Wedekind, Frank: Erdgeist. Paris; Leipzig, 1895. Lulu. Deshalb gebe ich mich dir auch ohne Rückhalt. -- Ich habe nichts zu fürchten. Alwa. Du kennst die Menschen nicht! -- Ich versichere dich, es giebt Augenblicke, wo man gewärtig ist, sein ganzes Innere einstürzen zu sehen. -- Je mehr sich ein Mann aufbürdet, um so leichter bricht er zusammen. Darüber hilft nichts hinweg, als ... (Will unter den Tisch sehen.) Lulu. Was suchst du? Alwa. Laß mich mein Glaubensbekenntnis für mich behalten! Du warst mir mehr, als du irgend Jemandem sein konntest. -- Dafür werde ich dir ewig dankbar bleiben. Lulu. Du bist doch ganz anders als dein Vater. Ferdinand (durch die Mitte, wechselt die Teller und servirt Brathähnchen mit Salat). Alwa. Sind Sie krank? Lulu. Laß ihn! Alwa. Er zittert. Lulu. Deshalb gebe ich mich dir auch ohne Rückhalt. — Ich habe nichts zu fürchten. Alwa. Du kennſt die Menſchen nicht! — Ich verſichere dich, es giebt Augenblicke, wo man gewärtig iſt, ſein ganzes Innere einſtürzen zu ſehen. — Je mehr ſich ein Mann aufbürdet, um ſo leichter bricht er zuſammen. Darüber hilft nichts hinweg, als … (Will unter den Tiſch ſehen.) Lulu. Was ſuchſt du? Alwa. Laß mich mein Glaubensbekenntnis für mich behalten! Du warſt mir mehr, als du irgend Jemandem ſein konnteſt. — Dafür werde ich dir ewig dankbar bleiben. Lulu. Du biſt doch ganz anders als dein Vater. Ferdinand (durch die Mitte, wechſelt die Teller und ſervirt Brathähnchen mit Salat). Alwa. Sind Sie krank? Lulu. Laß ihn! Alwa. Er zittert. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0198" n="192"/> <sp who="#LUL"> <speaker> <hi rendition="#b">Lulu.</hi> </speaker><lb/> <p>Deshalb gebe ich mich dir auch ohne Rückhalt.<lb/> — Ich habe nichts zu fürchten.</p> </sp><lb/> <sp who="#ALW"> <speaker> <hi rendition="#b">Alwa.</hi> </speaker><lb/> <p>Du kennſt die Menſchen nicht! — Ich verſichere<lb/> dich, es giebt Augenblicke, wo man gewärtig iſt,<lb/> ſein ganzes Innere einſtürzen zu ſehen. — Je mehr<lb/> ſich ein Mann aufbürdet, um ſo leichter bricht er<lb/> zuſammen. Darüber hilft nichts hinweg, als …</p><lb/> <stage>(Will unter den Tiſch ſehen.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker> <hi rendition="#b">Lulu.</hi> </speaker><lb/> <p>Was ſuchſt du?</p> </sp><lb/> <sp who="#ALW"> <speaker> <hi rendition="#b">Alwa.</hi> </speaker><lb/> <p>Laß mich mein Glaubensbekenntnis für mich<lb/> behalten! Du warſt mir mehr, als du irgend<lb/> Jemandem ſein konnteſt. — Dafür werde ich dir<lb/> ewig dankbar bleiben.</p> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker> <hi rendition="#b">Lulu.</hi> </speaker><lb/> <p>Du biſt doch ganz anders als dein Vater.</p> </sp><lb/> <sp who="#FER"> <speaker> <hi rendition="#b">Ferdinand</hi> </speaker> <stage>(durch die Mitte, wechſelt die Teller und ſervirt<lb/> Brathähnchen mit Salat).</stage> </sp><lb/> <sp who="#ALW"> <speaker> <hi rendition="#b">Alwa.</hi> </speaker><lb/> <p>Sind Sie krank?</p> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker> <hi rendition="#b">Lulu.</hi> </speaker><lb/> <p>Laß ihn!</p> </sp><lb/> <sp who="#ALW"> <speaker> <hi rendition="#b">Alwa.</hi> </speaker><lb/> <p>Er zittert.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [192/0198]
Lulu.
Deshalb gebe ich mich dir auch ohne Rückhalt.
— Ich habe nichts zu fürchten.
Alwa.
Du kennſt die Menſchen nicht! — Ich verſichere
dich, es giebt Augenblicke, wo man gewärtig iſt,
ſein ganzes Innere einſtürzen zu ſehen. — Je mehr
ſich ein Mann aufbürdet, um ſo leichter bricht er
zuſammen. Darüber hilft nichts hinweg, als …
(Will unter den Tiſch ſehen.)
Lulu.
Was ſuchſt du?
Alwa.
Laß mich mein Glaubensbekenntnis für mich
behalten! Du warſt mir mehr, als du irgend
Jemandem ſein konnteſt. — Dafür werde ich dir
ewig dankbar bleiben.
Lulu.
Du biſt doch ganz anders als dein Vater.
Ferdinand (durch die Mitte, wechſelt die Teller und ſervirt
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