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Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.

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Darüber hinaus wurde das Problem der dichterischen Gattungen pwe_016.002
und Arten wieder aktuell, sei es, daß man historisch das Walten morphologischer pwe_016.003
Gesetzmäßigkeiten in Gattungsgeschichten aufzuzeigen suchte pwe_016.004
oder eine solche Morphologie systematisch erstrebte. Daß dabei Goethes pwe_016.005
naturwissenschaftliche Morphologie und Typenlehre - so bei Ermatinger pwe_016.006
und neuerdings wieder bei G. Müller - zu Gevatter stand, war für die pwe_016.007
Germanistik naheliegend, aber doch eine Art Rückfall in den Idealismus.

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Stärkere Anstöße gingen wohl von den modernen philosophischen Bewegungen pwe_016.009
aus. Die phänomenologischen Untersuchungen über die Seinsweise pwe_016.010
des Dichtwerks und des dichterischen "Gegenstandes" (z. B. Roman pwe_016.011
Ingarden
) oder überhaupt über die Struktur des personalen, objektiven pwe_016.012
und objektivierten Geistes (Nicolai Hartmann) zeigten, welche Problemfülle pwe_016.013
hier verborgen lag. Der Existentialismus schließlich hat nicht nur zu pwe_016.014
einer politisch-volksmäßigen Aktualisierung geführt, sondern auch zu legitimeren pwe_016.015
Ergebnissen. Entscheidend geworden ist hier die Wendung, die pwe_016.016
Martin Heidegger1 seit den Dreißigerjahren von der Metaphysik zur pwe_016.017
Interpretation des Phänomens Dichtung geführt hat, in seinen Erläuterungen pwe_016.018
zu Hölderlin als dem "Dichter des Dichters" wie in seiner Abhandlung pwe_016.019
zum Ursprung des Kunstwerks. Die Dichtung erhält selbst eine Schlüsselstellung pwe_016.020
in der Auslegung des menschlichen Daseins; jenseits idealistischer pwe_016.021
oder psychologisch-historischer Ansätze wird Dichtung wieder radikal als pwe_016.022
ursprunghaftes Geschehen, als "worthafte Stiftung des Seins" und nicht pwe_016.023
nur als Ausdruckserscheinung oder Kulturleistung unter anderen begriffen. pwe_016.024
Die phänomenologische Beschreibung des Kunstwerks erhält damit eine pwe_016.025
neue Begründung, traditionelle literaturwissenschaftliche Termini wie Stil, pwe_016.026
Gattung, Stimmung erhalten im Rahmen der Existentialphilosophie einen pwe_016.027
neuen Inhalt. Diesen zu umschreiben war die Leistung verschiedener selbständig pwe_016.028
fortschreitender Gelehrter, die innerhalb der Literaturwissenschaft pwe_016.029
selbst eine neue poetische Stilkritik begründeten, die über die bisherige pwe_016.030
kunstgeschichtliche oder linguistische Stilistik hinausging (J. Pfeiffer, Kom- pwe_016.031
merell, Staiger
u. a.). Es fehlte auch nicht an Versuchen, das Problem pwe_016.032
einer existentialistischen Ästhetik wieder direkt von Kierkegaard aus zu pwe_016.033
stellen2. Schließlich muß auch J. P. Sartre erwähnt werden. Wenn hier

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Martin Heidegger, Erläuterungen zu Hölderlins Dichtung. Frankfurt a. M. pwe_016.035
(1944). - Ders., Holzwege. Frankfurt a. M. (1950). - Martin Heideggers Einfluß pwe_016.036
auf die Wissenschaften. Festschrift aus Anlaß seines sechzigsten Geburtstages.
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Bern 1949.
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Erik Lunding, Kierkegaard und die existentielle Literaturwissenschaft. Im pwe_016.039
Anhang zu: Adalbert Stifter (Studien zur Kunst und Existenz Bd. I). Kjobenhavn pwe_016.040
1946. - Willi Perpeet, Kierkegaard und die Frage einer Ästhetik der Gegenwart. pwe_016.041
Halle 1940.

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Darüber hinaus wurde das Problem der dichterischen Gattungen pwe_016.002
und Arten wieder aktuell, sei es, daß man historisch das Walten morphologischer pwe_016.003
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  Stärkere Anstöße gingen wohl von den modernen philosophischen Bewegungen pwe_016.009
aus. Die phänomenologischen Untersuchungen über die Seinsweise pwe_016.010
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Martin Heidegger, Erläuterungen zu Hölderlins Dichtung. Frankfurt a. M. pwe_016.035
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Bern 1949.
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Zitationshilfe: Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wehrli_poetik_1951/22>, abgerufen am 23.11.2024.