Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641.

Bild:
<< vorherige Seite

Andere aber (auch vnsere Sprach zu lernen be-
gihrig) daß sie von vnsern zusamen gezognen
Worten/ vnd vieler Syllaben/ stummer vnd
mitstimmer zusamen zwingung/ davon abge-
schröcket wurden angedeutet vnd bekennet: Je-
ne/ jhnen jhre vbel gegründete Meinung zu wi-
derlögen/ Vnd daß wan Wir Teutsche vns vn-
sere Muttersprach so wol als frembde Sprachen
gefallen liessen/ vnd dieselbige (als die Frembde
die Jhrige) pur vnnd zierlich zu reden vnd zu-
schreiben befleissigten/ Wir keinen Völckern[unleserliches Material]
nach zu gehen/ durch meine aigne Gedichte[unleserliches Material]
alßbald zu beweisen: Diese aber/ Sie mit mei-
ner außführlichen vnd vngezwungenen schrei-
bung vnserer Worten (dadurch jhnen sich vbe[r]
die harte Außsprach vnserer Sprach zubeklage[n]
benommen/ in dem sie leichtlich gesaget/ vnnd
gar nicht gsagt außsprechen könden) gleichsam
zu vns zu gast zu laden/ die Gelegenheit zuneh[-]
men mich gezwungen.

Wie aber verliere ich mich? Beduncke[n]
nicht einem jeden Affen seine Jungen die hip[unleserliches Material]
scheste? Vnd warumb solten auch nicht vn[-]
serm Vatterland (wie sunsten schier einem jede[m]
Land) seine aigne Sprach/ vnnd derselbige[unleserliches Material]
Blumen vnd Früchten schön/ lieblich vnd lie[unleserliches Material]
seyn. Die meinige/ welche dir hie fürgetrage[n]
werden/ wie sie jmmer seind/ kommen allei[n]

herfü[r]

Andere aber (auch vnſere Sprach zu lernen be-
gihrig) daß ſie von vnſern zuſamen gezognen
Worten/ vnd vieler Syllaben/ ſtummer vnd
mitſtimmer zuſamen zwingung/ davon abge-
ſchroͤcket wurden angedeutet vnd bekennet: Je-
ne/ jhnen jhre vbel gegruͤndete Meinung zu wi-
derloͤgen/ Vnd daß wan Wir Teutſche vns vn-
ſere Mutterſprach ſo wol als frembde Sprachen
gefallen lieſſen/ vnd dieſelbige (als die Frembde
die Jhrige) pur vnnd zierlich zu reden vnd zu-
ſchreiben befleiſſigten/ Wir keinen Voͤlckern[unleserliches Material]
nach zu gehen/ durch meine aigne Gedichte[unleserliches Material]
alßbald zu beweiſen: Dieſe aber/ Sie mit mei-
ner außfuͤhrlichen vnd vngezwungenen ſchrei-
bung vnſerer Worten (dadurch jhnen ſich vbe[r]
die harte Außſprach vnſerer Sprach zubeklage[n]
benommen/ in dem ſie leichtlich geſaget/ vnnd
gar nicht gſagt außſprechen koͤnden) gleichſam
zu vns zu gaſt zu laden/ die Gelegenheit zuneh[-]
men mich gezwungen.

Wie aber verliere ich mich? Beduncke[n]
nicht einem jeden Affen ſeine Jungen die hip[unleserliches Material]
ſcheſte? Vnd warumb ſolten auch nicht vn[-]
ſerm Vatterland (wie ſunſten ſchier einem jede[m]
Land) ſeine aigne Sprach/ vnnd derſelbige[unleserliches Material]
Blumen vnd Fruͤchten ſchoͤn/ lieblich vnd lie[unleserliches Material]
ſeyn. Die meinige/ welche dir hie fuͤrgetrage[n]
werden/ wie ſie jmmer ſeind/ kommen allei[n]

herfuͤ[r]
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0008"/>
Andere aber (auch vn&#x017F;ere Sprach zu lernen be-<lb/>
gihrig) daß &#x017F;ie von vn&#x017F;ern zu&#x017F;amen gezognen<lb/>
Worten/ vnd vieler Syllaben/ &#x017F;tummer vnd<lb/>
mit&#x017F;timmer zu&#x017F;amen zwingung/ davon abge-<lb/>
&#x017F;chro&#x0364;cket wurden angedeutet vnd bekennet: Je-<lb/>
ne/ jhnen jhre vbel gegru&#x0364;ndete Meinung zu wi-<lb/>
derlo&#x0364;gen/ Vnd daß wan Wir Teut&#x017F;che vns vn-<lb/>
&#x017F;ere Mutter&#x017F;prach &#x017F;o wol als frembde Sprachen<lb/>
gefallen lie&#x017F;&#x017F;en/ vnd die&#x017F;elbige (als die Frembde<lb/>
die Jhrige) pur vnnd zierlich zu reden vnd zu-<lb/>
&#x017F;chreiben beflei&#x017F;&#x017F;igten/ Wir keinen Vo&#x0364;lckern<gap reason="illegible"/><lb/>
nach zu gehen/ durch meine aigne Gedichte<gap reason="illegible"/><lb/>
alßbald zu bewei&#x017F;en: Die&#x017F;e aber/ Sie mit mei-<lb/>
ner außfu&#x0364;hrlichen vnd vngezwungenen &#x017F;chrei-<lb/>
bung vn&#x017F;erer Worten (dadurch jhnen &#x017F;ich vbe<supplied>r</supplied><lb/>
die harte Auß&#x017F;prach vn&#x017F;erer Sprach zubeklage<supplied>n</supplied><lb/>
benommen/ in dem &#x017F;ie leichtlich ge&#x017F;aget/ vnnd<lb/>
gar nicht g&#x017F;agt auß&#x017F;prechen ko&#x0364;nden) gleich&#x017F;am<lb/>
zu vns zu ga&#x017F;t zu laden/ die Gelegenheit zuneh<supplied>-</supplied><lb/>
men mich gezwungen.</p><lb/>
        <p>Wie aber verliere ich mich? Beduncke<supplied>n</supplied><lb/>
nicht einem jeden Affen &#x017F;eine Jungen die hip<gap reason="illegible"/><lb/>
&#x017F;che&#x017F;te? Vnd warumb &#x017F;olten auch nicht vn<supplied>-</supplied><lb/>
&#x017F;erm Vatterland (wie &#x017F;un&#x017F;ten &#x017F;chier einem jede<supplied>m</supplied><lb/>
Land) &#x017F;eine aigne Sprach/ vnnd der&#x017F;elbige<gap reason="illegible"/><lb/>
Blumen vnd Fru&#x0364;chten &#x017F;cho&#x0364;n/ lieblich vnd lie<gap reason="illegible"/><lb/>
&#x017F;eyn. Die meinige/ welche dir hie fu&#x0364;rgetrage<supplied>n</supplied><lb/>
werden/ wie &#x017F;ie jmmer &#x017F;eind/ kommen allei<supplied>n</supplied><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">herfu&#x0364;<supplied>r</supplied></fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0008] Andere aber (auch vnſere Sprach zu lernen be- gihrig) daß ſie von vnſern zuſamen gezognen Worten/ vnd vieler Syllaben/ ſtummer vnd mitſtimmer zuſamen zwingung/ davon abge- ſchroͤcket wurden angedeutet vnd bekennet: Je- ne/ jhnen jhre vbel gegruͤndete Meinung zu wi- derloͤgen/ Vnd daß wan Wir Teutſche vns vn- ſere Mutterſprach ſo wol als frembde Sprachen gefallen lieſſen/ vnd dieſelbige (als die Frembde die Jhrige) pur vnnd zierlich zu reden vnd zu- ſchreiben befleiſſigten/ Wir keinen Voͤlckern_ nach zu gehen/ durch meine aigne Gedichte_ alßbald zu beweiſen: Dieſe aber/ Sie mit mei- ner außfuͤhrlichen vnd vngezwungenen ſchrei- bung vnſerer Worten (dadurch jhnen ſich vber die harte Außſprach vnſerer Sprach zubeklagen benommen/ in dem ſie leichtlich geſaget/ vnnd gar nicht gſagt außſprechen koͤnden) gleichſam zu vns zu gaſt zu laden/ die Gelegenheit zuneh- men mich gezwungen. Wie aber verliere ich mich? Beduncken nicht einem jeden Affen ſeine Jungen die hip_ ſcheſte? Vnd warumb ſolten auch nicht vn- ſerm Vatterland (wie ſunſten ſchier einem jedem Land) ſeine aigne Sprach/ vnnd derſelbige_ Blumen vnd Fruͤchten ſchoͤn/ lieblich vnd lie_ ſeyn. Die meinige/ welche dir hie fuͤrgetragen werden/ wie ſie jmmer ſeind/ kommen allein herfuͤr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641/8
Zitationshilfe: Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641/8>, abgerufen am 21.11.2024.