Weigel, Valentin: Der güldene Griff/ Alle Ding ohne Jrrthumb zuerkennen. Halle (Saale), 1613.Der güldene Griff. darüber was sie sehen in der heiligen Schrifft ist jhnen ein ange-nehm Zeugnis/ vnd kömpt mit dem Hertzen vberein/ der Verstand ist in jhnen vnd auch in der Biblia/ vnd also wissen sie die heilige Schrifft zugebrauchen/ dieselbigen alle sind vnnd bleiben einig in dem Verstande/ bey jhnen ist ein Glaub/ ein Geist/ ein Chri- stus/ ein Tauff/ da ist kein Spaltung im heiligen Glauben/ da ist auch kein Antichrist vnter jhnen/ (wiewohl sie vnter dem Anti- christ wohnen müssen) dieweil sie alle eins sind vnter dem einigen Christo/ durch den Geist zusammen gebunden/ darumb/ wie in der natürlichen Erkentnis das Vrtheil kömpt vom Auge selber/ wirck- licher weise/ vnd creatürlich in das objectum, vnd geübet vielfel- tige judicia vnd Spaltung/ also in der vbernatürlichen Erkendt- nis/ kömpt das Vrtheil auch her von dem Auge selber/ durch die Erleuchtung des Worts Gottes/ des H. Geistes/ auch von jnnen herauß/ aber nicht wircklich/ sondern leidenlich/ nicht creatürlich/ sondern göttlich/ Also bleibet die einige Warheit vngespalten/ bey allen rechtgleubigen Christen/ dieweil sie sich den einigen Geist vnter geben. Das dreyzehende Capitel. Das in der vbernatürlichen Erkendtnis Gott sey/ als das Auge selber im Menschen/ als auch sein Werckzeug/ daraus lauter Einigkeit folget im Himmel. DJeweil die natürliche Erkentnis mag genent schung F iij
Der guͤldene Griff. daruͤber was ſie ſehen in der heiligen Schrifft iſt jhnen ein ange-nehm Zeugnis/ vnd koͤmpt mit dem Hertzen vberein/ der Verſtand iſt in jhnen vnd auch in der Biblia/ vnd alſo wiſſen ſie die heilige Schrifft zugebrauchen/ dieſelbigen alle ſind vnnd bleiben einig in dem Verſtande/ bey jhnen iſt ein Glaub/ ein Geiſt/ ein Chri- ſtus/ ein Tauff/ da iſt kein Spaltung im heiligen Glauben/ da iſt auch kein Antichriſt vnter jhnen/ (wiewohl ſie vnter dem Anti- chriſt wohnen muͤſſen) dieweil ſie alle eins ſind vnter dem einigen Chriſto/ durch den Geiſt zuſammen gebunden/ darumb/ wie in der natuͤrlichen Erkentnis das Vrtheil koͤmpt vom Auge ſelber/ wirck- licher weiſe/ vnd creatuͤrlich in das objectum, vnd geuͤbet vielfel- tige judicia vnd Spaltung/ alſo in der vbernatuͤrlichen Erkendt- nis/ koͤmpt das Vrtheil auch her von dem Auge ſelber/ durch die Erleuchtung des Worts Gottes/ des H. Geiſtes/ auch von jnnen herauß/ aber nicht wircklich/ ſondern leidenlich/ nicht creatuͤrlich/ ſondern goͤttlich/ Alſo bleibet die einige Warheit vngeſpalten/ bey allen rechtgleubigen Chriſten/ dieweil ſie ſich den einigen Geiſt vnter geben. Das dreyzehende Capitel. Das in der vbernatuͤrlichen Erkendtnis Gott ſey/ als das Auge ſelber im Menſchen/ als auch ſein Werckzeug/ daraus lauter Einigkeit folget im Himmel. DJeweil die natuͤrliche Erkentnis mag genent ſchung F iij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0047"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der guͤldene Griff.</hi></fw><lb/> daruͤber was ſie ſehen in der heiligen Schrifft iſt jhnen ein ange-<lb/> nehm Zeugnis/ vnd koͤmpt mit dem Hertzen vberein/ der Verſtand<lb/> iſt in jhnen vnd auch in der Biblia/ vnd alſo wiſſen ſie die heilige<lb/> Schrifft zugebrauchen/ dieſelbigen alle ſind vnnd bleiben einig<lb/> in dem Verſtande/ bey jhnen iſt ein Glaub/ ein Geiſt/ ein Chri-<lb/> ſtus/ ein Tauff/ da iſt kein Spaltung im heiligen Glauben/ da iſt<lb/> auch kein Antichriſt vnter jhnen/ (wiewohl ſie vnter dem Anti-<lb/> chriſt wohnen muͤſſen) dieweil ſie alle eins ſind vnter dem einigen<lb/> Chriſto/ durch den Geiſt zuſammen gebunden/ darumb/ wie in der<lb/> natuͤrlichen Erkentnis das Vrtheil koͤmpt vom Auge ſelber/ wirck-<lb/> licher weiſe/ vnd creatuͤrlich in das <hi rendition="#aq">objectum,</hi> vnd geuͤbet vielfel-<lb/> tige <hi rendition="#aq">judicia</hi> vnd Spaltung/ alſo in der vbernatuͤrlichen Erkendt-<lb/> nis/ koͤmpt das Vrtheil auch her von dem Auge ſelber/ durch die<lb/> Erleuchtung des Worts Gottes/ des H. Geiſtes/ auch von jnnen<lb/> herauß/ aber nicht wircklich/ ſondern leidenlich/ nicht creatuͤrlich/<lb/> ſondern goͤttlich/ Alſo bleibet die einige Warheit vngeſpalten/ bey<lb/> allen rechtgleubigen Chriſten/ dieweil ſie ſich den einigen Geiſt<lb/> vnter geben.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="1"> <head><hi rendition="#b">Das dreyzehende Capitel.<lb/> Das in der vbernatuͤrlichen Erkendtnis<lb/> Gott ſey/ als das Auge ſelber im Menſchen/ als auch</hi><lb/> ſein Werckzeug/ daraus lauter Einigkeit folget<lb/> im Himmel.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>Jeweil die natuͤrliche Erkentnis mag genent<lb/> werden eine creatuͤrliche Erkentnis/ darumb daß es die<lb/><choice><sic>Creatnr</sic><corr>Creatur</corr></choice> durch eigne Kraͤffte/ Vermoͤgens/ Nachfor-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">F iij</fw><fw place="bottom" type="catch">ſchung</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0047]
Der guͤldene Griff.
daruͤber was ſie ſehen in der heiligen Schrifft iſt jhnen ein ange-
nehm Zeugnis/ vnd koͤmpt mit dem Hertzen vberein/ der Verſtand
iſt in jhnen vnd auch in der Biblia/ vnd alſo wiſſen ſie die heilige
Schrifft zugebrauchen/ dieſelbigen alle ſind vnnd bleiben einig
in dem Verſtande/ bey jhnen iſt ein Glaub/ ein Geiſt/ ein Chri-
ſtus/ ein Tauff/ da iſt kein Spaltung im heiligen Glauben/ da iſt
auch kein Antichriſt vnter jhnen/ (wiewohl ſie vnter dem Anti-
chriſt wohnen muͤſſen) dieweil ſie alle eins ſind vnter dem einigen
Chriſto/ durch den Geiſt zuſammen gebunden/ darumb/ wie in der
natuͤrlichen Erkentnis das Vrtheil koͤmpt vom Auge ſelber/ wirck-
licher weiſe/ vnd creatuͤrlich in das objectum, vnd geuͤbet vielfel-
tige judicia vnd Spaltung/ alſo in der vbernatuͤrlichen Erkendt-
nis/ koͤmpt das Vrtheil auch her von dem Auge ſelber/ durch die
Erleuchtung des Worts Gottes/ des H. Geiſtes/ auch von jnnen
herauß/ aber nicht wircklich/ ſondern leidenlich/ nicht creatuͤrlich/
ſondern goͤttlich/ Alſo bleibet die einige Warheit vngeſpalten/ bey
allen rechtgleubigen Chriſten/ dieweil ſie ſich den einigen Geiſt
vnter geben.
Das dreyzehende Capitel.
Das in der vbernatuͤrlichen Erkendtnis
Gott ſey/ als das Auge ſelber im Menſchen/ als auch
ſein Werckzeug/ daraus lauter Einigkeit folget
im Himmel.
DJeweil die natuͤrliche Erkentnis mag genent
werden eine creatuͤrliche Erkentnis/ darumb daß es die
Creatur durch eigne Kraͤffte/ Vermoͤgens/ Nachfor-
ſchung
F iij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |