Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849.- o unglückseliger Ritter! Fallen in der Blüthe der Jugend, ein Mann so schön und so glücklich - es ist hart! Da kniet der Graf an seinem Opfer nieder und reißt die Kleider seines Gegners auf; er erwartet nicht anders, als eine klaffende Wunde von ein bis zwei Zoll, es wundert ihn, daß nicht das Blut schon hervorspritzt. Da ist er mit dem Losknöpfen des Rockes fertig, zu seinem Entsetzen zieht er - ein nasses seidnes Sacktuch aus dem Busen seines Feindes. Er weiß nicht, was dies bedeuten soll; noch immer kein Blut; er greift abermals zu - ein zweiter Foulard! Zum dritten Male untersucht er - ein drittes Sacktuch! und so: ein, zwei, drei, sechs, acht, zieht der erstaunte Graf, einen nassen Lappen nach dem andern vom Körper des Ritters, bis zuletzt unser guter Schnapphahnski, seiner Hülle baar, als ein vollkommen unverletzter, höchst liebenswürdiger junger Mann am Boden liegt. - O Reineke, Reineke! O berühmter Ritter Schnapphahnski! Du hattest Dein zweites Abenteuer überstanden. Zuerst die Gräfin S. und dann der Graf G. O denke an die Lakaien zu O. in Schlesien, o denke an das Duell von Troppau! Man erzählt, Graf G. sei unwillig aufgesprungen; er habe ausgespuckt, sich auf sein Pferd geworfen und das Weite gesucht. Schnapphahnski gewann – o unglückseliger Ritter! Fallen in der Blüthe der Jugend, ein Mann so schön und so glücklich – es ist hart! Da kniet der Graf an seinem Opfer nieder und reißt die Kleider seines Gegners auf; er erwartet nicht anders, als eine klaffende Wunde von ein bis zwei Zoll, es wundert ihn, daß nicht das Blut schon hervorspritzt. Da ist er mit dem Losknöpfen des Rockes fertig, zu seinem Entsetzen zieht er – ein nasses seidnes Sacktuch aus dem Busen seines Feindes. Er weiß nicht, was dies bedeuten soll; noch immer kein Blut; er greift abermals zu – ein zweiter Foulard! Zum dritten Male untersucht er – ein drittes Sacktuch! und so: ein, zwei, drei, sechs, acht, zieht der erstaunte Graf, einen nassen Lappen nach dem andern vom Körper des Ritters, bis zuletzt unser guter Schnapphahnski, seiner Hülle baar, als ein vollkommen unverletzter, höchst liebenswürdiger junger Mann am Boden liegt. – O Reineke, Reineke! O berühmter Ritter Schnapphahnski! Du hattest Dein zweites Abenteuer überstanden. Zuerst die Gräfin S. und dann der Graf G. O denke an die Lakaien zu O. in Schlesien, o denke an das Duell von Troppau! Man erzählt, Graf G. sei unwillig aufgesprungen; er habe ausgespuckt, sich auf sein Pferd geworfen und das Weite gesucht. Schnapphahnski gewann <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0041" n="35"/> – o unglückseliger Ritter! Fallen in der Blüthe der Jugend, ein Mann so schön und so glücklich – es ist hart! Da kniet der Graf an seinem Opfer nieder und reißt die Kleider seines Gegners auf; er erwartet nicht anders, als eine klaffende Wunde von ein bis zwei Zoll, es wundert ihn, daß nicht das Blut schon hervorspritzt. Da ist er mit dem Losknöpfen des Rockes fertig, zu seinem Entsetzen zieht er – ein nasses seidnes Sacktuch aus dem Busen seines Feindes. Er weiß nicht, was dies bedeuten soll; noch immer kein Blut; er greift abermals zu – ein zweiter Foulard! Zum dritten Male untersucht er – ein drittes Sacktuch! und so: ein, zwei, drei, sechs, acht, zieht der erstaunte Graf, einen nassen Lappen nach dem andern vom Körper des Ritters, bis zuletzt unser guter Schnapphahnski, seiner Hülle baar, als ein vollkommen unverletzter, höchst liebenswürdiger junger Mann am Boden liegt. – O Reineke, Reineke! O berühmter Ritter Schnapphahnski! Du hattest Dein zweites Abenteuer überstanden. Zuerst die Gräfin S. und dann der Graf G. O denke an die Lakaien zu O. in Schlesien, o denke an das Duell von Troppau!</p> <p>Man erzählt, Graf G. sei unwillig aufgesprungen; er habe ausgespuckt, sich auf sein Pferd geworfen und das Weite gesucht. Schnapphahnski gewann </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [35/0041]
– o unglückseliger Ritter! Fallen in der Blüthe der Jugend, ein Mann so schön und so glücklich – es ist hart! Da kniet der Graf an seinem Opfer nieder und reißt die Kleider seines Gegners auf; er erwartet nicht anders, als eine klaffende Wunde von ein bis zwei Zoll, es wundert ihn, daß nicht das Blut schon hervorspritzt. Da ist er mit dem Losknöpfen des Rockes fertig, zu seinem Entsetzen zieht er – ein nasses seidnes Sacktuch aus dem Busen seines Feindes. Er weiß nicht, was dies bedeuten soll; noch immer kein Blut; er greift abermals zu – ein zweiter Foulard! Zum dritten Male untersucht er – ein drittes Sacktuch! und so: ein, zwei, drei, sechs, acht, zieht der erstaunte Graf, einen nassen Lappen nach dem andern vom Körper des Ritters, bis zuletzt unser guter Schnapphahnski, seiner Hülle baar, als ein vollkommen unverletzter, höchst liebenswürdiger junger Mann am Boden liegt. – O Reineke, Reineke! O berühmter Ritter Schnapphahnski! Du hattest Dein zweites Abenteuer überstanden. Zuerst die Gräfin S. und dann der Graf G. O denke an die Lakaien zu O. in Schlesien, o denke an das Duell von Troppau!
Man erzählt, Graf G. sei unwillig aufgesprungen; er habe ausgespuckt, sich auf sein Pferd geworfen und das Weite gesucht. Schnapphahnski gewann
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