Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wedekind, Frank: Frühlings Erwachen. Zürich, 1891.

Bild:
<< vorherige Seite
Otto. Der treibt's so lange, bis er noch mal ganz gehörig
'reinfliegt!
Lämmermeier. Weiß der Kuckuck, ich möchte in diesem
Moment nicht in seiner Haut stecken!
Robert. Eine Frechheit! -- Eine Unverschämtheit!
Melchior. Wa -- wa -- was wißt ihr denn?
Georg. Was wir wissen? -- Na, ich sage dir ...
Lämmermeier. Ich möchte nichts gesagt haben!
Otto. Ich auch nicht -- weiß Gott nicht!
Melchior. Wenn ihr jetzt nicht sofort ...
Robert. Kurz und gut, Moritz Stiefel ist in's Con-
ferenzzimmer
gedrungen.
Melchior. In's Conferenzzimmer ...?
Otto. In's Conferenzzimmer! -- Gleich nach Schluß der
Lateinstunde.
Georg. Er war der letzte; er blieb absichtlich zurück.
Lämmermeier. Als ich um die Corridorecke bog, sah
ich ihn die Thür öffnen.
Melchior. Hol' dich der ...!
Lämmermeier. Wenn nur ihn nicht der Teufel holt!
Georg. Vermuthlich hatte das Rectorat den Schlüssel nicht
abgezogen.
Robert. Oder Moritz S[t]iefel führt einen Dietrich.
Otto. Ihm wäre das zuzutrauen.
Lämmermeier. Wenn's gut geht, bekommt er einen
Sonntagnachmittag.
Robert. Nebst einer Bemerkung in's Zeugniß!
Otto. Wenn er bei dieser Censur nicht ohnehin in die Luft fliegt.
Otto. Der treibt's ſo lange, bis er noch mal ganz gehörig
'reinfliegt!
Lämmermeier. Weiß der Kuckuck, ich möchte in dieſem
Moment nicht in ſeiner Haut ſtecken!
Robert. Eine Frechheit! — Eine Unverſchämtheit!
Melchior. Wa — wa — was wißt ihr denn?
Georg. Was wir wiſſen? — Na, ich ſage dir …
Lämmermeier. Ich möchte nichts geſagt haben!
Otto. Ich auch nicht — weiß Gott nicht!
Melchior. Wenn ihr jetzt nicht ſofort …
Robert. Kurz und gut, Moritz Stiefel iſt in's Con-
ferenzzimmer
gedrungen.
Melchior. In's Conferenzzimmer …?
Otto. In's Conferenzzimmer! — Gleich nach Schluß der
Lateinſtunde.
Georg. Er war der letzte; er blieb abſichtlich zurück.
Lämmermeier. Als ich um die Corridorecke bog, ſah
ich ihn die Thür öffnen.
Melchior. Hol' dich der …!
Lämmermeier. Wenn nur ihn nicht der Teufel holt!
Georg. Vermuthlich hatte das Rectorat den Schlüſſel nicht
abgezogen.
Robert. Oder Moritz S[t]iefel führt einen Dietrich.
Otto. Ihm wäre das zuzutrauen.
Lämmermeier. Wenn's gut geht, bekommt er einen
Sonntagnachmittag.
Robert. Nebſt einer Bemerkung in's Zeugniß!
Otto. Wenn er bei dieſer Cenſur nicht ohnehin in die Luft fliegt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0032" n="16"/>
          <sp who="#OTT">
            <speaker><hi rendition="#g">Otto</hi>.</speaker>
            <p>Der treibt's &#x017F;o lange, bis er noch mal ganz gehörig<lb/>
'reinfliegt!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LAM">
            <speaker><hi rendition="#g">Lämmermeier</hi>.</speaker>
            <p>Weiß der Kuckuck, ich möchte in die&#x017F;em<lb/>
Moment nicht in &#x017F;einer Haut &#x017F;tecken!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ROB">
            <speaker><hi rendition="#g">Robert</hi>.</speaker>
            <p>Eine Frechheit! &#x2014; Eine Unver&#x017F;chämtheit!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MEL">
            <speaker><hi rendition="#g">Melchior</hi>.</speaker>
            <p>Wa &#x2014; wa &#x2014; was wißt ihr denn?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GEO">
            <speaker><hi rendition="#g">Georg</hi>.</speaker>
            <p>Was wir wi&#x017F;&#x017F;en? &#x2014; Na, ich &#x017F;age dir &#x2026;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LAM">
            <speaker><hi rendition="#g">Lämmermeier</hi>.</speaker>
            <p>Ich möchte nichts ge&#x017F;agt haben!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OTT">
            <speaker><hi rendition="#g">Otto</hi>.</speaker>
            <p>Ich auch nicht &#x2014; weiß Gott nicht!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MEL">
            <speaker><hi rendition="#g">Melchior</hi>.</speaker>
            <p>Wenn ihr jetzt nicht &#x017F;ofort &#x2026;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ROB">
            <speaker><hi rendition="#g">Robert</hi>.</speaker>
            <p>Kurz und gut, Moritz Stiefel i&#x017F;t in's <hi rendition="#g">Con-<lb/>
ferenzzimmer</hi> gedrungen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MEL">
            <speaker><hi rendition="#g">Melchior</hi>.</speaker>
            <p>In's Conferenzzimmer &#x2026;?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OTT">
            <speaker><hi rendition="#g">Otto</hi>.</speaker>
            <p>In's Conferenzzimmer! &#x2014; Gleich nach Schluß der<lb/>
Latein&#x017F;tunde.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GEO">
            <speaker><hi rendition="#g">Georg</hi>.</speaker>
            <p>Er war der letzte; er blieb ab&#x017F;ichtlich zurück.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LAM">
            <speaker><hi rendition="#g">Lämmermeier</hi>.</speaker>
            <p>Als ich um die Corridorecke bog, &#x017F;ah<lb/>
ich ihn die Thür öffnen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MEL">
            <speaker><hi rendition="#g">Melchior</hi>.</speaker>
            <p>Hol' dich der &#x2026;!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LAM">
            <speaker><hi rendition="#g">Lämmermeier</hi>.</speaker>
            <p>Wenn nur ihn nicht der Teufel holt!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GEO">
            <speaker><hi rendition="#g">Georg</hi>.</speaker>
            <p>Vermuthlich hatte das Rectorat den Schlü&#x017F;&#x017F;el nicht<lb/>
abgezogen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ROB">
            <speaker><hi rendition="#g">Robert</hi>.</speaker>
            <p>Oder Moritz S<supplied>t</supplied>iefel führt einen Dietrich.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OTT">
            <speaker><hi rendition="#g">Otto</hi>.</speaker>
            <p>Ihm wäre das zuzutrauen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LAM">
            <speaker><hi rendition="#g">Lämmermeier</hi>.</speaker>
            <p>Wenn's gut geht, bekommt er einen<lb/>
Sonntagnachmittag.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ROB">
            <speaker>Robert.</speaker>
            <p>Neb&#x017F;t einer Bemerkung in's Zeugniß!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OTT">
            <speaker><hi rendition="#g">Otto</hi>.</speaker>
            <p>Wenn er bei die&#x017F;er Cen&#x017F;ur nicht ohnehin in die Luft fliegt.</p>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0032] Otto. Der treibt's ſo lange, bis er noch mal ganz gehörig 'reinfliegt! Lämmermeier. Weiß der Kuckuck, ich möchte in dieſem Moment nicht in ſeiner Haut ſtecken! Robert. Eine Frechheit! — Eine Unverſchämtheit! Melchior. Wa — wa — was wißt ihr denn? Georg. Was wir wiſſen? — Na, ich ſage dir … Lämmermeier. Ich möchte nichts geſagt haben! Otto. Ich auch nicht — weiß Gott nicht! Melchior. Wenn ihr jetzt nicht ſofort … Robert. Kurz und gut, Moritz Stiefel iſt in's Con- ferenzzimmer gedrungen. Melchior. In's Conferenzzimmer …? Otto. In's Conferenzzimmer! — Gleich nach Schluß der Lateinſtunde. Georg. Er war der letzte; er blieb abſichtlich zurück. Lämmermeier. Als ich um die Corridorecke bog, ſah ich ihn die Thür öffnen. Melchior. Hol' dich der …! Lämmermeier. Wenn nur ihn nicht der Teufel holt! Georg. Vermuthlich hatte das Rectorat den Schlüſſel nicht abgezogen. Robert. Oder Moritz Stiefel führt einen Dietrich. Otto. Ihm wäre das zuzutrauen. Lämmermeier. Wenn's gut geht, bekommt er einen Sonntagnachmittag. Robert. Nebſt einer Bemerkung in's Zeugniß! Otto. Wenn er bei dieſer Cenſur nicht ohnehin in die Luft fliegt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wedekind_erwachen_1891
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wedekind_erwachen_1891/32
Zitationshilfe: Wedekind, Frank: Frühlings Erwachen. Zürich, 1891, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wedekind_erwachen_1891/32>, abgerufen am 03.12.2024.