Wedekind, Frank: Erdgeist. Paris; Leipzig, 1895. Schwarz (mit dem Spachtel schabend) Ist Ihnen denn nicht kalt? Lulu. Nein. Schwarz. Das wäre für mich eine Ersparnis von hundert Mark monatlich. Lulu. Ist Ihnen so kalt? Schwarz. Heute nicht. Lulu. Man kann atmen. Schwarz. Wieso ... Lulu (atmet tief ein). Schwarz. Lassen Sie das bitte! -- (Springt auf, wirft Pinsel und Palette weg, geht auf und nieder.) Der Stiefelputzer hat es wenigstens nur mit den Füßen zu thun. Die Farbe frißt ihm auch nicht ins Geld. Wenn mir morgen das Abendbrot fehlt, fragt mich kein Weltdämchen, ob ich mich auf Austern verstehe. Lulu. Der Unhold! Schwarz (mit dem Spachtel ſchabend) Iſt Ihnen denn nicht kalt? Lulu. Nein. Schwarz. Das wäre für mich eine Erſparnis von hundert Mark monatlich. Lulu. Iſt Ihnen ſo kalt? Schwarz. Heute nicht. Lulu. Man kann atmen. Schwarz. Wieſo … Lulu (atmet tief ein). Schwarz. Laſſen Sie das bitte! — (Springt auf, wirft Pinſel und Palette weg, geht auf und nieder.) Der Stiefelputzer hat es wenigſtens nur mit den Füßen zu thun. Die Farbe frißt ihm auch nicht ins Geld. Wenn mir morgen das Abendbrot fehlt, fragt mich kein Weltdämchen, ob ich mich auf Auſtern verſtehe. Lulu. Der Unhold! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0048" n="42"/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schwarz</hi> </speaker> <stage>(mit dem Spachtel ſchabend)</stage><lb/> <p>Iſt Ihnen denn nicht kalt?</p> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker> <hi rendition="#b">Lulu.</hi> </speaker><lb/> <p>Nein.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schwarz.</hi> </speaker><lb/> <p>Das wäre für mich eine Erſparnis von hundert<lb/> Mark monatlich.</p> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker> <hi rendition="#b">Lulu.</hi> </speaker><lb/> <p>Iſt Ihnen ſo kalt?</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schwarz.</hi> </speaker><lb/> <p>Heute nicht.</p> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker> <hi rendition="#b">Lulu.</hi> </speaker><lb/> <p>Man kann atmen.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schwarz.</hi> </speaker><lb/> <p>Wieſo …</p> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker> <hi rendition="#b">Lulu</hi> </speaker> <stage>(atmet tief ein).</stage> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schwarz.</hi> </speaker><lb/> <p>Laſſen Sie das bitte! —</p> <stage>(Springt auf, wirft Pinſel<lb/> und Palette weg, geht auf und nieder.)</stage> <p>Der Stiefelputzer<lb/> hat es wenigſtens nur mit den Füßen zu thun.<lb/> Die Farbe frißt ihm auch nicht ins Geld. Wenn<lb/> mir morgen das Abendbrot fehlt, fragt mich kein<lb/> Weltdämchen, ob ich mich auf Auſtern verſtehe.</p> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker> <hi rendition="#b">Lulu.</hi> </speaker><lb/> <p>Der Unhold!</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [42/0048]
Schwarz (mit dem Spachtel ſchabend)
Iſt Ihnen denn nicht kalt?
Lulu.
Nein.
Schwarz.
Das wäre für mich eine Erſparnis von hundert
Mark monatlich.
Lulu.
Iſt Ihnen ſo kalt?
Schwarz.
Heute nicht.
Lulu.
Man kann atmen.
Schwarz.
Wieſo …
Lulu (atmet tief ein).
Schwarz.
Laſſen Sie das bitte! — (Springt auf, wirft Pinſel
und Palette weg, geht auf und nieder.) Der Stiefelputzer
hat es wenigſtens nur mit den Füßen zu thun.
Die Farbe frißt ihm auch nicht ins Geld. Wenn
mir morgen das Abendbrot fehlt, fragt mich kein
Weltdämchen, ob ich mich auf Auſtern verſtehe.
Lulu.
Der Unhold!
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