Weigel, Valentin: Gnothi seauton. Nosce te ipsum. Erkenne dich selber O Mensch. Neustadt, 1618.Erkenne dich selber/ die widerwertigkeit/ die Demuth/ das ich andern muß vn-terthan sein/ vnd nicht meines willens Leben kan/ das ist mir so ein schwere Bein) Vorrath/ das ich nicht dürffte ein Christe werden/ jhme das Creutz nachtragen/ in Armuth vnd Elende/ etc. Darumb ist GOtt so gütig/ das er jhnen gar nichts giebet/ Ja er nimpt jhnen auch das durch die All- chimey/ das sie zuvor hatten. Dann Grafen vnd Kauff- leute haben sich offte zu Betlern Laboriret. Solches thut Gott darumb/ Ob sie wolten seinen Sohn Christum an- nehmen/ vnd in jhme Wandelen/ (Thun sie das nicht in der Armut/ etc. Nimmermehr theten sie es/ so sie den La- pidem hetten) Etliche betreuget der Teuffel also: O wenn ich nur ein Particular hette/ (ich begere nicht viel) als dann wolte ich fieissig Gottes Wort Studieren: Welches ein offentliche Lügen ist. Dann so wir in Armut den Armen Christum nichts achten/ was wolten wir nach jhme fragen im Reichthumb? Die Allchimey ist ein Göttliche Kunst: Weme sie Gott nicht selber offenbaret/ denn wil ich gewar- net haben/ er lasse in der zeit Darvon. Dann er hat nichts dann schaden daraus/ vnnd die gewisse verdamnuß. Den entweder/ er findet etwas/ oder findet gar nichts. Findet er etwas/ dann den vnter 1000. nicht einem gereht/ so ist er ein gefangener Knecht/ stehet in gefahr kegen andern/ die jhm nachstehen/ fangen jhn/ muß sich den gewaltigen zum Knecht geben. Helt ers heimlich/ so ist er doch von sich selbst gefan- Vnd
Erkenne dich ſelber/ die widerwertigkeit/ die Demuth/ das ich andern muß vn-terthan ſein/ vnd nicht meines willens Leben kan/ das iſt mir ſo ein ſchwere Bein) Vorrath/ das ich nicht duͤrffte ein Chriſte werden/ jhme das Creutz nachtragen/ in Armuth vnd Elende/ etc. Darumb iſt GOtt ſo guͤtig/ das er jhnen gar nichts giebet/ Ja er nimpt jhnen auch das durch die All- chimey/ das ſie zuvor hatten. Dann Grafen vnd Kauff- leute haben ſich offte zu Betlern Laboriret. Solches thut Gott darumb/ Ob ſie wolten ſeinen Sohn Chriſtum an- nehmen/ vnd in jhme Wandelen/ (Thun ſie das nicht in der Armut/ etc. Nimmermehr theten ſie es/ ſo ſie den La- pidem hetten) Etliche betreuget der Teuffel alſo: O wenn ich nur ein Particular hette/ (ich begere nicht viel) als dann wolte ich fieiſſig Gottes Wort Studieren: Welches ein offentliche Luͤgen iſt. Dann ſo wir in Armut den Armen Chriſtum nichts achten/ was wolten wir nach jhme fragen im Reichthumb? Die Allchimey iſt ein Goͤttliche Kunſt: Weme ſie Gott nicht ſelber offenbaret/ denn wil ich gewar- net haben/ er laſſe in der zeit Darvon. Dann er hat nichts dann ſchaden daraus/ vnnd die gewiſſe verdamnuß. Den entweder/ er findet etwas/ oder findet gar nichts. Findet er etwas/ dann den vnter 1000. nicht einem gereht/ ſo iſt er ein gefangener Knecht/ ſtehet in gefahr kegen andern/ die jhm nachſtehen/ fangen jhn/ muß ſich den gewaltigen zum Knecht geben. Helt ers heimlich/ ſo iſt er doch von ſich ſelbſt gefan- Vnd
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Erkenne dich ſelber/
die widerwertigkeit/ die Demuth/ das ich andern muß vn-
terthan ſein/ vnd nicht meines willens Leben kan/ das iſt mir
ſo ein ſchwere Bein) Vorrath/ das ich nicht duͤrffte ein
Chriſte werden/ jhme das Creutz nachtragen/ in Armuth
vnd Elende/ etc. Darumb iſt GOtt ſo guͤtig/ das er jhnen
gar nichts giebet/ Ja er nimpt jhnen auch das durch die All-
chimey/ das ſie zuvor hatten. Dann Grafen vnd Kauff-
leute haben ſich offte zu Betlern Laboriret. Solches thut
Gott darumb/ Ob ſie wolten ſeinen Sohn Chriſtum an-
nehmen/ vnd in jhme Wandelen/ (Thun ſie das nicht in
der Armut/ etc. Nimmermehr theten ſie es/ ſo ſie den La-
pidem hetten) Etliche betreuget der Teuffel alſo: O wenn
ich nur ein Particular hette/ (ich begere nicht viel) als dann
wolte ich fieiſſig Gottes Wort Studieren: Welches ein
offentliche Luͤgen iſt. Dann ſo wir in Armut den Armen
Chriſtum nichts achten/ was wolten wir nach jhme fragen
im Reichthumb? Die Allchimey iſt ein Goͤttliche Kunſt:
Weme ſie Gott nicht ſelber offenbaret/ denn wil ich gewar-
net haben/ er laſſe in der zeit Darvon. Dann er hat nichts
dann ſchaden daraus/ vnnd die gewiſſe verdamnuß. Den
entweder/ er findet etwas/ oder findet gar nichts. Findet er
etwas/ dann den vnter 1000. nicht einem gereht/ ſo iſt er
ein gefangener Knecht/ ſtehet in gefahr kegen andern/ die
jhm nachſtehen/ fangen jhn/ muß ſich den gewaltigen zum
Knecht geben.
Helt ers heimlich/ ſo iſt er doch von ſich ſelbſt gefan-
gen. Dann es iſt ſeyn Mammon/ ſein Troſt/ ſein Ab-
gott/ welcher im Tode jhm doch nicht helffen kan: Findet
er aber nichts/ wie den allen geſchicht/ So muß er ſich den-
noch Tag vnd Nacht Peinigen/ biß in den Leiblichen Todt:
Vnd
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Zitationshilfe: | Weigel, Valentin: Gnothi seauton. Nosce te ipsum. Erkenne dich selber O Mensch. Neustadt, 1618, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_gnothi02_1618/98>, abgerufen am 16.02.2025. |