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Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674.

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Capitel. und Fühlbarkeiten.
sie gewisse Gestaltsamkeiten geben/ die den Personen anhangen/
und so ferne sie fühlbar sind/ das ist/ so ferne sie so und so/ wohl
oder übel/ auffgenommen werden/ und die Moralische Empfin-
dungs-Krafft/ auff gewisse Maase rühren können; ob sie gleich
vornemlich in einem gewissen Thun/ oder in einer vollkommenen
Geschickligkeit und Fertigkeit dazu/ bestehen/ davon hernach.

§. 4. Ferner und vors 2. wie die Natur etliche Qualitäten
hat/ womit sie die sonderbahren Sinne der animalischen Cörpe[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
rühret/ und zwar die äusserlichen/ als

1. mit Licht und Farbe/ das Gesicht/
2. mit Thon und Schall/ das Gehör/
3. mit allerley Geschmack/ den Geschmack/
4. mit allerley Geruch/ den Geruch; (denn man hat auch in
täglich vorfallenden unterschiedenen Sachen nicht über-
all unterschiedene Nahmen machen wollen;)

Also hat die moralische Welt auch dergleichen Qualitäten/
welche den moralischen gemeinen Sinn/ nemlich die Imputation,
Anrechnungs- und Anziehungs-Krafft/ gleichsam äusserlich
besonders rühren. Und wie der moralische Sinn mit den blosen
cörperlichen Sinnen des Menschen nicht viel Gemeinschafft hat/
(wiewohl man bisweilen Schertz halber/ bey Empsindung einer
moralischen Fühlbarkeit/ auch/ wie schmeckt dir das? Jtem/ es
kompt mir sauer an/ es reucht mir sauer in die Nase/ etc. zu sagen
pfleget/ dahin auch der frantzösische disgoust gezogen werden
mag) denen beyden Gemüths-Sinnen aber am ähnlichsten ist;
also sind die Qualitäten/ so diesen Sinn rühren/ auch den Seh-
und Hör-Qualitäten gleichförmig.

Wie denn

1. als Licht und Farbe/ die Clarität und Bekantschafft in
der Welt
2. als Dunckel und Schatten/ die Obscurität/ und Unbe-
kantschafft
3. als Thon und Schall/ die Celebrität und Rühmligkeit
4. als die Stille/ die Incelebrität und Unrühmligkeit/ sich
darstellet.
§. 5. De-
N

Capitel. und Fuͤhlbarkeiten.
ſie gewiſſe Geſtaltſamkeiten geben/ die den Perſonen anhangen/
und ſo ferne ſie fuͤhlbar ſind/ das iſt/ ſo ferne ſie ſo und ſo/ wohl
oder uͤbel/ auffgenommen werden/ und die Moraliſche Empfin-
dungs-Krafft/ auff gewiſſe Maaſe ruͤhren koͤnnen; ob ſie gleich
vornemlich in einem gewiſſen Thun/ oder in einer vollkommenen
Geſchickligkeit und Fertigkeit dazu/ beſtehen/ davon hernach.

§. 4. Ferner und vors 2. wie die Natur etliche Qualitaͤten
hat/ womit ſie die ſonderbahren Sinne der animaliſchen Coͤrpe[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
ruͤhret/ und zwar die aͤuſſerlichen/ als

1. mit Licht und Farbe/ das Geſicht/
2. mit Thon und Schall/ das Gehoͤr/
3. mit allerley Geſchmack/ den Geſchmack/
4. mit allerley Geruch/ den Geruch; (denn man hat auch in
taͤglich vorfallenden unterſchiedenen Sachen nicht uͤber-
all unterſchiedene Nahmen machen wollen;)

Alſo hat die moraliſche Welt auch dergleichen Qualitaͤten/
welche den moraliſchen gemeinen Sinn/ nemlich die Imputation,
Anrechnungs- und Anziehungs-Krafft/ gleichſam aͤuſſerlich
beſonders ruͤhren. Und wie der moraliſche Sinn mit den bloſen
coͤrperlichen Sinnen des Menſchen nicht viel Gemeinſchafft hat/
(wiewohl man bisweilen Schertz halber/ bey Empſindung einer
moraliſchen Fuͤhlbarkeit/ auch/ wie ſchmeckt dir das? Jtem/ es
kompt mir ſauer an/ es reucht mir ſauer in die Naſe/ etc. zu ſagen
pfleget/ dahin auch der frantzoͤſiſche disgouſt gezogen werden
mag) denen beyden Gemuͤths-Sinnen aber am aͤhnlichſten iſt;
alſo ſind die Qualitaͤten/ ſo dieſen Sinn ruͤhren/ auch den Seh-
und Hoͤr-Qualitaͤten gleichfoͤrmig.

Wie denn

1. als Licht und Farbe/ die Claritaͤt und Bekantſchafft in
der Welt
2. als Dunckel und Schatten/ die Obſcuritaͤt/ und Unbe-
kantſchafft
3. als Thon und Schall/ die Celebritaͤt und Ruͤhmligkeit
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darſtellet.
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[97/0107] Capitel. und Fuͤhlbarkeiten. ſie gewiſſe Geſtaltſamkeiten geben/ die den Perſonen anhangen/ und ſo ferne ſie fuͤhlbar ſind/ das iſt/ ſo ferne ſie ſo und ſo/ wohl oder uͤbel/ auffgenommen werden/ und die Moraliſche Empfin- dungs-Krafft/ auff gewiſſe Maaſe ruͤhren koͤnnen; ob ſie gleich vornemlich in einem gewiſſen Thun/ oder in einer vollkommenen Geſchickligkeit und Fertigkeit dazu/ beſtehen/ davon hernach. §. 4. Ferner und vors 2. wie die Natur etliche Qualitaͤten hat/ womit ſie die ſonderbahren Sinne der animaliſchen Coͤrpe_ ruͤhret/ und zwar die aͤuſſerlichen/ als 1. mit Licht und Farbe/ das Geſicht/ 2. mit Thon und Schall/ das Gehoͤr/ 3. mit allerley Geſchmack/ den Geſchmack/ 4. mit allerley Geruch/ den Geruch; (denn man hat auch in taͤglich vorfallenden unterſchiedenen Sachen nicht uͤber- all unterſchiedene Nahmen machen wollen;) Alſo hat die moraliſche Welt auch dergleichen Qualitaͤten/ welche den moraliſchen gemeinen Sinn/ nemlich die Imputation, Anrechnungs- und Anziehungs-Krafft/ gleichſam aͤuſſerlich beſonders ruͤhren. Und wie der moraliſche Sinn mit den bloſen coͤrperlichen Sinnen des Menſchen nicht viel Gemeinſchafft hat/ (wiewohl man bisweilen Schertz halber/ bey Empſindung einer moraliſchen Fuͤhlbarkeit/ auch/ wie ſchmeckt dir das? Jtem/ es kompt mir ſauer an/ es reucht mir ſauer in die Naſe/ etc. zu ſagen pfleget/ dahin auch der frantzoͤſiſche disgouſt gezogen werden mag) denen beyden Gemuͤths-Sinnen aber am aͤhnlichſten iſt; alſo ſind die Qualitaͤten/ ſo dieſen Sinn ruͤhren/ auch den Seh- und Hoͤr-Qualitaͤten gleichfoͤrmig. Wie denn 1. als Licht und Farbe/ die Claritaͤt und Bekantſchafft in der Welt 2. als Dunckel und Schatten/ die Obſcuritaͤt/ und Unbe- kantſchafft 3. als Thon und Schall/ die Celebritaͤt und Ruͤhmligkeit 4. als die Stille/ die Incelebritaͤt und Unruͤhmligkeit/ ſich darſtellet. §. 5. De- N

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Zitationshilfe: Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_moralweissheit_1674/107>, abgerufen am 21.11.2024.