Wedekind, Frank: Frühlings Erwachen. Zürich, 1891.
zuwenden. Nur muß ich dringend darum ersuchen, das Fenster nicht gerade hinter meinem Rücken öffnen lassen zu wollen! Affenschmalz. Ich schließe mich Ihrer Ansicht an, Herr Collega. Sonnenstich. Habebald! Habebald. Befehlen, Herr Rektor! Sonnenstich. Oeffnen Sie das andere Fenster! -- -- Sollte einer der Herren Collegen noch sonst etwas zu bemerken haben? Hungergurt. Ohne daß ich die Controverse in dieser oder in jener Hinsicht belasten möchte, möchte ich an die dabei vollkommen außer Acht gelassene Thatsache erinnern, daß das andere Fenster seit den Herbstferien zugemauert ist. Sonnenstich. Habebald! Habebald. Befehlen, Herr Rektor! Sonnenstich. Lassen Sie das andere Fenster geschlossen! -- Ich sehe mich genöthigt, meine Herren, den Antrag unseres Herrn Collega Knüppeldick zur Abstimmung zu bringen. Ich ersuche diejenigen Herren Collegen, die dafür sind, daß das einzig hier in Frage kommen könnende Fenster geöffnet werde, sich von ihren Sitzen zu erheben. -- Eins, zwei, drei. -- Eins, zwei, drei. -- Habebald! Habebald. Befehlen, Herr Rektor! Sonnenstich. Lassen Sie das eine Fenster gleichfalls geschlossen! -- Ich meinerseits hege die Ueberzeugung, daß die hier herrschende Athmosphäre wenig oder nichts zu wünschen übrig läßt. -- -- Sollte einer der Herren Collegen noch sonst etwas zu bemerken haben? -- -- Meine Herren! -- Setzen wir den Fall, daß wir die Relegation unseres schuldbeladenen Schülers bei einem hohen Cultusministerium zu beantragen unterlassen, so
zuwenden. Nur muß ich dringend darum erſuchen, das Fenſter nicht gerade hinter meinem Rücken öffnen laſſen zu wollen! Affenſchmalz. Ich ſchließe mich Ihrer Anſicht an, Herr Collega. Sonnenſtich. Habebald! Habebald. Befehlen, Herr Rektor! Sonnenſtich. Oeffnen Sie das andere Fenſter! — — Sollte einer der Herren Collegen noch ſonſt etwas zu bemerken haben? Hungergurt. Ohne daß ich die Controverſe in dieſer oder in jener Hinſicht belaſten möchte, möchte ich an die dabei vollkommen außer Acht gelaſſene Thatſache erinnern, daß das andere Fenſter ſeit den Herbſtferien zugemauert iſt. Sonnenſtich. Habebald! Habebald. Befehlen, Herr Rektor! Sonnenſtich. Laſſen Sie das andere Fenſter geſchloſſen! — Ich ſehe mich genöthigt, meine Herren, den Antrag unſeres Herrn Collega Knüppeldick zur Abſtimmung zu bringen. Ich erſuche diejenigen Herren Collegen, die dafür ſind, daß das einzig hier in Frage kommen könnende Fenſter geöffnet werde, ſich von ihren Sitzen zu erheben. — Eins, zwei, drei. — Eins, zwei, drei. — Habebald! Habebald. Befehlen, Herr Rektor! Sonnenſtich. Laſſen Sie das eine Fenſter gleichfalls geſchloſſen! — Ich meinerſeits hege die Ueberzeugung, daß die hier herrſchende Athmoſphäre wenig oder nichts zu wünſchen übrig läßt. — — Sollte einer der Herren Collegen noch ſonſt etwas zu bemerken haben? — — Meine Herren! — Setzen wir den Fall, daß wir die Relegation unſeres ſchuldbeladenen Schülers bei einem hohen Cultusminiſterium zu beantragen unterlaſſen, ſo <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#FLI"> <p><pb facs="#f0068" n="52"/> zuwenden. Nur muß ich dringend darum erſuchen, das Fenſter<lb/> nicht gerade hinter meinem Rücken öffnen laſſen zu wollen!</p> </sp><lb/> <sp who="#AFF"> <speaker><hi rendition="#g">Affenſchmalz</hi>.</speaker> <p>Ich ſchließe mich Ihrer Anſicht an, Herr<lb/> Collega.</p> </sp><lb/> <sp who="#SON"> <speaker><hi rendition="#g">Sonnenſtich</hi>.</speaker> <p>Habebald!</p> </sp><lb/> <sp who="#HAB"> <speaker><hi rendition="#g">Habebald</hi>.</speaker> <p>Befehlen, Herr Rektor!</p> </sp><lb/> <sp who="#SON"> <speaker><hi rendition="#g">Sonnenſtich</hi>.</speaker> <p>Oeffnen Sie das andere Fenſter! — —<lb/> Sollte einer der Herren Collegen noch ſonſt etwas zu bemerken<lb/> haben?</p> </sp><lb/> <sp who="#HUN"> <speaker><hi rendition="#g">Hungergurt</hi>.</speaker> <p>Ohne daß ich die Controverſe in dieſer<lb/> oder in jener Hinſicht belaſten möchte, möchte ich an die dabei<lb/> vollkommen außer Acht gelaſſene Thatſache erinnern, daß das<lb/> andere Fenſter ſeit den Herbſtferien zugemauert iſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#SON"> <speaker><hi rendition="#g">Sonnenſtich</hi>.</speaker> <p>Habebald!</p> </sp><lb/> <sp who="#HAB"> <speaker><hi rendition="#g">Habebald</hi>.</speaker> <p>Befehlen, Herr Rektor!</p> </sp><lb/> <sp who="#SON"> <speaker><hi rendition="#g">Sonnenſtich</hi>.</speaker> <p>Laſſen Sie das andere Fenſter geſchloſſen!<lb/> — Ich ſehe mich genöthigt, meine Herren, den Antrag unſeres<lb/> Herrn Collega Knüppeldick zur Abſtimmung zu bringen. Ich<lb/> erſuche diejenigen Herren Collegen, die dafür ſind, daß das einzig<lb/> hier in Frage kommen könnende Fenſter geöffnet werde, ſich von<lb/> ihren Sitzen zu erheben. — Eins, zwei, drei. — Eins, zwei,<lb/> drei. — Habebald!</p> </sp><lb/> <sp who="#HAB"> <speaker><hi rendition="#g">Habebald</hi>.</speaker> <p>Befehlen, Herr Rektor!</p> </sp><lb/> <sp who="#SON"> <speaker><hi rendition="#g">Sonnenſtich</hi>.</speaker> <p>Laſſen Sie das eine Fenſter gleichfalls<lb/> geſchloſſen! — Ich meinerſeits hege die Ueberzeugung, daß die<lb/> hier herrſchende Athmoſphäre wenig oder nichts zu wünſchen<lb/> übrig läßt. — — Sollte einer der Herren Collegen noch ſonſt<lb/> etwas zu bemerken haben? — — Meine Herren! — Setzen wir<lb/> den Fall, daß wir die Relegation unſeres ſchuldbeladenen Schülers<lb/> bei einem hohen Cultusminiſterium zu beantragen unterlaſſen, ſo<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [52/0068]
zuwenden. Nur muß ich dringend darum erſuchen, das Fenſter
nicht gerade hinter meinem Rücken öffnen laſſen zu wollen!
Affenſchmalz. Ich ſchließe mich Ihrer Anſicht an, Herr
Collega.
Sonnenſtich. Habebald!
Habebald. Befehlen, Herr Rektor!
Sonnenſtich. Oeffnen Sie das andere Fenſter! — —
Sollte einer der Herren Collegen noch ſonſt etwas zu bemerken
haben?
Hungergurt. Ohne daß ich die Controverſe in dieſer
oder in jener Hinſicht belaſten möchte, möchte ich an die dabei
vollkommen außer Acht gelaſſene Thatſache erinnern, daß das
andere Fenſter ſeit den Herbſtferien zugemauert iſt.
Sonnenſtich. Habebald!
Habebald. Befehlen, Herr Rektor!
Sonnenſtich. Laſſen Sie das andere Fenſter geſchloſſen!
— Ich ſehe mich genöthigt, meine Herren, den Antrag unſeres
Herrn Collega Knüppeldick zur Abſtimmung zu bringen. Ich
erſuche diejenigen Herren Collegen, die dafür ſind, daß das einzig
hier in Frage kommen könnende Fenſter geöffnet werde, ſich von
ihren Sitzen zu erheben. — Eins, zwei, drei. — Eins, zwei,
drei. — Habebald!
Habebald. Befehlen, Herr Rektor!
Sonnenſtich. Laſſen Sie das eine Fenſter gleichfalls
geſchloſſen! — Ich meinerſeits hege die Ueberzeugung, daß die
hier herrſchende Athmoſphäre wenig oder nichts zu wünſchen
übrig läßt. — — Sollte einer der Herren Collegen noch ſonſt
etwas zu bemerken haben? — — Meine Herren! — Setzen wir
den Fall, daß wir die Relegation unſeres ſchuldbeladenen Schülers
bei einem hohen Cultusminiſterium zu beantragen unterlaſſen, ſo
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