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Weigel, Valentin: Gnothi seavton Oder cognosce teipsum genandt. Das Newe Erkenne dich selbst. Bd. 3. Neustadt, 1618.

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Gnothi Seavton.

terrae, wir Essen vns selbst/ das ist/ daß in vns ist/ vnd das
darauß wir seind/ gleich wie wir vns auch selber Studie-
ren/ Nemblich das/ das in vns ist/ vnd darauß wir seind.
Die sich selber nicht wollen kennen/ ziehen hin vnd wieder/
suchen zu Wasser vnd Land/ viel Kunst vnnd Weißheit
auß jhnen/ Taulerus vnd ander sagen: O Mensch ke-
re in dich selber/ greiff in dein eigen guth. O miseri ho-
mines ignorantes semetipsos anxje querunt extra
quod in seipsis poßident abundanter.

Nun kom ich auff die vernunfft/ Weißheit/ gehet
auff den andern Theil/ auß dem Gestirne des Firmaments
darin alle Handwercke/ Kunste/ sprachen Faculteten
liegen/ (excaepta Theologia & sancta Justitia) Das
gantze Firmament mit allen Sternen/ ist auch Limus
terrae ein Theil daraus deren der Mensch so wol gemacht
ist/ als aus der Erden. Der Leib als das Hauß ist/ auß
Erden vnd Wasser/ das Leben oder die anima oder Sy-
derische Geist ist auß dem vnnd Lufft als der Einwoh-
ner im Hauß/ der vnsichtige Mensch ist selber das Fir-
mament/ vnd hat alles in sich/ vnd wie dem sichtbaren Lei-
be die speise wechset auß der Erden: Also wechset dem
Geist seine speise auß dem / Das ist/ auß dem Firma-
ment/ dann sind alle Künsten wissenschafft/ handtirungen/
Handwerge/ Sprachen/ Faculteten. Der nun die Kunst
Astronomia studiert/ die Mathematicam, der bawet den
Acker darvon er genommen ist/ denn auß dem er geschaffen
ist/ in das selb ist er wider gesetzt/ vnd hat dasselbe in jhm.
Die Sternen sind alle im Menschen/ klein vnd groß/ wie
wolte sonst ein Astronomus wachsen wenn er nicht den
Acker in sich selber hette/ vnnd Astronomiam? Der da

Stu-

F ij

Gnothi Seavton.

terræ, wir Eſſen vns ſelbſt/ das iſt/ daß in vns iſt/ vnd das
darauß wir ſeind/ gleich wie wir vns auch ſelber Studie-
ren/ Nemblich das/ das in vns iſt/ vnd darauß wir ſeind.
Die ſich ſelber nicht wollen kennen/ ziehen hin vnd wieder/
ſuchen zu Waſſer vnd Land/ viel Kunſt vnnd Weißheit
auß jhnen/ Taulerus vnd ander ſagen: O Menſch ke-
re in dich ſelber/ greiff in dein eigen guth. O miſeri ho-
mines ignorantes ſemetipſos anxjè querunt extra
quod in ſeipſis poßident abundanter.

Nun kom ich auff die vernunfft/ Weißheit/ gehet
auff den andern Theil/ auß dem Geſtirne des Firmaments
darin alle Handwercke/ Kůnſte/ ſprachen Faculteten
liegen/ (excæpta Theologia & ſancta Juſtitia) Das
gantze Firmament mit allen Sternen/ iſt auch Limus
terræ ein Theil daraus deren der Menſch ſo wol gemacht
iſt/ als aus der Erden. Der Leib als das Hauß iſt/ auß
Erden vnd Waſſer/ das Leben oder die anima oder Sy-
deriſche Geiſt iſt auß dem 🜂 vnnd Lufft als der Einwoh-
ner im Hauß/ der vnſichtige Menſch iſt ſelber das Fir-
mament/ vnd hat alles in ſich/ vnd wie dem ſichtbarẽ Lei-
be die ſpeiſe wechſet auß der Erden: Alſo wechſet dem
Geiſt ſeine ſpeiſe auß dem 🜂/ Das iſt/ auß dem Firma-
ment/ dañ ſind alle Kuͤnſten wiſſenſchafft/ handtirungen/
Handwerge/ Sprachẽ/ Faculteten. Der nun die Kunſt
Aſtronomiã ſtudiert/ die Mathematicam, der bawet den
Acker darvon er genommen iſt/ denn auß dem er geſchaffen
iſt/ in das ſelb iſt er wider geſetzt/ vnd hat daſſelbe in jhm.
Die Sternen ſind alle im Menſchen/ klein vnd groß/ wie
wolte ſonſt ein Aſtronomus wachſen wenn er nicht den
Acker in ſich ſelber hette/ vnnd Aſtronomiam? Der da

Stu-

F ij

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[22/0043] Gnothi Seavton. terræ, wir Eſſen vns ſelbſt/ das iſt/ daß in vns iſt/ vnd das darauß wir ſeind/ gleich wie wir vns auch ſelber Studie- ren/ Nemblich das/ das in vns iſt/ vnd darauß wir ſeind. Die ſich ſelber nicht wollen kennen/ ziehen hin vnd wieder/ ſuchen zu Waſſer vnd Land/ viel Kunſt vnnd Weißheit auß jhnen/ Taulerus vnd ander ſagen: O Menſch ke- re in dich ſelber/ greiff in dein eigen guth. O miſeri ho- mines ignorantes ſemetipſos anxjè querunt extra quod in ſeipſis poßident abundanter. Nun kom ich auff die vernunfft/ Weißheit/ gehet auff den andern Theil/ auß dem Geſtirne des Firmaments darin alle Handwercke/ Kůnſte/ ſprachen Faculteten liegen/ (excæpta Theologia & ſancta Juſtitia) Das gantze Firmament mit allen Sternen/ iſt auch Limus terræ ein Theil daraus deren der Menſch ſo wol gemacht iſt/ als aus der Erden. Der Leib als das Hauß iſt/ auß Erden vnd Waſſer/ das Leben oder die anima oder Sy- deriſche Geiſt iſt auß dem 🜂 vnnd Lufft als der Einwoh- ner im Hauß/ der vnſichtige Menſch iſt ſelber das Fir- mament/ vnd hat alles in ſich/ vnd wie dem ſichtbarẽ Lei- be die ſpeiſe wechſet auß der Erden: Alſo wechſet dem Geiſt ſeine ſpeiſe auß dem 🜂/ Das iſt/ auß dem Firma- ment/ dañ ſind alle Kuͤnſten wiſſenſchafft/ handtirungen/ Handwerge/ Sprachẽ/ Faculteten. Der nun die Kunſt Aſtronomiã ſtudiert/ die Mathematicam, der bawet den Acker darvon er genommen iſt/ denn auß dem er geſchaffen iſt/ in das ſelb iſt er wider geſetzt/ vnd hat daſſelbe in jhm. Die Sternen ſind alle im Menſchen/ klein vnd groß/ wie wolte ſonſt ein Aſtronomus wachſen wenn er nicht den Acker in ſich ſelber hette/ vnnd Aſtronomiam? Der da Stu- F ij

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Zitationshilfe:	Weigel, Valentin: Gnothi seavton Oder cognosce teipsum genandt. Das Newe Erkenne dich selbst. Bd. 3. Neustadt, 1618, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_gnothi03_1618/43>, abgerufen am 23.11.2024.

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