprechend tiefer Falz für den Sturz hergeſtellt. In ſandſteinreichen Gegenden werden auch größere und reicher ausgebildete Fenſter- oder Thürüberdeckungen aus Schnittſtein, jedoch meiſtens nur in der Tiefe des Anſchlages, gefertigt. Eine derartige Anordnung veranſchaulicht Fig. 510, welche einen Theil eines Pfeiler- gebälkes (Sima, Fries und Architrav, mit Pfeiler) darſtellt. Die Werkſteine greifen 0,25—0,3m in das Mauerwerk, und werden durch einen kleinen Bogen entlaſtet; der innere Sturz beſteht aus einem 1½ Stein breiten, 2½ Stein hohen ſcheitrechten Bogen. Da beide Bögen das Mauerwerk nicht hinreichend zu ſtützen vermögen, befindet ſich über ihnen noch ein großer, 2 Ziegel hoher, 2½ Ziegel breiter Entlaſtungsbogen. Bei Herſtellung ſolcher Fenſter- öffnungen kann man die ſämmtlichen Bögen nacheinander herſtellen und die Sandſteinblöcke erſt nach Fertigſtellung des Rohmauerwerks an ihren Platz bringen, damit die Profile durch herabfallende Gegen- ſtände nicht ruinirt werden. Zu den Fenſter- und Thürgewänden bedient man ſich meiſtens eines großen Sandſteinſtückes, das von der Sohlbank bis zum Sturz- block reicht, mit dieſem dicht und waagerecht abſchließt und mittelſt Metalldübeln verbunden wird (Fig. 508). Seltener ſetzt man die

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/503>, abgerufen am 22.11.2024.