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Wartmann, Sigismund Friedrich: De Statv Pertvrbato Germaniae et Franciae Vnpartheyischer wolmeynender Theologo-Politicorum Discvrssvvm, Vierter vnd letzter Theil. Frankfurt (Main), 1652.

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& Germaniae Continuatio.
seine Rebellen gedämfft/ vnd endlich obgesieget. Zum siebenden/ daß er einen
Feind nach dem andern bekommen vnd abgefertigt/ zumal er jhnen allen/ oder den
mehrern nicht hätte gewachsen seyn können. Zum achten/ daß er mit einem er-
sten Haupt-Treffen auff dem weissen Berge/ das gantze Königreich Böhem/ vnd
mit dem andern bey Nördlingen das gantze Kayserthumb erhalten. Zum neund-
ten/ daß so viel andere verlohrne Treffen jhn nicht zu Boden geworffen. Zum
zehenden/ daß er die Macht gehabt/ dem Spanier in Holland/ dem König in Po-
len wieder den Schweden in Preussen/ vnd dem Reich in Jtalien beyzustehen.
Eilfftens/ daß er immerzu trewe Diener gefunden/ so der wenigen Vntrewen
Stellen wol vertretten. Zwölfftens/ daß er seinen ältern Printzen zu einem Rö-
mischen König/ vnd künfftigen Käyser nach seinem Tode/ machen können

Jndessen nun das Hauptwesen solcher Gestalt durch Teutschland sich ver-
wickelte/ wolten die Holländer nicht müssig sitzen/ schickten Graff Johann Mori-
tzen von Nassaw Siegen nach West-Jndien/ den Spanischen vnd Portugiesen
das Haupt zu biethen/ wie dann auch derselbe sich mannlich gebraucht/ vnd manechn
Sieg davon getragen. Die erste Fahrt geschah Anno 1623. vnter Jacob Willcken/
nach Brasilien/ welcher die Stadt S. Salvator im Allerheiligen Busen ohn sonder-
liche Mühe einbekommen/ aber durch der seinigen liederlich Verhalten vnd Wol-
lüstelen bald wieder verlohren. Die andere Fahrt von den Gewinnhabern (wel-
che Gesellschafft die Herren Staaden vff 24. Jahr privilegirt hatten) wurd dem
Balwein Heinrichen anvertrawt/ Anno 1625. vnd nach seinem Absterben dem
Peter Hayn/ welcher wegen Vngestümmigkeit deß Meers zum Streit gezwun-
gen/ die gantze vnd überaußreiche Flott anß New Spanien überweltiget/ vnd gros-
sen Reichthumb erworben. Jhm folgte Peter Lonck/ vnd bezwang die Haupt-
stadt Olinda in der Landschafft Pernambuco: Hadrian Pater schlug mit der gros-
sen Flott/ blieb vorn an der Spitz/ vnd hinterließ den seinigen/ die jhn verlassen
hatten/ den zweiffelhafften Sieg. Es ist aber gantz Brasilien abgetheilet in vier-
zehen Landschafften oder Fürstenthumb/ welche die Spanier vnd Holländer nicht
wolten friedlich/ sondern durch Schwertstreich vertheilen. Was dieser verwe-
gene Handel nur vff der Niederländer Seiten gekostet/ findet sich in der Rech-
nung/ nemblich von Anfang/ biß ins Jahr 1636. fünff vnd viertzig Millionen Gul-
den vff mehr dann achthundert Schiff verwandt: Fünffhundert vnd sieben vnd
viertzig Schiff dem Spanier abgenommen/ zu sechs Millionen gerechnet: Von
dem Raub in gemeinen Seckel gelieffert über die dreissig Millionen: Auff dem
Land dem Spanier über sieben Millionen Schaden zugefügt/ vnd acht vnd zwan-
tzig Millionen Vnkosten/ oder Hindernuß der Intraden verursacht. Graff Jo-
hann Moritz von Nassaw gieng zu Segelden 26. Octobr. Anno 1637. schlug die
Brasilianer/ Nigriten vnd Portugiesen anfangs in die Flucht/ vnd bezwang ein
Castell/ legt sich an S. Francisci Fluß/ hielt den Raht vff den Reciff, bawt die Ve-
stung Nassaw/ schifft über in Africam/ bemächtiget sich der Vestung Mina, vnd

bringt
B ij

& Germaniæ Continuatio.
ſeine Rebellen gedaͤmfft/ vnd endlich obgeſieget. Zum ſiebenden/ daß er einen
Feind nach dem andern bekommen vnd abgefertigt/ zumal er jhnen allen/ oder den
mehrern nicht haͤtte gewachſen ſeyn koͤnnen. Zum achten/ daß er mit einem er-
ſten Haupt-Treffen auff dem weiſſen Berge/ das gantze Koͤnigreich Boͤhem/ vnd
mit dem andern bey Noͤrdlingen das gantze Kayſerthumb erhalten. Zum neund-
ten/ daß ſo viel andere verlohrne Treffen jhn nicht zu Boden geworffen. Zum
zehenden/ daß er die Macht gehabt/ dem Spanier in Holland/ dem Koͤnig in Po-
len wieder den Schweden in Preuſſen/ vnd dem Reich in Jtalien beyzuſtehen.
Eilfftens/ daß er immerzu trewe Diener gefunden/ ſo der wenigen Vntrewen
Stellen wol vertretten. Zwoͤlfftens/ daß er ſeinen aͤltern Printzen zu einem Roͤ-
miſchen Koͤnig/ vnd kuͤnfftigen Kaͤyſer nach ſeinem Tode/ machen koͤnnen

Jndeſſen nun das Hauptweſen ſolcher Geſtalt durch Teutſchland ſich ver-
wickelte/ wolten die Hollaͤnder nicht muͤſſig ſitzen/ ſchickten Graff Johann Mori-
tzen von Naſſaw Siegen nach Weſt-Jndien/ den Spaniſchen vnd Portugieſen
das Haupt zu biethen/ wie dañ auch derſelbe ſich mannlich gebraucht/ vnd manechn
Sieg davon getragen. Die erſte Fahrt geſchah Anno 1623. vnter Jacob Willcken/
nach Braſilien/ welcher die Stadt S. Salvator im Allerheiligen Buſen ohn ſonder-
liche Muͤhe einbekommen/ aber durch der ſeinigen liederlich Verhalten vnd Wol-
luͤſtelen bald wieder verlohren. Die andere Fahrt von den Gewinnhabern (wel-
che Geſellſchafft die Herꝛen Staaden vff 24. Jahr privilegirt hatten) wurd dem
Balwein Heinrichen anvertrawt/ Anno 1625. vnd nach ſeinem Abſterben dem
Peter Hayn/ welcher wegen Vngeſtuͤmmigkeit deß Meers zum Streit gezwun-
gen/ die gantze vnd uͤberaußreiche Flott anß New Spanien uͤberweltiget/ vnd groſ-
ſen Reichthumb erworben. Jhm folgte Peter Lonck/ vnd bezwang die Haupt-
ſtadt Olinda in der Landſchafft Pernambuco: Hadrian Pater ſchlug mit der groſ-
ſen Flott/ blieb vorn an der Spitz/ vnd hinterließ den ſeinigen/ die jhn verlaſſen
hatten/ den zweiffelhafften Sieg. Es iſt aber gantz Braſilien abgetheilet in vier-
zehen Landſchafften oder Fuͤrſtenthumb/ welche die Spanier vnd Hollaͤnder nicht
wolten friedlich/ ſondern durch Schwertſtreich vertheilen. Was dieſer verwe-
gene Handel nur vff der Niederlaͤnder Seiten gekoſtet/ findet ſich in der Rech-
nung/ nemblich von Anfang/ biß ins Jahr 1636. fuͤnff vnd viertzig Millionen Gul-
den vff mehr dann achthundert Schiff verwandt: Fuͤnffhundert vnd ſieben vnd
viertzig Schiff dem Spanier abgenommen/ zu ſechs Millionen gerechnet: Von
dem Raub in gemeinen Seckel gelieffert über die dreiſſig Millionen: Auff dem
Land dem Spanier uͤber ſieben Millionen Schaden zugefuͤgt/ vnd acht vnd zwan-
tzig Millionen Vnkoſten/ oder Hindernuß der Intraden verurſacht. Graff Jo-
hann Moritz von Naſſaw gieng zu Segelden 26. Octobr. Anno 1637. ſchlug die
Braſilianer/ Nigriten vnd Portugieſen anfangs in die Flucht/ vnd bezwang ein
Caſtell/ legt ſich an S. Franciſci Fluß/ hielt den Raht vff den Reciff, bawt die Ve-
ſtung Naſſaw/ ſchifft uͤber in Africam/ bemaͤchtiget ſich der Veſtung Mina, vnd

bringt
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[11/0187] & Germaniæ Continuatio. ſeine Rebellen gedaͤmfft/ vnd endlich obgeſieget. Zum ſiebenden/ daß er einen Feind nach dem andern bekommen vnd abgefertigt/ zumal er jhnen allen/ oder den mehrern nicht haͤtte gewachſen ſeyn koͤnnen. Zum achten/ daß er mit einem er- ſten Haupt-Treffen auff dem weiſſen Berge/ das gantze Koͤnigreich Boͤhem/ vnd mit dem andern bey Noͤrdlingen das gantze Kayſerthumb erhalten. Zum neund- ten/ daß ſo viel andere verlohrne Treffen jhn nicht zu Boden geworffen. Zum zehenden/ daß er die Macht gehabt/ dem Spanier in Holland/ dem Koͤnig in Po- len wieder den Schweden in Preuſſen/ vnd dem Reich in Jtalien beyzuſtehen. Eilfftens/ daß er immerzu trewe Diener gefunden/ ſo der wenigen Vntrewen Stellen wol vertretten. Zwoͤlfftens/ daß er ſeinen aͤltern Printzen zu einem Roͤ- miſchen Koͤnig/ vnd kuͤnfftigen Kaͤyſer nach ſeinem Tode/ machen koͤnnen Jndeſſen nun das Hauptweſen ſolcher Geſtalt durch Teutſchland ſich ver- wickelte/ wolten die Hollaͤnder nicht muͤſſig ſitzen/ ſchickten Graff Johann Mori- tzen von Naſſaw Siegen nach Weſt-Jndien/ den Spaniſchen vnd Portugieſen das Haupt zu biethen/ wie dañ auch derſelbe ſich mannlich gebraucht/ vnd manechn Sieg davon getragen. Die erſte Fahrt geſchah Anno 1623. vnter Jacob Willcken/ nach Braſilien/ welcher die Stadt S. Salvator im Allerheiligen Buſen ohn ſonder- liche Muͤhe einbekommen/ aber durch der ſeinigen liederlich Verhalten vnd Wol- luͤſtelen bald wieder verlohren. Die andere Fahrt von den Gewinnhabern (wel- che Geſellſchafft die Herꝛen Staaden vff 24. Jahr privilegirt hatten) wurd dem Balwein Heinrichen anvertrawt/ Anno 1625. vnd nach ſeinem Abſterben dem Peter Hayn/ welcher wegen Vngeſtuͤmmigkeit deß Meers zum Streit gezwun- gen/ die gantze vnd uͤberaußreiche Flott anß New Spanien uͤberweltiget/ vnd groſ- ſen Reichthumb erworben. Jhm folgte Peter Lonck/ vnd bezwang die Haupt- ſtadt Olinda in der Landſchafft Pernambuco: Hadrian Pater ſchlug mit der groſ- ſen Flott/ blieb vorn an der Spitz/ vnd hinterließ den ſeinigen/ die jhn verlaſſen hatten/ den zweiffelhafften Sieg. Es iſt aber gantz Braſilien abgetheilet in vier- zehen Landſchafften oder Fuͤrſtenthumb/ welche die Spanier vnd Hollaͤnder nicht wolten friedlich/ ſondern durch Schwertſtreich vertheilen. Was dieſer verwe- gene Handel nur vff der Niederlaͤnder Seiten gekoſtet/ findet ſich in der Rech- nung/ nemblich von Anfang/ biß ins Jahr 1636. fuͤnff vnd viertzig Millionen Gul- den vff mehr dann achthundert Schiff verwandt: Fuͤnffhundert vnd ſieben vnd viertzig Schiff dem Spanier abgenommen/ zu ſechs Millionen gerechnet: Von dem Raub in gemeinen Seckel gelieffert über die dreiſſig Millionen: Auff dem Land dem Spanier uͤber ſieben Millionen Schaden zugefuͤgt/ vnd acht vnd zwan- tzig Millionen Vnkoſten/ oder Hindernuß der Intraden verurſacht. Graff Jo- hann Moritz von Naſſaw gieng zu Segelden 26. Octobr. Anno 1637. ſchlug die Braſilianer/ Nigriten vnd Portugieſen anfangs in die Flucht/ vnd bezwang ein Caſtell/ legt ſich an S. Franciſci Fluß/ hielt den Raht vff den Reciff, bawt die Ve- ſtung Naſſaw/ ſchifft uͤber in Africam/ bemaͤchtiget ſich der Veſtung Mina, vnd bringt B ij

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Zitationshilfe: Wartmann, Sigismund Friedrich: De Statv Pertvrbato Germaniae et Franciae Vnpartheyischer wolmeynender Theologo-Politicorum Discvrssvvm, Vierter vnd letzter Theil. Frankfurt (Main), 1652, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wartmann_germania04_1652/187>, abgerufen am 23.11.2024.