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Wartmann, Sigismund Friedrich: De Statu Pertvrbato Franciae et Germaniae: Vnpartheyischer wolmeynender Discursuum Supplementum, oder Fünffter Theil. Frankfurt (Main), 1653.

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Deß Card. Mazarini Consil. vnd Dienst.
gin geschehener Bezüchtigung wegen entschuldigt vnnd verthätiget.

Sontag den siebenzehenden August begab sich der Hertzog von
Orleans auß Vnwillen von Pariß vff sein Schloß Lymours, weil die
Königin den Marggraffen von Chasteauneuf zum geheymsten Raht
vnd Verwalter an deß Cardinals Mazarin Stell ohn sein Willen vnd
Vorwissen angenommen. Sie fertigte den Hertzogen von Anuille an
jhn ab/ daß er wieder käme/ vnd dem hohen Raht beywohnete/ welches
der Hertzog von Orleans nach vielem vnderreden zu thun verwilliget/
vff nachfolgende vier Bedingungen. Erstlich solte sie gedachten Marg-
graffen von Chasteauneuf wieder von den geheymen Regierungs Sa-
chen abschaffen. Zum andern solte sie die Königliche Declaration,
zumahl solche längst versprochen/ mit aller Zugehör ertheylen/ vnd vff
Weise vnd Wege publicieren lassen/ daß dem Cardinal Mazarin alle
Hoffnung zu ewigen Tagen wieder in das Königreich zukommen/ gäntz-
lich abgeschnitten bleibe. Drittens solte sie deß Printzen von Conde
Vnschuld bester massen Iustificieren. Vnd endlich zum vierten die Ge-
neral Stände nach Pariß beschreiben. Dann die Königin hätte jüngst
die höchste Aempter bey der Regierung ohne Bedacht vnd Berahtung/
auch seiner/ als der Cron General Leutenant vnbegrüßt/ begeben vnd
geändert/ auch solche Personen an das Brett gesetzt/ die dem Cardinal
Mazarin zum theil gewogen vnd verpflichtet/ den Printzen aber zum
theil vngeneygt wären. So hätte zwar das Parlament eine Declara-
tion
wegen deß Cardinals M[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]zarin ewiger Verbannisierung/ wie
auch wegen deß Printzen von Conde Vnschuld von Hooff empfan-
gen/ müste aber vernehmen ja mit Augen sehen/ daß derselben zuwieder
man jenem zur Wiederkehr die Brück legete/ diesem aber so viel Ver-
druß anfügete/ daß er abermahl weichen müssen. So gebähre nicht we-
nig Mißtrawen vnd Verdacht/ daß man die Stände nicht in Pariß/
sondern jrgend anderstwo nach der Königin Belieben/ zu deß Cardinal
Mazarin bestem/ wolte versamblet haben; in welcher Meynung noch
viel andere hochverständige Leuthe wären.

Wegen deß Printzen von Conde thät die Königin gegen das
Parlament sich erklären/ es solte gemelter Printz vor allen Dingen ver-
schaffen/ daß die Spanische Guarnison auß Stenay abzöge/ vnd seine
Völcker zu der Königlichen Armee stiessen/ darnach solte er die new ver-

fertigte
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Deß Card. Mazarini Conſil. vnd Dienſt.
gin geſchehener Bezuͤchtigung wegen entſchuldigt vnnd verthätiget.

Sontag den ſiebenzehenden Auguſt begab ſich der Hertzog von
Orleans auß Vnwillen von Pariß vff ſein Schloß Lymours, weil die
Koͤnigin den Marggraffen von Chaſteauneuf zum geheymſten Raht
vnd Verwalter an deß Cardinals Mazarin Stell ohn ſein Willen vnd
Vorwiſſen angenommen. Sie fertigte den Hertzogen von Anuille an
jhn ab/ daß er wieder kaͤme/ vnd dem hohen Raht beywohnete/ welches
der Hertzog von Orleans nach vielem vnderreden zu thun verwilliget/
vff nachfolgende vier Bedingungen. Erſtlich ſolte ſie gedachten Marg-
graffen von Chaſteauneuf wieder von den geheymen Regierungs Sa-
chen abſchaffen. Zum andern ſolte ſie die Koͤnigliche Declaration,
zumahl ſolche laͤngſt verſprochen/ mit aller Zugehoͤr ertheylen/ vnd vff
Weiſe vnd Wege publicieren laſſen/ daß dem Cardinal Mazarin alle
Hoffnung zu ewigen Tagen wieder in das Koͤnigreich zukom̃en/ gaͤntz-
lich abgeſchnitten bleibe. Drittens ſolte ſie deß Printzen von Conde
Vnſchuld beſter maſſen Iuſtificieren. Vnd endlich zum vierten die Ge-
neral Staͤnde nach Pariß beſchreiben. Dann die Koͤnigin haͤtte juͤngſt
die hoͤchſte Aempter bey der Regierung ohne Bedacht vnd Berahtung/
auch ſeiner/ als der Cron General Leutenant vnbegruͤßt/ begeben vnd
geaͤndert/ auch ſolche Perſonen an das Brett geſetzt/ die dem Cardinal
Mazarin zum theil gewogen vnd verpflichtet/ den Printzen aber zum
theil vngeneygt waͤren. So haͤtte zwar das Parlament eine Declara-
tion
wegen deß Cardinals M[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]zarin ewiger Verbanniſierung/ wie
auch wegen deß Printzen von Conde Vnſchuld von Hooff empfan-
gen/ muͤſte aber vernehmen ja mit Augen ſehen/ daß derſelben zuwieder
man jenem zur Wiederkehr die Bruͤck legete/ dieſem aber ſo viel Ver-
druß anfuͤgete/ daß er abermahl weichen muͤſſen. So gebaͤhre nicht we-
nig Mißtrawen vnd Verdacht/ daß man die Staͤnde nicht in Pariß/
ſondern jrgend anderſtwo nach der Koͤnigin Belieben/ zu deß Cardinal
Mazarin beſtem/ wolte verſamblet haben; in welcher Meynung noch
viel andere hochverſtaͤndige Leuthe waͤren.

Wegen deß Printzen von Conde thaͤt die Koͤnigin gegen das
Parlament ſich erklaͤren/ es ſolte gemelter Printz vor allen Dingen ver-
ſchaffen/ daß die Spaniſche Guarniſon auß Stenay abzoͤge/ vnd ſeine
Voͤlcker zu der Koͤniglichen Armee ſtieſſen/ darnach ſolte er die new ver-

fertigte
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[283/0291] Deß Card. Mazarini Conſil. vnd Dienſt. gin geſchehener Bezuͤchtigung wegen entſchuldigt vnnd verthätiget. Sontag den ſiebenzehenden Auguſt begab ſich der Hertzog von Orleans auß Vnwillen von Pariß vff ſein Schloß Lymours, weil die Koͤnigin den Marggraffen von Chaſteauneuf zum geheymſten Raht vnd Verwalter an deß Cardinals Mazarin Stell ohn ſein Willen vnd Vorwiſſen angenommen. Sie fertigte den Hertzogen von Anuille an jhn ab/ daß er wieder kaͤme/ vnd dem hohen Raht beywohnete/ welches der Hertzog von Orleans nach vielem vnderreden zu thun verwilliget/ vff nachfolgende vier Bedingungen. Erſtlich ſolte ſie gedachten Marg- graffen von Chaſteauneuf wieder von den geheymen Regierungs Sa- chen abſchaffen. Zum andern ſolte ſie die Koͤnigliche Declaration, zumahl ſolche laͤngſt verſprochen/ mit aller Zugehoͤr ertheylen/ vnd vff Weiſe vnd Wege publicieren laſſen/ daß dem Cardinal Mazarin alle Hoffnung zu ewigen Tagen wieder in das Koͤnigreich zukom̃en/ gaͤntz- lich abgeſchnitten bleibe. Drittens ſolte ſie deß Printzen von Conde Vnſchuld beſter maſſen Iuſtificieren. Vnd endlich zum vierten die Ge- neral Staͤnde nach Pariß beſchreiben. Dann die Koͤnigin haͤtte juͤngſt die hoͤchſte Aempter bey der Regierung ohne Bedacht vnd Berahtung/ auch ſeiner/ als der Cron General Leutenant vnbegruͤßt/ begeben vnd geaͤndert/ auch ſolche Perſonen an das Brett geſetzt/ die dem Cardinal Mazarin zum theil gewogen vnd verpflichtet/ den Printzen aber zum theil vngeneygt waͤren. So haͤtte zwar das Parlament eine Declara- tion wegen deß Cardinals M_zarin ewiger Verbanniſierung/ wie auch wegen deß Printzen von Conde Vnſchuld von Hooff empfan- gen/ muͤſte aber vernehmen ja mit Augen ſehen/ daß derſelben zuwieder man jenem zur Wiederkehr die Bruͤck legete/ dieſem aber ſo viel Ver- druß anfuͤgete/ daß er abermahl weichen muͤſſen. So gebaͤhre nicht we- nig Mißtrawen vnd Verdacht/ daß man die Staͤnde nicht in Pariß/ ſondern jrgend anderſtwo nach der Koͤnigin Belieben/ zu deß Cardinal Mazarin beſtem/ wolte verſamblet haben; in welcher Meynung noch viel andere hochverſtaͤndige Leuthe waͤren. Wegen deß Printzen von Conde thaͤt die Koͤnigin gegen das Parlament ſich erklaͤren/ es ſolte gemelter Printz vor allen Dingen ver- ſchaffen/ daß die Spaniſche Guarniſon auß Stenay abzoͤge/ vnd ſeine Voͤlcker zu der Koͤniglichen Armee ſtieſſen/ darnach ſolte er die new ver- fertigte N n ij

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Zitationshilfe: Wartmann, Sigismund Friedrich: De Statu Pertvrbato Franciae et Germaniae: Vnpartheyischer wolmeynender Discursuum Supplementum, oder Fünffter Theil. Frankfurt (Main), 1653. , S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wartmann_germania05_1653/291>, abgerufen am 27.11.2024.