Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Weigel, Valentin: Gnothi seavton Oder cognosce teipsum genandt. Das Newe Erkenne dich selbst. Bd. 3. Neustadt, 1618.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Gnothi Seavton.

mit demselben wesentlich vereiniget/ durchs lehrnen/ so
ists gewachsen vnd ist offenbahrt/ das man sprechen kan
er ist ein Philosophus, Astronomus, Physicus, Lau-
tenist/ Steinmetz/ Schmied/ Organist/ Grammati-
cus, Rhetoricus, Dialecticus, &c. Darff von keinen
Pappier Lesen/ wie die falschen/ Er ist das Buch selber
worden/ vnnd weren alle Bücher auß der Welt genom-
men/ so hat er in sich das rechte Buch/ darauß alle Bü-
cher herfliessen/ etc. Wer also im Studieren fortfehret/
der hat den Acker wolgebawet/ vnd mag sich in den Früch-
ten recht erfrewen. Der Mensch erforschet alle pro-
ducta oder gewechse auß der Erden/ vnnd in den
er erforschet was in profundo maris. Jtem/ er sie-
het/ er erkennet die gewechse der Lufft/ Vnnd auch die
Kunst Geomantiam/ darvon wird er genennet ein Geo-
mantist, nicht ein Zauberer/ Er forschet die gewechse
des . Als Schnee/ Regen/ Donner vnd alles meteo-
ra, Darumb wird er geheissen ein Meteorist, Pyroman-
tist (nicht ein Zäuberer) Also vom Wasser ein Hydro-
mantist, von der Erden/ ein Geomantist, das alles will
Gotthaben/ daß der Mensch eben das erforschen/ vnd
vnd lehrnen soll/ darauß er ist/ vnnd das in jhme ist/ sonst
hette er jhn in den Paradeyß behalten/ oder einen Enochia-
ner bleiben lassen/ so er nicht hette sollen das Feld Bawen/
vnnd alle dinge offenbahr machen/ was im Himmel vnnd
Erden verborgen liegt.

Weiter komme ich auß dem Jrrdischen zum Him-Lege de
ligno &
linea vi-
tae.
lischen/ Das ist zum mente, zum Spiraculo vitae, zum
ewigen/ das dann der Himlische limus ist/ Der limus
Coelorum, Denn der Mensch ist auch auß dem Ewigen

gemacht

F iij

Gnothi Seavton.

mit demſelben weſentlich vereiniget/ durchs lehrnen/ ſo
iſts gewachſen vnd iſt offenbahrt/ das man ſprechen kan
er iſt ein Philoſophus, Aſtronomus, Phyſicus, Lau-
teniſt/ Steinmetz/ Schmied/ Organiſt/ Grammati-
cus, Rhetoricus, Dialecticus, &c. Darff von keinen
Pappier Leſen/ wie die falſchen/ Er iſt das Buch ſelber
worden/ vnnd weren alle Buͤcher auß der Welt genom-
men/ ſo hat er in ſich das rechte Buch/ darauß alle Buͤ-
cher herflieſſen/ etc. Wer alſo im Studieren fortfehret/
der hat den Acker wolgebawet/ vnd mag ſich in den Fruͤch-
ten recht erfrewen. Der Menſch erforſchet alle pro-
ducta oder gewechſe auß der Erden/ vnnd in den ♒
er erforſchet was in profundo maris. Jtem/ er ſie-
het/ er erkennet die gewechſe der Lufft/ Vnnd auch die
Kunſt Geomantiam/ darvon wird er genennet ein Geo-
mantiſt, nicht ein Zauberer/ Er forſchet die gewechſe
des 🜂. Als Schnee/ Regen/ Donner vnd alles meteo-
ra, Darumb wird er geheiſſen ein Meteoriſt, Pyroman-
tiſt (nicht ein Zaͤuberer) Alſo vom Waſſer ein Hydro-
mantiſt, von der Erden/ ein Geomantiſt, das alles will
Gotthaben/ daß der Menſch eben das erforſchen/ vnd
vnd lehrnen ſoll/ darauß er iſt/ vnnd das in jhme iſt/ ſonſt
hette er jhn in den Paradeyß behalten/ oder einen Enochia-
ner bleiben laſſen/ ſo er nicht hette ſollen das Feld Bawen/
vnnd alle dinge offenbahr machen/ was im Himmel vnnd
Erden verborgen liegt.

Weiter komme ich auß dem Jrrdiſchen zum Him-Lege de
ligno &
linea vi-
tæ.
liſchen/ Das iſt zum mente, zum Spiraculo vitæ, zum
ewigen/ das dann der Himliſche limus iſt/ Der limus
Cœlorum, Denn der Menſch iſt auch auß dem Ewigen

gemacht

F iij

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0045" n="23"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Gnothi Seavton.</hi></fw><lb/>
mit dem&#x017F;elben we&#x017F;entlich vereiniget/ durchs lehrnen/ &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;ts gewach&#x017F;en vnd i&#x017F;t offenbahrt/ das man &#x017F;prechen kan<lb/>
er i&#x017F;t ein <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;ophus, A&#x017F;tronomus, Phy&#x017F;icus,</hi> Lau-<lb/>
teni&#x017F;t/ Steinmetz/ Schmied/ Organi&#x017F;t/ <hi rendition="#aq">Grammati-<lb/>
cus, Rhetoricus, Dialecticus, &amp;c.</hi> Darff von keinen<lb/>
Pappier Le&#x017F;en/ wie die fal&#x017F;chen/ Er i&#x017F;t das Buch &#x017F;elber<lb/>
worden/ vnnd weren alle Bu&#x0364;cher auß der Welt genom-<lb/>
men/ &#x017F;o hat er in &#x017F;ich das rechte Buch/ darauß alle Bu&#x0364;-<lb/>
cher herflie&#x017F;&#x017F;en/ etc. Wer al&#x017F;o im Studieren fortfehret/<lb/>
der hat den Acker wolgebawet/ vnd mag &#x017F;ich in den Fru&#x0364;ch-<lb/>
ten recht erfrewen. Der Men&#x017F;ch erfor&#x017F;chet alle <hi rendition="#aq">pro-<lb/>
ducta</hi> oder gewech&#x017F;e auß der Erden/ vnnd in den &#x2652;<lb/>
er erfor&#x017F;chet was <hi rendition="#aq">in profundo maris.</hi> Jtem/ er &#x017F;ie-<lb/>
het/ er erkennet die gewech&#x017F;e der Lufft/ Vnnd auch die<lb/>
Kun&#x017F;t <hi rendition="#aq">Geomantiam/</hi> darvon wird er genennet ein <hi rendition="#aq">Geo-<lb/>
manti&#x017F;t,</hi> nicht ein Zauberer/ Er for&#x017F;chet die gewech&#x017F;e<lb/>
des &#x1F702;. Als Schnee/ Regen/ Donner vnd alles <hi rendition="#aq">meteo-<lb/>
ra,</hi> Darumb wird er gehei&#x017F;&#x017F;en ein <hi rendition="#aq">Meteori&#x017F;t, Pyroman-<lb/>
ti&#x017F;t</hi> (nicht ein Za&#x0364;uberer) Al&#x017F;o vom Wa&#x017F;&#x017F;er ein <hi rendition="#aq">Hydro-<lb/>
manti&#x017F;t,</hi> von der Erden/ ein <hi rendition="#aq">Geomanti&#x017F;t,</hi> das alles will<lb/>
Gotthaben/ daß der Men&#x017F;ch eben das erfor&#x017F;chen/ vnd<lb/>
vnd lehrnen &#x017F;oll/ darauß er i&#x017F;t/ vnnd das in jhme i&#x017F;t/ &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
hette er jhn in den Paradeyß behalten/ oder einen Enochia-<lb/>
ner bleiben la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;o er nicht hette &#x017F;ollen das Feld Bawen/<lb/>
vnnd alle dinge offenbahr machen/ was im Himmel vnnd<lb/>
Erden verborgen liegt.</p><lb/>
          <p>Weiter komme ich auß dem Jrrdi&#x017F;chen zum Him-<note place="right"><hi rendition="#aq">Lege de<lb/>
ligno &amp;<lb/>
linea vi-<lb/>
tæ.</hi></note><lb/>
li&#x017F;chen/ Das i&#x017F;t zum <hi rendition="#aq">mente,</hi> zum <hi rendition="#aq">Spiraculo vitæ,</hi> zum<lb/>
ewigen/ das dann der Himli&#x017F;che <hi rendition="#aq">limus</hi> i&#x017F;t/ Der <hi rendition="#aq">limus<lb/>
C&#x0153;lorum,</hi> Denn der Men&#x017F;ch i&#x017F;t auch auß dem Ewigen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F iij</fw><fw place="bottom" type="catch">gemacht</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[23/0045] Gnothi Seavton. mit demſelben weſentlich vereiniget/ durchs lehrnen/ ſo iſts gewachſen vnd iſt offenbahrt/ das man ſprechen kan er iſt ein Philoſophus, Aſtronomus, Phyſicus, Lau- teniſt/ Steinmetz/ Schmied/ Organiſt/ Grammati- cus, Rhetoricus, Dialecticus, &c. Darff von keinen Pappier Leſen/ wie die falſchen/ Er iſt das Buch ſelber worden/ vnnd weren alle Buͤcher auß der Welt genom- men/ ſo hat er in ſich das rechte Buch/ darauß alle Buͤ- cher herflieſſen/ etc. Wer alſo im Studieren fortfehret/ der hat den Acker wolgebawet/ vnd mag ſich in den Fruͤch- ten recht erfrewen. Der Menſch erforſchet alle pro- ducta oder gewechſe auß der Erden/ vnnd in den ♒ er erforſchet was in profundo maris. Jtem/ er ſie- het/ er erkennet die gewechſe der Lufft/ Vnnd auch die Kunſt Geomantiam/ darvon wird er genennet ein Geo- mantiſt, nicht ein Zauberer/ Er forſchet die gewechſe des 🜂. Als Schnee/ Regen/ Donner vnd alles meteo- ra, Darumb wird er geheiſſen ein Meteoriſt, Pyroman- tiſt (nicht ein Zaͤuberer) Alſo vom Waſſer ein Hydro- mantiſt, von der Erden/ ein Geomantiſt, das alles will Gotthaben/ daß der Menſch eben das erforſchen/ vnd vnd lehrnen ſoll/ darauß er iſt/ vnnd das in jhme iſt/ ſonſt hette er jhn in den Paradeyß behalten/ oder einen Enochia- ner bleiben laſſen/ ſo er nicht hette ſollen das Feld Bawen/ vnnd alle dinge offenbahr machen/ was im Himmel vnnd Erden verborgen liegt. Weiter komme ich auß dem Jrrdiſchen zum Him- liſchen/ Das iſt zum mente, zum Spiraculo vitæ, zum ewigen/ das dann der Himliſche limus iſt/ Der limus Cœlorum, Denn der Menſch iſt auch auß dem Ewigen gemacht Lege de ligno & linea vi- tæ. F iij

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_gnothi03_1618
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_gnothi03_1618/45
Zitationshilfe:	Weigel, Valentin: Gnothi seavton Oder cognosce teipsum genandt. Das Newe Erkenne dich selbst. Bd. 3. Neustadt, 1618, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_gnothi03_1618/45>, abgerufen am 23.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.