Wedekind, Frank: Erdgeist. Paris; Leipzig, 1895. Alwa. Ich habe sie aus der Kabbala. Escerny. Wohlthuend berührt es an der Künstlerin, daß das Publikum für sie nicht vorhanden ist. Alwa. Ich konnte damit rechnen, daß sie sich an einem Abend zwanzigmal umzukleiden hat. Sie hat das als Kind gelernt. Aber ich war überrascht, eine so bedeutende Tänzerin in ihr entdeckt zu haben. Escerny. Wie sie eben als Blumenmädchen vor dem gött- lichen Querilinth tanzt, richtet sie ihre Verführungs- künste so ausschließlich nur an ihren Partner, daß im Publikum schwerlich jemand dadurch verführt werden könnte. (Tumultuarisches Klatschen und Bravorufen wird hörbar.) Alwa. Wenn sie sie nur nicht in Stücke reißen. Escerny. Wenn sie ihr Solo tanzt, berauscht sie sich selber an ihrer Schönheit -- in die sie zum Sterben verliebt ist! Alwa. Da ist sie. (Erhebt sich, öffnet die Thür.) Alwa. Ich habe ſie aus der Kabbala. Eſcerny. Wohlthuend berührt es an der Künſtlerin, daß das Publikum für ſie nicht vorhanden iſt. Alwa. Ich konnte damit rechnen, daß ſie ſich an einem Abend zwanzigmal umzukleiden hat. Sie hat das als Kind gelernt. Aber ich war überraſcht, eine ſo bedeutende Tänzerin in ihr entdeckt zu haben. Eſcerny. Wie ſie eben als Blumenmädchen vor dem gött- lichen Querilinth tanzt, richtet ſie ihre Verführungs- künſte ſo ausſchließlich nur an ihren Partner, daß im Publikum ſchwerlich jemand dadurch verführt werden könnte. (Tumultuariſches Klatſchen und Bravorufen wird hörbar.) Alwa. Wenn ſie ſie nur nicht in Stücke reißen. Eſcerny. Wenn ſie ihr Solo tanzt, berauſcht ſie ſich ſelber an ihrer Schönheit — in die ſie zum Sterben verliebt iſt! Alwa. Da iſt ſie. (Erhebt ſich, öffnet die Thür.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0141" n="135"/> <sp who="#ALW"> <speaker> <hi rendition="#b">Alwa.</hi> </speaker><lb/> <p>Ich habe ſie aus der Kabbala.</p> </sp><lb/> <sp who="#ESC"> <speaker> <hi rendition="#b">Eſcerny.</hi> </speaker><lb/> <p>Wohlthuend berührt es an der Künſtlerin, daß<lb/> das Publikum für ſie nicht vorhanden iſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#ALW"> <speaker> <hi rendition="#b">Alwa.</hi> </speaker><lb/> <p>Ich konnte damit rechnen, daß ſie ſich an einem<lb/> Abend zwanzigmal umzukleiden hat. Sie hat das<lb/> als Kind gelernt. Aber ich war überraſcht, eine<lb/> ſo bedeutende Tänzerin in ihr entdeckt zu haben.</p> </sp><lb/> <sp who="#ESC"> <speaker> <hi rendition="#b">Eſcerny.</hi> </speaker><lb/> <p>Wie ſie eben als Blumenmädchen vor dem gött-<lb/> lichen Querilinth tanzt, richtet ſie ihre Verführungs-<lb/> künſte ſo ausſchließlich nur an ihren Partner, daß<lb/> im Publikum ſchwerlich jemand dadurch verführt<lb/> werden könnte.</p><lb/> <stage>(Tumultuariſches Klatſchen und Bravorufen wird hörbar.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#ALW"> <speaker> <hi rendition="#b">Alwa.</hi> </speaker><lb/> <p>Wenn ſie ſie nur nicht in Stücke reißen.</p> </sp><lb/> <sp who="#ESC"> <speaker> <hi rendition="#b">Eſcerny.</hi> </speaker><lb/> <p>Wenn ſie ihr Solo tanzt, berauſcht ſie ſich<lb/> ſelber an ihrer Schönheit — in die ſie zum Sterben<lb/> verliebt iſt!</p> </sp><lb/> <sp who="#ALW"> <speaker> <hi rendition="#b">Alwa.</hi> </speaker><lb/> <p>Da iſt ſie.</p> <stage>(Erhebt ſich, öffnet die Thür.)</stage> </sp> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [135/0141]
Alwa.
Ich habe ſie aus der Kabbala.
Eſcerny.
Wohlthuend berührt es an der Künſtlerin, daß
das Publikum für ſie nicht vorhanden iſt.
Alwa.
Ich konnte damit rechnen, daß ſie ſich an einem
Abend zwanzigmal umzukleiden hat. Sie hat das
als Kind gelernt. Aber ich war überraſcht, eine
ſo bedeutende Tänzerin in ihr entdeckt zu haben.
Eſcerny.
Wie ſie eben als Blumenmädchen vor dem gött-
lichen Querilinth tanzt, richtet ſie ihre Verführungs-
künſte ſo ausſchließlich nur an ihren Partner, daß
im Publikum ſchwerlich jemand dadurch verführt
werden könnte.
(Tumultuariſches Klatſchen und Bravorufen wird hörbar.)
Alwa.
Wenn ſie ſie nur nicht in Stücke reißen.
Eſcerny.
Wenn ſie ihr Solo tanzt, berauſcht ſie ſich
ſelber an ihrer Schönheit — in die ſie zum Sterben
verliebt iſt!
Alwa.
Da iſt ſie. (Erhebt ſich, öffnet die Thür.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |