Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849.Schlachtfeldern ergraut, sich bei weitem behaglicher in einem Corps de Garde als in einem Salon fühlte. Nach Tische, als der Champagner bereits das Blut im Kreise trieb und der Kaffe der Vernunft den letzten Stoß geben sollte, entfernten sich die Damen. Die Herrengesellschaft begab sich in einen Rauchsalon. - Der Herzog, den diese Gesellschaft ziemlich langweilen mogte, setzte sich an's Klavier und präludirte darauf. Schnapphahnski's unglücklicher Stern brachte ihn ganz in seine Nähe. Unglücklicher Schnapphahnski! - Der Hafer stach ihn mehr als gewöhnlich und keine fünf Minuten verstrichen, da machte er auch schon über das Spiel des Herzogs einige ebenso kecke als boshafte Bemerkungen, indem er namentlich hervorhob, wie es fast unbegreiflich sei, daß man mit einer so großen Hand spielen könne, ohne zu fürchten, alle Tasten gleich zu zertrümmern. Der Pianist L., der voraussah, daß die Geschichte eine üble Wendung nehmen könne, beeilte sich unserm Ritter zu erwidern, daß man mit einer großen Hand recht gut spiele, daß er viele Virtuosen kenne u. s. w. - - aber Schnapphahnski wollte nicht ruhen. Den schöngelockten Kopf coquettirend auf die Schulter legend, die Cigarre nachlässig an die Lippen führend, und mit der höchsten Nonchalance über dem Klavier hängend, fuhr er fort Schlachtfeldern ergraut, sich bei weitem behaglicher in einem Corps de Garde als in einem Salon fühlte. Nach Tische, als der Champagner bereits das Blut im Kreise trieb und der Kaffe der Vernunft den letzten Stoß geben sollte, entfernten sich die Damen. Die Herrengesellschaft begab sich in einen Rauchsalon. – Der Herzog, den diese Gesellschaft ziemlich langweilen mogte, setzte sich an’s Klavier und präludirte darauf. Schnapphahnski’s unglücklicher Stern brachte ihn ganz in seine Nähe. Unglücklicher Schnapphahnski! – Der Hafer stach ihn mehr als gewöhnlich und keine fünf Minuten verstrichen, da machte er auch schon über das Spiel des Herzogs einige ebenso kecke als boshafte Bemerkungen, indem er namentlich hervorhob, wie es fast unbegreiflich sei, daß man mit einer so großen Hand spielen könne, ohne zu fürchten, alle Tasten gleich zu zertrümmern. Der Pianist L., der voraussah, daß die Geschichte eine üble Wendung nehmen könne, beeilte sich unserm Ritter zu erwidern, daß man mit einer großen Hand recht gut spiele, daß er viele Virtuosen kenne u. s. w. – – aber Schnapphahnski wollte nicht ruhen. Den schöngelockten Kopf coquettirend auf die Schulter legend, die Cigarre nachlässig an die Lippen führend, und mit der höchsten Nonchalance über dem Klavier hängend, fuhr er fort <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0090" n="84"/> Schlachtfeldern ergraut, sich bei weitem behaglicher in einem Corps de Garde als in einem Salon fühlte.</p> <p>Nach Tische, als der Champagner bereits das Blut im Kreise trieb und der Kaffe der Vernunft den letzten Stoß geben sollte, entfernten sich die Damen. Die Herrengesellschaft begab sich in einen Rauchsalon. – Der Herzog, den diese Gesellschaft ziemlich langweilen mogte, setzte sich an’s Klavier und präludirte darauf. Schnapphahnski’s unglücklicher Stern brachte ihn ganz in seine Nähe.</p> <p>Unglücklicher Schnapphahnski! – Der Hafer stach ihn mehr als gewöhnlich und keine fünf Minuten verstrichen, da machte er auch schon über das Spiel des Herzogs einige ebenso kecke als boshafte Bemerkungen, indem er namentlich hervorhob, wie es fast unbegreiflich sei, daß man mit einer so großen Hand spielen könne, ohne zu fürchten, alle Tasten gleich zu zertrümmern. Der Pianist L., der voraussah, daß die Geschichte eine üble Wendung nehmen könne, beeilte sich unserm Ritter zu erwidern, daß man mit einer großen Hand recht gut spiele, daß er viele Virtuosen kenne u. s. w. – – aber Schnapphahnski wollte nicht ruhen. Den schöngelockten Kopf coquettirend auf die Schulter legend, die Cigarre nachlässig an die Lippen führend, und mit der höchsten Nonchalance über dem Klavier hängend, fuhr er fort </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [84/0090]
Schlachtfeldern ergraut, sich bei weitem behaglicher in einem Corps de Garde als in einem Salon fühlte.
Nach Tische, als der Champagner bereits das Blut im Kreise trieb und der Kaffe der Vernunft den letzten Stoß geben sollte, entfernten sich die Damen. Die Herrengesellschaft begab sich in einen Rauchsalon. – Der Herzog, den diese Gesellschaft ziemlich langweilen mogte, setzte sich an’s Klavier und präludirte darauf. Schnapphahnski’s unglücklicher Stern brachte ihn ganz in seine Nähe.
Unglücklicher Schnapphahnski! – Der Hafer stach ihn mehr als gewöhnlich und keine fünf Minuten verstrichen, da machte er auch schon über das Spiel des Herzogs einige ebenso kecke als boshafte Bemerkungen, indem er namentlich hervorhob, wie es fast unbegreiflich sei, daß man mit einer so großen Hand spielen könne, ohne zu fürchten, alle Tasten gleich zu zertrümmern. Der Pianist L., der voraussah, daß die Geschichte eine üble Wendung nehmen könne, beeilte sich unserm Ritter zu erwidern, daß man mit einer großen Hand recht gut spiele, daß er viele Virtuosen kenne u. s. w. – – aber Schnapphahnski wollte nicht ruhen. Den schöngelockten Kopf coquettirend auf die Schulter legend, die Cigarre nachlässig an die Lippen führend, und mit der höchsten Nonchalance über dem Klavier hängend, fuhr er fort
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