Weigel, Valentin: Gnothi seavton Oder cognosce teipsum genandt. Das Newe Erkenne dich selbst. Bd. 3. Neustadt, 1618.Gnothi Seavton. alle dingeleiblich herfür/ durch die Zeit/ das Auge sihetsich nimmer satt/ das Ohr hörrt sich nimmer satt/ wo ist eine Zunge die allen Geschmack in der Welt kosten möch- te/ Wer kan alle diese grosse Dinge gnugsam auß spre- chen. Auß diesem Garten ist der Mensch gemacht/ vnnd Erkenne dich nur selber/ dann wir seind Engel vnd Das dritte Paradeiß/ ist Ewig vnd Himlisch/ dar- bath D ij
Gnothi Seavton. alle dingeleiblich herfuͤr/ durch die Zeit/ das Auge ſihetſich nimmer ſatt/ das Ohr hoͤrrt ſich nimmer ſatt/ wo iſt eine Zunge die allen Geſchmack in der Welt koſten moͤch- te/ Wer kan alle dieſe groſſe Dinge gnugſam auß ſpre- chen. Auß dieſem Garten iſt der Menſch gemacht/ vnnd Erkenne dich nur ſelber/ dann wir ſeind Engel vnd Das dritte Paradeiß/ iſt Ewig vnd Himliſch/ dar- bath D ij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0027" n="14"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Gnothi Seavton.</hi></fw><lb/> alle dingeleiblich herfuͤr/ durch die Zeit/ das Auge ſihet<lb/> ſich nimmer ſatt/ das Ohr hoͤrrt ſich nimmer ſatt/ wo iſt<lb/> eine Zunge die allen Geſchmack in der Welt koſten moͤch-<lb/> te/ Wer kan alle dieſe groſſe Dinge gnugſam auß ſpre-<lb/> chen.</p><lb/> <p>Auß dieſem Garten iſt der Menſch gemacht/ vnnd<lb/> in dieſen Garten iſt der Menſch geſetzt/ vnnd treget den<lb/> Garten auch in ſich/ vnnd wird von dem Garten geha-<lb/> ben vnnd getragen. Das andere jnnerliche vnſichtbare<lb/> Paradeiß/ oder Garten iſt inwendig im Menſchen wird<lb/> groͤſſer vnnd maͤchtiger denn die gantze Welt/ auß<lb/> dem der Menſch alle Ding nehmen kan/ (So er ſich<lb/> ſelbſt erkennet) was er nur gedencket/ auff dieſer Welt/<lb/> oder Erden/ Ob auch gleich die Erde nicht Frucht brech-<lb/> te/ So die <hi rendition="#aq">Cabaliſtica Magia</hi> beweiſet.</p><lb/> <p>Erkenne dich nur ſelber/ dann wir ſeind Engel vnd<lb/> Kinder Gottes deß Allerhoͤchſten/ darbey ich jetzunder<lb/> nicht weiter meldunge thun wil/ ſuche es an andern Orten<lb/> als im <hi rendition="#aq">Paracelſo</hi> vnd in der heiligen Biblia/ vnd in deinen<lb/> inwendigen verborgenen Menſchen.</p><lb/> <p>Das dritte Paradeiß/ iſt Ewig vnd Himliſch/ dar-<lb/> von lieſet die gantze Biblia/ das Reich Gottes iſt auch im<lb/> Menſchen/ darumb wir alle Tage bitten: Dein Reich <choice><orig>kom<lb/> me</orig><reg>kom-<lb/> me</reg></choice>/ iſt die ewige Ruhe in dem newen Jeruſalem/ wie nach<lb/> gehaltenem Gericht/ auch alle Gleubigen mit der That er-<lb/> fahren werden/ ſo ſie ſich ſelber in Jeſu Chriſto erkandt<lb/> haben. Aber die vngleubigen ſollen fuͤhlen vnnd erfah-<lb/> ren/ die Ewige Vnruhe vnnd Finſterniß/ in welcher<lb/> ſie auff Erden gewandelt haben/ Vnnd den Sa-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">D ij</fw><fw place="bottom" type="catch">bath</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [14/0027]
Gnothi Seavton.
alle dingeleiblich herfuͤr/ durch die Zeit/ das Auge ſihet
ſich nimmer ſatt/ das Ohr hoͤrrt ſich nimmer ſatt/ wo iſt
eine Zunge die allen Geſchmack in der Welt koſten moͤch-
te/ Wer kan alle dieſe groſſe Dinge gnugſam auß ſpre-
chen.
Auß dieſem Garten iſt der Menſch gemacht/ vnnd
in dieſen Garten iſt der Menſch geſetzt/ vnnd treget den
Garten auch in ſich/ vnnd wird von dem Garten geha-
ben vnnd getragen. Das andere jnnerliche vnſichtbare
Paradeiß/ oder Garten iſt inwendig im Menſchen wird
groͤſſer vnnd maͤchtiger denn die gantze Welt/ auß
dem der Menſch alle Ding nehmen kan/ (So er ſich
ſelbſt erkennet) was er nur gedencket/ auff dieſer Welt/
oder Erden/ Ob auch gleich die Erde nicht Frucht brech-
te/ So die Cabaliſtica Magia beweiſet.
Erkenne dich nur ſelber/ dann wir ſeind Engel vnd
Kinder Gottes deß Allerhoͤchſten/ darbey ich jetzunder
nicht weiter meldunge thun wil/ ſuche es an andern Orten
als im Paracelſo vnd in der heiligen Biblia/ vnd in deinen
inwendigen verborgenen Menſchen.
Das dritte Paradeiß/ iſt Ewig vnd Himliſch/ dar-
von lieſet die gantze Biblia/ das Reich Gottes iſt auch im
Menſchen/ darumb wir alle Tage bitten: Dein Reich kom
me/ iſt die ewige Ruhe in dem newen Jeruſalem/ wie nach
gehaltenem Gericht/ auch alle Gleubigen mit der That er-
fahren werden/ ſo ſie ſich ſelber in Jeſu Chriſto erkandt
haben. Aber die vngleubigen ſollen fuͤhlen vnnd erfah-
ren/ die Ewige Vnruhe vnnd Finſterniß/ in welcher
ſie auff Erden gewandelt haben/ Vnnd den Sa-
bath
D ij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |