Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.pwe_071.001 pwe_071.007 c) Typen und Gattungen pwe_071.008Wie immer man die Einheitlichkeit und Ganzheit des dichterischen Stilganzen pwe_071.009 Beginnen wir mit dem allgemeinen Problem der Gattungen und pwe_071.031 1 pwe_071.035
Joachim Maaß, Die Geheimwissenschaft der Literatur. Acht Vorlesungen zur pwe_071.036 Anregung einer Ästhetik des Dichterischen. Berlin 1949. pwe_071.001 pwe_071.007 c) Typen und Gattungen pwe_071.008Wie immer man die Einheitlichkeit und Ganzheit des dichterischen Stilganzen pwe_071.009 Beginnen wir mit dem allgemeinen Problem der Gattungen und pwe_071.031 1 pwe_071.035
Joachim Maaß, Die Geheimwissenschaft der Literatur. Acht Vorlesungen zur pwe_071.036 Anregung einer Ästhetik des Dichterischen. Berlin 1949. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0077" n="71"/><lb n="pwe_071.001"/> Symbolbegriff her – einem wesentlich „inhaltlich“ gefaßten <lb n="pwe_071.002"/> Element also – auf den Leib zu rücken, ist unten noch zu reden; wenn <lb n="pwe_071.003"/> z. B. der Dichter <hi rendition="#k">Joachim Maass</hi><note xml:id="PWE_071_1" place="foot" n="1"><lb n="pwe_071.035"/> Joachim Maaß, <hi rendition="#i">Die Geheimwissenschaft der Literatur. Acht Vorlesungen zur <lb n="pwe_071.036"/> Anregung einer Ästhetik des Dichterischen.</hi> Berlin 1949.</note> in seinen zwanglosen Vorlesungen das <lb n="pwe_071.004"/> Symbol als die „Fundamentalqualität“ von Kunst und Literatur bezeichnet, <lb n="pwe_071.005"/> bleibt er praktisch bei der konventionellen Trennung von symbolischem Inhalt <lb n="pwe_071.006"/> und sprachlichem Ausdruck.</p> </div> <div n="3"> <lb n="pwe_071.007"/> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#i">c) Typen und Gattungen</hi> </hi> </head> <lb n="pwe_071.008"/> <p>Wie immer man die Einheitlichkeit und Ganzheit des dichterischen Stilganzen <lb n="pwe_071.009"/> fasse, so stellen sich hier zwei Aufgaben als nächste Schritte im <lb n="pwe_071.010"/> Aufbau der Poetik: einmal die Untersuchung der „<hi rendition="#g">Teile</hi>“ (Glieder, Elemente, <lb n="pwe_071.011"/> Schichten, Aspekte etc.), deren Einheitlichkeit und symbolische <lb n="pwe_071.012"/> Ganzheit der Stil ist, die Frage also, was für Aspekte hier auseinanderzuhalten <lb n="pwe_071.013"/> sind und in welcher Ordnung sie zu einander stehen. Und zum <lb n="pwe_071.014"/> Zweiten die Untersuchung, ob jenseits dieser Aufgliederung des Einzelwerks <lb n="pwe_071.015"/> und gleichsam senkrecht dazu sich verschiedene Weisen einheitlichen <lb n="pwe_071.016"/> Stils, verschiedene <hi rendition="#g">Typen</hi> der Einbildungskraft, verschiedene Möglichkeiten <lb n="pwe_071.017"/> dichterischer Anschauungsform unterscheiden lassen, denen dann bestimmte <lb n="pwe_071.018"/> Gruppen von Werken als Repräsentanten zuzuordnen wären. <lb n="pwe_071.019"/> Die erste Aufgabe ist also die Analyse des einzelnen Stilganzen als solchen, <lb n="pwe_071.020"/> die zweite die Zusammenstellung und Gruppierung der Vielzahl <lb n="pwe_071.021"/> der Dichtwerke zu einem System von Typen, Gattungen, Klassen oder wie <lb n="pwe_071.022"/> man sie dann nennen mag. Eine Trennung dieser beiden scheinbar senkrecht <lb n="pwe_071.023"/> zueinander stehenden Unterscheidungsmöglichkeiten ist allerdings <lb n="pwe_071.024"/> praktisch schwierig, weil über Sinn und Reichweite des Gattungsbegriffs <lb n="pwe_071.025"/> keine Einstimmigkeit besteht, d. h. weil – wie zu zeigen sein wird – <lb n="pwe_071.026"/> Typus- und Klassenbegriff meist ineinanderfließen. Und vor allem auch, <lb n="pwe_071.027"/> weil die Gattungen sich u. U. auf eine Struktur des allgemeinen Menschendaseins <lb n="pwe_071.028"/> gründen, die sich auf anderem Wege wieder im Aufbau des Einzelwerks <lb n="pwe_071.029"/> zur Geltung bringt.</p> <lb n="pwe_071.030"/> <p> Beginnen wir mit dem allgemeinen Problem der <hi rendition="#g">Gattungen</hi> und <lb n="pwe_071.031"/> hier mit der Frage einer <hi rendition="#g">Typologie</hi> der Dichtung überhaupt. Seit <lb n="pwe_071.032"/> Schiller gibt es so etwas wie eine geisteswissenschaftliche Typenlehre in der <lb n="pwe_071.033"/> Anwendung auf die dichterische Kunst. (Die Bedeutung von <hi rendition="#k">Schillers</hi> <lb n="pwe_071.034"/> Unterscheidung von naiver und sentimentalischer Dichtung für die literaturwissenschaftliche </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [71/0077]
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Symbolbegriff her – einem wesentlich „inhaltlich“ gefaßten pwe_071.002
Element also – auf den Leib zu rücken, ist unten noch zu reden; wenn pwe_071.003
z. B. der Dichter Joachim Maass 1 in seinen zwanglosen Vorlesungen das pwe_071.004
Symbol als die „Fundamentalqualität“ von Kunst und Literatur bezeichnet, pwe_071.005
bleibt er praktisch bei der konventionellen Trennung von symbolischem Inhalt pwe_071.006
und sprachlichem Ausdruck.
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c) Typen und Gattungen pwe_071.008
Wie immer man die Einheitlichkeit und Ganzheit des dichterischen Stilganzen pwe_071.009
fasse, so stellen sich hier zwei Aufgaben als nächste Schritte im pwe_071.010
Aufbau der Poetik: einmal die Untersuchung der „Teile“ (Glieder, Elemente, pwe_071.011
Schichten, Aspekte etc.), deren Einheitlichkeit und symbolische pwe_071.012
Ganzheit der Stil ist, die Frage also, was für Aspekte hier auseinanderzuhalten pwe_071.013
sind und in welcher Ordnung sie zu einander stehen. Und zum pwe_071.014
Zweiten die Untersuchung, ob jenseits dieser Aufgliederung des Einzelwerks pwe_071.015
und gleichsam senkrecht dazu sich verschiedene Weisen einheitlichen pwe_071.016
Stils, verschiedene Typen der Einbildungskraft, verschiedene Möglichkeiten pwe_071.017
dichterischer Anschauungsform unterscheiden lassen, denen dann bestimmte pwe_071.018
Gruppen von Werken als Repräsentanten zuzuordnen wären. pwe_071.019
Die erste Aufgabe ist also die Analyse des einzelnen Stilganzen als solchen, pwe_071.020
die zweite die Zusammenstellung und Gruppierung der Vielzahl pwe_071.021
der Dichtwerke zu einem System von Typen, Gattungen, Klassen oder wie pwe_071.022
man sie dann nennen mag. Eine Trennung dieser beiden scheinbar senkrecht pwe_071.023
zueinander stehenden Unterscheidungsmöglichkeiten ist allerdings pwe_071.024
praktisch schwierig, weil über Sinn und Reichweite des Gattungsbegriffs pwe_071.025
keine Einstimmigkeit besteht, d. h. weil – wie zu zeigen sein wird – pwe_071.026
Typus- und Klassenbegriff meist ineinanderfließen. Und vor allem auch, pwe_071.027
weil die Gattungen sich u. U. auf eine Struktur des allgemeinen Menschendaseins pwe_071.028
gründen, die sich auf anderem Wege wieder im Aufbau des Einzelwerks pwe_071.029
zur Geltung bringt.
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Beginnen wir mit dem allgemeinen Problem der Gattungen und pwe_071.031
hier mit der Frage einer Typologie der Dichtung überhaupt. Seit pwe_071.032
Schiller gibt es so etwas wie eine geisteswissenschaftliche Typenlehre in der pwe_071.033
Anwendung auf die dichterische Kunst. (Die Bedeutung von Schillers pwe_071.034
Unterscheidung von naiver und sentimentalischer Dichtung für die literaturwissenschaftliche
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Joachim Maaß, Die Geheimwissenschaft der Literatur. Acht Vorlesungen zur pwe_071.036
Anregung einer Ästhetik des Dichterischen. Berlin 1949.
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