Weckherlin, Georg Rodolf: Oden vnd Gesäng. Bd. 2. Stuttgart, 1619.
Damit nu die wahl khün vnd frey/ So wolt ich anfänglich begehren/ Das Sie solcher Eltern kind sey/ Die an freyheit/ frombkeit vnd ehren Älter dan ein altes geschlecht. Eine schönheit fromb vnd nicht schlecht/ Auch ein schlechtes vnd rechtes leben Kan selten das blut allein geben. Zwar waiß ich wol/ das gute zweig Noch von alten bäumen aufschiessen/ Zu deren lob ich nicht verschweig/ Das Sie Jhres stammens geniessen/ Vnd darumb wehrt/ das man sie ehr: Doch vermein ich auch/ das je mehr Ein berg sich in die höhin ströcket/ Je bälder er mit schnee bedöcket. Forchtloß nu vor der Rew zu sein/ Die vns zu spaht doch bald erschleichet/ Soll
Damit nu die wahl khuͤn vnd frey/ So wolt ich anfaͤnglich begehren/ Das Sie ſolcher Eltern kind ſey/ Die an freyheit/ frombkeit vnd ehren Älter dan ein altes geſchlecht. Eine ſchoͤnheit fromb vnd nicht ſchlecht/ Auch ein ſchlechtes vnd rechtes leben Kan ſelten das blut allein geben. Zwar waiß ich wol/ das gute zweig Noch von alten baͤumen aufſchieſſen/ Zu deren lob ich nicht verſchweig/ Das Sie Jhres ſtammens genieſſen/ Vnd darumb wehrt/ das man ſie ehr: Doch vermein ich auch/ das je mehr Ein berg ſich in die hoͤhin ſtroͤcket/ Je baͤlder er mit ſchnee bedoͤcket. Forchtloß nu vor der Rew zu ſein/ Die vns zu ſpaht doch bald erſchleichet/ Soll
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Das ander Buch.
Vnd es mich nicht moͤg wider rewen:
Glaub ich/ ich ſoll vertrawen nicht
Eines andern mund noch geſicht:
Zu buhlen vnd ſich ſelbs zupreiſen
Kan ein man ſelbs das beſt erweiſen.
Damit nu die wahl khuͤn vnd frey/
So wolt ich anfaͤnglich begehren/
Das Sie ſolcher Eltern kind ſey/
Die an freyheit/ frombkeit vnd ehren
Älter dan ein altes geſchlecht.
Eine ſchoͤnheit fromb vnd nicht ſchlecht/
Auch ein ſchlechtes vnd rechtes leben
Kan ſelten das blut allein geben.
Zwar waiß ich wol/ das gute zweig
Noch von alten baͤumen aufſchieſſen/
Zu deren lob ich nicht verſchweig/
Das Sie Jhres ſtammens genieſſen/
Vnd darumb wehrt/ das man ſie ehr:
Doch vermein ich auch/ das je mehr
Ein berg ſich in die hoͤhin ſtroͤcket/
Je baͤlder er mit ſchnee bedoͤcket.
Forchtloß nu vor der Rew zu ſein/
Die vns zu ſpaht doch bald erſchleichet/
Soll
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