Weigel, Valentin: Gnothi seauton. Nosce te ipsum. Erkenne dich selber O Mensch. Neustadt, 1618.Das Ander Büchlein. da man scheidet den Anfang vnd Ende/ vnd betrachtet nichtdas Thier/ mit seiner Rechnung/ Sondern auff einer seiten den Ewigen vnwandelbaren Gott/ vnd auff der andern seiten die vnwandelhafftige zeitliche Creatur/ So gesche- hen alle dinge Contingenter, das ist/ durch freye Wahl/ vngenötiget/ ist der Mensche böse/ Betet an die Hure Ba- dylon/ darumb wird er auch billich verdammet. GOtt zwinget jhn nicht/ das er sol böse sein. Nun in diesem verstande rede ich hier/ das die Men- Die grosse Creatur zwinget den Menschen nicht mit Darumb stehet er in der Mitten/ Er mag sieh keh- Hette
Das Ander Buͤchlein. da man ſcheidet den Anfang vnd Ende/ vnd betrachtet nichtdas Thier/ mit ſeiner Rechnung/ Sondern auff einer ſeiten den Ewigen vnwandelbaren Gott/ vnd auff der andern ſeiten die vnwandelhafftige zeitliche Creatur/ So geſche- hen alle dinge Contingenter, das iſt/ durch freye Wahl/ vngenoͤtiget/ iſt der Menſche boͤſe/ Betet an die Hure Ba- dylon/ darumb wird er auch billich verdammet. GOtt zwinget jhn nicht/ das er ſol boͤſe ſein. Nun in dieſem verſtande rede ich hier/ das die Men- Die groſſe Creatur zwinget den Menſchen nicht mit Darumb ſtehet er in der Mitten/ Er mag ſieh keh- Hette
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Das Ander Buͤchlein.
da man ſcheidet den Anfang vnd Ende/ vnd betrachtet nicht
das Thier/ mit ſeiner Rechnung/ Sondern auff einer
ſeiten den Ewigen vnwandelbaren Gott/ vnd auff der andern
ſeiten die vnwandelhafftige zeitliche Creatur/ So geſche-
hen alle dinge Contingenter, das iſt/ durch freye Wahl/
vngenoͤtiget/ iſt der Menſche boͤſe/ Betet an die Hure Ba-
dylon/ darumb wird er auch billich verdammet. GOtt
zwinget jhn nicht/ das er ſol boͤſe ſein.
Nun in dieſem verſtande rede ich hier/ das die Men-
ſchen ſolten verſtehen/ etc. Der Menſch iſt geſetzt in dieſen
Garten/ das er ſolle dem Geſtirne gebieten/ daſſelbe von
ſich thun/ vnd nicht dem Geſtirne als ein Knecht zu dienen/
Das: gleich wie GOtt den Menſchen nicht noͤtiget oder
zwinget zu Suͤndigen/ erleſſet jhm den freyen willen/ Boͤ-
ſe zu werden oder gut zubleiben in Gotte/ etc. Alſo zwin-
get oder noͤtiget das Geſtirne auch nicht den Menſchen/ das
er Sůndigen muͤſte/ das er muſte der Thier anbeten/ das
er muſte ſich ſelbeſt fuͤr einen Gott halten:
Die groſſe Creatur zwinget den Menſchen nicht mit
Gewalt/ Er hat die freye wahl/ GOTT oder dem
Mammon zu dienen/ zu lieben vnnd zu haſſen/ welchen er
wil: Ja es iſt vnmuͤglich den Menſchen/ ſie beyde zugleich
lieben oder beyde zugleich haſſen/ oder jhnen beyden zugleich
dienen.
Darumb ſtehet er in der Mitten/ Er mag ſieh keh-
ren/ lencken/ wenden/ ergeben/ zu welchem er wil/ vnnd
nach demſelben hat er ſeine Belonung. Ja ſolte das Ge-
ſtirne den Menſchen noͤtigen/ zwingen/ zum guten vnd boͤ-
ſen/ wie die falſchen Aſtrologi vnnd Theologi fuͤr geben:
So were der Menſche nicht in die Mitten geſetzet:
Hette
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