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Wartmann, Sigismund Friedrich: Germaniae Pertvrbatae et Restavratae sive Vnpartheyischer wolmeynender Theologo-Politicorum Discvrsvm Ander vnd dritter Theil. Frankfurt (Main), 1650.

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chen in Spanien nehmen möcht. Vnd obwol deß Keysers Diener starck dar-
gegen anhielten vnd zu erkennen gaben/ daß/ dieweil die Vrsach/ warumb solch
Gelt verwilligt worden/ noch nicht auffgehoben/ die Verwilligung auch länger
solte continuirt werden: Daß solcher Gestalt alle Mühe vnd Arbeit vmbsonst seyn
würde/ wann der Krieg nicht zu End käm: so konten sie doch den Bapst von seiner
gefaßten Resolution nicht abwendig machen.

Dazu kam/ daß zu Genua das Geschlecht deren von Fiesca wider die von
Doria, so dem Käyser anhängig/ zusammen geschwohren/ vnd einen gefährlichen
Anschlag/ welcher schier gerathen war/ fürgenommen. Der Käyser hielt für
gewiß/ der Hertzog von Placentz vnd Parma/ deß Bapsts Sohn/ hette solches an-
gestifft/ vnd glaubte beständig/ die Anordnung rührte vom Bapst selbst her: Dar-
umb er neben andern Vnbillichkeiten auch hierüber klagte. Nun meynte der
Bapst/ der Käyser würde ein lange Zeit in Teutschland zuschaffen haben/ vnd also
jhm mit eusserster Macht kein Schaden zufügen können: allein förchte er/ er möch-
te die Protestirenden vom Concilio bringen/ vnd durch sie jhm Arbeit vnd Verdruß
anrichten. Daß er dem Concilio solte abdancken/ hielt er vor vnbequäm vnd
ärgerlich/ sonderlich dieweil man schon sieben Monat lang gehandelt hatte/ vnd
doch noch nichts davon publicirt. Deßwegen nahm er jhm für/ das jenige/ was
schon fertig war/ publiciren zulassen/ damit die Protestirenden sich entweder wey-
gern solten/ wegen solcher Erklärung/ im Concilio zu erscheinen; oder/ so sie dahin
kämen/ dieselbe annehmen müsten: Vnd dieweil der Haupt streit in solcher Erklä-
rung begriffen/ würde er alsdann gewonnen Spiel haben. Wann auch schon
nichts anders jhm dazu rathen solte/ so wäre diese Vrsach starck genug/ jhn dazu zu
bewegen/ daß der Käyser begehrte/ man solte von den strittigen Religionspuncten
noch zur Zeit nichts schliessen/ darumm er leichtlich vrtheiln könte/ dz jhm den Bapst
nutzlich wäre: Dann dieweil er vnd der Keyser einen widerwertigen Zweck hätten/
müsten auch jhre Anschläg einander zu wider seyn. Er sahe wol/ daß es den Key-
ser sehr würde verdriessen: dieweil er aber schon zuvor erzörnet war/ achtet er es
nicht. Es pflegte der Bapst/ wann jhm beyderseits bedenckliche Vrsachen für-
kamen/ warumb er ein Ding thun oder lassen solte/ daß Florentinische Sprich-
wort zu gebrauchen: wann ein Ding gethan ist/ darff man es nicht erst anfangen;
vnd darauff richtete er ins Werck/ was jhn am nöthigsten dauchte. Darumb
befahl er den Legaten auff Weyhnachten/ die bereit gemachte Decreten zu publici-
ren: Welches dann geschah/ so wol wegen der Rechtfertigung/ als wegen Besse-
rung deß Wandels/ namentlich von persönlicher Residentz der Bischoffe. Das
Decret von Glaubenssachen gab zu Rom keine Vrsach zu vielem Gespräch:
Dann es war nichts newes darinn/ das nicht schon zuvor wer offentlich angehört/
vnd examinirt worden. Vnd dieweil ein jederwol wuste/ daß alle Meynungen
der Teutschen solten verdammet werden/ hatte niemand nichts darwider zu sa-
gen. Aber die Bischoffe so sich zu Hoff auffhielten/ welche lange Zeit/ wegen

deß

Ander Theil.
chen in Spanien nehmen moͤcht. Vnd obwol deß Keyſers Diener ſtarck dar-
gegen anhielten vnd zu erkennen gaben/ daß/ dieweil die Vrſach/ warumb ſolch
Gelt verwilligt worden/ noch nicht auffgehoben/ die Verwilligung auch laͤnger
ſolte continuirt werden: Daß ſolcher Geſtalt alle Mühe vnd Arbeit vmbſonſt ſeyn
wuͤrde/ wann der Krieg nicht zu End kaͤm: ſo konten ſie doch den Bapſt von ſeiner
gefaßten Reſolution nicht abwendig machen.

Dazu kam/ daß zu Genua das Geſchlecht deren von Fieſca wider die von
Doria, ſo dem Kaͤyſer anhaͤngig/ zuſammen geſchwohren/ vnd einen gefaͤhrlichen
Anſchlag/ welcher ſchier gerathen war/ fuͤrgenommen. Der Kaͤyſer hielt fuͤr
gewiß/ der Hertzog von Placentz vnd Parma/ deß Bapſts Sohn/ hette ſolches an-
geſtifft/ vnd glaubte beſtaͤndig/ die Anordnung ruͤhrte vom Bapſt ſelbſt her: Dar-
umb er neben andern Vnbillichkeiten auch hierüber klagte. Nun meynte der
Bapſt/ der Kaͤyſer wuͤrde ein lange Zeit in Teutſchland zuſchaffen haben/ vnd alſo
jhm mit euſſerſter Macht kein Schaden zufuͤgen koͤnnen: allein foͤrchte er/ er moͤch-
te die Proteſtirenden vom Concilio bringen/ vñ durch ſie jhm Arbeit vñ Verdruß
anrichten. Daß er dem Concilio ſolte abdancken/ hielt er vor vnbequaͤm vnd
aͤrgerlich/ ſonderlich dieweil man ſchon ſieben Monat lang gehandelt hatte/ vnd
doch noch nichts davon publicirt. Deßwegen nahm er jhm fuͤr/ das jenige/ was
ſchon fertig war/ publiciren zulaſſen/ damit die Proteſtirenden ſich entweder wey-
gern ſolten/ wegen ſolcher Erklaͤrung/ im Concilio zu erſcheinen; oder/ ſo ſie dahin
kaͤmen/ dieſelbe annehmen muͤſten: Vnd dieweil der Haupt ſtreit in ſolcher Erklaͤ-
rung begriffen/ wuͤrde er alsdann gewonnen Spiel haben. Wann auch ſchon
nichts anders jhm dazu rathen ſolte/ ſo waͤre dieſe Vrſach ſtarck genug/ jhn dazu zu
bewegen/ daß der Kaͤyſer begehrte/ man ſolte von den ſtrittigen Religionspuncten
noch zur Zeit nichts ſchlieſſen/ darum̃ er leichtlich vrtheiln koͤnte/ dz jhm dẽ Bapſt
nutzlich waͤre: Dann dieweil er vñ der Keyſer einen widerwertigen Zweck haͤtten/
muͤſten auch jhre Anſchlaͤg einander zu wider ſeyn. Er ſahe wol/ daß es den Key-
ſer ſehr wuͤrde verdrieſſen: dieweil er aber ſchon zuvor erzoͤrnet war/ achtet er es
nicht. Es pflegte der Bapſt/ wann jhm beyderſeits bedenckliche Vrſachen für-
kamen/ warumb er ein Ding thun oder laſſen ſolte/ daß Florentiniſche Sprich-
wort zu gebrauchen: wann ein Ding gethan iſt/ darff man es nicht erſt anfangen;
vnd darauff richtete er ins Werck/ was jhn am noͤthigſten dauchte. Darumb
befahl er den Legaten auff Weyhnachten/ die bereit gemachte Decreten zu publici-
ren: Welches dann geſchah/ ſo wol wegen der Rechtfertigung/ als wegen Beſſe-
rung deß Wandels/ namentlich von perſoͤnlicher Reſidentz der Biſchoffe. Das
Decret von Glaubensſachen gab zu Rom keine Vrſach zu vielem Geſpraͤch:
Dann es war nichts newes darinn/ das nicht ſchon zuvor wer offentlich angehoͤrt/
vnd examinirt worden. Vnd dieweil ein jederwol wuſte/ daß alle Meynungen
der Teutſchen ſolten verdammet werden/ hatte niemand nichts darwider zu ſa-
gen. Aber die Biſchoffe ſo ſich zu Hoff auffhielten/ welche lange Zeit/ wegen

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[31/0039] Ander Theil. chen in Spanien nehmen moͤcht. Vnd obwol deß Keyſers Diener ſtarck dar- gegen anhielten vnd zu erkennen gaben/ daß/ dieweil die Vrſach/ warumb ſolch Gelt verwilligt worden/ noch nicht auffgehoben/ die Verwilligung auch laͤnger ſolte continuirt werden: Daß ſolcher Geſtalt alle Mühe vnd Arbeit vmbſonſt ſeyn wuͤrde/ wann der Krieg nicht zu End kaͤm: ſo konten ſie doch den Bapſt von ſeiner gefaßten Reſolution nicht abwendig machen. Dazu kam/ daß zu Genua das Geſchlecht deren von Fieſca wider die von Doria, ſo dem Kaͤyſer anhaͤngig/ zuſammen geſchwohren/ vnd einen gefaͤhrlichen Anſchlag/ welcher ſchier gerathen war/ fuͤrgenommen. Der Kaͤyſer hielt fuͤr gewiß/ der Hertzog von Placentz vnd Parma/ deß Bapſts Sohn/ hette ſolches an- geſtifft/ vnd glaubte beſtaͤndig/ die Anordnung ruͤhrte vom Bapſt ſelbſt her: Dar- umb er neben andern Vnbillichkeiten auch hierüber klagte. Nun meynte der Bapſt/ der Kaͤyſer wuͤrde ein lange Zeit in Teutſchland zuſchaffen haben/ vnd alſo jhm mit euſſerſter Macht kein Schaden zufuͤgen koͤnnen: allein foͤrchte er/ er moͤch- te die Proteſtirenden vom Concilio bringen/ vñ durch ſie jhm Arbeit vñ Verdruß anrichten. Daß er dem Concilio ſolte abdancken/ hielt er vor vnbequaͤm vnd aͤrgerlich/ ſonderlich dieweil man ſchon ſieben Monat lang gehandelt hatte/ vnd doch noch nichts davon publicirt. Deßwegen nahm er jhm fuͤr/ das jenige/ was ſchon fertig war/ publiciren zulaſſen/ damit die Proteſtirenden ſich entweder wey- gern ſolten/ wegen ſolcher Erklaͤrung/ im Concilio zu erſcheinen; oder/ ſo ſie dahin kaͤmen/ dieſelbe annehmen muͤſten: Vnd dieweil der Haupt ſtreit in ſolcher Erklaͤ- rung begriffen/ wuͤrde er alsdann gewonnen Spiel haben. Wann auch ſchon nichts anders jhm dazu rathen ſolte/ ſo waͤre dieſe Vrſach ſtarck genug/ jhn dazu zu bewegen/ daß der Kaͤyſer begehrte/ man ſolte von den ſtrittigen Religionspuncten noch zur Zeit nichts ſchlieſſen/ darum̃ er leichtlich vrtheiln koͤnte/ dz jhm dẽ Bapſt nutzlich waͤre: Dann dieweil er vñ der Keyſer einen widerwertigen Zweck haͤtten/ muͤſten auch jhre Anſchlaͤg einander zu wider ſeyn. Er ſahe wol/ daß es den Key- ſer ſehr wuͤrde verdrieſſen: dieweil er aber ſchon zuvor erzoͤrnet war/ achtet er es nicht. Es pflegte der Bapſt/ wann jhm beyderſeits bedenckliche Vrſachen für- kamen/ warumb er ein Ding thun oder laſſen ſolte/ daß Florentiniſche Sprich- wort zu gebrauchen: wann ein Ding gethan iſt/ darff man es nicht erſt anfangen; vnd darauff richtete er ins Werck/ was jhn am noͤthigſten dauchte. Darumb befahl er den Legaten auff Weyhnachten/ die bereit gemachte Decreten zu publici- ren: Welches dann geſchah/ ſo wol wegen der Rechtfertigung/ als wegen Beſſe- rung deß Wandels/ namentlich von perſoͤnlicher Reſidentz der Biſchoffe. Das Decret von Glaubensſachen gab zu Rom keine Vrſach zu vielem Geſpraͤch: Dann es war nichts newes darinn/ das nicht ſchon zuvor wer offentlich angehoͤrt/ vnd examinirt worden. Vnd dieweil ein jederwol wuſte/ daß alle Meynungen der Teutſchen ſolten verdammet werden/ hatte niemand nichts darwider zu ſa- gen. Aber die Biſchoffe ſo ſich zu Hoff auffhielten/ welche lange Zeit/ wegen deß

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Zitationshilfe: Wartmann, Sigismund Friedrich: Germaniae Pertvrbatae et Restavratae sive Vnpartheyischer wolmeynender Theologo-Politicorum Discvrsvm Ander vnd dritter Theil. Frankfurt (Main), 1650, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wartmann_germania0203_1650/39>, abgerufen am 21.11.2024.