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Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.

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freierem innerem Spielraum in der Richtung auf das Lied. In der Hymne pwe_079.002
erkennt er schließlich eine selten realisierte Synthese der verschiedenen pwe_079.003
Möglichkeiten. Petsch1 unterscheidet ähnlich neben dem Lied die Spruchdichtung pwe_079.004
(Gedankenlyrik, lyrischer Mythos, Idylle, Elegie, Satire) und die pwe_079.005
hymnische Dichtung - also im wesentlichen eine gehaltmäßige Unterscheidung. pwe_079.006
Wie schwierig eine systematische und nicht nur nach einzelnen pwe_079.007
Aspekten vorgehende Gruppierung wird und erst recht Versuche, verschiedene pwe_079.008
Systeme zur Deckung zu bringen, mögen immer noch die Artikel pwe_079.009
"Lyrik oder Lied" in Merker-Stammlers "Reallexikon" lehren; Klassifikationen pwe_079.010
des Liedes wie "Distanzlied" und "Ausdruckslied" mögen innerhalb pwe_079.011
des Systems begründet sein, aber bleiben doch recht akademisch. Interessant pwe_079.012
und ungewohnt, aber etwas willkürlich, wirkt der Versuch von pwe_079.013
Julius Wiegand2, gerade bei der scheinbar so unarchitektonischen Gattung pwe_079.014
der Lyrik vom Aufbautechnischen her eine Typologie lyrischer pwe_079.015
Formen (z. B. Häufung, Gleichlauf, Gegenstand, Kette usw.) aufzustellen.

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Selbst bei engeren und bestimmteren Arten ergeben sich große Schwierigkeiten. pwe_079.017
Dafür ist Beissners Geschichte der deutschen Elegie3 - wohl pwe_079.018
das bedeutendste Beispiel einer Gattungs- bzw. Art-Geschichte seit Vietors pwe_079.019
Geschichte der Ode, Günther Müllers Geschichte des Liedes, Wolfgang pwe_079.020
Kaysers
Geschichte der Ballade4 - sehr aufschlußreich. Eine "Elegie" pwe_079.021
kann sein ein Gedicht in Distichen, d. h. ein Gedicht elegischen Versmaßes pwe_079.022
(vgl. dazu Ludwig Strauss5); ein Gedicht bestimmten Aufbaues; ein Gedicht pwe_079.023
elegischen Stoffes oder elegischer Stimmung (z. B. ein Grabgedicht); pwe_079.024
ein Gedicht mit dem Titel "Elegie"; und schließlich alle Gedichte, die der pwe_079.025
Darsteller auf Grund einer Theorie des "Elegischen" einzureihen für nötig pwe_079.026
findet. Nie werden alle möglichen Merkmale zusammentreffen oder ausschließlich pwe_079.027
vorhanden sein; je nach der Wahl des Gesichtspunktes, und das pwe_079.028
heißt zugleich je nach dem Sprachgebrauch oder den poetischen Leitvorstellungen pwe_079.029
einer Epoche, ergeben sich andere Gruppierungen. Beissner verzichtet pwe_079.030
allerdings resolut auf eine solche Leitidee oder Definition, denn er habe

1 pwe_079.031
Robert Petsch, Die lyrische Dichtkunst. Ihr Wesen und ihre Form (Handbücherei pwe_079.032
der Deutschkunde Bd. 4,
Halle 1940).
2 pwe_079.033
Julius Wiegand, (Verschiedene Aufsätze) "Zeitschrift für deutsches Altertum" pwe_079.034
73 (1936) 133 ff.; ZfAesth XXXI (1937), 2 ff. "Germanisch-Romanische pwe_079.035
Monatsschrift" 26 (1938), 122 ff. ZfdPh 64 (1939) 27 ff.
3 pwe_079.036
Friedrich Beissner, Geschichte der deutschen Elegie (Grundriß der germanischen pwe_079.037
Philologie Bd. 14, Berlin 1941).
4 pwe_079.038
Wolfgang Kayser, Geschichte der deutschen Ballade. Berlin 1936.
5 pwe_079.039
Ludwig Strauß, Zur Struktur des deutschen Distichons. Trivium 6 (1948) pwe_079.040
52 ff.

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freierem innerem Spielraum in der Richtung auf das Lied. In der Hymne pwe_079.002
erkennt er schließlich eine selten realisierte Synthese der verschiedenen pwe_079.003
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  Selbst bei engeren und bestimmteren Arten ergeben sich große Schwierigkeiten. pwe_079.017
Dafür ist Beissners Geschichte der deutschen Elegie3 – wohl pwe_079.018
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Robert Petsch, Die lyrische Dichtkunst. Ihr Wesen und ihre Form (Handbücherei pwe_079.032
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Zitationshilfe: Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wehrli_poetik_1951/85>, abgerufen am 21.11.2024.